Es ist vollbracht. Lässig lehnt Landrat Thomas Eberth (CSU) am Ständer mit dem Desinfektionsmittel. Er wirkt befreit. Befreit vom vielen Ärger, den der 14-monatige Straßenausbau von zwei wichtigen Kreisstraßen im nördlichen Landkreis Würzburg gebracht hat. Und erleichtert, dass am späten Mittwochnachmittag auf dem Platz vor dem Markushof im 80-Einwohner-Dorf Gadheim, wo der geographische Mittelpunkt der EU liegt, die Freude überwiegt – und die schriftlich angekündigten "Überraschungen" von Betroffenen aus Güntersleben, Gadheim, Oberdürrbach, Rimpar und Veitshöchheim ausgeblieben sind.
Gab es Überraschungen, wie faule Eier und Jauche-Eimerchen auf den Bürgersteigen?
Denn in einem Brief an den Landrat und an diese Redaktion machen die Leidtragenden aus den vielen Ortschaften, die seit März 2021 einen tagtäglichen Umweg von gut 20 Kilometer in Kauf nehmen mussten, um zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder bei "Nacht, Schnee und Regen" die Kinder zum Sportplatz nach Veitshöchheim zu fahren, ihrem Ärger Luft. Die Schuld für die Verzögerungen geben sie dem Staatlichen Bauamt: Eine mangelhafte Planung hätte zu diesem Desaster geführt, heißt es in dem Schreiben, dessen konkrete Verfasser unbekannt sind.
Die angekündigten Transparente und kleinen Gefäße mit Jauche auf den Gehwegen, "weil die ganze Angelegenheit zum Himmel stinkt", blieben dann doch aus. Auch hat niemand den Vertretern des Staatlichen Bauamts gut gereifte, 14 Monate alte Eier überreicht. Landrat Eberth hat sowieso nicht mit diesen Überraschungen gerechnet. Er sah den Brief, datiert auf den ersten April, als Scherz an. Deshalb sei er auch nicht mit Sorge nach Gadheim gefahren, sondern "erleichtert", sagt er.
Täglich fahren rund 7500 Fahrzeuge durch den 80-Einwohner-Ort Gadheim
Und so ist auch die Stimmung in Gadheim eher gelöst als angespannt. "Wir haben es überstanden", ruft Klara Schömig, die Bürgermeisterin aus Güntersleben in die Begrüßungsrede ihres Veitshöchheimer Kollegen Jürgen Götz. Landrat Eberth besänftigt trotzdem: "Manchmal will gut Ding auch Weile haben", sagt er und spricht von "Fehlern, die im Nachgang noch aufgearbeitet und diskutiert werden müssen". Auch, um daraus für die nächste Maßnahme zu lernen.
Und während er spricht, fahren ständig Autos, Busse und Laster durch den Ort. Täglich sind es rund 7500 Fahrzeuge. Gerade zu den Stoßzeiten ist der Verkehr hier besonders dicht. "Für dieses Volumen wollten wir die optimalen Verkehrsbeziehungen schaffen", sagt Eberth und betont: "Wir wollten die Günterslebener nicht ärgern."
Die Kosten für den Straßenausbau werden sich wohl auf fünf Millionen Euro belaufen
Eberth schätzt, dass der Straßenausbau der Kreisstraßen WÜ3 von Veitshöchheim nach Gadheim und der WÜ21, die nach Oberdürrbach abzweigt, rund fünf Millionen Euro kosten wird. Vier Millionen Euro waren veranschlagt. In dieser Summe sind aber auch der Ausbau der Gadheimer Ortsdurchfahrt, breitere Bürgersteige und neue Leitungen im Untergrund enthalten. Dafür kommt die Gemeinde Veitshöchheim auf. "Es ist auch deutlich geworden, dass eine Straße Lebensqualität bringen kann", sagt Bürgermeister Götz.
"Ja, wir in Gadheim merken das schon", sagt Inge Dieck. "Der Belag ist besser und die Kanaldeckel sind wieder fest." Sauer, dass es so lange gedauert hat, war sie eigentlich nicht. Denn die Vollsperrung "hat uns viel Ruhe gebracht", sagt sie. Und sie hatte auch keine Angst, dass keine Rettungsfahrzeuge durchkommen. "Der Notarzt kam dann eben aus der Luft."
Bei Martin Issing ist die Stimmung anders. Der UWG-Gemeinderat aus Veitshöchheim kommt aus Güntersleben. Sein pflegebedürftiger Vater wohnt dort. "Ich bin viel hin- und hergefahren", sagt Issing. Geärgert habe er sich über die Gemeinden Güntersleben und Thüngersheim. "Die wussten seit langer Zeit, dass viele den Schleichweg über die Schranne in Thüngersheim nehmen und hätten ruhig die Bankette aufschütten, die Löcher flicken und die schmale Straße ein bisschen ertüchtigen können", sagt er. Der Landrat winkt ab. "Ein bisschen hätte da nicht gereicht. Das hätte uns locker noch mal eine Million gekostet."
Weil viele über die Thüngersheimer Schranne gefahren sind, will Bürgermeister Michael Röhm jetzt auch Entschädigungsleistungen vom Landkreis. Auch diese Forderung wird wohl in die Nachbearbeitung der Baustelle gehören, wie vieles andere. Ob es auch noch zu einer juristischen Auseinandersetzung mit der Baufirma kommen wird, lässt Andreas Hecke, der den Bereich Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Würzburg leitet, offen: "Das hängt jetzt ganz von der Baufirma ab", sagt er.