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Würzburg
Kommentar: Hört endlich auf mit diesem Corona-Regelungswahn!
Immer mehr Menschen sind geimpft, doch der Corona-Alltag bleibt kompliziert. Es ist Zeit, dass sich die Politik von Inzidenzen und monströsen Regelwerken verabschiedet, findet unser Autor.
Ein Schild erklärt die Corona-Regeln vor dem Stuttgarter Rathaus. Wie lange bleiben sie noch in Kraft?
Foto: Bernd Weissbrod, dpa | Ein Schild erklärt die Corona-Regeln vor dem Stuttgarter Rathaus. Wie lange bleiben sie noch in Kraft?
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Bei einer Inzidenz unter 100 darf im Gottesdienst gesungen werden – darüber hinaus nicht. Wer als Geimpfter zu einer öffentlichen Veranstaltung geht, zählt für die erlaubte Teilnehmerzahl – bei einer privaten Feier dagegen nicht. Beim Festival im Freien gilt eine FFP2-Maskenpflicht, in vollgestopften Zügen der Bahn reicht der medizinische Mundschutz. Eine Liste, die sich fortsetzen ließe.

Und wie geht's Ihnen? Verstehen Sie's noch? Wissen Sie noch, was aktuell wo und wie gilt? Wer geglaubt hatte, mit steigender Impfquote würde sich der Corona-Alltag normalisieren, hat sich in den Bürokraten dieser Republik getäuscht. Statt Regelungen zu entschlacken, kommen immer neue Spitzfindigkeiten hinzu.

Corona-Verordnungen als Herausforderung für Bürger und Ämter

Die 13. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung hält in Verbindung mit Rahmenkonzepten etwa für Sport und Kultur, was ihr Name verspricht: Sie ist ein Paragrafen-Monstrum. Mit ihm kämpfen Veranstalter, Gastronomen, Einzelhändler genauso wie Lehrkräfte, Journalisten und Behörden.

In den Amtsstuben bayerischer Rathäuser wird der Frust immer größer. Für Hygiene-Konzepte müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ordnungsämter die Verordnungen aus den Ministerien haarklein studieren. Müssen Auflagen erlassen, über die sie teilweise selbst nur den Kopf schütteln. Und kaum ist die neue Verordnung halbwegs inhaliert, kommen die nächsten Änderungen.

Man möchte der Politik zurufen: Hört endlich auf mit Eurem Regelungswahn! Streitet und entscheidet, statt Euch in Verordnungen zu flüchten. Ein gesellschaftliches Phänomen übrigens, das sich schon vor Corona breit gemacht hat: Man scheut Verantwortung und zieht sich auf angebliche Vorschriften zurück.

Der gesellschaftliche Corona-Schaden ist enorm

Es ist ja nicht so, dass Deutschland in dieser Pandemie durch seine Organisationskunst geglänzt hätte. Zugegeben: Der Zusammenbruch des Gesundheitswesens konnte verhindert werden. Das war das Hauptziel. Aber der entstandene gesellschaftliche Schaden (neben dem rein wirtschaftlichen) lässt sich gar nicht bemessen.

Was ist in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht alles auf der Strecke geblieben. Und das Corona-Regelwerk ist weiterhin so gestrickt, als solle es eine möglichst abschreckende Wirkung entfalten. Tatsächlich haben nicht wenige darüber, sei es in Vereinen oder im Kulturbetrieb, resigniert. Viel zu kompliziert und aufwändig sind die Verfahren – als säßen überall ehrenamtliche Verwaltungsjuristen, um Hygiene-Konzepte auszuarbeiten.

Die Politik gaukelt Handlungsfähigkeit vor, ausbaden müssen die Unentschlossenheit andere. Klare Beschlüsse bei der letzten Ministerpräsidentenkonferenz vor zwei Wochen? Fehlanzeige. Schon da hätte man die Sieben-Tage-Inzidenz wegen des Impffortschritts als entscheidenden Richtwert kassieren können. Es blieb bei der vagen Ankündigung.

Impfschutz für alle: Warum noch Corona-Regeln?

Inzidenz hin oder her – es wird munter weiter- und kaputtgeregelt, obwohl rund 60 Prozent der Deutschen mittlerweile vollständig geimpft sind. Jede Bürgerin, jeder Bürger dieses Landes kann sich nunmehr frei entscheiden: Impfung oder Infektion, Schutz oder Risiko. Es ist an der Zeit, die Verantwortung für das Corona-Verhalten jeder und jedem Einzelnen zu übertragen und das Gros der Corona-Regeln abzuschaffen. Eine Herdenimmunität ist ohnehin nicht zu erreichen.

Natürlich führt der Weg aus der Pandemie über die Impfung, sie ist immer auch ein Akt der Solidarität. Da wäre bei einem Kappen der Corona-Regeln der politisch erzeugte Druck auf Ungeimpfte schnell verpufft. Aber immerhin könnten sie so nicht mehr den Staat für ihre eigene Impfentscheidung verteufeln. Und: Es wäre die Chance, dass der gesellschaftliche Graben zwischen Geimpften und Ungeimpften nicht noch tiefer wird.

 
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  • H. T.
    Hallo Herr Autor Andreas Jungbauer, grundsätzlich haben sie ja recht. Die Corona Verordnungen sind undurchsichtig, bürokratisch, manchmal fragwürdig und widersprüchlich. Das ist so, solange Menschen an den Entscheidungen beteiligt sind. Trotzdem sind die Corona Maßnahmen leider alternativlos. Es gilt der Grundsatz, dass viele menschliche Kontakte viele Ansteckungen bedeuten. Der Staat muss folglich Maßnahmen ergreifen, um die Kontakte zu reduzieren und damit die Ansteckungen. Ist ihm auch gelungen. Zumindest in Deutschland. Wir haben nämlich keine Bilder im Fernsehen gesehen wie aus Indien. Dort waren Staus vor den Krankenhäusern zu sehen. Im Auto saßen Menschen mit Sauerstoffmasken, angeschlossen an eine Sauerstoffflasche.
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  • H. T.
    Keiner hat das Recht andere anzustecken. Das Recht des einen hört da auf wo das Recht des anderen beginnt. Wer sich nicht impfen lässt, muss mit den Einschränkungen leben, die dann für ihn gelten. Eigene Entscheidung.
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  • T. K.
    Ich finde den Artikel echt gut. Wenn Impf Skeptiker nicht wollen dann schön und gut. Ich geimpfter möchte aber dann auch freiwillig über mit Maske oder ohne Entscheiden! Und vergessen wir alle mal nicht das FFP2 als Selbstschutz für die Industrie hergestellt wurde. Es gibt KEINEN Filter bei der Ausatmung. Warum soll ich mich als geimpfter noch mal schützen???
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  • P. H.
    Klar, hätten wir lauter kluge und verantwortungsvolle Menschen hier, dann bräuchten wir keine Regeln.
    Klar auch, dass die jetztigen Regeln nicht das Gelbe vonm Ei sind, unklar und oft kompliziert, aber besser so als Laufen lassen
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  • U. L.
    Sturm im Wasserglas. In einem Land, dessen Bevölkerung die persönliche Freiheit nichts Wert ist, überwiegt doch ganz erheblich der Wunsch nach betreutem Leben. Die vor allem von Linke, SPD und Grünen erhobene Forderung nach "mehr Staat" hat eben seine Konsequenzen. Und deswegen findet eine große Mehrheit im Land alles gut so.
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  • M. Z.
    Die persönliche Freiheit hört halt da auf, wo die des Anderen beginnt.
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  • A. W.
    "Es ist an der Zeit, die Verantwortung für das Corona-Verhalten jeder und jedem Einzelnen zu übertragen und das Gros der Corona-Regeln abzuschaffen."

    An die Eigenverantwortung appellieren? Ist nicht Ihr Ernst...

    Wenn Impfverweigerer und Corona-Schwurbler nur sich selbst gefährden würden - meinetwegen.
    Tun sie aber nicht!

    Und was mit den Kindern gerade veranstaltet wird, ist so unterirdisch, da fehlen einem wirklich die Worte.

    Unfähigkeit auf Regierungs- und Behördenebene kann doch nicht darin resultieren, dass man sagt "dann lasst doch die Vorschriften gleich ganz weg" 🙈🙉🙊
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  • U. S.
    Ein wirklich schöner Kommentar! Was lesen wir da, mehr oder weniger versteckt? Geimpfte sind immun!

    Wieder wird dies suggeriert und wieder ist es falsch! Geimpfte sind NICHT immun gegen Corona, die Impfung hilft nur gegen einen schweren Verlauf und selbst das ist nicht immer gegeben.

    Man sollte endlich aufhören Geimpfte als die Guten und Ungeimpfte als die Bösen, Unsolidarischen, hinzustellen. Es ist immer noch jedem selbst überlassen ob er die „bedingte Zulassung“ in seinem Körper will oder nicht. Ob er mit event. auftretenden, völlig unbekannten, Spätfolgen leben möchte.

    Prof. Dr. Krüger, Vorgänger von Drosten, sagte im Mai "mögliche Spät-Nebenwirkungen einer Impfung, die man naturgemäß zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht kennen kann....“. Selbst Fachleute sind demnach skeptisch, haben keine Ahnung was auf Geimpfte zukommen könnte.

    https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/impfungen-fuer-schueler-geht-es-der-politik-ueberhaupt-um-kinderschutz-76544426.bild.html
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  • S. K.
    https://www.n-tv.de/panorama/Intensivstation-fuellt-sich-langsam-wieder-article22761293.html

    Einfach mal lesen.
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  • A. M.
    Sie verweisen ernsthaft auf die BILD-"Zeitung"? Für mich hat es sich damit erübrigt den Kommentar überhaupt zu lesen!
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  • T. M.
    Warum nicht? Immerhin wurde der Link von der Mainpost durchgewunken…..
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  • J. W.
    Vielen Dank für den Kommentar - spricht mir aus der Seele
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  • U. S.
    Der Impfstoff hat in Deutschland keine Notzulassung.
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  • E. V.
    Das Schlimme ist, dass nach 1 1/2 Jahren die Kommunikation der jeweils gültigen Regelungen immer noch so schlecht ist. Auf den offiziellen Homepages wird jeweil auf die Gesetzestexte verlinkt, der Großteil der Menschen hat aber gar keine Übung darin Paragraphen zu entziffern. Oder man liest seitenweise FAQs....
    Man muss die Regeln wirklich suchen, oder man tut einfach so, als wüsste man von nichts.
    Sei schlau, stell Dich dumm...
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  • K. K.
    Ja, die Regeln sind kompliziert und manchmal nicht so einfach ganz nachvollziehbar. Es ist aber auch nicht so einfach, diese so auszugestalten, dass sie für jeden Geistes Kind passen. Einfach ist es nur, daran populistisch Kritik zu üben.

    Aber diese Regeln sind immer noch besser, als alles der Eigenverantwortung der Bürger zu überlassen. Mit der gleichen Begründung könnte man ja auch fordern, dass die Straßenverkehrsordnung aufgehoben wird.

    Dieser Kommentar ist Wasser auf die Mühlen der Impfzögerer und Impfverweigerer, also genau das, was wir derzeit NICHT brauchen.
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  • M. H.
    Wie lange soll Ihrer Meinung nach das alles noch gehen? Wenn Sie einer der sind die vielleicht sogar auf "null Covid" warten dann noch Geduld.
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  • E. S.
    Vor was haben Sie Angst, dass Sie meinen, so sehr auf staatliches Regelwerk angewiesen sein zu müssen?
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  • M. Z.
    Naja, mit "Eigenverantwortung" alleine klappt es ja nicht.
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  • C. B.
    Noch 4 Wochen dann ist der Zirkus durch Parteiwechsel hoffentlich besser. Merkel und Co. denken doch nur an Frauenquoten und Gängeleien in der Corona Pandemie. Sobald es um ei Diskussion des Versagens geht z. B. Pandemie, Afghanistan, Maut dann sind die Damen und Herren der CDU/CSU für niemanden zu sprechen. Lieber gängelt man die Bürger und entmündigt sie regelrecht durch wirr warr und Regeln die keiner versteht. Die angeblich unabhängigen Gerichte tun Ihren Teil ebenso.
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  • S. F.
    Gehen Sie nach Brasilien oder Schweden, dort werden Sie nicht durch Corona Regeln gegängelt…😉 Wobei: selbst in Schweden gibt es die ein oder andere Regel 😉

    Bei allem Widerspruch in vielen Punkten: ich bin froh, dass man in Deutschland das Virus nicht hat einfach laufen lassen.
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