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Würzburg
Kolping-Akademie Würzburg wirbt auf Facebook mit schwarzer Frau und erntet zahlreiche rassistische Kommentare
Weil eine schwarze Frau auf einem Post der Kolping Akademie Würzburg zu sehen ist, erntet das Ausbildungszentrum eine Welle von rassistischen Kommentaren. Was die Polizei dazu sagt.
Mit diesem Foto (Mitte) warb die Kolping Akademie Würzburg auf Facebook. 
Foto: Kolping, Getty Images | Mit diesem Foto (Mitte) warb die Kolping Akademie Würzburg auf Facebook. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 29.08.2024 02:44 Uhr

Eigentlich wollte die Kolping Akademie Würzburg auf Facebook nur für den Studiengang zum Praktischen Betriebswirt werben. Was dem Ausbildungszentrum dann aber entgegenkam, war eine Welle des Hasses. Menschenverachtende, rassistische und beleidigende Kommentare sind unter dem Post auf dem sozialen Netzwerk zu lesen. Die Kommentare betreffen das Model, denn Kolping hatte entschieden, mit einer Frau schwarzer Hautfarbe zu werben. Die Akademie wendet sich bestürzt an diese Redaktion.

Nutzer kommentieren teilweise mit Klarnamen

Die Kommentare sind nichts anderes als wüste, rassistische Beschimpfungen. "Ich will keine Werbung für Afrika sehen. Weg damit.. Rassismus gegen uns Deutsche. Wir sind weiß..", schreibt der Facebook-Nutzer Siegfried H. Ein anderer kommentiert: "Verpisst Euch mit Eurer Schwarzenwerbung.. ist ja nur noch zum Kotzen...!!!" Sogar das N-Wort ist zu lesen. Die Nutzer kommentieren teilweise mit ihren Klarnamen und lassen dabei ihren ganzen Hass heraus.

Elias Lang, Medien- und Bildungsmanager bei Kolping Würzburg zeigt sich schockiert. "Unser Ziel ist es, ein authentisches Bild unserer vielfältigen Gesellschaft zu zeigen, in der alle Menschen unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion gleichwertig sind", sagt er. Die Akademie bedauere, dass die Werbung auf eine "derart hasserfüllte Reaktion" gestoßen sei, und möchte ein klares Zeichen gegen solche Entgleisungen setzen.

Rassistische Kommentare wurden verborgen und an Facebook gemeldet 

Die Kommentare überschreiten deutlich die Grenzen einer kritischen Meinungsäußerung und wurden von der Kolping Akademie mittlerweile verborgen. Screenshots liegen dieser Redaktion vor. Zudem habe die Akademie die entsprechenden Inhalte bereits an Facebook gemeldet. 

"Wir haben die abgebildete Person bewusst gewählt, da sie Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft repräsentiert. Als Kolping stehen wir für Vielfalt, Offenheit und Respekt", sagt Lang. "Diskriminierung und Rassismus haben bei Kolping aber auch in unserer Gesellschaft keinen Platz – weder online noch offline."

Wie einfach ist es, im Netz kommentierende Menschen ausfindig zu machen?

14 Kommentare hat Kolping zudem an die Meldestelle "REspect!" gemeldet. Die zivilgesellschaftliche Organisation, getragen von der Jugendstiftung Baden-Württemberg, berät und unterstützt bei Hetze im Netz. Unter www.meldestelle-respect.de können Betroffene Hate Speech einfach online anzeigen und auch eine Beratung erhalten. Auch die Polizei Würzburg verweist auf ihrer Website auf die Seite.

Auf Anfrage der Redaktion bei der Polizei Unterfranken, welche Art von Kommentare strafrechtlich verfolgt werden können, erklärt diese, dass bei rassistischen Kommentaren häufig Beleidigung (§185 StGB), Bedrohung (§241 StGB) und Volksverhetzung (§130 StGB) infrage kommen. 

Doch wie einfach ist es, im Netz kommentierende Menschen ausfindig zu machen? "Bei strafrechtlich relevanten Sachverhalten schöpfen die Ermittlungsbehörden (Polizei und Staatsanwaltschaft) alle zur Verfügung stehenden strafprozessualen Maßnahmen, die zur Ermittlung und Lokalisierung von Tätern möglich sind, aus", sagt Manuel Jäger, Kriminaloberkommissar beim Polizeipräsidium Unterfranken. Je nach Delikt seien hierbei unterschiedliche Maßnahmen rechtlich möglich.

Gemäß der jährlichen Auswertung des Bayerischen Landeskriminalamtes lag die bayernweite Aufklärungsquote bei Straftaten im Bereich "Hass und Hetze im Netz" im Jahr 2023 insgesamt bei 76,84 Prozent. Dieser Bereich beinhaltet jedoch neben Hasskommentaren auch weitere Themenfelder "mit dem Tatmittel Internet."

Was rät die Polizei Menschen, die im Netz mit rassistischen Kommentaren konfrontiert werden?

Manuel Jäger zählt fünf verschiedene Punkte auf:

  • Bei akuter Bedrohung, wählen Sie 110
  • Zeigen Sie Sachverhalte, die Sie für strafrechtlich relevant befinden, bei der Polizei an und beteiligen Sie sich selbst nicht an Gesprächsinhalten, die strafrechtlich sein könnten. Eine Strafanzeige können Sie bei jeder Polizeidienststelle erstatten
  • Sammeln Sie Beweise (z.B. Profilinformationen, Kopien/ Screenshots der Gesprächsverläufe), die die rechtliche Einstufung des Sachverhaltes und Identifizierung des Täters oder der Täterin ermöglichen
  • Nutzen Sie die Hilfs- und Unterstützungsangebote zahlreicher Einrichtungen und Organisationen 
  • Melden Sie Personen, die rassistische Kommentare veröffentlichen, der entsprechenden Plattform bzw. schließen Sie diese aus Gruppen/ Foren aus

Kolping Akademie werde weiterhin an ihrer Haltung festhalten

Auch Kolping Würzburg-Geschäftsführer Stefan Bothe spricht im Gespräch mit der Redaktion seine Bestürzung über die Kommentare unter der Werbeanzeige aus. "Ich persönlich bin nicht bei Facebook und nehme solche Entwicklungen Gott sei Dank gar nicht wahr. Dass eine Werbeanzeige solche Reaktionen hervorruft, da bin ich völlig überrascht und ehrlich gesagt auch sehr angeekelt."

Der Vorfall verdeutliche einmal mehr die Notwendigkeit, "dass Unternehmen, Medien und die Gesellschaft insgesamt wachsam bleiben" und entschieden gegen rassistische und menschenfeindliche Hetze vorgehen müssten, sagt Lang. "Wir werden auch weiterhin an unserer Haltung festhalten und uns für ein respektvolles Miteinander einsetzen."

 
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  • Christa Bullmann
    Master of Public Administration

    Master Abschluss im Bereich Verwaltungs /Politik Wissenschaften, ähnlich einem MBA (Master in Business Administration) allerdings mit Auslegung im Öffentlichen Bereich der nationalen (Öffentlicher Dienst) bzw. Internationalen Verwaltung (z. B: Vereinte Nationen, EU).
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  • Gerhard Müller
    Viele Würzburger:innen sind weltoffen und lassen sich durch rassistische Hetzer nicht beirren - die AfD wird bei uns keine Chance bekommen!
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  • Edith Kram
    Die etwas andere Meinung:

    Deutschland sollte sich schämen - aber nicht wegen Rassismus.

    Vielmehr wäre Scham angebracht, wie man mit der Bevölkerung (und hierzu zähle ich alle Menschen) hierzulande umgeht.

    Ob Energiewende, Stromkrise, Heizungsgesetz und Spritpreise. Allein hier zeigt sich, mit welcher Mißachtung (des Willens) der Bevölkerung Politik und Gewinne gemacht werden.

    Damit nicht genug. Menschen mit Beeinträchtigung (früher: Behinderung) haben es nach wie vor schwer, einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. Kinder mit Zahnspange, Brille oder einem sichtbaren körperlichen Merkmal werden in den Schulen immer noch gemobbt und diskriminiert - oftmals schon wegen des Nichttragens von Marrkenkleidung oder einem altmodischen Handy.

    Somit frage ich: "warum ist auf dem Werbeplakat eine Frau mit anderer Hautfarbe und nicht ein Mensch mit Beeinträchtigung, z.B. Down-Syndrom, zu sehen? Ist menschliche Vielfalt nur eine Frage der Hautfarbe?"

    Gerhard Fleischmann
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  • Fabian König
    Furchtbar, einfach nur furchtbar! Man muss sich für solche Leute wirklich schämen. Diese Subjekte haben offenbar weder eine gute Erziehung genossen, noch ein Mindestmaß an Anstand und Respekt gelernt. Und was noch dazukommt: Solche widerlichen Menschen maßen sich allen Ernstes an, für das deutsche Volk zu sprechen. So ein Verhalten ist im höchsten Maße undeutsch.

    Ich hoffe und wünsche mir, dass Polizei und Staatsanwaltschaft alle Täter ermitteln und einer angemessenen, d. h. nicht zu milden Strafe zuführen können. So ein Verhalten ekelt mich an. Pfui!
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  • Thomas Hemmerich
    Bitte bleiben Sie beim Thema des Artikels.
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  • Johannes Schäfer
    Es ist doch einfach, sich im anonymen Netz sich über unsere Mitbürger auszulassen. Ist ja auch bequemer, als sich einer Diskussion Face to Face zu beteiligen.
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  • Beate Winkler
    Bitte diesen Beitrag NICHT hinter der Bezahlschranke verstecken.
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  • Christa Bullmann
    Was ich in Deutschland nicht verstehe.

    Macht ein Ausländer einen Fehltritt (Verbrechen) wird man überall den grossen Aufschrei lesen. Im Gegenzug trägt der Deutsche, wie natürlich die Reaktion einiger Nutzer zeigt, nicht zu einer gelungenen Integration bei. Hier wird Ausgrenzung betrieben.

    Es ist traurig mit anzusehen wie unser Land mehr und mehr zu einer Rassistenkultur versumpft.

    Mfg

    Johannes Bullmann, MPA
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  • Gerlinde Conrad
    Herr Pullmann. Was beduetet MPA??
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