
Wer als Erwachsener an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, erinnert sich nicht an binomische Formeln oder den Satz des Pythagoras, sondern vielmehr an gemeinsame Erlebnisse wie Klassenfahrten oder Wandertage. An den Spaß, das Gemeinschaftsgefühl und vielleicht sogar an das allererste Mal "weit weg" von zu Hause.
Der Skikurs gehört zu solchen unvergesslichen Erlebnissen. Das erste Mal auf Skiern, die erste Fahrt mit dem Tellerlift, das erste Mal Almdudler trinken - all das hätte man ohne die Fahrt mit der Klasse nie entdeckt. Während sich Eltern und Lehrer für ihre Schützlinge freuen und diese Erfahrung gerne ermöglichen möchten, stellt sich auch in Zeiten von Energiekrise, Inflation und Klimawandel die Frage: Sind Skifreizeiten noch zeitgemäß?
Für viele Schüler ein einzigartiges Erlebnis
Christian Schmitt, Schulleiter der Ignaz-Reder-Realschule in Mellrichstadt, und Robert Jäger, Schulleiter des Martin-Pollich-Gymnasiums (MPG) in Mellrichstadt, sind sich einig: An ihren Schulen wird es weiterhin diese Fahrt geben. "Wir haben festgestellt, dass es beim Sozialverhalten der Kinder Nachholbedarf gibt", sagt Christian Schmitt. Gerade nach den beiden Corona-Jahren sind Skifreizeiten und andere Gemeinschaftserlebnisse für die Schüler besonders wichtig. Sie ermöglichen ihnen soziale Erfahrungen und Erlebnisse, die lange in Erinnerung bleiben.

Am MPG findet der Skikurs traditionell in der siebten Klasse statt. "Es ist eine unglaublich beliebte Fahrt an unserer Schule", verrät Schulleiter Robert Jäger. "Das ist die Fahrt, an die sich alle Schülerinnen und Schüler zurückerinnern." Auch heuer sind wieder 90 Prozent der Siebtklässler mit dabei. "Kommenden Sonntag geht es los. Eine ganze Woche." Nach Österreich. In ein ganz neues Quartier. "Weil coronabedingt unser letztjähriges Quartier nicht mehr zur Verfügung stand." Genügend Schnee sei auch auf den Pisten, da habe sich Jäger bereits rückversichert. Er weiß aber auch: Ohne Schneekanonen geht heutzutage nichts mehr.

"Ich unterstütze den Skikurs weiterhin. Denn die 12- bis 13-Jährigen brauchen, damit sie gut lernen können und mit Freude in die Schule gehen, solche Ereignisse", ist Jäger überzeugt. Natürlich stehe er – auch aufgrund der Aspekte, die man dagegen vorbringen kann – ständig mit dem Elternbeirat in Kontakt und frage mehrfach nach, ob solch eine Veranstaltung weiterhin gewünscht sei. Aber es hätte nie einen Zweifel gegeben – auch nicht nach Corona, so Jäger. Für den Elternbeirat stand immer fest: "Am Skikurs soll bitte nicht gerüttelt werden!"
Skifahren ist pädagogisch wichtig
Auch an der Ignaz-Reder-Realschule wird es heuer wieder eine Winterfreizeitwoche für die achte Jahrgangsstufe geben und Christian Schmitt, dem Leiter der Realschule, ist das auch sehr wichtig. "Ich betrachte dieses Angebot als außergewöhnliches pädagogisches Erlebnis für die Kinder", sagt er. Es sei ein Erlebnis, von dem die Kinder noch lange zehren. Selbst die, die absolut nicht Skifahren wollen, kommen auf ihre Kosten: "Alternativ werden Rodeln, Wandern und Eislaufen angeboten."
Neben den ganzen positiven Argumenten spielt jedoch der Kostenfaktor eine große Rolle. Wintersport ist eine extrem teure Angelegenheit. Erst recht für Familien, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Allerdings können Familien, die wirklich bedürftig sind, das Geld für die Reise ihrer Kinder über das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung bekommen, so Robert Jäger. In anderen Fällen springt der Elternbeirat des MPGs ein. "In diesem Jahr ist der Elternbeirat besonders aktiv gewesen und hat sich neue Konzepte überlegt, um Eltern, die sich melden, zu unterstützen." Außerdem bemühe sich die Schule um einen akzeptablen Preis. Die Ausrüstung könne günstig vor Ort in Österreich für rund 40 Euro ausgeliehen werden. "Das empfehlen wir auch", so Jäger.
Zu den Kosten für Unterkunft und Ausrüstung sagt Realschulleiter Christian Schmitt: "Wir versuchen, die Kosten für die Eltern so minimal wie möglich zu halten." Außerdem sei der Preis im Vergleich zu den Jahren vor Corona gleich geblieben. Sozial schwächere Familien würden im Einzelfall gezielt unterstützt werden, um jedem Schüler die Möglichkeit zu geben, daran teilzunehmen. "Im Notfall bieten der Förderverein und der Elternbeirat ihre Unterstützung an."
Stellt sich am Ende noch die Frage: Wird es auch in Zukunft Skikurse oder Wintersportwochen an den Mellrichstädter Schulen geben? MPG-Chef Robert Jäger vertritt die Meinung, dass es trotz gelegentlicher Diskussionen gute Gründe für den Skikurs gibt. "Ich weiß aber, da kann man auch anderer Meinung sein." Für Jäger wäre es jedoch der falsche Weg, wenn die Schüler die Probleme der Erwachsenen ausbaden müssten. Auch Realschulleiter Christian Schmitt ist sich der äußeren Faktoren bewusst: "Was in 10, 20 oder 30 Jahren ist, weiß man nicht. Im Moment überwiegt aber noch, dass es sich hier um ein einzigartiges Gemeinschaftserlebnis handelt.“