Klimawandel, Energiekrise und Inflation machen alpines Skifahren als Freizeitvergnügen immer fragwürdiger. Viele verzichten mittlerweile darauf – aus finanziellen und ökologischen Gründen. Zuletzt forderte der Bund Naturschutz (BN) in Bayern, der Skilager und Skikurse nicht mehr für zeitgemäß hält, vom Kultusministerium ein neues Konzept für die Schulen.
Ob die traditionellen Skiwochen noch sinnvoll sind, darüber wird auch an Schulen in Unterfranken seit Jahren kontrovers diskutiert. Manche ersetzen das Skilager bereits durch eine Sommersportwoche – sind damit aber offenbar noch in der Minderheit, wie eine stichprobenartige Umfrage dieser Redaktion ergeben hat.
Stichproben-Umfrage in Unterfranken: Die meisten Schulen fahren noch ins Skilager
Von zehn angeschriebenen Gymnasien und zehn Realschulen in Unterfranken meldete sich vor den Weihnachtsferien die Hälfte zurück. Demnach finden am Röntgen- und Riemenschneider-Gymnasium in Würzburg, am Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt sowie an den Gymnasien in Marktbreit und Bad Neustadt weiterhin Skifahrten statt.
Auch vier Realschulen in Schweinfurt (Wilhelm Sattler und Rathenau), Gerolzhofen und Marktheidenfeld halten daran fest. Lediglich die Jakob-Stoll-Realschule in Würzburg hat sich davon verabschiedet. Man habe das Thema mehrmals im Elternbeirat diskutiert und Schüler wie Eltern der betroffenen Klassen befragt, sagt Schulleiter Alexander Röhrer.
Die Mehrheit habe sich für eine Erlebniswoche im Sommer ausgesprochen, mit sportlichen Aktivitäten wie Bogenschießen und Klettern. Die Schüler seien im vergangenen Jahr begeistert aus dem Taunus zurückgekehrt, so der Realschulleiter. Die Kosten seien deutlich geringer als früher beim Skilager in Südtirol.
Andere Schulleiter respektieren den Wunsch von Schulgremien und Eltern, bei den Skifahrten zu bleiben, sehen sie persönlich aber kritisch. "Warum soll ein Schüler aus Mainfranken, der in seinem Lebensumfeld kaum Schnee zu Gesicht bekommt, eine alpine Sportart erlernen?", fragt Friedhelm Klöhr, Oberstudiendirektor am Gymnasium Marktbreit.
Matthias Schmitt, Chef der Realschule Marktheidenfeld, sagt, er sei früher selbst passionierter Skifahrer gewesen. Vor zehn Jahren gab er es auf: "Als meine Familie Skiferien auf weißen Pisten in einer ansonsten grünen Landschaft verbracht hat." Das sei widersinnig und für die Jugend nicht vermittelbar. Schmitt verweist auf den hohen Energieverbrauch für Kunstschneepisten und die Luftverschmutzung durch weite Anreisen.
Schmitt persönlich liegt die Ablösung des Skikurses durch eine Sommersportwoche sehr am Herzen. Die Marktheidenfelder Realschule arbeite an einem parallelen Konzept. Aber "solange der Skikurs noch durchführbar und bezahlbar bleibt, wird er durchgeführt" – vor allem aus pädagogischen Gründen. Die Sportfachschaft verweist auf den Gewinn sozialer Kompetenzen.
Dass Skikurse ein spezielles Erlebnis sind, dass sie Zusammenhalt und Selbstwertgefühl stärken – davon sind die befürwortenden Schulleiter überzeugt. Frage man Absolventinnen und Absolventen beim Abschluss nach der schönsten Schulfahrt, würde regelmäßig der Skikurs genannt.
Kultusministerium: Jede Schule entscheidet frei über ihre Fahrten
Selbst Anfänger hätten ein großartiges Erfolgserlebnis, "wenn sie nach drei Tagen im Pflugbogen fast jeden Hang hinunterfahren können", findet Klaus Gerlach, Chef des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums. Dort wird über eine Abschaffung der Skikurse aktuell nicht diskutiert: "Zumal sie auch im neuen LehrplanPlus verankert sind", sagt Gerlach.
Auch das Kultusministerium und die unterfränkischen Ministerialbeauftragten für Gymnasien und Realschulen unterstreichen den pädagogischen Wert der Skilager, sprechen allerdings keine klare Empfehlung aus. Die Entscheidung liege allein bei den Schulen. Dass diese gut abwägen sollten, findet auch der unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV). Entscheidungen sollten im "demokratischen Diskurs" von Lehrerschaft, Eltern und Schülern getroffen werden, sagt der Vorsitzende Helmut Schmid.
Das Kultusministerium steht den Skikursen grundsätzlich positiv gegenüber. Eine Sprecherin verweist auf das "besondere pädagogische Potenzial". Dies gelte mit Blick auf Sport und Bewegung, Verhaltens- und Sicherheitsregeln und die Persönlichkeitsentwicklung. "Darüber hinaus spielt die Erziehung zu umweltbewusstem Verhalten bei der Durchführung von Schulskikursen eine wesentliche Rolle", heißt es auf Anfrage. Schülerinnen und Schüler sollten auf Gefährdung und Schutz von Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt hingewiesen und "zu umweltschonendem Verhalten bei der Ausübung des Wintersports angeleitet" werden.
Kosten für die Schulskiwochen: zwischen 350 und 500 Euro
Eine Statistik, welche Skilager abgeschafft wurden und wie viele Schulen in Unterfranken noch daran festhalten, gibt es nicht. Die Fahrten finden in der Regel in der 6. und 7. Klasse statt. Die Teilnehmerkosten bewegen sich zwischen 350 und 500 Euro, je nach Dauer. Teilweise kommen Kosten für die Leihausrüstung hinzu. Manche Schulen sind fünf Tage mit vier Skitagen unterwegs, andere sieben Tage mit sechs Skitagen.
Skilager haben an vielen Schulen eine lange Tradition, manche fahren seit Jahrzehnten an denselben Ort, ins selbe Quartier. So wie die Wilhelm-Sattler-Realschule in Schweinfurt: Seit 50 Jahren geht es für die 7. Klassen kurz vor Ostern in die Wildschönau nach Österreich. Kein spektakulär großes und hohes Skigebiet, dafür aber nicht so teuer, sagt Schulleiter Georg Harbauer.
350 Euro bezahlen die Eltern pro Kind für Bus, Unterkunft mit Vollpension und Skipass für vier Tage. Die Kosten seien kaum höher, "als wenn wir fünf Tage nach Berlin fahren würden". Nur über die Schule könnten Jugendliche so günstig das Skifahren ausprobieren, sagt Harbauer, der als Sportler und Sportlehrer vom Sinn der Skifahrten überzeugt ist. Auch der Großteil der Eltern stehe dahinter.
"Für jeden Lehrer ist der Skikurs ein viel größerer Stress als die Abschlussfahrt", meint der Rektor. Aber an der Sattler-Realschule gebe es genügend motivierte Lehrkräfte. Weil in der 7. Jahrgangsstufe die Klassen neu gemischt werden, stärke die Skiwoche die Gemeinschaft, gerade in der beginnenden Pubertät: "Das ist eine ganz intensive Woche."
Ich frage mich wie Fridays for Future und Skikurse in Einklang sein können, wenn die meisten Schulen noch zu den Skikursen fahren?
Ist Fridays for Future nur so was wie ein Mitmachspiel?
Es wird höchste Zeit, dass "Schulexkursionen", mit all den im Artikel genannten Vorteile für die Schüler, für nachhaltige Projekttage genutzt werden!
z. B.:
https://www.lbv.de/umweltbildung/fuer-schulen/
https://www.bund-naturschutz.de/umweltbildung/bildungsstaetten/wartaweil/bildungsangebote/schulklassen
https://wasserschule-unterfranken.de/stationaere-wasserschulen/stationaere-wasserschule-hobbach/
https://www.wwf-junior.de/fileadmin/user_upload/Umwelt/Naturschutz-Ideen_fuer_die_Schule.pdf
..... usw.