Der Brief, den die rund 40 000 Haushalte im Landkreis Würzburg vor wenigen Tagen vom Team Orange, dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises, erhalten haben, dürfte wenig Freude ausgelöst haben. Um rund 25 Prozent steigen die Müllgebühren. Die erste saftige Erhöhung seit Gründung des Team Orange im Jahr 2004 war zwar bereits im vergangenen Sommer angekündigt worden. Trotzdem fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger, warum diese gleich so hoch ausfallen muss und wer überhaupt kontrolliert, ob Team Orange richtig kalkuliert hat. Befragt hat die Redaktion dazu Betriebsleiter Alexander Pfenning und Eva von Vietinghoff-Scheel, Vorständin des Landkreis-Kommunalunternehmens (KU), dem auch Team Orange untersteht.
Wie viel Gewinn macht die Müllabfuhr mit den neuen Gebühren?
Eines stellen Vietinghoff-Scheel und Pfenning von vorn herein fest: Die Müllabfuhr ist ein kostendeckender Betrieb; das sei gesetzlich festgeschrieben und bedeutet, dass weder Gewinne noch Verluste gemacht werden dürfen. Um die Gebühren nicht alle Jahre anpassen zu müssen, gelte ein vierjähriger Kalkulationszeitraum. Um die jährlichen Kostensteigerungen abbilden zu können, werde dabei in den ersten Jahren mit einem Überschuss kalkuliert, um später Fehlbeträge mit den Rückstellungen auszugleichen, erklärt Alexander Pfenning.
So war das auch in der vorangegangenen Gebührenphase. 2019 habe der Fehlbetrag 328 000 Euro betragen, 2020 sogar 867 000 Euro. 2022 gehe man durch die Gebührenerhöhung von einem Überschuss von 700 000 Euro aus. Insgesamt, so Pfenning, steigt das jährliche Gebührenaufkommen von 12,7 auf 15,9 Millionen Euro, also genau um 25,2 Prozent.
Wofür werden die Müllgebühren ausgegeben?
Pfenning beziffert die jährlichen Aufwendungen auf 18 Millionen Euro. Eine Drittel davon seien Personalkosten, ein weiteres Drittel macht die Beseitigung und Verwertung der Abfälle und Wertstoffe aus. Dazu gehören die Kosten für die Verbrennung des Rest- und Sperrmülls im Müllheizkraftwerk (MHKW), aber auch die Verwertung des Biomülls oder des Altholzes.
Einnahmen erzielt Team Orange lediglich für den Metallschrott und für Papier. Allerdings schwanken die Erlöse stark. "Es ist eine Achterbahnfahrt", so Alexander Pfenning. Während die Schrottpreise in den letzten Jahren zwischen 100 und 200 Euro pro Tonne pendelten, seien die Altpapierpreise extrem marktabhängig. So wurden für die Tonne Altpapier vor der Pandemie gerade einmal 30 Euro bezahlt. 2021 ist der Preis bis auf 200 Euro angestiegen. "Vernünftig kalkulieren lässt sich mit solchen Schwankungen nicht, wir setzen deshalb mehrjährige Durchschnittspreise an", erklärt der Betriebsleiter.
Warum steigen die Gebühren gleich um 25 Prozent?
"Preistreiber sind in erster Linie die Entsorgungskosten durch die allgemein steigende Müllmenge", sagt Pfenning. So ist die Menge an Rest- und Sperrmüll im ersten Pandemiejahr 2020 im Landkreis Würzburg um 12,8 Prozent auf 20 673 Tonnen angestiegen. "Wir haben das darauf zurückgeführt, dass viele Bürger im Lockdown ihre Keller und Dachböden entrümpelt haben, und die Müllmenge danach wieder zurückgeht", sagt Alexander Pfenning, "aber nach den ersten Zahlen sehen wir, dass das Müllaufkommen 2021 unverändert hoch geblieben ist." Im laufenden Jahr muss Team Orange eine Umlage von 1,93 Millionen Euro ans MHKW bezahlen. Aber auch für andere Abfallfraktionen wie den Bauschutt seien die Entsorgungskosten gestiegen, weil Deponieraum knapp wird.
Was sind die weiteren Kostenfaktoren?
Ein wichtiger Kostenfaktor ist der Treibstoff. Nicht nur für die Müllautos, sondern auch für das Transportaufkommen der Wertstoffhöfe gab Team Orange im vergangenen Jahr rund 600 000 Euro für Diesel aus. Diese Zahl sei im vergangenen Spätsommer auch in die Neukalkulation der Gebühren eingeflossen. "Inzwischen hat die Realität die Planung überholt", sagt Alexander Pfenning angesichts rasant steigender Treibstoffkosten.
Mächtig ins Geld gehen die 14 Wertstoffhöfe, die Team Orange im ganzen Landkreis betreibt. 28 der 112 Vollzeitstellen entfallen auf die Sammelstellen, sagt Betriebsleiter Pfenning. Während dort 2010 laut Gesetz 23 Fraktionen getrennt erfasst werden mussten, sei deren Zahl inzwischen auf 40 anstiegen, so Pfenning, "Tendenz steigend." Die Folge seien mehr Personal, mehr Platzbedarf, mehr Transportaufwand und letztlich höhere Kosten. Mit 14 Wertstoffhöfen für rund 160 000 Einwohnerinnen und Einwohner verfüge der Landkreis über ein sehr dichtes Entsorgungsnetz im Vergleich zu Nachbarkommunen, so Pfenning. "Die Präsenz in der Fläche kostet Geld."
Wer prüft die Gebührenkalkulation nach?
Geprüft wurden die neuen Gebühren vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband (BKPV), erläutert KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel. "Wir haben schon bei der Kalkulation eng mit dem BKPV zusammengearbeitet und uns beraten lassen", sagt sie. Die Prüfer achten dabei unter anderem darauf, dass bei den Gebühren nur die hoheitlichen Aufgaben der Müllentsorgung angesetzt werden und keine weiteren Ausgaben, etwa aus der Entsorgung von Gewerbeabfällen.
Lassen sich die Müllgebühren überhaupt beeinflussen?
"Die einzige Stellschraube ist die Müllmenge", sagt Betriebsleiter Pfenning. "Leider reden wir seit Jahren über die Abfallvermeidung, aber genau das Gegenteil ist der Fall." Sparen könnte man auch durch eine Reduzierung der Wertstoffhöfe. "Aber das ist weder politisch gewollt noch ökologisch sinnvoll", meint Eva von Vietinghoff-Scheel. Von einem stärker ausdifferenzierten Gebührenmodell mit unterschiedlichen Kosten für die Restmüll- und die Biotonne oder Gebühren je Leerung, hält Alexander Pfenning wenig. "Das ist kompliziert und auch nicht gerechter."
Stattdessen soll es weiterhin bei einer "All-in-one-Gebühr" für Rest-, Bio- und Sperrmüll bleiben, so Vietinghoff-Scheel. "Im Vergleich zu Nachbarkommunen sieht man, dass wir bezogen auf unseren Standard sehr effektiv unterwegs sind." In der Stadt Würzburg stieg die Gebühr für eine 60-Liter-Restmülltonne zuzüglich Papier und Biomüll um 19 Prozent auf 213 Euro. Im Landkreis Kitzingen beträgt die Gebühr, vergleichbar dem Angebot des Landkreises Würzburg 118 Euro, allerdings nur für zwölf Leerungen pro Jahr.
Ist die Müllabfuhr Inflationstreiber?
In einem Schreiben an die Redaktion kritisiert ein Leser die Gebührenerhöhung und wirft Team Orange "Inflationstreiberei" vor. Betriebsleiter Alexander Pfenning widerspricht. Bei der Übernahme der Müllabfuhr durch den Landkreis im Jahr 2004 sei die Gebühr für eine 60-Liter-Restmülltonne auf 172 Euro pro Jahr festgesetzt worden. Die neue Gebühr von 207 Euro entspreche zu damals einer Erhöhung um 20,4 Prozent, das sei eine durchschnittliche Steigerung pro Jahr um 1,03 Prozent und liege deutlich unter der allgemeinen Teuerungsrate.
Die ist bei uns bei der zweiwöchigen Leerung jedes mal maximal halb voll, nur 3-4 mal im Jahr ist sie noch mit ein bisschen Gartenabfall randvoll. Da ist sicher viel Einsparpotential da, wenn der Biomülllaster nur noch halb so oft fahren müsste.
Bei einem ist die Tonne voll und der stellt sie hin
Beim andern ist sie halbvoll, der stellt sie nicht hin.Oder werden in Wü die Tonnen von den Leuten vom Stellplatz abgeholt?
Versuchen Sie Ihre Begründungen mal in einem Industrieunternehmen mit vielen Wettbewerbern, die Kunden pfeifen Ihnen was!
Die Kosten der Müllverbrennung werden dem KU nach Gewicht verrechnet. Wenn ich meine Tonne raustellen und der Styropor quillt über den Deckel heraus kostet das immer noch weniger wenn jemand einen Eimer voll mit Kehricht vom Gehsteig und der Strasse in in Tonne wirft und sonst gar nix.
...Styropor gehört nicht in die schwarze Mülltonne sondern in den gelben Sack (oder gelbe Tonne)
Weshalb in Kist, Zell, Waldbüttelbrunn jetzt auch in Höchberg gebaut wird, versteht niemand. Auto braucht man für die Anfahrt sowieso.
Das Übel muss man bei der Wurzel packen:
Der Verbraucher hat es zum Großteil in der Hand: seit Jahren gibt es gesetzlich die Möglichkeit, Umverpackungen direkt im Laden zu lassen. Leider machen viel zu wenige davon Gebrauch. Würden die Händler in Ihrem ganzen Verpackungsmüll ersticken, würden diese ihre Lieferanten schon dazu zwingen, gefälligst weniger Verpackungen zu verwenden.
Kernproblem: dies trifft leider nur auf Umverpackungen zu. Über die exakte Definition lässt sich streiten. Für den ganzen anderen Müll hat man eigentlich keine Handhabe, außer, man verzichtet komplett auf das bestimmte Produkt. Aber auch hier gilt: spätestens, wenn viele verzichten, werden die Hersteller reagieren.
Sich jetzt über stark gestiegene Müllgebühren aufzuregen, juckt die Hersteller kein bisschen.