Bayerns neuer Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat am Mittwoch Verbesserungen angekündigt, um älteren Menschen das Vereinbaren von Impfterminen zu erleichtern. Das ist eine gute Nachricht, denn die Verunsicherung ist groß: Viele Senioren sind bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen. Sie verzweifeln aber an ständig neuen Nachrichten über die Verfügbarkeit - oder besser: über das Fehlen - des begehrten Vakzins. Sie wundern sich über Absagen bereits vereinbarter Termine, während sie gleichzeitig per Brief von Oberbürgermeister oder Landrat gebeten werden, sich doch zur Impfung anzumelden. Und schließlich hadern viele Ältere mit dem Online-Portal der Staatsregierung, über das sie sich für einen Impftermin vor Ort registrieren sollen.
Jüngere Menschen und solche, die es gewohnt sind, ihren Alltag mehr oder weniger komplett per Smartphone oder Laptop zu organisieren, mögen es als Lappalie abtun. Und mögen schmunzeln, wenn es der hochbetagten Großmutter nicht gelingt, sich eine eigene E-Mail-Adresse zu erstellen. Die benötigt sie, weil die bisher mit dem Großvater gemeinsam genutzte Adresse auf dem Portal nicht zweimal eingesetzt werden darf.
Doch für viele der älteren Generation ist der Umgang mit dem Internet eben alles andere als selbstverständlich. Da hilft dann auch keine 13-seitige Bedienungsanleitung für das Registrierungsportal, wie sie das Gesundheitsministerium kurzfristig bereitstellte - im Netz. Ständig die Kinder oder einen computeraffinen Bekannten um Hilfe zu fragen, fällt auch nicht jedem leicht. Wer ist schon gerne Bittsteller?
Das Kernproblem ist der Mangel an Impfstoff
Viele Senioren wünschen sich eine unkomplizierte Alternative - so wie früher halt per Telefon oder Postkarte. Die Möglichkeit zur telefonischen Anmeldung zur Impfung besteht zwar, aber viele Anrufer berichten von völlig überlasteten Hotlines, auf denen kein Durchkommen ist. Unter der Hand gestehen die Mitarbeiter der Impfzentren denn auch ein, froh zu sein über jeden, der nicht anruft. Die Gespräche kosten nämlich viel Zeit.
Schon machen sich unter den Impfwilligen Verschwörungstheorien breit. Es dränge sich der Verdacht auf, schreibt ein Leser, die Politik wolle gar nicht, dass sich so viele Ältere impfen lassen - damit genügend Vakzin für die jüngere Bevölkerung übrig bleibt. Blödsinn natürlich. Das Kernproblem trifft der Leser gleichwohl: Es gibt momentan einfach zu wenig Impfstoff, die Produktion kann den großen Bedarf (noch) nicht decken. Deshalb macht sich landauf, landab Nervosität breit.
Beim Impf-Tempo weckte die Politik zu hohe Erwartungen
Für den aktuellen Impfstoff-Mangel muss man die Politik nicht verantwortlich machen, vorwerfen aber darf man ihr, dass sie zu hohe Erwartungen bei den Bürgern geweckt hat. Alles sollte ganz schnell gehen. Am 15. Dezember mussten 99 Impfzentren in Bayern betriebsbereit sein, gleich am Sonntag nach Weihnachten wurden die ersten Hochbetagten geimpft, nicht mal die Feiertage um den Jahreswechsel wollte man abwarten. Das suggerierte vielen ein Tempo beim Impfen, das offensichtlich nicht der Realität entsprach. Und mit den Tücken im Anmelde-Verfahren waren Enttäuschung und Verunsicherung programmiert.
Wenn Gesundheitsminister Holetschek jetzt zusagt, die Online-Anmeldung unbürokratischer zu gestalten, mehr Mitarbeiter an den Hotlines einzusetzen und sogar auch ein schriftliches analoges Verfahren zu ermöglichen, dann investiert er Geld an der richtigen Stelle. Denn eines zeigt der Ärger, der viele Senioren umtreibt, sehr deutlich: Die älteren Menschen, die sogenannten vulnerablen Gruppen, sie wollen diese Corona-Impfung unbedingt. Sie wissen, welch hohes Gut die Gesundheit ist - und setzen so ein starkes Zeichen gegen die unter den Jüngeren mancherorts verbreitete Impf-Skepsis.
"Die Risikogruppe Senioren wird in den Pflegeheimen als erstes geimpft, in den eiligst eingerichteten Impfzentren werden die über 80 jährigen geimpft. Über Impfportale kann sich jeder anmelden und bekommt dann einen Termin."
Die Realität:
Am 22.1.2021 sind Hotlines und EDV-Anwendungen überlastet. Daten müssen teilweise doppelt erfasst werdend. Impfstoff ist Mangelware, von den großen politischen Ankündigungen ist wenig geblieben.
Der vorgeschobene Datenschutz verhindert eine Datenweitergabe der über 80 jährigen.
Eine einfache Frage:
Ist es so schwierig, alle über 80jährigen telefonisch zu kontaktieren und zu befragen, ob sie mit dem Verfahren klar kommen, ob sie jemand unterstützt oder ob sie Hilfe brauchen.
Das Ganze noch mit einem analogen Informationsschreiben unterstützt, hätte dazu geführt, dass sich manche Ältere nicht allein gelassen gefühlt hätten, die von der Situation überfordert sind.
Und mit den Großbauten, da fällt mir jetzt nur die "Mauer gegen Mexiko" ein, die mit Sicherheit nicht fertig gebaut wird.
Dazu meine Anmerkung: Impfwillige Senioren SIND SCHON LÄNGST zu Bittstellern geworden! (in vielen Lebenslagen aber auch vor allem jetzt im konkreten Fall was die Impfung bzw. die Anmeldung etc. angeht)
Was gilt doch für groß und klein, alt und jung. Auch wenn es um Verträge geht, Testament,
Betreuung, Steuersachen u.v.a. Die Rücksicht auf Minderheiten findet irgendwannn ihre Grenzen und dies zeigt sich gerade bei der Digitalisierung. Und die besondere Betonung der Eigenständigkeit bei vielen noch allein lebenden älteren Mitmenschen. Entschuldigung wenn ich auf die Gefährdung durch die kriminellen Enkeltricksanrufe, deren Betrugserfolge über zehntausende Euro Schäden liegen. Ratschläge und Hinweise von Seiten der Bankangestellten, Meldungen und Warnungen durch Polizei und Presseartikel zum Trotz.
Den Schaden haben die auch Angehörigen. "Ich will das alleine machen! ist ein Zeichen von Reife bei Kleinkindern aufwärts. Die Überschätzung "sich nicht partout nicht helfen zu lassen" steigt mit zunehmenden Alter. Dies zeigt sich auch bei den steigenden Unfällen bei über 80-Jährigen. Den Führerschein von sich aus abzugeben?
Es wurde auch der Katastrophenfall ausgerufen. "Schimpfen ist immer einfacher, als etwas zu tun." Jeder sollte seinen Teil beizutragen, dass sich etwas verbessert. So wie ich und viele andere, sich anmelden, was bei mir gleich noch am ersten Tag geklappt hat, und dann die wichtigsten Schritte kopiert und dies dann per E-Mail an viele weitergegeben, mit der Bitte, dies ebenfalls an möglichst viele weitergeben. Multiplikator sein. Aber wenn halt viele in ihrem Schneckenhäuschen ausharren und sich nur rühren, um sich "zubeschweren", dann kann man denen nicht helfen. Kriminelle Enkeltrickbetrückerein klappen doch nur, wenn sie auf nicht aufgeklärte und ältere Menschen, die alles glauben und keinen haben, denn sie um Rat fragen können. Mein Rat, nichtalle bei der Impfstelle anrufen, wenn man nicht weiß, wie das alles abläuft, sondern über die Kinder, Enkelkinder und andere, bei denen man Rat und Tat suchen kann.