Um die Würzburger Posthalle zu retten, bis es eine alternative Veranstaltungsstätte gibt, haben unter anderem die Stadträte von Grünen, SPD und Linke in den Haushaltsberatungen am Donnerstag 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Doch am Freitag gab es eine knappe Mehrheit für eine Kehrtwende.
Mit der Beihilfe wollte die Mehrheit von 24 Stadtratsmitgliedern Betreiber Joachim (Jojo) Schulz unterstützen, dessen Mietvertrag von der Bismarckquartier GmbH, die seit 2016 Eigentümer des Areals am Bahnhof ist, bislang nicht verlängert wurde. Weil es noch keinen alternativen Veranstaltungsort gibt, steht die Schließung der Posthalle im Juni 2023 im Raum.
SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow begründete die Notwendigkeit einer finanziellen Hilfe damit, dass sich der Betreiber Schulz seit Jahren um eine Verlängerung des Mietvertrages bemühe und erst vor einigen Wochen ein Angebot dazu bekommen habe. Allerdings seien jetzt schon viele Veranstaltungen für das zweite Halbjahr 2023 geplant - diese Lücke soll die Stadt ausgleichen. "Ich finde, wir sollten uns bemühen, dass die Posthalle im Sommer nicht schließen muss, sondern sie weiterbetrieben wird, bis eine Alternative gefunden ist", sagte Kolbow.
Bislang war das auch der Konsens im Stadtrat und bislang ist auch nicht absehbar, wann die Posthalle abgerissen werden soll. Der Investor hatte 2018 erste Pläne für Wohnungen und Gewerbe vorgestellt. Seitdem hat sich laut Baureferat aber an den Vorbereitungen zu einem Bebauungsplan nichts mehr getan.
Eine neue Veranstaltungshalle in der Gattinger Straße?
Als Alternative zum Standort Posthalle kamen im Frühjahr die Hallen der Firma Glaskeil in der Nürnberger Straße ins Gespräch, die Firma will 2024 ausziehen und die Hallen sind für Veranstaltungen geeignet: Das Baureferat hatte Voruntersuchungen getätigt und Posthallen-Betreiber Schulz mit der Firma Glaskeil gesprochen. Allerdings ist bislang nicht geklärt, wer den Umbau finanzieren und wer die Hallen betreiben soll.
Am Donnerstag ist eine neue Idee genannt worden: Airport-Betreiber Frank Knüpfing will laut FPD-Stadtrat Joachim Spatz in der Gattinger Straße eine Veranstaltungshalle errichten und könnte mit dem ehemaligen Soundpark sogar eine Zwischenlösung anbieten, bis diese fertig ist. "Die Stadt muss glücklicherweise hier nicht tätig werden, es ist eine rein privatwirtschaftliche Lösung", erklärte Spatz.
Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth nannte das Angebot Knüpfings "einen Glücksfall". Geld für den Betrieb der Posthalle wolle er nicht bereitstellen, weil "ich keine private, auf Gewinn orientierte Firma fördern will". Ebenso sprach sich Kämmerer Robert Scheller vehement dagegen aus, dass die Stadt das tut. ÖDP-Fraktionsvorsitzender Raimund Binder erklärte: "Es gab in Würzburg auch eine Zeit vor den Posthallen und damals konnte man auch leben."
OB Schuchardt will Lösung für Veranstaltungen finden
Dagegen betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dass Würzburg das Angebot der Posthalle brauche. "Das ist ein Standortfaktor wie Theater oder Sportplatz." Er sei mit den Akteuren im Gespräch, um eine zukunftsorientierte Lösung zu finden - auch dafür, wie man den Betrieb unterstützen könne.
Kulturreferent Achim Könneke warnte davor, die Posthalle jetzt aufzugeben. "Ich kenne das Konzept von Herrn Knüpfing nicht. Er betreibt Großdiscos, das ist etwas komplett anderes. Die Veranstaltungen in der Posthalle sind zu 50 Prozent kulturelle."
Den Kompromiss, dem die Mehrheit des Stadtrats folgte, formulierte Mathias Pilz (Grüne). Statt der beantragten 200.000 gibt es 100.000 Euro, deren Auszahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft ist und um die sich auch andere Veranstalter bewerben können. "Das soll kein Blankoscheck sein", betonte Pilz, sondern das kulturelle Angebot sichern, bis es eine Alternative gebe.
Posthallen-Betreiber Schulz erklärte nach der Sitzung auf Anfrage der Redaktion, dass dieses Ergebnis ihm noch nicht die nötige Sicherheit gebe, den Betrieb der Posthalle nach Juni 2023 definitiv weiter führen zu können.
Kein Geld für Glaskeil-Gelände
Noch unsicherer stellte sich die Situation für Schulz und die Zukunft der Posthalle am Freitag dar. Denn der Stadtrat beschloss, die Entwicklung der alternativen Spielstätte auf dem Glaskeil-Gelände in der Haushaltslage nicht weiter voranzutreiben.
Der Antrag der Grünen, dafür 2023 170.000 Euro und 2024 weitere 80.000 Euro bereitzustellen, bekam keine Mehrheit. Diese setzte auf die Pläne Knüpfings. Falls diese sich doch nicht verwirklichen ließen, könnte man immer noch außerplanmäßige Mittel zur Verfügung stellen.
Fehlende Informationen
Über die Pläne Knüpfings waren nicht alle Fraktionen informiert. So erklärte Udo Feldinger (SPD), dass seine Fraktion überhaupt keine Infos darüber hätte. FDP/Bürgerforum und CSU waren dagegen ebenso informiert wie die Grünen.
Deren Fraktionsvorsitzende Sandra Vorlová hatte an einer etwa 45-minütigen Informationsrunde teilgenommen. Sie halte es aber nicht für seriös, nur auf dieser Basis alle anderen Pläne hinzuwerfen. Auch die Rathausspitze erklärte, nicht allzu viel über die Vorstellungen Knüpfings zu wissen. Für die Redaktion war der Airport-Betreiber am Freitagnachmittag nicht erreichbar.
Mit 18 zu 25 Stimmen lehnte der Stadtrat die Entwicklung des Glaskeil-Geländes zu einer Musikspielstätte ab. Das Thema Posthalle soll am Montag im Kulturausschuss weiter behandelt werden.
Die haben seit Jahren Zeit sich was für danach zu überlegen oder mit den Eigentümern weiter zu verhandeln, aber dass muss nicht über den Stadtrat oder die Öffentlichkeit gehen.
Außer ein paar einzelnen Konzerten, finden dort doch eh nur kommerzielle Schrott-Partys statt.
Wo fängt man denn dann an und wo hört man auf, wenn man jetzt private Firmen unterstützt?
kann ja bald jeder kommen
Seit 6 Jahren ist bekannt das die Posthallen keinen langfristigen Bestand haben, doch wurde bis jetzt nichts erkennbares unternommen. Her Schulz ist der Betreiber der Hallen und hat diese vom Besitzer angemietet. Aus meiner Sicht müßte H. Schulz doch selbst dafür sorgen das Er eine andere Stätte findet um seine Arbeit fortzusetzen. Komisch erscheint jetzt das sich der Besitzer des Airports so kurz vor den Haushaltsberatungen meldet mit der Absicht selbst eine Halle bauen zu wollen. Der Stadtrat wurde nur teilweise über die Absicht informiert, ebenso wurde noch kein Bauantrag eingereicht. Es wäre ja egal wer die Veranstaltungshalle betreibt, doch die Stadt sieht sich in der Pflicht (warum auch immer) dort mit einer 6-stelligen Summe zu unterstützen. Man will für etwas zahlen was einem nicht gehört und somit auch keine Gewinne zu erwarten sind !