
Er betrifft bei Männern fast ein Viertel aller Krebserkrankungen, mit jährlich über 60 000 neuen Fällen in Deutschland. Damit ist der Prostatakrebs die mit Abstand häufigste Krebsart bei Männern. Die Heilungschancen sind zwar gut, doch viele scheuen eine Vorsorgeuntersuchung und die Erkrankung wird zu spät erkannt. "Aufklärung ist extrem wichtig", sagt Dr. Frank Schiefelbein, Chefarzt der Abteilung Urologie am fusionierten Klinikum Würzburg-Mitte (Missio/Juliusspital). Der 59-Jährige hat Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Eine Erkrankung bei Männern unter 50 Jahren ist äußerst selten, hier spielen oft genetische Faktoren eine Rolle. Im Durchschnitt sind Betroffene bei der Diagnose derzeit 69 Jahre alt. Die Zahl der Patienten dürfte in den kommenden Jahren zunehmen, denn: Die Lebenserwartung steigt, die medizinische Versorgung verbessert sich weiter und die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter.
Erster Schritt ist das Abtasten der Prostata, um eine mögliche Veränderung festzustellen. Außerdem sollte ein Ultraschall gemacht und der PSA-Wert ermittelt werden, eine Blutuntersuchung auf das prostataspezifische Antigen. Ist der Wert erhöht, kann dies ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein. Hinzu kommen heute die Möglichkeiten der Kernspintomografie (MRT): Durch die gute Bildgebung kann ein aggressives Prostatakarzinom besser diagnostiziert werden. Die Diagnose "Prostatakrebs" wird aber nur durch eine Biopsie gestellt.

Die Prostata ist ein Fortpflanzungsorgan, lebensnotwendig ist sie nicht. Als Drüse produziert sie ein Sekret zur Verflüssigung des Spermas und für die Ernährung der Spermien. In der Prostata läuft der Samenerguss ab. Ohne sie sind Männer nicht zeugungsfähig, bleiben grundsätzlich aber orgasmusfähig – und behalten die Potenz, wenn die Nerven und Gefäße bei einer Operation oder Bestrahlung erhalten werden können.
Bei einem familiären genetischen Risiko (Prostatakrebs bei Vater oder Brüdern) mit 40 Jahren, ansonsten wird die gesetzliche Vorsorge mit 45 Jahren empfohlen. Die Kosten für die Basis-Untersuchung werden von der Krankenkasse übernommen – nicht allerdings für die Ermittlung des PSA-Wertes und den Ultraschall. Urologe Frank Schiefelbein bedauert dies. "Der PSA-Wert ist eine gute Möglichkeit, die Erkrankung früher zu erkennen." Eine Vorsorgeuntersuchung ist beim Hausarzt oder Internisten möglich, bei Auffälligkeiten sollte der Facharzt (Urologe) aufgesucht werden.
Kritiker bezweifeln seine Aussagekraft: Hohe Werte würden nicht zwangsläufig auf eine Krebserkrankung hinweisen, dies führe zu Verunsicherung und Übertherapien. Befürworter wie Missio-Chefarzt Schiefelbein sehen im PSA-Wert dagegen "unseren sensibelsten Parameter". Damit könne eine Diagnose frühzeitig gestellt werden - im besten Fall vor einem Übergreifen des Tumors auf andere Organe. Wichtig sei, den PSA-Wert für den einzelnen Patienten und abhängig vom persönlichen Risiko zu beurteilen. Als Basis für die weitere Beobachtung sollte er im Alter von 45 Jahren bestimmt werden.
Der Tumor wird überwacht und der Grad seiner Aggressivität geprüft. Hat der Krebs noch keine Metastasen gebildet, wird die Prostata meist in einer OP entfernt – mit Roboterhilfe kann dies minimalinvasiv, also mit kleinsten Zugängen erfolgen. Das entnommene Gewebe liefert wertvolle Hinweise für die weitere Behandlung. Alternativ kann das Karzinom von außen oder sogar von innen bestrahlt werden. Hat der Krebs weitere Organe befallen, kommen neue Therapieformen in verschiedener Kombination in Frage – Medikamente, Hormonentzug, und Chemotherapie. Die Forschung setzt auch auf die Abwehrkräfte des eigenen Körpers: die Immuntherapie.
In der Regel Probleme und Schmerzen beim Wasserlassen. In den meisten Fällen handelt es sich nur um eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Es kann sich aber auch um einen Tumor handeln, der auf die Harnröhre drückt. Außerdem können Tumorzellen Blutungen verursachen. Betroffene bemerken dann Blut im Urin oder im Samenerguss.
Urologe Frank Schiefelbein rät zu einem gesunden Lebensstil: Nicht zu viel Fleisch, vor allem wenig rotes Fleisch und nicht zu fett. Wichtig sind Bewegung und Sport. Und der Alkoholkonsum sollte einen maßvollen Rahmen nicht überschreiten.