Agroforst ist eine neue Idee. Gehölze waren aber in der Landwirtschaft früher üblich. Bekanntes Beispiel sind Hecken an Feldrändern oder Streuobstwiesen. Seit einigen Jahren werden Agroforst-Systeme neu entdeckt, wissenschaftlich untersucht und inzwischen staatlich gefördert. Die Idee: drei bis 25 Meter breite Streifen aus Baum- oder Heckenreihen wechseln sich mit 20 bis 100 Meter breiten Ackerflächen ab.
Wie Landwirte mit Bäumen Geld verdienen können und gleichzeitig ihre Felder vor Trockenheit und die Region vor Hochwasser schützen, erklärte Forstwirt Philipp Gerhardt in einem Vortrag aus der Reihe "Zukunftsinitiative Land(wirt)schaft: Boden.Wasser.Klima" in Unterpleichfeld. Organisiert wird diese von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Franken und mehreren Umweltschutzorganisationen.
"Der Wechsel zwischen Dürre und Hochwasser wird durch den Klimawandel normal werden", schilderte Fortwirt Gerhardt vor rund 100 Besuchern, darunter einige Landwirte und Fachleute von Behörden. Die Folgen seien: Ernteausfälle, Erosion für die Landwirte und Hochwasserkatastrophen und Grundwasserrückgang für alle.
Bäume und Hecken auf den Feldern schützen vor Hochwasser
Agroforst-Systeme setzen bei allen diesen Problemen an: Denn das meiste Grundwasser bildet sich laut Gerhardt in "lichten Forstsystemen". Durch deren weniger dicht geschlossene Kronendächer kommt mehr Regen am Boden an, als im Wald. Weil der Boden gleichzeitig beschatteter und weniger heiß ist, bleibt er auch bei Trockenheit offenporiger und kann mehr Niederschlag aufnehmen als Ackerboden.
Deshalb fließt auch weniger Regen über Gräben von den Feldern in Richtung Gewässer - auch bei Starkregen. "Das ist zum einen aktiver Hochwasserschutz und zum anderen behält der Boden Feuchtigkeit für Trockenperioden", sagte Gerhardt, dessen Betrieb seit zehn Jahren vor allem in Brandenburg Gehölzstreifen pflanzt.
Feuchtigkeit, Schatten, Kühlung: Ernteerträge steigen
Neben zusätzlichem Wasserrückhalt sorgen die Bäume für Schatten und Kühlung durch Verdunstung. "Die Produktivität steigt", sagte Gerhardt. Ein weiterer Vorteil: "Die bislang baumfreie Landwirtschaft wird durch die schnell wachsenden Pappeln vor Wind und damit vor Erosion geschützt."
"Bis zu 16 Prozent Mehrertrag" erzielten Agroforst-Betriebe im Vergleich zu herkömmlichen in Brandenburg. Damit würde die Verringerung ihrer genutzten Ackerfläche ausgeglichen. "Dazu kommen die mit den Bäumen erzielten Einnahmen." Pappeln könnten frühestens nach zehn Jahren, Obstbäume nach 30 Jahren gefällt werden. Manche Bäume brauchen aber auch Pflege und der Boden um die Streifen muss bearbeitet werden, damit die Baumwurzeln nicht flach in den Acker, sondern tief wachsen.
"Jeder zusätzliche Baum in der Landschaft ist wichtig", sagt Valerie Kantelberg, die im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg für den Bereich Forsten zuständig ist. Denn Bäume speichern Kohlenstoff, liefern Holz und erhöhen die Biodiversität: In einer durch Baum und Hecken aufgeteilten Landschaft leben mehr Tierarten als in Monokulturen. Gerade in der baumarmen Region um Würzburg sei Agroforst unterstützenswert.
"Allerdings nicht an jedem Standort und für jeden Betrieb", schränkt ihre Kollegin Theresa Bäuml vom Bereich Landwirtschaft ein. Aus der Perspektive der Landwirte müsse man auch an die Effizienz der Bearbeitung denken und daran, "ob es Sinn macht, wenn sehr gute Ackerböden für Nahrungsmittelproduktion verloren gehen". Einen Überblick über die vielfältigen Fördermöglichkeiten für Agroforst-Systeme bekämen interessierte Landwirte bei der Wildlebensraumberatung des AELF.
Konkrete Infos über Agroforst gibt es am Sonntag, 26.02.2023 ab 13.30 Uhr bei der kostenlosen, zweistündigen Exkursion des AELF Agroforstwirtschaft - Klimaschutz auf dem Acker. Wer interessiert ist, soll zum Treffpunkt Lindenhof in , 97258 Hemmersheim, Dorfstraße 40 kommen.
Einen weiteren Vortrag der Reihe "Zukunftsinitiative Land(wirt)schaft: Boden.Wasser.Klima" hält am Donnerstag 2. März Schwebheims Alt-Bürgermeister Hans Fischer. Ab 19 Uhr geht es in der Mehrzweckhalle Unterpleichfeld um "Landschaftsgestaltung am Beispiel Schwebheim. Ökonomie und Ökologie im Einklang - wenn Kommunen und Landwirte gemeinsam handeln".
Einen Vortrag zu Terra Preta in der Landwirtschaft würde ich mir wünschen, damit bekannter wird wie durch die Einstreu von Pflanzenkohle in den Schweine- oder Hühnerställen die Tiergesundheit gefördert, der Geruch gebunden und auf dem Acker die Wasserspeicherfähigkeit und das Bodenleben gesteigert wird.
Diese Methode ist auch im Weinbau anzuwenden, wie der BioWein-Vertriebspionier aus der deutschsprachigen Schweiz "Delinat" in seinem Blog & auf den Infoseiten informiert:
https://www.delinat.com/delinat-methode/agroforst.html
Auch andere Methoden wie Permakultur & Biodiversität helfen, sich dem Klimawandel besser anzupassen.