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Würzburg
Klima-Hotspot Mainfranken: Neues Forschungszentrum in Würzburg?
Die Region ist deutschlandweit am stärksten vom Klimawandel betroffen. Deshalb soll in Würzburg ein eigenes Forschungszentrum entstehen. Man setzt nun auf den Freistaat.
Vertrocknete Sonnenblumen auf einem Feld bei Oberdürrbach. Der Klimawandel und die damit verbundene Hitze und Trockenheit machen der Fauna und Flora in Unterfranken zunehmend zu schaffen – mehr als in anderen Regionen Deutschlands.
Foto: Archivbild Daniel Peter | Vertrocknete Sonnenblumen auf einem Feld bei Oberdürrbach. Der Klimawandel und die damit verbundene Hitze und Trockenheit machen der Fauna und Flora in Unterfranken zunehmend zu schaffen – mehr als in anderen ...
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:09 Uhr

Das Thema ist drängend, die Pläne sind ehrgeizig: In Würzburg soll ein Zentrum für Angewandte Klimaforschung (WueZAK) von nationaler Bedeutung entstehen. Dazu haben sich vor Ort die Hochschulen und weitere Einrichtungen zusammengeschlossen. Am Freitag wurde die Initiative der Presse vorgestellt. Nun gilt es, die Politik zu überzeugen: Veranschlagte 75 Millionen Euro müsste der Freistaat in den Aufbau investieren, hinzu käme ein Jahresbudget von etwa zwölf Millionen Euro.

Werben für Klimazentrum bei der Politik

Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) wurde bereits aus erster Hand über das Vorhaben informiert – von Würzburgs neuem Uni-Präsidenten Paul Pauli bei der Übergabe seiner Ernennungsurkunde diese Woche. Weitere Minister habe man kontaktiert, heißt es. 

Das neue Zentrum wäre vergleichbar mit dem renommierten Zentrum für Klimafolgenforschung in Potsdam, will sich aber viel stärker an der praktischen Umsetzung ausrichten. Es geht um den Transfer aus der Forschung in die Anwendung. Dabei im Blickpunkt: Der Klima-Hotspot Unterfranken. Die Region ist durch Trockenheit und Erwärmung deutlich stärker vom Klimawandel betroffen als andere Gegenden in Deutschland.

Region Mainfranken von Trockenheit besonders betroffen

Klimaforscher Heiko Paeth von der Uni Würzburg spricht deshalb von einer "Blaupause" und einer "Vorreiterrolle": In Unterfranken könnten real die Veränderungen erforscht werden, die anderen Regionen noch bevorstehen. "Mainfranken gilt klimatisch für viele andere Regionen als Blick in die Zukunft in 30 bis 50 Jahren."

Das WueZAK soll konkrete Konzepte im Kampf gegen den Klimawandel entwickeln. Neben ökologischen Fragen gehören technische, rechtliche oder medizinische dazu. Etwa: Wie kann nachhaltig gebaut werden? Welche Allergien oder neuen Infektionskrankheiten könnten auftreten? Wie passen sich Pflanzen und Insekten an? Wie kann man sich vor extremen Wettereignissen schützen? Verschiedenste Disziplinen sollen in dem neuen Zentrum zusammenarbeiten.

Eine vertrocknete Kiefer im Ringpark in Würzburg. Auch wegen ihrer Kessellage ist die Stadt dem Klimawandel besonders ausgesetzt.
Foto: Archivbild Daniel Peter | Eine vertrocknete Kiefer im Ringpark in Würzburg. Auch wegen ihrer Kessellage ist die Stadt dem Klimawandel besonders ausgesetzt.

Hauptpartner sind: die Uni Würzburg, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (FHWS), das Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE), die Stiftung Umweltenergierecht und das Universitätsklinikum. Weitere Einrichtungen und Unternehmen aus dem Handwerk und der Wirtschaft sollen beteiligt werden.

Seit einem Jahr wird an der Idee des WueZAK gestrickt. Es gibt ein konkretes Konzept, die Regiopolregion Mainfranken hat das Zentrum zu ihrem Leitprojekt gemacht. Die Akteure machen nun Ernst, wollen einen Trägerverein gründen. Er soll dann – neben der erhofften Grundfinanzierung durch den Freistaat – weitere Gelder für das Zentrum einwerben. An den beteiligten Instituten will man zusätzliche Professuren und Arbeitsgruppen einsetzen.

Als großen Vorteil des Verbundes sieht man bereits vorhandene Kompetenzen: Seit Jahren wird an der Uni zu Klimawandel und neuen Technologien geforscht. Auch die FHWS hat Spezialisten etwa im Bauwesen oder für die Städteplanung, wie Präsident Robert Grebner deutlich macht. Und das ZAE hat sich über Bayern hinaus einen exzellenten Ruf als praxisorientierte Forschungsstätte erworben. Mit diesen Ressourcen, gebündelt und ergänzt um weitere Stellen, sei ein Würzburger Klimaforschungszentrum rasch arbeitsfähig, so Thorsten Müller von der Stiftung Umweltenergierecht. Zwei Jahre sind als Aufbauphase kalkuliert.

Unterfränkische Landtagsabgeordnete unterstützen Projekt

Aus der Politik kamen noch am Freitag positive Signale: Acht unterfränkische Landtagsabgeordnete  stellten sich in einer gemeinsamen Mitteilung parteiübergreifend hinter die Initiative. Man begrüße ein Klimaforschungszentrum "genau da, wo der Klimawandelt stattfindet". Unterfranken sei besonders betroffen:  "Über zwei Grad Temperatur-Erwärmung in den letzten fünf Jahren, über 20 Prozent weniger Niederschlag und deutlich sinkende Grundwasserspiegel sind alarmierend", schreiben die Abgeordneten Barbara Becker, Manfred Ländner (beide CSU), Patrick Friedl, Kerstin Celina (Grüne), Martina Fehlner, Volkmar Halbleib (SPD), Anna Stolz (Freie Wähler) und Helmut Kaltenhauser (FDP).

Update (22.März): In einer eigenen Mitteilung haben sich auch die unterfränkischen CSU-Abgeordneten Gerhard Eck und Winfried Bausback zusammen mit Becker und Ländner ausdrücklich hinter das Projekt eines Klimaforschungszentrums in Würzburg gestellt. Dieses wolle man "nach Kräften und bestmöglich positiv begleiten", heißt es darin.

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Was ich hierbei vermisse

    interdisziplinäres Arbeiten und angewandte Forschung.

    Beispiel: Sammlung von Daten bzw. Vorgehensweisen aus anderen Regionen, in denen man es erfolgreich mit dem Klimawandel aufgenommen hat und versuchen, das auf die hiesigen Verhältnisse zu übertragen. Insbesondere letzteres ist wirklich wichtig, da wir ja eh schon kein Erkenntnis- aber dafür umso heftiger Umsetzungsproblem haben...
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  • SchmidJosef@t-online.de
    @grayjohn

    Richtig.
    Die galoppierende Klimaerhitzung lässt uns nicht mehr viel Zeit.

    Der Name des Projekts trifft genau auf diesen Punkt:

    === Würzburger Zentrum für angewandte Klimaforschung ===

    Die Fachleute wissen genau, dass Klimaschutz und Klimaanpassung die schnelle Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen brauchen.
    Und dass dabei interdisziplinäre Ansätze besonders effektiv sind.

    https://wuezak.de/

    Grundlagenforschung – Angewandte Forschung – Umsetzung: Der Dreiklang des WueZAK für exzellente Forschung, Erprobung und Transfer im Reallabor der Klimawandelanpassung

    Eine erstklassige Chance für die ganze Region!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Bloß kein deutsches, perfektionistisches Theorie-Monster! Corona zeigte uns allen die Schwächen des falschen, deutschen Perfektionismus. Uns fehlt gesunderer Menschenverstand, Augenmaß & Pragmatismus.

    Beispiel 1: "Wie kann nachhaltig gebaut werden?" Mit massiven Ziegelwänden. Dafür wurde der 42,5 cm dicke Ziegel entwickelt. Während Wärmedämmung Sondermüll ist. Für die Erkenntnis brauch ich keine 75 Mio. & 12 Mio. p.a.

    Beispiel 2: SW hatte unter 600 mm Niederschlag. Durch die Klimaerwärmung erhöhte er sich auf über 600 mm. Das Problem ist der sinkende Grundwasserspiegel. Bei Hochwasser könnte man aus dem engen, kanalisierten Main über gesteuerte Flutpolder Wasser in die Altwasser- & Baggerseen leiten; z.B. in die Grafenrheinfelder und Garstädter Seenplatte. Hier mündet der fast ausgetrocknete Unkenbach; durch Grundwasserrückstau bekäme er wieder mehr Wasser!

    Aber komplizierte Planfeststellungsverfahren erschweren solche Maßnahmen. Wir brauchen nicht mehr sondern weniger Theorie!
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  • Margarete-wuestner@web.de
    ....in unserem Wohngebiet, und nicht nur da, sind im letzten Sommer grosse Swimmingpools wie Pilze aus den Gartenböden "gewachsen", nein,keine Babyplantschbecken, sondern grosse Schwimmpools.
    Herr Minister Silber, ich bin dafür dies zu verbieten, wenn gerade jetzt so intensiv über Klimaschutz u Energie/Wasserverbrauch geforscht wird.
    In den Grundschulen wird den Kindern gelehrt wie der Wasserverbrauch beim Duschen, Zähneputzen u Händewaschen minimiert werden kann.
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  • farmer@kitzingen.info
    Das Archivbild ist denkbar schlecht gewählt für das Thema um auf den Klimawandel und die Trockenheit in Franken hinzuweisen. In diesem Stadium sollen die Sonnenblumen so aussehen da sie kurz vor der Ernte stehen.
    Wer sich die Mühe macht und sich die Daten der öffentlichen Wetterstadionen (z.B. LfL Bayern) für unsere Region anschaut wir feststellen, dass der langjährige Schnitt (30 Jahre) kaum vom Schnitt der letzten 5 Jahre abweicht (für die Niederschläge). Das es wärmer wird ist festzustellen.
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  • joschi2020
    Das ist falsch und stimmt einfach nicht, unterhalten Sie sich mal mit Prof. Paeth dort werden Sie das genaue Gegenteil erfahren
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  • p.woetzel@mail.de
    Allein in den letzten fünf Jahren liegen die Niederschlagsmengen in der Region gute zehn Prozent unter dem 30-jährigen Jahres-Mittelwert - Tendenz fallend.
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  • Bezirksrat Gerhard Müller
    P.S.: Gerhard Eck (CSU) hat auch sonst den Anschluß an moderne und nachhaltige Fragestellungen verpasst - man sieht ihm noch die unseligen Strauß-Streibl-Stoiber-Zeiten, mit allen selbstherrlichen Facetten - das ist zum Glück vorbei - Kooperation statt Konfrontation - das braucht dee Klimaschutz!
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  • Bezirksrat Gerhard Müller
    Ein wichtiges Projekt - der Wissenschaftsstandort ist gut gewählt - davon wird Unterfranken und weit darüber hinaus profitieren - getragen von allen relevanten Parteien in der Region - Gratulation an die Initiatoren!🌻
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  • Sunman
    Ein sinnvoller Weg wie ich finde! Einerseits versiegen die Gelder nicht in der südbayerischen Gegend und andererseits ist Forschung der einzige Weg um an neue Erkenntnisse zu gelangen und schafft zudem noch Arbeitsplätze (im Idealfall auch unbefristete Arbeitsplätze, was in der Forschung leider nicht die Regel ist).
    Ein Wort noch zu "Geldbeträgen" - Ja, es ist viel Geld! Aber meiner Meinung nach gut investiert, weil "Wissenschaft" Wissen schafft!
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  • tagblatt_leser
    In der Liste der Befürworter fehlt MdL Gerhard Eck. Gerade als Innenstaatssekretär könnte er hier wertvolle Beiträge dazu leisten, wie dem Klimawandel begegnet werden könnte - wenn er nur wollte.

    Hierzu gehört - dies ist in dem Artikel leider nicht erwähnt - der Ausbau des ÖPNV. Der Individualverkehr in der derzeitigen Form hat früher oder später ausgedient, auch wenn die Autolobby noch so laut dagegen tönt.

    Nur mit Bussen und Bahnen kann dem klimaschädlichen Ausstoß von Abgasen schnell begegnet werden. Ein erstes Zeichen - wenn auch unscheinbar - könnte beispielsweise mit der Reaktivierung der Steigerwaldbahn gesetzt werden.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Eck ist eher dafür bekannt sinnvolle Dinge zu verhindern.
    Nationalpark Steigerwald ...
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  • fuchsastefan@web.de
    Für unseren Staatssekretär exestiert wahrscheinlich der Klimawandel gar nicht.
    Kopfgeburt von rückwärtsgewanden Ideologen!
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Bei diesen veranschlagten Geldbeträgen wird mir schwindelig, Unterfranken war schon immer nachweislich ein Gebiet mit geringen Niederschlägen. Es wird nicht mehr regnen, auch nicht nach erforschten Ergebnissen!
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  • fuchsastefan@web.de
    Genau Kleines,
    genauso machen wir es einfach mit Corona auch. Kein Cent in die Forschung. Weiterwursteln wie bisher, und danach sagen:"Wir haben von Nichts gewusst".
    Hatten wir doch schon mal in Deutschland.
    Lang lebe die Ignoranz!
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  • renitent
    Kompliment. Eine großartige Initiative und Riesenchance für den Forschungsstandort Unterfranken wie für den Umgang mit der zunehmenden Klimaerhitzung. Anwendungsorientiert und praxisnah ist, was die Menschen, Weinbau, Land- und Forstwirtschaft in der Region brauchen. Dann kann es was werden mit der Anpassung an den Klimawandel, wenn zugleich ambitionierter und wirksamer Klimaschutz hilft die Klimaerhitzung zu stoppen. Danke an die jungen Menschen, die auch heute deutschlandweit in den Klimastreik gegangen sind, um genau solche Projekte und Schritte in klimaneutrale und emissionsfreie Zukunft zu beschreiten.
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