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Würzburg
Leben mit Chronischem Fatigue Syndrom: Drei Betroffene aus Unterfranken berichten
Durch die Corona-Pandemie gibt es immer mehr Erkrankte mit Myalgischer Enzephalomyelitis/ Chronischem Fatigue-Syndrom. Betroffene finden kaum Ärzte in der Region.
Klara H. hat sich 2020 mit dem Coronavirus angesteckt und ist seitdem nicht mehr gesund geworden.
Foto: Christoph Weiss | Klara H. hat sich 2020 mit dem Coronavirus angesteckt und ist seitdem nicht mehr gesund geworden.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 14.05.2023 02:24 Uhr

Das Chronische Fatigue Syndrom ist eine heimtückische Krankheit, die oft junge Menschen aus ihrem Alltag reißt und zu Pflegefällen macht. Etwa 500.000 Menschen in Deutschland leiden an Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS), so die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Die Anzahl der Erkrankten habe sich durch die Corona-Pandemie verdoppelt. 

Die Ursache der Erkrankung ist bislang unbekannt. Sie tritt vor allem nach einem Virusinfekt wie einer Grippe, Corona oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber auf. Betroffene leiden an ausgeprägter Erschöpfung und einer sehr hohen Belastungsintoleranz. Ihr Körper ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Energie bereitzustellen.

Diese Redaktion hat mehrfach über das Thema Chronisches Fatigue Syndrom berichtet. Daraufhin haben sich viele Menschen gemeldet, die selbst an der Krankheit leiden oder Angehörige von Erkrankten sind. Was alle vereint ist, dass sie kaum medizinische Hilfe in der Region finden.

Mittlerweile gibt es für Würzburg und Umgebung eine Selbsthilfegruppe, der aktuell 39 Erkrankte angehören. Wir haben mit drei Betroffenen dieser Krankheit gesprochen.

Sabine H. (53), Landkreis Main-Spessart: "Vom Gesundheitssystem fühle ich mich alleingelassen."

Sabine H sitzt mit heruntergelassenen Rollläden in ihrer Wohnung. Die ehemalige Sozialpädagogin aus dem Landkreis Main-Spessart kämpft seit 30 Jahren mit der Krankheit.
Foto: Christoph Weiss | Sabine H sitzt mit heruntergelassenen Rollläden in ihrer Wohnung. Die ehemalige Sozialpädagogin aus dem Landkreis Main-Spessart kämpft seit 30 Jahren mit der Krankheit.

"Früher war ich sportlich aktiv und liebte es, in der Natur zu wandern oder Rad zu fahren, bis meine Krankheit mich ausbremste. Ich bin seit vielen Jahren von ME/CFS betroffen. Doch viele Jahre hatte ich keine richtige Diagnose, wurde falsch diagnostiziert und immer wieder zu mehr Leistung und Bewegung animiert – mit fatalen Folgen für meine Gesundheit. Manchmal habe ich regelrecht in den Schmerz hineintrainiert, was aufgrund der Belastungsintoleranz bei dieser Erkrankung meist zu einer Verschlechterung des Zustands führt.

Angefangen hat die Krankheit bei mir im jungen Erwachsenenalter, wahrscheinlich nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr Virus. Plötzlich strengten mich die kleinsten Dinge des Alltags an. Ich erholte mich nicht mehr, war immer wieder zwei oder drei Wochen schwer krank, musste im Bett bleiben.

Und ich hatte zunehmend diese fiesen Schmerzen. Im Laufe der Jahre kamen weitere Erkrankungen hinzu. Die Symptome verschlimmerten sich, bis sich die Multisystem-Erkrankung in ihrer ganzen Bandbreite zeigte. Seit 2019 kann ich nicht mehr arbeiten und bin auf Hilfe zur Bewältigung meines Alltags angewiesen.

"Wir Kranken müssen unsere Krankheit ständig aufs Neue beweisen"
Sabine H., ME/CFS-Patientin

Mein Freundeskreis ist im Laufe der Jahre stark geschrumpft. Gemeinsame Unternehmungen waren nicht mehr planbar, ich musste krankheitsbedingt immer wieder Treffen absagen.

Vom Gesundheitssystem fühle ich mich alleingelassen. Wir Kranken müssen um jede Kleinigkeit kämpfen und unsere Krankheit ständig aufs Neue beweisen. Anträge stellen, über den Grad der Schwerbehinderung oder die Übernahme der Fahrtkosten - um all diese Dinge muss ich mich trotz der schweren Krankheit kümmern. So lehnte es meine Krankenkasse beispielsweise mehrfach trotz meiner Mobilitätseinschränkungen ab, die Fahrten zur Schmerzbehandlung als Krankenfahrten zu übernehmen.

Noch dazu finde ich keinen Hausarzt, der bereit ist, sich mit den Besonderheiten meines Krankheitsbilds zu beschäftigen. Mein Traum wäre eine interdisziplinäre ME/CFS-Ambulanz, bei der ich mich nicht immer wieder neu erklären muss. Das würde uns Kranken viel Kraft und Energie sparen. Natürlich träume ich davon, irgendwann wieder Fahrrad zu fahren."

Klara H. (23), Würzburg: "Immer wieder werden wir Kranken in die Psycho-Ecke gedrängt."

Klara H. sitzt mit Lärmschutz-Kopfhörern in ihrem Bett. Die ehemalige Krankenschwester aus Würzburg kann die Wohnung nur im wenigen Fällen verlassen und dann nur mit dem Rollstuhl.
Foto: Christoph Weiss | Klara H. sitzt mit Lärmschutz-Kopfhörern in ihrem Bett. Die ehemalige Krankenschwester aus Würzburg kann die Wohnung nur im wenigen Fällen verlassen und dann nur mit dem Rollstuhl.

"Ich bin 23 Jahre alt, gelernte Krankenschwester und seit mehr als zwei Jahren von Post-Covid betroffen und infolgedessen an ME/CFS erkrankt. Im Dezember 2020 habe ich mich mit dem Coronavirus angesteckt – vermutlich im Krankenhaus bei der Arbeit. Zuerst hatte ich nur Schnupfen und Husten, aber dann wurde es mit jedem Tag schlimmer und ich war fast vier Wochen lang krank. Gesund geworden bin ich bis heute nicht.

Dann ging die Reise los, zu Ärzten und Fachärzten. Die Versorgungslage für Patientinnen und Patienten mit dieser Krankheit hier in der Region ist katastrophal. Wenige Ärzte in Würzburg und Umgebung interessieren sich für diese Erkrankung. Meine Hausärztin ist wenig hilfreich, sie kannte die Krankheit nicht.

Auch in der Uniklinik bin ich immer wieder auf Unverständnis gestoßen. Selbst um neurologische Standarduntersuchungen musste ich kämpfen. Immer wieder werden wir Kranken in die Psycho-Ecke gedrängt. Dabei ist ME/CFS keine psychische Erkrankung.

"Ich habe furchtbare Schmerzen und meine Erkrankung ist fortschreitend."
Klara H., ME/CFS-Patientin

Gegenwärtig bin ich schwer betroffen und kann nur noch selten das Haus verlassen, zum Beispiel für einen Arztbesuch. Mein Freund versorgt mich, meine Eltern wohnen weit entfernt. Ich verbringe die Tage im Bett und bewege mich mittlerweile mit einem Rollstuhl fort. Lesen oder fernsehen geht kaum noch, da mir die kognitive Leistungsfähigkeit fehlt und mich die Reize überfordern. Meistens höre ich Podcasts oder Hörspiele. Ich habe furchtbare Schmerzen und meine Erkrankung ist fortschreitend.

Ein Jahr lang habe ich noch Kranken- und später Arbeitslosengeld bekommen, dann wurde ich in Rente geschickt. Trotz der Schwere meiner Erkrankung habe ich noch keinen Pflegegrad, er wurde schon zweimal abgelehnt.

Für meinen Freund ist die Situation belastend. Ich wünsche mir, dass die Krankheit endlich anerkannt wird. Und ich würde gerne ein bisschen Lebensqualität zurückbekommen, um mehr am Leben teilhaben zu können."

Nadine B. (32), Landkreis Rhön-Grabfeld: "Wie viele Erkrankte habe ich einen Ärzte-Marathon hinter mir."

Nadine B. leidet seit 2008 unter Chronischem Fatigue Syndrom. Seit 2022 ist sie vollständig erwerbsgemindert und lebt von Grundsicherung.
Foto: Nadine B. | Nadine B. leidet seit 2008 unter Chronischem Fatigue Syndrom. Seit 2022 ist sie vollständig erwerbsgemindert und lebt von Grundsicherung.

"Im Jahr 2008 habe ich Pfeiffersches Drüsenfieber bekommen, da war ich 18 Jahre alt - und ich bin nicht mehr gesund geworden. Alles fing mit einer Mandelentzündung an, das grippeähnliche Gefühl habe ich bis heute behalten. Es ging nicht mehr weg. Ich fühlte mich schlapp und hatte keine Kraft mehr.

Meine Ausbildung als Steuerfachangestellte musste ich abbrechen. Bald war klar, dass ich nicht mehr arbeiten kann. Weil ich so jung erkrankt bin und zu kurz eingezahlt habe, bekomme ich keine Rente sondern lebe von Grundsicherung.

"Die Diagnose war keine Erleichterung, denn die Krankheit ist unberechenbar."
Nadine B., ME/CFS-Patientin

Wie viele Erkrankte habe ich einen Ärzte-Marathon hinter mir. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet. Erst 2017 erhielt ich die Diagnose ME/CFS. Doch die Diagnose war keine Erleichterung. Die Erkrankung ist unberechenbar. Durch die drei Corona-Impfungen und eine anschließende Corona-Infektion hat sich mein Zustand weiter verschlechtert. Ich habe sehr starke Schmerzen am ganzen Körper und ich leide unter Schlaflosigkeit und Übelkeit.

Im täglichen Leben bin ich auf Unterstützung angewiesen. Zum Glück kann ich noch bei meiner Familie wohnen. Eine eigene Wohnung hatte ich nie. Außerdem habe ich ein Netz an guten Freundinnen und Freunden. Natürlich läuft vieles nur über das Handy. Aber ich versuche so, am Leben meiner Freundinnen teilzuhaben und auch ihre Kinder mit aufwachsen zu sehen. 

In den ersten Jahren habe ich vieles probiert - Kräuterkuren, Heilpraktiker, Ernährungsumstellung. Wir Kranken müssen uns alles mühsam aus dem Internet heraussuchen, weil kein Arzt oder keine Ärztin uns hilft. Dabei ist die Krankheit seit 1969 bekannt."

 
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  • Alfred.E.Neumann
    Immer die selbe Leier nach Jahren: Zwangsimpfung, Langzeitschäden ... es gab nie eine Zwangsimpfung. Wer nicht geimpft werden wollte, konnte zuhause in seinen vier Wänden bleiben. Es hat auch niemand behauptet, es würde keine Impfschäden geben. Es gibt immer Impfnebenwirkungen. Die stehen aber in keinem Verhältnis zum Nutzen.

    Das Trauma der Impfskeptiker können wir als Gesellschaft nicht auffangen, das müssen diese schon selber machen. Genauso wie sie den Weg ins Abseits selber gewählt haben.
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  • k.a.braun@web.de
    Liebe Mainpost-Redaktion, Sie fordern für jeden Kommentar, der sachlich und wissenschaftsbezogen über das Coronavirus informiert, einen seriösen Link. Ohne diesen wird er nicht veröffentlicht; das durfte ich selbst bereits mehrfach erleben.

    Aber Kommentare von Impfgegnern und Behauptungen, die jeglicher Wissenschaft widersprechen, lassen Sie unhinterfragt zu.

    Ich bitte um sofortige Löschung der fraglichen Kommentare. Sie behaupten, ein neutrales, nachweisbaren Fakten verpflichtetes Medium zu sein. Bitte beweisen Sie es jetzt!
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  • Dings
    Vielen Dank für den Artikel! Bleiben Sie bitte an dem wichtigen Thema dran.

    Helfende Ärzte und Ärztinnen wären sehr wichtig, aber auch alle anderen können ME/CFS Erkrankte unterstützen.

    - Diesen Freitag (12.05.23) ist ME/CFS Awareness Day. Am unteren Marktplatz in Würzburg findet an dem Tag von 17:45 – 18 Uhr eine Liegenddemo statt. Komm gerne vorbei und lege/setze dich dazu. Davor (ab 16 Uhr) und danach (bis 18:30 Uhr) gibt es auch die Möglichkeit, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen.

    - Du könntest mal für einen Erkrankten aus deiner Nachbarschaft einkaufen, oder die Waschmaschine bedienen? Dann melde dich gerne beim Verein ME-Hilfe unter me-hilfe.de .

    - Mehr Informationen zu ME/CFS findest du auf mecfs.de/was-ist-me-cfs/ oder auf Social Media zum Beispiel über die Profile des MECFS Portals.

    - Spenden oder Unterstützen bei Kampagnen ist z.B. hier möglich: mecfs-research.org | mirame-arts.org
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  • waldemarthurn@freenet.de
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Ich wünsche allen Betroffenen dieser Krankheit,dass diese Krankheit von Ärzten, Krankenkassen... ernst genommen wird und eine entsprechende Behandlung, Pflege, Betreuung... ermöglicht werden kann. Desweiteren ist es wichtig Geld für die Erforschung von Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten bereit zu stellen damit hier Fortschritte erzielt werden um den Betroffen zu helfen.
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  • k.a.braun@web.de
    Es ist ein unfassbarer Skandal, wie mit denjenigen umgegangen wird, die von dieser schrecklichen Krankheit betroffen sind!

    Post Covid verbreitet sich weiter. Das RKI schreibt: "In einer Studie aus Deutschland wird die Häufigkeit von Post-COVID-19 im Zeitraum von 6 bis 12 Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf mindestens 6,5 % bei überwiegend nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten geschätzt". (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html)

    Vonnöten wären also:
    - Kompetenzzentren für die Erforschung und Behandlung von ME/CFS und Long Covid/Post Covid
    - Fortbildungen für Hausärzte, Pflege und den Medizinischen Dienst
    - Präventionsmaßnahmen wie das Tragen von Masken in Innenräumen, denn das immer noch massiv grassierende Coronavirus ist derzeit der Hauptverursacher dieser schweren postviralen Erkrankungen.

    Der Umgang damit darf nicht in die Eigenverantwortung der Bürger gelegt werden. Der Staat steht in der Fürsorgepflicht.
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  • steve67
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • hessd
    wenn allerdings coronageimpfte Personen von Post-Covid betroffen sind, dann muß zwingend auch auf Impfschäden geprüft werden.
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