
Bayerns Schulen sind wieder geöffnet. In der Woche ab Montag, 22. Juni, kehren auch die letzten Schüler wieder in ihre Unterrichtsräume zurück. Doch vom Normalbetrieb sind die Schulen weit entfernt. Manche Eltern, die nach den anstrengenden Wochen der häuslichen Beschulung ihrer Kinder auf eine ansatzweise Rückkehr zur Normalität gehofft hatten, erleben gerade, dass die Mischung von Präsenzunterricht und Online-Schooling das Familienleben noch komplizierter macht als es im Lockdown schon war. Dies trifft vor allem für Familien mit mehreren Schulkindern zu. "Der Kleine hat alle zwei Wochen am Morgen Unterricht; die Große jede Woche wenige Stunden, das aber auch nachmittags“, berichtet eine Mutter aus Würzburg. "Die Schulzeiten der Kinder mit meinem Job in Einklang zu bringen ist jetzt noch schwieriger als in den letzten Monaten“, klagt sie. Was Eltern und Schüler noch alles wissen müssen.
Jein. Laut Maria Walter, der Leiterin Abteilung Schulen bei der Regierung von Unterfranken, hat das Kultusministerium zur Anzahl der Präsenz-Wochenunterrichtsstunden Soll-Vorgaben, aber keine verbindlichen Vorgaben geschickt. So gilt etwa für Grundschulklassen, dass die Kinder "minimal 15 Stunden, maximal 25 Stunden Präsenzunterricht“ haben sollen, allerdings nur jede zweite Woche – weil der wöchentliche Wechsel mit der zweiten Gruppe der aus Hygiene-Gründen geteilten Klasse gewährleistet sein muss. Die tägliche Schuldauer beläuft sich bei den Grundschülern Walter zufolge auf "mindestens drei, höchstens fünf Schulstunden“. Ob diese Schulstunden morgens ab 8 Uhr oder mittags ab 14 Uhr stattfinden und ob 15, 20 oder 25 Wochenstunden unterrichtet wird, ist den einzelnen Schulen überlassen. Sie entscheiden je nach Platzangebot und nach Zahl der einsetzbaren Lehrkräfte über den Umfang der Präsenzstunden. Auch bei weiterführenden Schulen liegt Umfang und Organisation der Präsenzstunden in der Hand der Schulleitung. Deshalb ist es aktuell möglich, dass beispielsweise ein Achtklässler einer Realschule wöchentlich 14 Stunden zur Schule geht, der Nachbarsjunge, der dieselbe Klassenstufe einer anderen Realschule besucht, wöchentlich aber die vom Kultusministerium anvisierten 18 Wochenstunden Live-Unterricht hat.
Im Prinzip nicht. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo hat den bayerischen Schulen Anfang Mai mitgeteilt, dass auf die "Erhebung von fehlenden Leistungsnachweisen grundsätzlich verzichtet wird". Die Noten für das Jahreszeugnis würden in der Regel auf Basis der bis 13. März erbrachten Leistungsnachweise gebildet. Doch diese Regelung sieht Ausnahmen vor: Im Einzelfall könnten zur Feststellung der Leistungsfähigkeit oder zur Bildung einer belastbaren Jahresfortgangsnote nach angemessener Vorlaufzeit noch Leistungsnachweise im Präsenzunterricht durchgeführt werden, teilt die Sprecherin des Kultusministeriums, Julia Kuntz, mit.

Für eine Halbjahres-Kursnote brauchen Elftklässler üblicherweise "einen großen und zwei kleine Leistungsnachweise". So sagt es Benedikt Karl, der Sprecher des Bayerischen Philologenverbands. Unter großen Leistungsnachweisen sind Klausuren zu verstehen; kleine Leistungsnachweise sind Exen oder mündliche Noten. "Weil einige Leistungsnachweise für das zweite Semester der 11. Klasse wegen Corona aber fehlen, können sich Schüler entscheiden, wie sie sich diese Noten anrechnen lassen wollen", erklärt Karl. Die Schüler wählen selbst, ob sie sich fürs zweite Semester die bereits erhaltene Fachnote aus dem ersten Semester anrechnen lassen wollen oder ob sie ihre – noch nicht erbrachte – Fachleistung aus dem ersten Semester der 12. Klasse rückwirkend fürs Corona-Semester anrechnen lassen wollen. Außerdem ist eine Ersatzprüfung möglich.
Sieht nicht danach aus. Zur Berufsorientierung sind für viele Schüler Praktika vorgeschrieben. Besonders stark auf Berufspraktika setzt die Fachoberschule, in deren 11. Klasse zehn Praktikums-Wochen vorgesehen sind. Doch in der Lockdown-Zeit entfielen auch die Praktika. Werden sie nachgeholt? "Nicht in diesem Schuljahr", antwortet Susanne Kraus-Lindner, die Leiterin der Würzburger FOS. Weder in Betrieben noch in Schulwerkstätten finde bis zum Sommer eine fachpraktische Tätigkeit statt. Kraus-Lindner verweist aber auf die Fächer "fachpraktische Anleitung" und "fachpraktische Vertiefung", in denen relevante Kenntnisse vermittelt würden.

Die Situation ist nicht klar. Einerseits hat Kultusminister Michael Piazolo versprochen, dass es "kein coronabedingtes Durchfallen" geben wird und für alle Schüler, für die ein Vorrücken nicht möglich ist, die Entscheidung über ein Vorrücken auf Probe zu treffen ist. Dabei solle die Beeinträchtigung durch die Pandemie in besonderem Maß gewichtet werden. "Aber wäre ein Durchfallen, das auf zwei Fünfern im Zwischenzeugnis basiert, denn ein coronabedingtes Durchfallen?", merkt der Sprecher des Bayerischen Philologenverbands, Benedikt Karl, an. "Es kann im Einzelfall sinnvoll sein, freiwillig zu wiederholen", sagt er. Karl hält den Beratungsbedarf beim Thema "Vorrücken auf Probe oder Wiederholen" für hoch und rät Eltern, aktiv dazu Gespräche mit der Schule nachzufragen. Karl zufolge wird die Entscheidung, ob das Vorrücken auf Probe erfolgreich war, üblicherweise noch vor den Weihnachtsferien getroffen.
Ja. Um der "besonderen Lernsituation im Schuljahr 2019/20 Rechnung zu tragen, seien einzelne Lehrplanabschnitte nicht prüfungsrelevant", heißt es auf der Webseite des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). Schaut man sich geforderten Lerninhalte für Abiturienten an Gymnasien einzeln an, ist aber erkennbar, dass der umfangreiche Stoff nur am Rande gekürzt wurde. Im Fach Deutsch etwa wird die Kenntnis der Literaturepochen der Klassik und des 19. Jahrhunderts weiter vorausgesetzt; gekürzt wird etwa bei einzelnen Literaturströmungen nach 1945. Im Fach Geschichte gilt die Kenntnis der Entwicklungen der "frühen Bundesrepublik" beispielsweise weiter als voll prüfungsrelevant, während etwa auf die Kenntnis der Wurzeln europäischer Denkhaltung in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit weitgehend verzichtet wird.
Ja. Nach derzeitigem Kenntnisstand endet das Schuljahr regulär mit der Ausgabe der Zeugnisse. Ein Nachholen ausgefallenen Unterrichts in den Sommerferien ist nicht geplant.
Mit 4 Schulstd ist keinem Arbeitnehmer geholfen.
Die Kinder sitzen auch nicht an ihren Tischen und die Räume sind meist kleiner als Schulklassen.
Es wird hier mit zweierlei Maß gemessen.
Kitas sollen auch flexibel sein, was Schließ- bzw Ferienzeiten angeht. Schulen halten an ihrem letzten Schultag, 24.7., fest.
Bundesliga, Fitnesstudios, Tanzschulen, Biergärten, Wellnesshotels, Reisen und Wirtshäuser. Alles unglaublich wichtig.
Aber Schulunterricht oder Fußballtraining?
Mit Kindern?
Wo kämen wir denn da hin, ist doch alles viel zu gefährlich!
Mein 16-jähriger hat nun seit März keine Schule mehr von innen sehen dürfen und der Onlineunterricht überfordert vor allem die Lehrer.
Aber erstens haben Kinder leider keine Lobby, zweitens haben all die anderen Lockerungen einen ganz einfach zu durchschauenden Grund: ES GEHT UM GELD!
Welch ein Segen für unsere Regierenden, daß Kinder und Jugendliche noch nicht wählen dürfen.
Wichtiger zu sein scheint, dass die Kneipen, Schwimmbäder, Fitnesstudios und Geschäfte wieder offen sind.
Ergänzung: Kindergärten haben ab 01.07.2020 wieder vollständig geöffnet - Schulen nicht ?!?! Können 3 Jährige leichter den Abstand einhalten als Grundschüler ?
Ich kann mir aber ganz gut vorstellen, dass Präsenzunterricht mit der halben Klasse und Onlineunterricht parallel zueinander auch den engagiertesten Pädagogen überfordert. Und wie ich so höre, unterscheiden sich die Schulen mit ihren Onlineangeboten erheblich. Und oft sind es die Schulen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, die, bei denen es einigermaßen klappt.