Gesundheitliche Gründe hatten Landrat Helmut Weiß (Lkr. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) bewogen, einen Antrag auf Dienstunfähigkeit zu stellen. Der Kreistag stimmte zu. Damit wird Weiß Ende Juni in den Ruhestand versetzt. Am 9. Juni entscheiden rund 81.000 Wahlberechtigte darüber, ob Christian von Dobschütz (CSU, 46 Jahre, Diplom-Volkswirt und seit 2014 Bürgermeister von Diespeck), Birgit Kreß (Freie Wähler, 61, Diplom-Ingenieurin der Landwirtschaft und seit 2008 Bürgermeisterin von Markt Erlbach) oder Uwe Kekeritz (Bündnis 90/Die Grünen, 70, Volkswirt, von 2009 bis 2021 Bundestagsabgeordneter) aus Uffenheim Weiß beerben. Die Redaktion hat ihnen drei Fragen zu den Schwerpunkten ihrer Politik und der Zukunft des Landkreises gestellt. In den Antworten finden sich viele Übereinstimmungen.
Wenn Sie gewählt sind, wie möchten Sie den Landkreis weiterentwickeln?
Christian von Dobschütz: Zunächst durch eine Wirtschaftspolitik, die unseren Landkreis fit für die Zukunft macht. Als Volkswirt sind mir eine leistungsfähige Wirtschaftsförderung, schnelle Genehmigungsprozesse und die Unterstützung bei der Vermittlung von Arbeitskräften sehr wichtig. Außerdem möchte ich das Landratsamt zu einer modernen Servicestelle für die Anliegen von Bürgern, Landwirtschaft und Unternehmen weiterentwickeln. Schließlich ist es mein Ansinnen, das Angebot des NEA-Mobil weiter auszubauen, die Kommunen bei der Energiewende zu unterstützen und unseren Schülerinnen und Schülern ein bestmögliches Lernumfeld an unseren weiterführenden Schulen zu bieten.
Birgit Kreß: Unser Landkreis soll als attraktiver Wirtschaftsstandort gestärkt werden: Unsere Bevölkerung soll hier nicht nur gut leben, sondern auch wohnortnahe Arbeitsplätze finden. Betriebsansiedlungen und -erweiterungen müssen in Kooperation mit den Kommunen forciert und aktiv unterstützt werden. Weiterhin gehören dazu auch Investitionen in unsere Schulen, die Weiterentwicklung unseres NEA-Mobils, aber auch die Attraktivität von Freizeit- und Erholungseinrichtungen und damit auch Stärkung des Tourismus. Die medizinische Versorgung, als wichtiger Part der Daseinsvorsorge, muss für alle Landkreisteile gesichert werden und darf keine Region abhängen.
Uwe Kekeritz: Die Weiterentwicklung des Landkreises muss weitgehend von allen getragen werden, das heißt auch, dass gemeinsame Lösungswege gefunden werden. Hierfür werde ich zwei Punkte der bisherigen Praxis ändern: Die Anzahl der nichtöffentlichen Sitzungen werde ich auf die gesetzlich vorgeschriebenen Bereiche reduzieren und ich werde die Gewohnheit, Vorschläge anderer Fraktionen grundsätzlich abzulehnen, beenden. Die Sachpolitik muss endlich in den Vordergrund gerückt werden. Zudem muss der rechtsextremistischen Entwicklung auf allen Ebenen entgegengetreten werden, auf kommunaler, aber auch auf Landkreisebene.
Christian von Dobschütz: Der Erhalt beider Klinikstandorte ist eine der zentralen Herausforderungen. Wir brauchen diese. Die Klinik in Neustadt soll zum zentralen Akut- und Notfallzentrum ausgebaut werden. Für Bad Windsheim ist der Ausbau des Schwerpunkts Endoprothetik anzustreben. Über ein Medizinisches Versorgungszentrum soll gleichwohl auch in Bad Windsheim eine Grundnotfallversorgung sichergestellt bleiben. Ich kämpfe dafür und fordere ein, dass der finanzielle Rahmen für all dies in Berlin geschaffen wird. Außerdem muss der Notarztstandort in Uffenheim erhalten bleiben.
Birgit Kreß: Wir müssen schauen, welche Maßnahmen wir selbst ergreifen können und einen Schulterschluss und Strategien mit unseren Ärzten und dem medizinischen Personal entwickeln. In alle politischen Ebenen müssen wir die entsprechende Refinanzierung für unsere Betriebsdefizite einfordern und auf eine Krankenhausreform drängen, die vor allem den Erfordernissen unseres Flächenlandkreises gerecht wird. Zudem ist eine enge Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung nötig, um die Notarztstandorte abzusichern und die Notfallversorgung im hausärztlichen Bereich zu gewährleisten.
Uwe Kekeritz: Leider wird bezüglich der Kliniken nicht mit offenen Karten gespielt. Die Bevölkerung – aber auch die Kreisräte – werden wohl bewusst nicht informiert. Letztlich wird die finanzielle Entwicklung der Krankenhäuser darüber entscheiden, ob Windsheim weiterbetrieben oder stillgelegt wird. Grundsätzlich werde ich auch versuchen, das Krankenhaus in Windsheim zu erhalten. Beim Hausärztemangel gerade im ländlichen Bereich müssten die Kommunen Gegenmaßnahmen ergreifen. Das Ärztehaus in Burgbernheim und das geplante in Uffenheim könnten als Beispiel dienen.
Ein klimaneutraler Landkreis: Was muss nach Ihrer Ansicht dafür getan werden?
Christian von Dobschütz: Es braucht dafür eine Kombination verschiedener Maßnahmen, um unseren Landkreis widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Unser Landkreis muss seinen Beitrag dazu leisten, dass der Klimawandel selbst nicht weiter voranschreitet. Etwa durch die Unterstützung der Kommunen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien oder durch die Verbesserung der Energieeffizienz in landkreiseigenen Gebäuden. Ein wichtiges Handlungsfeld in unserem Landkreis ist dabei der Umgang mit Trockenheit.
Birgit Kreß: Neben dem politischen Ziel des Wind-an-Land-Gesetzes und den damit geforderten Windkraftausbau, den wir als Landkreis mit unseren Kommunen proaktiv vorantreiben. Den entsprechenden Netzausbau und den Bau von Stromspeichern müssen wir einfordern und aktiv mit voranbringen. Darüber hinaus gibt es weiteres Potenzial, wie die Bestückung der Gebäude des Landkreises mit Dachflächenphotovoltaikanlagen oder die Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität. Der Landkreis hat mit dem Pilotprojekt "Klimaresilienter Landkreis" gezeigt, dass es viele kleine Maßnahmen gibt. Diesen Weg müssen wir weiter konsequent verfolgen.
Uwe Kekeritz: Der jetzige Ansatz, der von Landrat Weiß eingeleitet wurde, wird natürlich fortgesetzt. Im Bereich der erneuerbaren Energie kommt hoffentlich aufgrund der Initiativen Habecks endlich Schwung für Neuanlagen auf. Gleichzeitig muss der Druck auf den Netzbetreiber erhöht werden, damit die regionalen Netze zeitnah ertüchtigt werden. Auch Wasserstoffprojekte wie in Uffenheim müssen vorangetrieben werden. Klimaresilienz ist auch eine Frage unserer Mobilität. Eine verstärkter, von Waben weitgehend unabhängiges NEA-Mobil-Systems mit deutlich erweiterten Fahrzeiten stellt hierfür eine gute Basis dar.