
Der "Schoppenfranz" ist ein Ausflugslokal in einmaliger Lage: an der Ruine Homburg, mitten in der Natur über den Weinbergen Gössenheims. Doch seit dem Frühjahr 2020 ist er geschlossen und stand seither zum Verkauf. Die ehrgeizigen gastronomischen Pläne eines jungen Weickersgrübeners scheiterten an der Finanzierung. Inzwischen haben sich andere Käufer gefunden, die bereits dort wohnen und dem Schoppenfranz bald neues Leben einhauchen möchten.
Viele Interessenten, aber viele mit zu wenig Geld
"Es waren erstaunlich viele Interessenten", erzählt der bisherige Eigentümer Lothar Münch, 86, aus Rieneck, dessen Tochter den seit 1947 bestehenden Schoppenfranz bis zum Februar 2020 betrieb – "alle möglichen und unmöglichen". Ihm sei es wichtig gewesen, dass beim Schoppenfranz wieder eine Möglichkeit zur Einkehr geschaffen wird, weshalb er mit den Käufern sehr zufrieden sei. Die hätten sich schnell entschieden. Entscheidend sei natürlich auch gewesen, dass die Interessenten das nötige Kleingeld mitbringen. "Manche wollten's geschenkt haben." Münch habe das Ausflugslokal zunächst örtlichen Gastronomen und Winzern angeboten, damit die nicht hinterher sagen, sie hätten es gerne gekauft, aber von deren Seite habe offensichtlich kein Interesse bestanden.
Dass es für ihn hingegen nicht geklappt hat mit dem Schoppenfranz, darüber ist der Weickersgrübener Kai Stöckl etwas enttäuscht. Ihm schwebte ein umfangreiches gastronomisches Angebot mit Lieferservice vor. Weil die Banken wegen Corona zurückhaltend gewesen seien, versuchte er über Crowdfunding im Internet 45 000 Euro zusammenzubekommen. Doch das Ziel war zu hoch gesteckt. Jetzt habe er, der ein Ladengeschäft mit Großhandel für E-Zigaretten in Retzbach betreibt, mit dem Import von Lebensmitteln aus den USA begonnen, berichtet Stöckl. Das gehe zu seiner Überraschung "durch die Decke".
Neue Eigentümer informieren mit Aushängen
Am Schoppenfranz wird derweil fleißig geschafft. Im Schaukasten oberhalb hängt ein Zettel, auf dem die neue junge Eigentümerfamilie Besucher auf dem Laufenden hält, was den Umbau und die Pläne zur Wiedereröffnung anbelangt. Demnach sind die Arbeiten am Dach abgeschlossen und ab Oktober sollen Pflasterarbeiten beginnen, mit deren Ende sie noch in diesem Jahr rechnet. In Bezug auf den Betrieb des Lokals heißt es: "Solange die Arbeiten am und im Haus in vollem Gange sind, können wir die Gastronomie leider noch nicht wieder in Betrieb nehmen." Erst sollen die Arbeiten abgeschlossen werden, dann möchten sich die neuen Eigentümer Gedanken über das Ausflugslokal machen. Über neue Aushänge wollen sie Besucher auf dem Laufenden halten. Bei einem netten Gespräch hat der neue Eigentümer der Redaktion einiges von sich, wie es zum Kauf kam und welche Arbeiten anstehen erzählt, sich dann aber entschieden, das noch nicht in der Zeitung lesen zu wollen, da noch zu vieles ungewiss sei.
Gössenheims Bürgermeister Klaus Schäfer freut sich jedenfalls, dass in den Schoppenfranz wieder Leben einkehren soll: "Das kann ich nur gutheißen, dass an diesem hoch frequentierten Ausflugsziel, der Homburg, wieder bewirtschaftet wird." Die ganze Zeit habe etwas gefehlt. Schäfer ist guter Dinge, dass sich bezüglich einer Wiedereröffnung schon in den nächsten Monaten etwas tut. Der vormalige Eigentümer Lothar Münch hat derweil einen Tipp für die neuen Eigentümer, die selbst noch über keine gastronomische Erfahrung verfügen: "Lieber sich langsam einarbeiten." Wenn man sich anfangs zu viel vornehme, könnte es schiefgehen.