
Agroforst-Systeme mit Bäumen und Gehölzen als Streifen im Acker können sowohl als Hochwasserschutz dienen, als auch Bodentrockenheit verhindern. Das erläuterte der Agroforst-Praktiker Dr. Philipp Gerhardt bei einer gut besuchten Online-Veranstaltung der Öko-Modellregion Oberes Werntal (wir berichteten).
Die pauschale Aussage bei seiner Kritik an der geringen EU-Förderung, "die Naturschutzverbände" hätten bei den Verhandlungen zur neuen GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU 2023 bis 2027) dieses Anbausystem "zerrissen", will die Kreisgruppe Schweinfurt des BUND Naturschutz (BN) Bayern so nicht stehenlassen. Wie Vorsitzender Edo Günther mitteilt, würden Agroforstsysteme und ihre vielfältigen ökologischen Funktionen auch vom BN als sinnvolle Maßnahme angesehen, um Humusaufbau und Erosionsschutz voranzubringen. "Sie bieten auch die Möglichkeit, Streuobstbäume zu pflanzen."
Über seinen Bundesverband habe der BN auch bei einer Anhörung im Bundeslandwirtschaftsministerium Stellung zur Ausgestaltung der Ecoschemes – der Öko-Regeln – bezogen. Der BUND habe dabei gefordert, dass die künftigen Prämien für Agroforstsysteme, ebenso wie die künftigen Prämien für die Fruchtfolgegestaltung, deutlich höher ausfallen sollten.
Die Auflagen in der neuen GAP und die geringe Förderhöhe für Agroforstsysteme – 60 Euro pro Hektar gegenüber hunderten Euro bei Ackerkulturen – sind für den Agroforst-Praktiker Gerhardt nicht nachvollziehbar. Eine Verbreitung von vielfältigen Baum-Feld-Landschaften würde dadurch nicht genügend unterstützt, teilt er mit.
Bei der Erarbeitung der Förderrichtlinie seien zahlreiche Verbesserungsvorschläge des Deutschen Fachverbands Agroforst nicht umgesetzt worden, beklagt Gerhardt. "Bekannte Narrative eines konservierenden Naturschutzes", wie das Verbot des Anbaus der Robinie, seien aber aufgenommen worden. Darauf habe er sich bei der Online-Veranstaltung bezogen. Er habe aber keinen Akteur explizit angesprochen.
Speziell mit dem Ausschluss einiger Baumarten werde neben bestehenden Schutzgebietskategorien unnötig in die Landwirtschaftsfläche eingegriffen, kritisiert Gerhardt. Dadurch würden aus seiner Sicht viele Bäuerinnen und Bauern in der Etablierung standortgerechter Agroforstsysteme behindert.
Seiner Ansicht nach sollten eher sensible Gebiete mit den bestehenden Instrumenten geschützt werden. In der sonstigen Landwirtschaftsfläche sollte aber neben flexibler Gestaltung von Abständen und Nutzungsoptionen die Freiheit bei der Baumartenwahl herrschen.
Weitere Informationen: www.baumfeldwirtschaft.deund www.agroforst-info.de