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Würzburg/Schweinfurt
Klinikärzte wollen streiken: Welche Krankenhäuser in Unterfranken sind betroffen und was heißt das für Patienten?
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund ruft an kommunalen Krankenhäusern ab 15. Januar für drei Tage zum Streik auf. Welche Folgen das für die Versorgung und Notfälle hat.
Bayernweit sind laut Ärzteverband Marburger Bund an den rund 200 kommunalen Kliniken etwa 15.000 Medizinerinnen und Mediziner zum Streik aufgerufen.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Bayernweit sind laut Ärzteverband Marburger Bund an den rund 200 kommunalen Kliniken etwa 15.000 Medizinerinnen und Mediziner zum Streik aufgerufen.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 10.01.2025 08:02 Uhr

Ab Mitte Januar wollen Tausende Mediziner in Bayern streiken. Für mindestens drei Tage ruft der Marburger Bund Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen. Die Versorgung im Notfall ist laut dem Ärzteverband gewährleistet. Termine, die nicht dringlich sind, sollten Patienten jedoch verschieben, rät eine Sprecherin.

Welche Krankenhäuser sind in Unterfranken von dem Streik betroffen? Wo und wann müssen Patientinnen und Patienten mit Einschränkungen rechnen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Welche Kliniken in Unterfranken sind von dem Streik betroffen?

Grundsätzlich betrifft der Streik kommunal getragene Kliniken. Bayernweit gibt es laut Gesundheitsministerium rund 200, in Unterfranken 19. Unikliniken werden nicht bestreikt, sie unterliegen einem eigenen Tarifvertrag.

Der Marburger Bund geht davon aus, dass in Unterfranken "alle kommunalen Kliniken von dem Streik betroffen sein werden". Stand 2. Januar beteiligen sich nach Angaben der Fachgewerkschaft Medizinerinnen und Mediziner des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau, des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt, des Orthopädischen Krankenhauses und des Krankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin in Werneck (Lkr. Schweinfurt), der Main-Klinik Ochsenfurt, der Klinik Kitzinger Land, des Bezirkskrankenhauses Lohr und des Klinikums Main-Spessart.

Wie viele Beschäftige in den kommunalen Häusern in der Region ab 15. Januar dem Streikaufruf tatsächlich folgen, ist vielerorts noch unklar.

Wie wirkt sich der Streik auf die Patientenversorgung aus?

An den Streiktagen wird es laut Marburger Bund an betroffenen Kliniken nur eine Notbesetzung geben, "sodass die Patientenversorgung im Notfall gewährleistet ist" – ähnlich wie an Wochenenden oder Feiertagen. Dafür stelle der Berufsverband ausreichende Kapazitäten sicher.

Planbare Operationen allerdings könnten verschoben oder Wartezeiten bei Behandlungen länger werden. "Wir empfehlen jeder Patientin und jedem Patienten, Termine, die nicht dringlich sind, auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben", so eine Sprecherin des Marburger Bundes.

Wie Patienten in Unterfranken den Streik spüren werden, ist bislang offen. In einigen der befragten kommunalen Kliniken laufen Absprachen mit dem Marburger Bund, konkrete Auswirkungen des Ausstandes für den Klinikbetrieb lassen sich meist noch nicht abschätzen.

Vom Klinikum Main-Spessart etwa heißt es, dass "zum derzeitigen Stand" keine Einschränkungen bekannt seien. "Es liegen uns keine Informationen darüber vor, dass unsere Ärztinnen und Ärzte am Streik teilnehmen werden", teilt Jessica Werthmann, kommissarische Leiterin Personal und Recht, mit.

Ähnlich sieht es an der Klinik Kitzinger Land aus. "Ob unsere Ärzte am kommenden Streik teilnehmen werden, kann ich noch nicht sagen", sagt Vorstand Dr. Uwe Pfeiffle. Angst um die Versorgung müsse aber niemand haben: Auch bei vorherigen Streiks habe man den Notdienst immer aufrecht halten können, so Pfeiffle.

Ab 15. Januar ruft der Marburger Bund Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken zum Streik auf. Vorerst drei Tage lang soll der Ausstand dauern (Symbolbild).
Foto: Julien Becker | Ab 15. Januar ruft der Marburger Bund Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken zum Streik auf. Vorerst drei Tage lang soll der Ausstand dauern (Symbolbild).

Das betont Christian Kirchner vom Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt: "Wir werden mit dem Marburger Bund eine Notdienstvereinbarung abschließen", sagt der Sprecher. Die genaue  Ausgestaltung sei noch offen, die Patientenversorgung werde aber "gesichert sein". Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau verhandelt nach eigenen Angaben ebenfalls mit dem Marburger Bund über die Notdienstvereinbarung.

Am Bezirkskrankenhaus Lohr geht der Ärztliche Direktor Prof. Dominikus Bönsch davon aus, dass der Betrieb "regulär aufrechterhalten" wird. "Das kann sich aber noch ändern." Bei früheren Streiks habe sich die Beteiligung der ärztlichen Kollegen "sehr in Grenzen" gehalten, sagt der Psychiater. Stand 2. Januar sei nur bekannt, "dass eventuell vereinzelte Kollegen in der Klinik in Aschaffenburg und möglicherweise auch ein paar in Lohr" teilnehmen wollen, Mediziner am Zentrum für seelische Gesundheit in Würzburg "bisher wohl nicht".

Für die Bezirkskrankenhäuser Schloss Werneck kann Direktorin Christiane Werthmann ebenfalls noch nichts zum "Ausmaß der Streikbeteiligung und damit zu den Folgen" sagen. Man rechne aber damit, vom Streikaufruf betroffen zu sein.

Wie viele Ärztinnen und Ärzte sind zum Streik aufgerufen?

Bayernweit sind laut Berufsverband an den rund 200 kommunalen Kliniken etwa 15.000 Medizinerinnen und Mediziner zum Streik aufgerufen. In Unterfranken sind es 1000, heißt es vom Marburger Bund.

Welche Aktionen sind zum Streik geplant?

In München plant der Marburger Bund am Freitag, 17. Januar, einen Protestmarsch durch die Innenstadt und eine Kundgebung. "Lokale Aktionen wird es vorerst nicht geben", so die Sprecherin.

Worum geht es in dem Tarifkonflikt und was fordert die Ärztegewerkschaft?

Der angekündigte Streik ist nicht der erste in der laufenden Auseinandersetzung zwischen dem Marburger Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Der Berufsverband fordert 8,5 Prozent mehr Gehalt, eine Neuregelung der Schichtarbeit und eine bessere Bezahlung für Bereitschaftsdienste.

Die VKA hatte ein Angebot vorgelegt, das unter anderem ein Gehaltsplus von 5,5 Prozent enthält. Das wies die Ärztegewerkschaft mit Verweis auf die hohe Inflation als unzureichend zurück. Die kommunalen Arbeitgeber unterstellten dem Marburger Bund daraufhin mangelnde Verhandlungsbereitschaft, die Forderungen seien angesichts der Finanznot vieler Kliniken nicht umsetzbar.

Wie lange soll der Streik dauern?

Der Streikaufruf gilt zunächst für drei Tage – Beginn ist am Mittwoch, 15. Januar. Sollte sich danach keine Einigung im Tarifkonflikt abzeichnen, wird der Streik laut Marburger Bund "auf jeden Fall weitergehen".

 
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Kommentare
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  • Michael Kreißig
    Ich gönne ja jedem sein Geld. Aber während alle das Kliniksterben beklagen, weil kein Geld da ist und dann streiken, finde ich so einen Streik schon befremdlich.
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  • Klaus B. Fiederling
    dürfen die das überhaupt - streiken? Haben die Ärzte nicht einmal einen Eid geschworen?
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Haben sie - @ Klaus Fiederling -

    ebenso wie unsere "Spitzen"-Politiker einen Eid auf das Wohl des deutschen Volkes geschworen haben (Art. 56 bzw. 64 GG).

    Wenn die streiken würden, wäre das aber am Ende noch von Vorteil für uns alle, denn trotz üppiger Bezahlung brauchen sie im Endeffekt keinerlei Verantwortung für das von ihnen Angerichtete zu übernehmen und scheinen das entsprechend auch nicht zu tun, während das bei Ärzten "ein wenig" anders aussieht.

    Machen Sie sich doch einfach mal schlau, unter welchen Bedingungen die Arbeit in den Kliniken abläuft, und sagen Sie dann bitte nicht "Augen auf bei der Berufswahl". Habe neulich mal die Argumentation gehört, dass die "Große Politik" überhaupt kein Interesse an einer angemessenen Verbesserung der Umstände in der Humanmedizin hat, weil sie dann auch für die gesamte Beamtenschaft entsprechend mehr abdrücken müsste, und dass das stimmen könnte, kann ich mir auch lebhaftestens(!) vorstellen.
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  • Klaus Buechner
    Ja dürfen sie Warum auch nicht ? Außerdem „dürfen“ sie 16-Stunden-Arbeitstage, Nachtdienste ohne Zusatzvergütung, Überstunden ohne Chance die Zeit jemals auszugleichen, nicht besetzte Stellen durch Mehrarbeit ausgleichen etc. etc.
    Allein die Frage in Ihrem Kommentar zeigt doch dass die Ärzte sogar streiken MÜSSEN ob dieser Respektlosigkeit und des Futterneides damit sie irgendwann einmal für das geschätzt werden was sie tagtäglich leisten. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für Pflegende, Notfallsanitäter, Polizisten und alle die sich kümmern um dann im Nachhinein von vielen Seiten noch Häme, Missachtung, Respektlosigkeit und am Ende auch immer wieder körperliche Gewalt ausgesetzt zu sein.
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