Der Skikurs in der Schule ist ein Klassiker– aber ist Skifahren angesichts der hohen Preise und der negativen Umweltbilanz noch zeitgemäß? Wir haben uns in ein paar Schulen des Landkreises umgehört.
Das Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt bietet nach langer Corona-Pause dieses Schuljahr Skikurse in der 7. und 8. Klasse an. Trotz vieler Diskussionen in der Schulfamilie ist die Zustimmung für diese Sportart sehr hoch: „Es ist schon ein gesellschaftspolitisch viel diskutiertes Thema, aber ich habe festgestellt, dass der Rückhalt für die Skikurse da ist“, berichtet Rektor Peter Rottmann.
„Die Effekte des sozialen Lernens sind einfach sehr stark. Es ist ein Gruppenerlebnis, die Klasse wird zusammengeschweißt und die Kinder lernen außerhalb des schulischen Alltags miteinander klarzukommen.“ Das Ganze sei mit Kosten von unter 500 Euro und der Möglichkeit, Skiausrüstung auszuleihen, in einem bezahlbaren Rahmen.
Finanzielle Unterstützung möglich
„Wir haben aber schon immer die Möglichkeit, über den Elternbeirat Familien finanziell zu unterstützen und versuchen allen Kindern dieses Erlebnis zu ermöglichen“, so Rottmann. Viele Familien können sich Skifahren als Urlaub allerdings gar nicht leisten, erst recht nicht jetzt mit gestiegenen Kosten für Skipass und Benzin – bringt es da noch etwas, Skikurse in Schulen anzubieten? „Gerade deshalb ist es gut, wenn Schulen Kindern die Möglichkeit bieten, diese Sportart überhaupt erstmal kennenzulernen, für sich auszuprobieren und Wintersport in den Bergen zu erleben“, argumentiert der Schulleiter . „Außerdem haben wir auch ein Alternativprogramm zum Skifahren wie beispielsweise Langlaufen, Wandern oder Schlittenfahren.“
Die Skikurse werden auch vor dem Hintergrund des Umweltaspekts diskutiert: „Auch wenn ich selbst kein Skifahrer bin – im Vergleich zu manchen privaten Kurztrips mit dem Flieger finde ich Klassenfahrten ins nahe gelegene Österreich vertretbar für das, was auf der Habenseite rauskommt. Der ökologische Fußabdruck wird von vielen Dingen beeinflusst.“ Er erlebe eine große Dankbarkeit seitens der Schülerschaft: „Das ist oft die schönste Erinnerung an die Schulzeit.“
Eltern haben dagegen gestimmt
In der Realschule Bad Kissingen haben sich die Eltern der betreffenden Klassen anders entschieden: „Schulleitung, Lehrerkonferenz und Elternbeirat haben die Erziehungsberechtigten der 8. Klassen abstimmen lassen, ob sie die Durchführung eines Schulskikurses möchten oder nicht“, schreibt Realschuldirektor Thorsten Stein auf Anfrage der Redaktion. Vorgabe war, dass mindestens 75 Prozent der Eltern dafür stimmen. „Da diese Quote nicht erreicht wurde, findet an unserer Schule dieses Jahr kein Schulskikurs statt“, so Stein. Die Kosten beliefen sich in der Vergangenheit auf knapp 400 Euro, inklusive Materialmiete. „Es wird vermutlich Ersatzfahrten innerhalb Deutschlands geben“, bemerkt der Schulleiter .
Lange ohne Klassenfahrten
Am Frobenius-Gymnasium in Hammelburg ist ein einwöchiger Skikurs in den Alpen für die 8. Jahrgangsstufe und zwei Skitage in der Rhön für die 7. Klassen geplant. „Die Belastungen durch die allgemeinen Preissteigerungen haben wir erkannt, aber der Elternbeirat hat sich einstimmig für eine Durchführung ausgesprochen“, berichtet Schulleiter Matthias Ludolph. Dabei spiele es eine große Rolle, dass der Wegfall von schulischen Fahrten in der Zeit der Pandemie von der Schülerschaft, Eltern und Lehrkräften als sehr großer Verlust erlebt wurde. Trotzdem wird über das Fahrtenprogramm und besonders die Zukunft des Alpenskikurs beraten vor allem hinsichtlich des Umweltaspekts: „In allen Teilen der Schulfamilie gibt es dazu unterschiedliche Meinungen“, so Ludolph.
Kosten nahezu gleich
Auch in der Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburg steht der soziale Aspekt der Skikurs im Vordergrund: „Die Kinder gehen nicht nur Ski fahren, sondern auch Rodeln, Wandern, Eis essen“, erklärt Schulleiter Christian Buchner, „gerade in der 7. Jahrgangsstufe, wo die Klassen neu gemischt werden, ist dieses Zusammenwachsen wichtig.“
Die Kosten für den Kurs seien nicht viel gestiegen, da die Verträge mit den Unterkünften schon lange im Voraus bestehen, erklärt Andreas Kitzinger, Vorsitzer des Elternbeirats der Jakob-Kaiser-Realschule. Zudem wissen die Eltern seit dem Eintritt der Kinder in die Realschule, welche Fahrten in welcher Jahrgangsstufe geplant sind und wieviel Kosten auf sie zukommen: „Insofern sind die Kosten planbar. Ich habe von mehreren Eltern gehört, dass sie sich dazu frühzeitig immer wieder etwas auf Seite legen“, berichtet Buchner. Bisher habe sich noch keine Familie gemeldet, die finanzielle Unterstützung brauche.
Weder bezüglich der Kosten noch bezüglich des Umweltgedankens gab es bisher große Diskussionen, „die große Masse der Eltern steht dahinter“, so der Schulleiter . „Das ist eine Klassenfahrt, die hängen bleibt“, sagt Kitzinger. Wenn Abschlussschüler gefragt werden, woran sie sich am liebsten erinnern, heißt es: die Abschlussfahrt und der Skikurs.