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München/Würzburg
Lärm-Streit um Kickers-Stadion droht die Verlängerung
Der Rechtsstreit um den Fußball-Lärm am Dallenberg könnte bald in eine neue Runde gehen – obwohl ein Münchner Verwaltungsrichter die Belastung der Anwohner für zumutbar hält.
Derzeit dürfen zwar keine Zuschauer ins Kickers-Stadion am Würzburger Dallenberg. Doch der juristische Streit um den Fußball-Lärm mit den Anwohnern scheint noch lange nicht beendet.
Foto: Silvia Gralla | Derzeit dürfen zwar keine Zuschauer ins Kickers-Stadion am Würzburger Dallenberg. Doch der juristische Streit um den Fußball-Lärm mit den Anwohnern scheint noch lange nicht beendet.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:48 Uhr

Dem seit rund sieben Jahren schwelenden Streit um maximale Zuschauer-Zahlen und Lärmbelastung der Anwohner beim Stadion der Würzburger Kickers am Dallenberg droht die juristische Verlängerung: Denn der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München legte in einer mündlichen Verhandlung am Freitag nahe, dass die dort seit 2017 anhängige Berufung gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Würzburg inzwischen hinfällig sein dürfte. Die Lärm-Frage müsste in diesem Fall wohl in einem neuen Prozess in Würzburg neu aufgerollt werden.

Die Würzburger Richter hatten 2016 Anwohner-Klagen gegen eine seit 2015 gültige Kapazitäts-Erhöhung auf gut 10.000 Zuschauer abgewiesen. 2018 erhöhte die dafür zuständige Stadt Würzburg jedoch die maximale Zuschauerzahl im Stadion noch einmal auf rund 13.000 Zuschauer und genehmigte den Bau einer neuen Stahltribüne.

Dies sei eine "neue Sachentscheidung" gewesen und nicht nur eine Erweiterung der Vorgabe von 2015, erklärte der Vorsitzende Richter Edmund Hösch. Das Würzburger Urteil von 2016 sei damit aber wohl "überholt" und die dazu gehörende Berufung in München hinfällig. Er verstehe, dass dies für die Kläger "unbefriedigend wäre, weil dann ihr Aufwand bisher nutzlos wäre", räumte der Richter ein.

Eine neue Lärm-Klage müsste zunächst erneut in Würzburg verhandelt werden

In der Tat müssten die fünf klagenden Anwohner wohl zurück auf Los, sollte das Gericht in dem noch ausstehenden Urteil bei dieser Rechtsauffassung bleiben: Denn eine derzeit auf Eis liegende neue Klage gegen die 13.000-Zuschauer-Genehmigung aus 2018 würde zunächst erneut in Würzburg verhandelt. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil könnten also erneut Jahre vergehen. Kläger-Anwalt Johannes Bohl wollte der Logik des Gerichts aber auch in der Sache nicht folgen: Wenn schon die Genehmigung für 10.000 Zuschauer rechtswidrig wäre, dann wäre der spätere Bescheid für 13.000 Zuschauer doch erst recht rechtswidrig, argumentierte er. Die Entscheidung über beide Genehmigungen gehöre deshalb zusammen. 

Doch eine neue juristische Warte-Schleife "wäre unbefriedigend für alle Seiten", beteuerte Kickers-Anwalt Michael Grieger. Denn auch der Verein hätte in dem Nachbarschaftsstreit gerne endlich eine verbindliche Entscheidung – nicht zuletzt mit Blick auf die Pläne für einen Stadion-Neubau am Dallenberg. "Wir sind grundsätzlich Freunde der Klarheit", sagte nach der Verhandlung Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender der Kickers-AG und Präsident des Vereins. Der Klub werde die Neubau-Pläne aber "unabhängig davon vorantreiben".

Die Kläger machten zudem deutlich, dass es ihnen vor allem noch um die Lärmbelastung für die Anwohner durch das Stadion geht. Die aktuelle Genehmigung der Stadt Würzburg für 13.000 Zuschauer stehe dabei aber "auf wackeligen Füßen", glaubt Anwalt Bohl – weil sie auf einem unzureichenden Lärm-Gutachten basiere.

Richter fragt die Kläger: Ist es nur deshalb unzumutbar, weil es Fußball ist?

In der Münchener Verhandlung hatte der Vorsitzende Richter allerdings durchblicken lassen, dass er den bei den Spielen gemessenen Lärm-Pegel von knapp 60 Dezibel zumindest am Nachmittag durchaus für zumutbar hält: Ein neues Gutachten habe sogar ergeben, dass bei einigen Anwohnern "die Lärm-Belastung durch das benachbarte Dallenberg-Bad höher ist". Zudem finden die Spiele "selten und an klar vorhersehbaren Terminen statt", argumentierte er. "Ist das wirklich unzumutbar bei 17 Heimspielen pro Saison?", hielt der Richter den Klägern deshalb vor: "Oder ist es nur deshalb unzumutbar, weil es Fußball ist?" 

 
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  • kaih@bonn-online.com
    Ein dringender Vorschlag an die Nettiquette-Wächter der Main-Post: bitte streichen Sie alle Beiträge, die in populistischer Manier unwahr behaupten, ein Stadionneubau würde mit Steuergeldern oder öffentlichen Mitteln erfolgen. Die Stadt Würzburg hat oft genug dargelegt, das sie, bei aller -politischer - Unterstützung und Sympathie für das Vorhaben, weder dazu gewillt noch dazu in der Lage ist und es auch nicht sein wird. Diese Beiträge bringen die Diskussion nicht weiter, sie lenken nur vom eigentlichen Thema ab.

    Die einzigen Kosten für die öffentliche Hand, die zur Zeit entstehen, werden durch die Dallenberg-Prozesshansel verursacht, denn auch die Stadt Würzburg muss erstmal Anwalts- und Gerichtskosten vorstrecken.
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  • g-rinke@t-online.de
    Seit der Mitte der 60 iger Jahre sind die Kickers am Dallenberg. Wer von den Klägern hat damals schon dort gewohnt?
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  • Sonnenhexe
    Gott sei Dank, es gibt solche und SOLCHE, von denen, den Himmel sei Dank weniger.
    Unsportlich, egoistisch, überall was zu meckern weil auch NEIDISCH.
    Denkt jemand auch an die vielen Jugendlichen, Schüler?, so große Egoisten.
    Wir freuen uns dass es das Kickers-Stadion gibt, seit 1974 immer auf dem laufenden auch
    wegen unseren Kindern. Und wir akzeptieren auch die 3.Liga und freuen uns auf die Spiele.
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  • ig@hemmer.de
    Der Richter hat exakt den entscheidenden Punkt getroffen. Ich habe Schwimmbad und Kickers in der Nachbarschaft. Die Emissionen, die va von der Schwimmbadrutsche kommen, sind bei mir größer und viel häufiger und länger andauernd. Hängt alles von der Grundstückslage ab. Es ist halt im Randbereich kein reines Wohngebiet, was jedem bei Erwerb der Immobilie bekannt war. Bereits in den 70ern sind wir immer wieder von Kitzingen in ein brechend volles Stadion reingefahren, in dem damals mehr Lärm gemacht wurde als es in den letzten Jahren üblich war. Wahrscheinlich geht man auf Klägerseite aber von einem Grundrecht auf schlechten Fußball (und den damit für Fußball-Hasser verbundenen Vorteilen) aus. Es ist mE unerträglich, wie der Ruf der Dalle-Bewohner durch diese wenigen Prozesshansel ruiniert wird. Ua die Auswahl des Rechtspersonalauswahl zeigt mir, dass ein Kompromiss nicht das Ziel war, sondern es darum ging, Profifußball in Würzburg zu verhindern. Auf geht's Kickers, kämpfen und siegen!
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  • G.Kneitz@gmx.de
    In München wird demnächst das Grünwalder Stadion in mitten der Stadt ausgebaut. Da gibt es keine so hochnässigen Anwohner die so einen Aufstand machen. Hier wohnen einige tausend Leute rund um das Stadion. Auch dieses Stadion war eher da wie die meisten Bewohner in der Umgebung.
    Gruss an alle die es nicht so mit den Kickers haben. Keine Angst Leute, die Tradition since 1907 bleibt weiter bestehen und die vielen Tausende Kickers Fans werden weiter ihre Freude an Kickers haben. Auch wenn es 3 Liga ist, trotzdem haben die Verantwortlichen die letzten 10 Jahre tolle Arbeit gemacht. Man muss immer sehen wo wir herkommen und vor 10 Jahren noch standen. Einmal KICKERS immer KICKERS
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  • Walger14591609
    "Oder ist es nur deshalb unbedingt zumutbar, weil es Fußball ist?"

    Richter wegen offenkundiger Befangenheit ablehnen und gut ist.
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  • Franken48
    @galaben65 Sie sind einer von Millionen, die eine andere Meinung haben schrecklich.
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  • galaben@aol.com
    Ich kann diese Fußballvollpfosten nicht mehr ertragen.
    Die meinen wunder was sie sind. So Sprüche wie "Was der Deutsche Fußball schon für dieses Land getan hat". Hahahahah
    Rechnen wir mal gegen was dieses Land schon für diesen "Fußball" geleistet hat.
    Allein schon die Polizeieinsätze jedes Wochenende. Die ganzen Sponsorengelder die Fußball aufsaugt um irre Gehälter an Möchtegernhelden auszuzahlen, die sich ansonsten um nichts auf der Welt scheren außer Fußball und ihr Portmonee.
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  • famgabel
    Da stellt sich die Frage, was zuerst das war, das Huhn oder das Ei.
    Soweit ich weiß, wurde das Stadion vor den Häusern außen rum gebaut. Jeder der da nachträglich hin zog, hätte wissen müssen, dass es das auch mal laut werden kann.
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  • aboehnke
    So ist es. Und durch das Stadion waren die Baugrundstücke doch sogar noch günstiger als da marktüblich ... Erst profitieren, dann kompromittieren?
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  • Franken48
    Eine Stadt wie Würzburg, braucht ein Stadion für min. 15.000 Zuschauer. Die wo sich gestört fühlen, können ja weg ziehen.
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  • steffen.cyran@freenet.de
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Das ist natürlich Unsinn.

    Sollen doch die Handvoll interessierten ihr eigenes Geld in die Hand nehmen und irgendwo außerhalb ihr Stadion bauen, wo es niemanden stört. Aber nicht mit öffentlichen Geldern der Steuerzahler.
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  • Funkenstern
    So als Unbeteiligter.
    Hier ein Prozessle da, hier ein Prozessle dort. Es ist ja so dass nicht jeder im Umkreis am Prozessle beteiligt sein will. Aber leider sind die Prozesshansel ja überall und die sind in der Minderzahl und trotzdem beschäftigen die den Steuerzahler.
    Sie müssten in Vorleistung gehen müssen und bei entsprechendem Prozessausgang dürfen sie das Geld vom Klub eintreiben. Wenns verlieren, müssen sie die Schmier selbst bezahlen.
    Das halte ich für ein salomonisches Urteil.
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  • car.tor@me.com
    Der Richter aus München hat ja einen eindeutigen Wink an unsere 5 Dallenberg-Nachbarn gegeben, also springt über Euren Schatten und zeigt Euch endlich als DEMOKRATEN ...
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  • diener
    Das ist nicht die Lösung !
    Es wird doch wohl einer entscheiden können , ob der " Lärm " zumutbar oder
    nicht zumutbar ist . Es ist ja auch das Dallenbergbad nebendran , welches sicherlich
    in den Sommermonaten sich auch bemerkbar macht.
    Das Stadion steht ja auch schon einige Zeit und mit einer passenden Verkleidung
    sollte das Thema dann endlich erledigt werden . Ohne irgendwelche Einschränkungen
    und auch wenn es wirklich nötig wäre , noch etwas erweiterbar . Die Anwohner
    leben in keiner Monopolgegend und da gehört auch ein wenig mehr Lärm an
    gewissen Tagen sicherlich auch dazu . Sollen die Kläger auf ihre Kosten mal
    ein Gutachten bezahlen , wenn sie an allem immer wieder etwas auszusetzen haben.
    Bin gespannt , ob dieses dann so neutral gehalten wird .
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Hoffentlich verliert der Verein dauerhaft, damit die irrssinigen Gedanken an einen Stadion-Neubau vom Tisch verschwinden.

    Würzburg hat UNZÄHLIGE ungelöste Probleme (StraBa Linien, Theater, Bahnhof(svorplatz), P+R-Parkplätze, Mozart-Areal, Frankenhalle, und viele, viele mehr. Warum sollte man da auch nur einen Cent in die Hand nehmen für eine Sache, die nur eine winzige Minderheit interessiert?
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  • sepele
    Bekannteste Würzburger Mannschaft in Deutschland, größte öffentliche Sportveranstaltungen der Stadt. Im Stadion bis zu 13.000 Menschen = 10% der Stadtbevölkerung. Sicher sind auch einige aus dem Landkreis dabei. Hier fiebert man uber Gemeindegrenzen hinweg mit.

    Winzige Minderheit?

    Mir unverständlich, wie man noch immer die verbindende Kraft des Fußballs nicht verstehen kann.
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  • kgstummer@t-online.de
    So ein Blödsinn. Bei einem Stadionausbau bzw. Neubau am Dalle käme die Stadt kostengünstig weg da sie nur für die Infrastruktur verantwortlich ist bzw. diese im wesentlichen bereits besteht. Für die anderen Baustellen der Stadt kann der FWK nichts. Wenn man seit Jahrzehnten nur Geschäftsleute in den Stadtrat wählt, kommt halt das raus.
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