
Eigentlich könnte die Polizei in Unterfranken zufrieden sein: Im Jahr 2021 ist die Zahl der Straftaten auf rund 41.000 gesunken (Vorjahr: knapp 48.000). Und die Aufklärungsquote blieb mit 72 Prozent auf hohem Niveau und erneut über dem bayerischen Durchschnitt (knapp 67 Prozent). Doch insbesondere ein Thema treibt den Ermittlerinnen und Ermittlern Sorgenfalten ins Gesicht: die extrem steigende Fallzahl im Bereich Kinderpornografie.
Wie der Leitende Kriminaldirektor Holger Baumbach am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erklärte, registriere das Polizeipräsidium Unterfranken bereits seit zwei Jahren eine rasante Zunahme von Straftaten im Zusammenhang mit der Verbreitung pornografischer Schriften: Waren es im Jahr 2019 noch 263 Taten, kletterte die Zahl im Jahr 2020 auf 496 Taten und 2021 auf 635.
Kinderpornografie: Fallzahl steigt um 40 Prozent
Erschreckend ist laut Baumbach dabei der Anteil von Kinderpornografie: Hier registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 462 Fälle – ein Plus von 40 Prozent. Mehr noch: "In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der Fälle von Kinderpornografie fast verdreifacht", so der Leitende Kriminaldirektor. "Die Statistik lässt abgrundtief blicken. Hinter jedem verbreiteten Bild steckt das Schicksal eines Kindes."
Als einen Grund für den Anstieg der Zahlen nennt die Polizei die Verschärfungen des Sexualstrafrechts seit 2016 und des damit gestiegenen "Kontrolldrucks". Zuletzt hatte der Bund im vergangenen Jahr sowohl den sexuellen Missbrauch von Kindern, als auch Besitz und Verbreitung kinderpornografischer Schriften als Verbrechen eingestuft und mit Freiheitsstrafen belegt. Zuvor waren solche Taten lediglich als Vergehen mit niedrigeren Strafen eingestuft.
Wie die Polizei Besitzer von Kinderpornografie jagt
"Die steigende Flut an Vorgängen in diesem Bereich erhöht natürlich den Druck, die Fälle schnellstmöglich zu erkennen", erklärt Kriminalkommissarin Manuela Abersfelder. Sie ist Leiterin der aktuell siebenköpfigen Arbeitsgruppe "Kinderpornografie" in Würzburg. Auch in Schweinfurt und Aschaffenburg wurden Teams eingerichtet, die sich schwerpunktmäßig mit Straftaten aus diesem Bereich befassen – von der Ermittlung über Durchsuchungen bis hin zur Sichtung des verbotenen Materials.

Gerade letzteres sei für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen "belastend", räumte Abersfelder am Donnerstag ein. Kinder auf diese Weise aber "aus der Situation eines regelmäßigen Missbrauchs herauszuholen", sei für sie jedoch "gleichzeitig größte Motivation".
Aufklärungsquote von Sexualdelikten hoch
Obwohl im vergangenen Jahr mit 105 Fällen weniger Vergewaltigungen in Unterfranken registriert wurden (2020 waren es 117), stieg in der polizeilichen Kriminalstatistik die Gesamtzahl der Sexualdelikte - von 1175 im Vorjahr auf 1275 im Jahr 2021. Auch hier waren Kinder häufiger Opfer: Wurden 2020 noch 200 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch registriert, waren es 2021 bereits 216 – ein Plus von acht Prozent.
Immerhin: Die Aufklärungsquote von Sexualdelikten liegt in Unterfranken bei über 94 Prozent. Insgesamt wurden dabei 671 Betroffene erfasst, von denen die große Mehrheit (knapp 84 Prozent) Frauen waren. Umgekehrt sieht es bei den Tätern aus: Von 979 Tatverdächtigen waren 860 Männer (88 Prozent).
Früher sind die Jugendämter, bzw. die Ermittlungsbehörden nur auf solche Fälle aufmerksam geworden, indem Erzieher, oder Lehrer, einen Verdacht geäußert haben. Das war manchmal sehr bergründet, oftmals aber auch vollkommen unbegründet. Doch jemand, der mal so einem Verdacht ausgesetzt war, ist für immer geächtet... (nur mal so nebenbei) .
Doch was relativ neu ist, ist die Tatsache, dass die Ermittlungsbehörden mittlerweile das Internet etwas besser begreifen können. Dadurch sind denen Datenschätze in die Hände gefallen, deren Auswertung nun die Zahlen immens in die Höhe treibt.
Das Problem ist also keineswegs neu, sondern man erkennt es jetzt nur deutlich leichter.
Dies, und der Umstand, dass das Strafrecht verschärft wurde, führt zu immer mehr Fällen.
Das Internet war mal ein fast anonymer Raum. Heute nicht mehr.
Daher gehe ich sogar davon aus dass die tatsächlichen Fälle sogar eher zurückgehen.
Denn die Gefahr, erwischt zu werden, steigt!
Die erste Aussage ist nachvollziehbar: in der Statistik tauchen nun Sachverhalte auf, die vorher nicht auftauchten, schlicht deshalb, weil es sich nicht um eine Straftat gehandelt hat.
Die zweite Aussage, dass diese Verschärfungen für die Polizei erst zu einem "Kontrolldruck" geführt haben, ist allerdings fragwürdig. Es wird ja nicht mehr "ermittelt", weil man Gesetze verschärft - oder?...
Wenn man das liest, muss man das leider so deuten, dass die statistische Steigerung vor allem aus den relativ "leichten" Fällen resultiert, die man nun als Straftat wertet und die bis vor kurzem eben noch nicht einmal eine Straftat waren.
Dann sollte man das auch einräumen und nicht versuchen, diese Sachlage mit allgemeinen emotionalem Aussagen zu vernebeln.