
Sebastian Goeß aus Würzburg ist "Genuss-Motorradfahrer". So bezeichnet er sich zumindest selbst. Genuss bedeutet für Goeß, mit seiner Maschine einsame Landschaften zu erkunden. Diese Leidenschaft teilt er wohl mit fast allen Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern. Aber Goeß ist anders als andere Biker – seine Maschine fährt komplett mit Strom. "Das schöne am E-Motorrad ist, es ist leise", sagt der 36-Jährige. Und hier liegt für ihn auch ein Problem: Viele andere Motorradfahrer hält er mit ihren lauten Maschinen für ziemlich egoistisch.
"Andere Vollblut-Motorradfahrer sagen immer 'quatsch, das muss laut sein'", ärgert sich Goeß. Sehr häufig führe das zu rücksichtslosem Verhalten. Viele Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer machten gerne Ausflüge in die Natur, echte Naturverbundenheit sei das jedoch nicht: "Dazu gehört es nicht, laut und mit völlig überhöhter Geschwindigkeit irgendwo durchzurasen", sagt Goeß.
Einmal von Würzburg bis ans Nordkapp und dann in den Süden
Naturverbundenheit ist dem Würzburger wichtig. 15 000 Kilometer hat der freiberufliche Webseitenentwickler kürzlich auf seinem E-Motorrad zurückgelegt – einmal quer durch Europa. Von Würzburg ist er bis ans Nordkapp in Norwegen gefahren und von dort dann bis zum südlichsten Punkt Europas in die spanische Stadt Tarifa. Der 36-Jährige wollte sich eine Auszeit nehmen und sich selbst etwas beweisen: Nach eigenen Angaben ist der Würzburger der erste Biker überhaupt, der diese Route mit einem E-Motorrad gefahren ist. Eine Herausforderung, die ihn auch deshalb gereizt hat, weil er sich dank des geräuschlosen E-Motors voll und ganz auf die Natur einlassen konnte:

"Genau so ist für mich auch die Definition von Motorradfahren und Reisen", sagt Goeß. Aufgrund seines leisen Bikes habe er etwa die sonst scheuen Rentiere in Norwegen beobachten können, die direkt vor ihm die Straße gequert haben. Und hier liegt für ihn auch das Problem mit "normalen" Motorrädern: "Ich kann Biker mit lauten Motoren nicht verstehen", sagt Goeß, den es stört, wenn ganze Motorrad-Gruppen mit knallenden Geräuschen durch naturbelassene Landschaften brettern.
Goeß: Viele Würzburger Motorradfahrer sind rücksichtslos
Dieses Verhalten beobachte er auch häufig in Würzburg, wo er in einer 30er-Zone wohnt, aber nach eigenen Angaben ständig von knatternden Motorradfahrern belästigt wird. "Das ist unfassbar laut und nervig. Ich schäme mich dann als Motorradfahrer", sagt Goeß. Mit seiner Einstellung würde er jedoch von anderen Bikern oftmals nur belächelt werden.
Diese interessierten sich zwar für die technischen Hintergründe seiner Maschine, würden aber stets abwinken, sobald es es um die Reichweite gehe. Zwischen 150 und 200 Kilometer reicht der Akku eines handelsüblichen E-Motorrads im Regelfall. Bei schneller Geschwindigkeit sind es deutlich weniger. "Mich stört sehr, dass niemand fragt, wie es sich fährt und ob es Spaß macht", sagt Goeß. Die pauschale Ablehnung, die diese neue und umweltschonende Technologie aus der Biker-Szene erfahre, sei kurzsichtig: "Sobald ich erzähle, was dieses Motorrad für Leistungen hat, sind die erstaunt. Diese Beschleunigung und den Drehmoment hat kein normales Motorrad", sagt Goeß.
Er geht davon aus, dass zukünftig immer mehr Biker Gefallen an der Elektrovariante finden werden: "Du kommst irgendwann nicht mehr dran vorbei." Eine große Hürde gilt es bis dahin jedoch noch zu überwinden: Bis zu 30 000 Euro kostet ein Bike, wie Goeß es fährt. Deutlich mehr als für die meisten regulären Motorräder zu bezahlen ist.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels ist von dem E-Motorradfahrer Simon Goeß die Rede. Sein Name ist Sebastian Goeß und wurde von der Redaktion dahingehend angepasst.
Ein Moped wird nicht schneller, nur weil es lauter ist! Oft ist sogar das Gegenteil der Fall!
Moderne Motorradmotore vertragen solche Modifikationen sogar auf Dauer gar nicht so gut! Das Ding wird lauter, verliert aber Leistung, und am Ende hat man auch noch ein Loch im Kolbendeckel... Das alles nur, um Posen zu können?
Die sind allesamt DEUTLICH lauter als mein Motorrad. Und zwar ab Werk und legal!
Keine Frage, der Lärmfraktion gehört es an den Kragen. Aber dann BITTE FÜR ALLE!!!
Es gibt genug überlaute, weil unzulässig veränderte PKW. Jedes Wochenende zu bewundern, z.B. in NES am Busbahnhof. Hört man in ganz Salz und Mühlbach mühelos...
Übrigens Sebastian: wenn wir es terminlich mal schaffen, eine Tagestour geht bei uns an die 400km. Da ist nix mit Aufladen zwischendurch, wenn dann 8 Biker mal eben Strom wollen.
Selbst zur Arbeit und wieder nach Hause würde ich es mit Deinem Bike nicht schaffen. Gleiches Problem wie mit dem E-Auto: Ladeinfrastruktur.
Nicht falsch verstehen. E-Maschine am Mopped ist der beste Antrieb überhaupt, da macht das Hinterrad exakt was die Hand vorgibt...
"Laut und nervig" - Warum ein Autofahrer Würzburger Fuhrwerke kritisiert
Mir ist durchaus bewusst, dass Herr Goeß die Lärmbelästigung in der Innenstadt anspricht. Zuweilen frage ich mich auch, ob bei lauten Motorrädern und Autos vielleicht einfach nur das Getriebe kaputt ist und sie im ersten Gang fahren müssen. Ich vermute aber eher, dass die Fahrer etwas kaputt sind. Wie auch immer. Man kann Herrn Goeß belächeln. Am technologischen Fortschritt und das E-Mobilität die Zukunft ist ändert das aber nichts.
In ein paar Jährchen freuen wir uns nicht nur über Fuhrwerke als Touristenattraktion, sondern auch über seltene Oldtimer wie einen Golf 8. Und unsere Kinder werden uns fasziniert zuhören, wenn wir dann erzählen, dass fast jeder so einen ollen Golf hatte, Lärm und Gestank irgendwie OK waren... ABER ANS NORDKAPP BEAMEN IST NICHT DIE ZUKUNFT!!!
Wir haben verstanden. Verbrennerfahrer sind die Schlechten, E-fahrer sind die Guten.
Die Moralisierer laufen Gefahr, vor lauter gefühlter Überlegenheit, von der ihr Gehabe trieft, eine Gegenreaktion derer auszulösen, die sich nicht dauernd auf den Füßen herumtrampeln lassen wollen. Damit erzielen sie nämlich das Gegenteil des Gewünschten.
Ich für meinen Teil werde in diesem Leben sicher nicht mehr auf so einem Staubsauger reiten. Die Motorrad-Gegner werden übrigens trotzdem keine Ruhe geben und weiterhin Streckenverbote für Motorradfahrer fordern, dann halt wegen der Gefahren außergewöhnlich hoher Fahrleistungen bei völlig Geräuschlosigkeit...
Lärm ist auch immer subjektiv. Was der eine als Krach empfindet ist Musik in den Ohren eines anderen.
Nein, eben nicht!!!
Mag sein, dass seine Mühle sich schön fährt, aber dass tun die anderen auch und kosten dabei auch etwas weniger und die Reichweite…naja mit meiner alten BMW gehen schon über 600km. Und warum hat der Mann überhaupt so eine Aufmerksamkeit bekommen? Weil er mal 15000 km gefahren ist…. Da kenne ich viele die lachen darüber, immer schön im westlichen Europa…bloß nicht mal in Tarifa mit der Fähre rüber nach Tanger und von da aus in den Süden. Er soll mit seinem Elektroschrott glücklich werden, aber ich glaube nicht daran….alle 150km aufladen 😂😂😂
Vielleicht sollte man in diesen Fahrzeugen einen Geräuschsimulator einbauen.
Wie am Anfang gesagt: loud pipes save lives - außerdem wenn ich biker mit ihren Mopeds höre, weiß ich, dass das Wetter gut wird 😊
Gerade das Gegenteil ist oftmals der Fall. Laute Motoregeräusche schrecken sämtliche Tiere auf. In Ihrer Panik können diese sich leicht verletzen. Zudem werden so unnötig Energiereserven verbraucht.
Aber egal, hauptsache der Wohlstandsdeutsche hat Sonntagmittag bei Sonnenschein seinen spaß gehabt.