zurück
Würzburg
Kommentar: Es fehlt ein Konzept für den digitalen Unterricht
Ein Schulhalbjahr geprägt von Corona geht zu Ende. Für Kinder, Jugendliche und deren Familien lief der Unterricht zu Hause oft nicht so gut. Das muss sich ändern!
Auch im nächsten Schuljahr wird es Corona-bedingt immer wieder eine Mischung aus Präsenzunterricht und Homeschooling geben.
Foto: Daniel Peter | Auch im nächsten Schuljahr wird es Corona-bedingt immer wieder eine Mischung aus Präsenzunterricht und Homeschooling geben.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:27 Uhr

Arbeitsblätter, haufenweise Arbeitsblätter zum Selbstausdrucken. So sah in den vergangenen Monaten der sogenannte Fernunterricht für die meisten Kinder und Jugendlichen aus. Viele Schüler erhielten kaum eine Rückmeldung, nur selten wurden die Arbeitsblätter auch korrigiert. Ein Drittel der Kinder aus Grund- und Mittelschulen gab in einer Umfrage an, während des Lockdowns gar keinen Kontakt zu einem Lehrer gehabt zu haben. Das ist kein Fernunterricht, sondern eine pädagogische Zumutung. So macht Schule keinen Spaß. 

Natürlich gibt es auch engagierte Lehrer, die in dieser Zeit etwas auf die Beine gestellt haben. Einige Kinder haben sicher auch vom Homeschooling profitiert. Aber die Mehrheit der Schüler und Eltern gibt dem Homeschoolings schlechte Noten.  

Die Eltern waren das gesamte Schulhalbjahr über geduldig. Nun ist es an der Zeit, dass sie mehr einfordern. Unterrichten, egal ob in Präsenzform oder aus der Ferne, ist zentrale Aufgabe der Schulen, nicht der Eltern. Es kann nicht sein, dass Schulen nur Arbeitsblätter und Lückentexte zur Verfügung stellen. Was Schülern und Eltern helfen würde, ist echter Online-Unterricht. Wenn kein Präsenzunterricht möglich ist, muss der Unterricht digital nach Hause übertragen werden. Warum organisieren die Schulleitungen nicht Fortbildungen – die genauso digital stattfinden könnten – und zeigen dem Lehrpersonal, wie das funktionieren kann? 

Der Kontakt von Lehrern und Schülern ist wichtig

Warum wird nicht verpflichtend angesetzt, dass jeder Lehrer seine Schüler wenigstens einmal pro Tag so erreicht, dass die Schüler direkt Rückmeldungen geben können? Konferenz-Tools wie sie mittlerweile fast jede Firma nutzt, könnten auch in den Schulen zum Einsatz kommen. Und natürlich muss jeder Schüler ein Tablet oder einen Computer ausleihen können.

Der Staat muss endlich aus dem Improvisationsmodus aussteigen. Das Kultusministerium darf nicht wieder in einen Dornröschenschlaf verfallen, sondern muss nach den Sommerferien digitale Konzepte präsentieren, die funktionieren. Dazu braucht es einheitliche Standards für einen guten interaktiven, digitalen Unterricht. Kinder haben ein Recht auf Bildung. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Claudia Kneifel
Computer
Coronavirus
Digitaltechnik
Eltern
Fernunterricht
Hausunterricht
Kinder und Jugendliche
Lehrerinnen und Lehrer
Recht auf Bildung
Schulleitungen
Schülerinnen und Schüler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. S.
    Sehr gut! Wir erleben das Homeschooling (2 Kinder in der Grundschule) als völliges Versagen der Bildung. Es gibt einige engagierte Lehrer. Aber es gibt keinerlei Blick über den Tellerrand seitens Schulleitung oder übergeordneten Stellen. Initiative der Eltern die Schule im digitalen Bereich zu unterstützen um entsprechenden Unterricht anbieten zu können, wurde abgetan mit dem Hinweis, dass nicht alle Kinder digitale Geräte zur Verfügung haben. Aber es stehen Milliarden bereit für die Digitalisierung des Unterrichts und werden nicht abgerufen. Dafür erhalten wir Kopien von Arbeitsblättern, die teilweise kaum lesbar oder völlig veraltet sind. Steinzeit trifft auf das 21. Jahrhundert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. B.
    Der BLLV als größter Lehrerverband Bayerns ist in gleicher Richtung unterwegs wie die Kommentatorin und fordert in einem aktuellen Brief an Ministerpräsident Söder zur Vertiefung des Digitalpaktes auf. U.a. heißt es darin wörtlich: "Virtuelles Lernen darf kein Notfallunterricht bleiben, sondern muss als Möglichkeit begriffen werden, um bestehende Angebote zu verbessern.
    Virtuelles Lernen ist als Chance zu begreifen und sollte dabei stets den Fokus auf die Pädagogik behalten. Virtuelles Lernen muss als methodische Ergänzung des lehrerbezogenen Unterrichts gesehen werden. Als eine vom Lehrer gewählte Möglichkeit, den auf Individualität und Nachhaltigkeit ausgerichteten Unterricht, der die Ganzheitlichkeit im Auge hat, sinnvoll zu ergänzen." Näheres siehe hier: https://www.bllv.de/vollstaendiger-artikel/news/bllv-begruesst-vertiefung-des-digitalpakts/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten