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Würzburg
Kommentar: Das Recht auf Streik gilt auch in der Pandemie
Wegen schlechter Arbeitsbedingungen streiken derzeit zahlreiche Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Ausgerechnet in Corona-Zeiten? Trotz Pandemie legitim, sagt unser Autor.
Auch in der Pandemie gibt es ein Recht auf Streik, findet unser Autor. (Symbolbild)
Foto: Kay Nietfeld | Auch in der Pandemie gibt es ein Recht auf Streik, findet unser Autor. (Symbolbild)
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:40 Uhr

Deutschlandweit streiken Beschäftigte im öffentlichen Dienst. In Würzburg und in Schweinfurt lag am Dienstag der Busverkehr still, auch Pflegekräfte haben Aktionen angekündigt. Den Busfahrern wird jetzt vorgeworfen, in der angespannten Zeit der Pandemie nicht solidarisch zu sein. Dieses Denkmuster aber greift zu kurz.

Arbeitgeber wissen, dass Lohnerhöhung nötig ist

Die Arbeitsbedingungen für Geringverdiener im öffentlichen Dienst sind häufig mies. Die Busfahrer leiden unter zu eng getakteten Fahrplänen und schlechter Entlohnung. Oft bleibt ihnen während der Arbeit nicht einmal Zeit für den Gang zur Toilette. Dass dies so nicht zumutbar ist, wissen sogar die Arbeitgeber. Es stünde "außer Frage", dass eine Lohnerhöhung nötig sei, sagte Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverband Bayerischer Busunternehmen, erst kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion.

Trotzdem haben die Arbeitgeber in bisherigen Verhandlungen laut der Gewerkschaft Ver.di kein Angebot gemacht. Wollen Sie ihre Forderungen aufrecht halten und den Druck zur Veränderung, bleibt den Arbeitnehmern keine andere Möglichkeit als der Streik. Die Arbeitgeber haben das in Kauf genommen. Ihr Kalkül ist offenbar, dass die Öffentlichkeit angesichts der angespannten Corona-Situation die Streiks, auch wenn sie ein gesetzliches Grundrecht sind, ablehnt. Und dass sich die Arbeitnehmer deshalb mit dem abspeisen lassen, was die Arbeitgeber ihnen zugestehen.

Streiks ermöglichen Verhandlung auf Augenhöhe

Diesen Gefallen sollten wir den Arbeitgebern nicht tun. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass Arbeiter ohne Druck keine wirklichen Verbesserungen erwarten dürfen. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben während der Corona-Hochphase das System, die Infrastruktur aufrecht gehalten und stabilisiert. Sie wurden als Helden gefeiert – und dann vergessen.

Längst herrscht in den vermeintlichen Helden-Berufen längst wieder Alltag. Die Arbeitsbedingungen sind so schlecht wie bislang, die Bezahlung hat sich nicht verbessert. Um dies zu ändern braucht es ganz offensichtlich den Streik – auch in der Pandemie.

 
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  • schuema@web.de
    Das blöde an diesem Streik, dass Ver.di so viele verschiedene Berufe vertritt. So würde ich nicht einsehen, weshalb ein Behördenmitarbeiter, der im März umgehend aus dem Büro gegangen ist und ins Home-Office geschickt wurde oder ein Müllwerker, der angeblich geschützt wurde und deshalb auch zu Hause war, nun eine kräftige Gehaltserhöhung kriegen soll, ganz abgesehen davon, dass alle öffentlichen Bediensteten bisher keinerlei Gehaltseinbussen hatten im Gegensatz zu vielen "normalen" Arbeitnehmern...
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  • uwe.luz@t-online.de
    Selbstverständlich hebelt Corona das Streikrecht nicht aus. Trotzdem bleibt ein negativer Beigeschmack. Während beispielsweise die Angestellten und Arbeiter in der Schweinfurter Industrie mit bangen Blicken auf die mageren Auftragseingänge schauen, streiken ausgerechnet diejenigen, die am Ende des Monats mit Sicherheit ihren Lohn und Gehalt empfangen werden.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo vob, für mich klingt das nicht wie ein Argument gegen die Aktion von Ver.di, sondern spricht vielmehr für eine notwendige starke Beteiligung der Schweinfurter Industriearbeiter bei der IG Metall grinsen

    Beste Grüße, Aaron Niemeyer (der Autor)
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