Da swingt auch der Landesbischof: Als der Gospelchor Troubadour aus Rimpar (Lkr. Würzburg) unter Leitung von Frank Förster spontan ein kleines Konzert gab, hielt es die 325 geladenen Gäste im Würzburger Vogel Convention Center (VCC) nicht auf den Plätzen: Aufstehen, Mitklatschen, die Begeisterung stand allen ins Gesicht geschrieben.
Die gelungene musikalische Einlage bereicherte die diesjährige Verleihung der Preise der Ehrenamtsaktion Zeichen setzen von Mediengruppe Main Post und dem Bildungshaus Lernwerk Volkersberg der Diözese Würzburg mit Sitz in Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen).
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm war Pate
Ehrengast und Pate war heuer der evangelische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Er kam aus Berlin, wo er am Nachmittag zusammen mit dem Kardinal von München-Freising, Reinhard Marx, bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war. Es ging darum, wie die Bundesregierung die Erfahrung der beiden Kirchen mit Afrika nutzen könnte. Und damit war man auch schon beim Thema Ehrenamt: Im Gespräch mit Main-Post-Redakteurin Andrea Czygan berichtete Bedford-Strohm von seinem eigenen ehrenamtlichen Engagement in Ruanda, bei dem es um die Versorgung von Waisenkindern, um Schule und Beruf geht. Die Ehrenamtlichen bezeichnete er als hoffnungsfrohe Menschen, die anpacken, und dadurch auch ein viel erfüllteres Leben hätten. „Dieser Abend ist ein großer Quell der Hoffnung“, lobte er die Anwesenden. Die christliche Nächstenliebe sei sicher eine besondere Motivation. Und Statistiken zeigten, dass Leute aus der Jugendarbeit häufiger ehrenamtlich engagiert seien. Gleichwohl, betonte Bedford-Strohm, er freue sich über jeden, der sich für andere einsetzt.
Der Landesbischof fand auch deutliche Worte zur Politik: Eine ganze Reihe der anwesenden Initiativen kümmert sich um Flüchtlinge. Wer das tut, der sah sich in diesem Jahr Hassparolen im Internet ausgesetzt und musste eine erbitterte politische Debatte zu diesem Thema miterleben.
„Heute ist die Stimmung schon anders als vor einem halben Jahr“, so Bedford-Strohm. „Jetzt haben viele gemerkt, dass das ein Holzweg war.“ Viele Politiker seien jetzt dankbar für das Engagement für Flüchtlinge. Politiker müssten genau fragen, welche Ängste es gebe, welche berechtigt seien und Lösungen bieten statt Ängste zu verstärken. „Hört auf, verliebt zu sein in die Krise“, so ein Motto des Bischofs.
Bedford-Strohm hat auch an der zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz in Kattowitz teilgenommen: „Ich mische mich ein.“ Die Frage „Was hinterlassen wir den nächsten Generationen?“ müsse sich jeder von uns immer wieder stellen.
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Er forderte eine Veränderung des Lebensstiles in den Industrienationen und brachte ein Beispiel aus seinen Erfahrungen in Afrika: Dort vertrockneten infolge der Klimaveränderung Äcker und Weiden – die Afrikaner selbst verursachten aber nur einen verschwindend geringen Teil der Kohlendioxid-Emissionen. Die Gäste im VCC unterbrachen das Gespräch mit Bedford-Strohm mehrfach mit spontanem Beifall. Er sprach ihnen offensichtlich aus der Seele.
Zur Würdigung des Ehrenamtes im Rahmen der Aktion Zeichen setzen stellte Main-Post-Redakteurin Regina Krömer die 15 in diesem Jahr in der Serie vorgestellten Initiativen aus Unterfranken vor, deren Aktive eingeladen waren. Fünf bekamen die Förderpreise. Chefredakteur Michael Reinhard hatte in seiner Begrüßung betont, dass eigentlich jede Gruppe einen Preis verdient hätte: „Sie alle sind heute Ausgezeichnete.“
Preisträger 2018
Fünf Förderpreise wurden von der Aktion Zeichen setzen in diesem Jahr vergeben. Die Mediengruppe Main-Post und das Lernwerk Volkersberg würdigen damit bürgerschaftliches Engagement.
Die Fürstlich Castell'sche Bank stiftet den ersten Preis von 3000 Euro. Er geht an die Ökumenische Hospizgruppe für Gehörlose. Es ist eine deutschlandweit einmalige Einrichtung: Eine feste Gruppe von gehörlosen Hospizhelfern begleitet Menschen im Sterbeprozess – Menschen, mit denen die übliche Kommunikation nicht möglich ist. Doris Ehrenreich hat die Gruppe vor mehr als 15 Jahren gegründet. Ihr war klar: Hörende Hospizbegleiter sind Gehörlosen gegenüber hilflos, weil sie sich nicht verständigen können. Die siebenköpfige Gruppe versucht, überall in der Diözese Würzburg präsent zu sein und ist bei Bedarf täglich vor Ort.
Die Bürgerstiftung der VR-Bank Würzburg beteiligt sich an der Aktion mit einem Förderpreis von 1500 Euro. Den Preis bekam der Gospelchor Troubadour aus Rimpar. Die Auftritte des Chores sind ein Erlebnis: Die Zuhörer sind hingerissen und nach dem Konzert bereit, zu spenden. Rund 10 000 Euro kann der Chor jedes Jahr an soziale Organisationen in der Region übergeben. Spenden gingen etwa an die Bahnhofsmission oder an die Würzburger Tafel. Der Chor verlangt keinen Eintritt. An jedem Montagabend wird geprobt.
Das Evangelische Dekanat Würzburg ist mit einem Förderpreis von 1000 Euro beteiligt. Er geht an das Landjugendhaus Dipbach der Katholischen Landjugendbewegung. Ein Selbstversorgerhaus mit 30 Betten und einem großen Garten zu managen, das ist eine echte Aufgabe. Da packt eine Gruppe von jungen Frauen und Männern ehrenamtlich ordentlich zu und hält das Landjugendhaus in Dipbach im Landkreis Würzburg in Schuss und den Gästebetrieb am Laufen. „Kümmern ums Haus“ nennt sich der Arbeitskreis, der bei der Renovierung und Sanierung eingespannt war, der auch jetzt dafür sorgt, dass Buchungen und Gästebegrüßungen organisiert werden.
Der Preis des Lernwerk Volkersberg über 500 Euro geht an das Kinderhaus in der Anker-Einrichtung in Schweinfurt. Das Kinderhaus hat Modellcharakter. Das Miteinander von Ehrenamtlichen, geführt von zwei professionellen Erzieherinnen, und die vielfältige Angebotspalette für die Flüchtlingskinder ist beispielhaft in ganz Bayern. Aktuell sind 20 Ehrenamtliche ganz unterschiedlichen Alters im Einsatz. 800 bis 1000 Stunden leisten die Ehrenamtlichen jährlich in der Betreuungsarbeit. Allen gemein ist das Engagement und der Mut zu einem wertschätzenden Bekenntnis gegenüber Flüchtlingen und ihren Schicksalen.
Den Preis der Mediengruppe Main-Post über 1000 Euro erhält die Aktion Hoffnung schenken in Neustadt am Main. Christian Reckentin gründete zusammen mit acht weiteren Männern den Verein Hoffnung schenken. Ziel ist es, Familien zu helfen, die schwere Schicksalsschläge erlebt haben. Insgesamt 18 kleine und große Projekte hat der Verein seit 2015 unterstützt. Er konnte bereits 60 Fördermitglieder gewinnen. Jeder gespendete Cent geht zu 100 Prozent an die bedürftigen Familien. Die Spenden zeigen das Vertrauen, das die Helfer genießen: Insgesamt kamen in den letzten drei Jahren rund 87 000 Euro zustande
Die Aktion wird 2019 fortgesetzt. Bewerbungen richten Sie bitte an:
Main-Post GmbH Berner Straße 2 97084 Würzburg E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de
Lernwerk Volkersberg Volkersberg 1 97769 Bad Brückenau E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.de