
Entsteht am Ulmer Hof in der Würzburger Altstadt ein neuer Party-Hotspot? Eine verzweifelte Anwohnerbeschwerde, die der Redaktion vorliegt, sowie Aussagen einiger anliegender Geschäfte lassen das vermuten. Widerspruch gibt es hingegen von der Polizei und der Stadt Würzburg und auch eine anliegende Bar wehrt sich gegen die Vorwürfe. Was ist also los am Ulmer Hof?
"In den letzten vier Jahren ist es hier am Ulmer Hof durch Lärm, Müll und Personen schier unerträglich geworden", schreibt Anwohnerin Monika M. (Name geändert) an die Redaktion. Lärm, Schlägereien und "Drogengeschäfte" dominierten nachts die Szenerie. Morgens liege dann überall der Müll verstreut, die Straßen seien voller Scherben. Sie und zahlreiche Nachbarn, in deren Namen sie spreche, trauten sich nachts nicht mehr auf die Straße.
"So dreckig war es am Ulmer Hof noch nie", sagt auch der Inhaber eines anliegendes Geschäftes, der namentlich nicht genannt werden möchte. Im Gebüsch und vor seinem Geschäft liege morgens Müll, sein Schaufenster finde er oftmals verschmutzt vor.
Aufnahmen zeigen Lärm und Vandalismus am Ulmer Hof
Fotos und Videos, die Monika M. der Redaktion hat zukommen lassen, belegen den nächtlichen Lärm und den Vandalismus. Zu erkennen sind etwa Scherben auf der Straße sowie ein umgeworfenes Dixie-Klo. Auf den Videos sieht man kleine und mittelgroße Gruppen junger Menschen, die sich lautstark vor der anliegenden Shanti-Bar und in der kleinen Grünanlage am Ulmer Hof unterhalten. Vereinzelt ist auch laute Musik zu hören.
"Die Shanti-Bar ist der Grund für all den Ärger", mutmaßt Anwohnerin Monika M. Sie sei ein Treffpunkt für junge Männer, die sich dann jedoch lieber vor der Bar und in der Grünanlage statt im Inneren aufhielten. Auf ihre Beschwerden hätten weder die Betreiber der Bar noch die Polizei reagiert. Ihr Vertrauen in die Polizei habe darunter massiv gelitten.
In der Shanti-Bar widerspricht man auf Anfrage der Redaktion dem Vorwurf, für den Lärm verantwortlich zu sein. "Unsere Besucher rauchen vor der Türe ihre Zigarette und kommen dann wieder rein", sagt eine Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte. "Wir sagen denen auch, dass sie leise sein sollen." Für die Grüppchen, die sich darüber hinaus in der Grünanlage versammelten, sei die Bar nicht zuständig, hier müsse die Polizei eingreifen.
Ordnungsamt Würzburg will Polizei und Barbetreiber kontaktieren
"Mit dem Wegfall der Sperrstunde in der Gastronomie um 22 Uhr haben sich natürlich auch die Feieraktivitäten im gesamten Innenstadtbereich ausgedehnt", heißt es dazu aus dem Präsidium. Man wehre sich gegen den Vorwurf der Untätigkeit: "Diesen Vorwurf können wir entschieden zurückweisen. Jeder Hinweis wird von der Polizei ernst genommen. Bei entsprechenden Hinweisen trifft die Polizei alle notwendigen Maßnahmen."
Dies sei am Ulmer Hof bislang jedoch nicht nötig gewesen: "Abgesehen von einer aktuellen Beschwerde aus dem Umfeld der Bar in der Bronnbachergasse hat die Polizei bislang jedoch keine weiteren Hinweise über eine Häufung von Ordnungs- und Sicherheitsstörungen konkret in diesem Bereich erhalten."
Auch das Würzburger Ordnungsamt gibt sich auf Anfrage zurückhaltend. "Dem Kommunalen Ordnungsdienst liegt nur eine Beschwerde vor, die von Mitte März 2022 stammt", heißt es dort auf Anfrage. Bei einer Inspektion der Umgebung habe man die Hinweise nicht bestätigen können.
"Die Stadt Würzburg nimmt jedoch Kontakt mit der Polizei auf und wird das Umfeld aufgrund des Hinweises in den kommenden Wochen verstärkt bestreifen. Wegen der möglichen 'strafrechtlichen Delikte' nimmt die Stadtverwaltung gesondert Kontakt mit der zuständigen Polizei auf." Auch zum Betreiber der Bar werde man Kontakt aufnehmen.
Welche Auswirkungen hat das neue Würzburger Sicherheitskonzept?
Vor allem im Hinblick auf das kürzlich vorgestellte Sicherheitskonzept der Stadt Würzburg sei dies dringend angebracht, sagt Monika M. Das Konzept beinhaltet Beschränkungen für bisherige Hotspots – etwa am Kranenkai. "Wenn sich das durchsetzen sollte, wird sich die Lage bei uns wieder verschlimmern", fürchtet M., die einen Verlagerungseffekt befürchtet.
Im Mai werde das neue Sicherheitskonzept der Stadt Würzburg dem Stadtrat vorgelegt, stellt diesbezüglich das Ordnungsamt klar. Dann werde man auch etwaige Verlagerungseffekte – etwa zum Ulmer Hof – berücksichtigen und das Konzept anpassen. Aber: "Eine unmittelbare und direkte Wirkung auf die hier angesprochene Örtlichkeit kann aktuell nicht gesehen werden."
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags wurde Anwohnerin Monika M. mit Klarnamen geführt. Wir haben dies auf ihren Wunsch, den sie im Nachhinein geäußert hat, geändert.
Doch da galt für die Gäste eigentlich immer der Konsens, dass man außerhalb des Ladens keinen Lärm veranstaltet. Und da haben auch die Gäste selbst auf andere Gäste eingewirkt, weil die ihren Lieblingsladen nicht gefährden wollten.
Doch heute ist alles anders: Das größte Problem ist heute, dass man den Rauchern keine adäquaten Räume mehr in Innenstädten bieten kann, und will, und die, dank eines Bürgerentscheids auf die Straße geschickt hat. Die Gastronomen haben damals sehr viel Geld dafür ausgegeben, um "Raucher-Räume" innerhalb der Location einzurichten. Das war denen ein Dorn im Auge!
Die sollten alle rausgehen!
Doch da gehen nicht nur die Raucher raus, sondern auch alle, die diese Raucher gut finden (vielleicht nicht, weil sie rauchen, aber trotzdem...).
Das führt dazu, dass sich bei einem Kultladen, zu fast jeder Zeit, die Hälfte der Gäste auf der Straße befinden! Dass das zu Problemen führt, war ja klar...
Zugunsten von individueller Freiheit und guter Geschäfte der Wirte wurde das in der jüngeren Vergangenheit aufgegeben und jetzt werden Innenstädte unbewohnbar.
Das ist offensichtlich von den Politikern und der Mehrheit der Wähler so gewollt weil sonst würden die ja was dagegen unternehmen.
Schade Würzburg
ungefähr ein Drittel der Deutschen findet, wir leben hier in einer Scheindemokratie.
Ich befürchte, es ist noch schlimmer und geht in Richtung einer (verkappten) Anarchie.
Wir dürfen alle paar Jahre mal Kreuzchen machen, wer uns die nächsten Jahre das Geld aus der Tasche ziehen darf, ohne irgendeines der tatsächlichen Probleme auch nur ansatzweise zu lösen, und die kleinen Probleme müssen wir entweder selber erledigen (im allgemeinen unter weiterem Geldmitteleinsatz) oder dulden, da es bestraft wird, à la Rambo selber loszuziehen und sich Respekt zu verschaffen, weil wenn die Polizei (endlich) kommt, sie das Problem nicht mehr vorfindet (na sowas...).
Kommt so ein Fall (nach gefühlten Jahren) wirklich mal vor Gericht, passiert den Tätern praktisch garnix und die Geschädigten bleiben geschädigt.
Kein Wunder, dass niemand mehr wirklich Respekt vor dem "Rechtsstaat" (oder gar den Mitmenschen) hat bzw. man sich eben soviele "Rechte" herausnimmt wie es irgend geht.
die "paar lärmenden jungen Leute" sind ja "nur" ein Aspekt des Ganzen. Es führen sich doch inzwischen gefühlt alle so auf wie es ihnen gerade passt. Kommt noch der Tag, wo man als asozial gilt, weil man doch tatsächlich am nächsten Früh um 6 raus und zur Arbeit muss (um die Knete für Bafög, Stützli und was weiß ich ranzuschaffen, damit die coolen Typen was zum Ausgeben haben und nicht darben müssen)...
Gerne. Aber bitte, ohne andere Menschen massiv zu belästigen und ihren Dreck, inklusive aller denkbaren Ausscheidungen, zu hinterlassen.
Nichts neues, bereits vor Jahren hatte sich eine Interessengemeinschaft an den damaligen OB Rosenthal hilfesuchend gewandt. Nach einer Begehung der Problemstellen hatte isch herausgestellt, dass die Gastronomen vorher informiert worden waren. Es herrschte absolute Ruhe. Fazit des OB: Ich kann nicht nachvollziehen, was die Initiative möchte.
Ordnungsdienst weicht Fahrradfahrern auf Gehsteigen aus, an gewissen Stellen lässt man isch besser nicht sehen. Im Rathaus wird großzügig über alles hinweg gesehen. Die Müllabfuhr muss an den Wochenenden in "frühester Frühschicht" den Müll wegräumen, z.B. Juliuspromenade und Sanderstraße.
Frau Celina: Sie sorgen sich doch so um die Wohnqualität im Bischofshut. Wo bleibt Ihr Einsatz???
Bis auf ihren letzten Satz kann ich Ihnen voll zustimmen, weiß aber nicht, was Frau Celina damit zu tun hat.
Die Situation am Ulmer Hof hat sich in den letzten Jahren tatsächlich sehr zum Negativen verändert, seit einigen Monaten aber drastisch und das ist der Shanti-Bar und ihren Gästen zu 100% zuzuschreiben. Die Polizei macht so gut wie gar nichts, das kennen die Anwohner von Karmelitenstrasse, Gerberstrasse, Juliuspromenade und Sanderstrasse schon zu gut, im Zweifelsfall wird einfach weggesehen. Von Anwohnern wurde mir berichtet, daß man, wenn man bei den Ordnungshütern anruft, oft nur mit der Einleitung "Guter Mann..." abwiegelnde Kommentare zu hören bekommt, solange keine Sachbeschädigung oder Körperverletzung vorliegt.
Einerseits möchte man seitens der Stadtverwaltung eine bewohnte Innenstadt, andererseits wird aber nur die Gastronomie gehätschelt, die letztendlich mitverantwortlich ist, daß es in der Innenstadt langsam ausschaut wie auf der Müllkippe.
das sie leise sein sollen^^
In Würzburg läuft gewaltig was schief...
Da wird auf die Partyszene mehr Rücksicht genommen wie auf die Bewohner...