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Waldmannshofen
Kleiner Ort mit großer Vergangenheit: Heimatforscher bewahrt die Geschichte Waldmannshofens vor dem Vergessen
Mit unerschöpflichem Forschungsdrang spürt Friedrich Albrecht der Vergangenheit seines Heimatorts nach. Warum das laufende Jahr für ihn eine besondere Bedeutung hat.
Friedrich Albrecht  spürt der Geschichte des Creglinger Stadtteils Waldmannshofen nach, der vor 215 Jahren zum dritten Male die Landeshoheit gewechselt hat.
Foto: Hannelore Grimm | Friedrich Albrecht spürt der Geschichte des Creglinger Stadtteils Waldmannshofen nach, der vor 215 Jahren zum dritten Male die Landeshoheit gewechselt hat.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 20.03.2025 02:38 Uhr

Friedrich Albrechts liebste Beschäftigung ist es, in alten Büchern, Akten und Archiven zu stöbern, um die wechselvolle Geschichte seines Heimatorts Waldmannshofen zu erforschen und vor dem Vergessen zu bewahren.

Der Arbeitsplatz für den 62-jährigen gelernten Bankkaufmann ist ein Raum im Obergeschoss seines 1739 erbauten Elternhauses. Dort liest er historische Texte oder kümmert sich um die von dem inzwischen verstorbenen Gerhard Bernsdorf eingerichtete Homepage von Waldmannshofen.

Waldmannshofen wechselte dreimal die Landeshoheit

Für Friedrich Albrecht ist das laufende Jahr von Bedeutung für das Dorf. Denn vor genau 215 Jahren hat Waldmannshofen – seit 1972 Stadtteil von Creglingen – zum dritten und letzten Mal die Landeshoheit gewechselt. Wie der Heimatforscher berichtet, war Waldmannshofen, das landschaftlich zum "Ochsenfurter Gau" gehörte, 1796 königlich-preußisch geworden. Im Jahre 1805 kam es an Bayern und fiel dann 1810 an Württemberg.

Wie die Bayern damals ihr Gebiet markiert haben, das gehe aus einer Bürgermeisterrechnung aus dem Jahre 1805 hervor, erklärt Albrecht. Darin heißt es: "4 Gulden 24 Kreuzer Rheinisch wurde dem Zimmer-Meister Gall allhier bezahlt, für 3 Stöcke an die Gränze, wo die Königlichen Adler daran befestigt werden."

Es wäre ihm ein großes Anliegen, noch mehr zutage zu fördern über den 807 erstmals urkundlich erwähnten Ort, an den bereits im 17. Jahrhundert Sechselbach angeschlossen wurde, so Albrecht. "Aber die Kapazität fehlt", sagt der 62-Jährige. Für ihn wäre es deshalb wünschenswert, Hilfe zu bekommen von Menschen, die sich für die geschichtliche Aufarbeitung interessieren.

Er plane unter anderem, sich mit der Beschreibungen der Häuser auch in Sechselbach, dem Thema Brauchtum und Sitte sowie der Zeit des 30-jährigen Krieges zu befassen und der ersten urkundlichen Erwähnung der Kirche aus dem Jahre 1327 nachzuspüren.

Albrecht ist seit fast 20 Jahren auf historischer Spurensuche

Friedrich Albrecht, der 2007 nach der 1200-Jahrfeier mit der Spurensuche begonnen hat, ist zwischenzeitlich ein Kenner geschichtlicher Ereignisse geworden. Außerdem versteht er es, auch die oftmals kaum leserlichen schriftlichen Zeugnisse aus vergangener Zeit zu entziffern und festzuhalten.

Zu tun hat Albrecht hier einiges. Denn wie die umfangreiche Geschichte zeigt, waren die Waldmannshöfer über Jahrhunderte hinweg ein Spielball von weltlichen und kirchlichen und Herrschern.

Prägend in der Waldmannshöfer Geschichte war das 1660 in seiner heutigen Form errichtete Renaissanceschloss, in dem  1967 ein Feuerwehrmuseum eingerichtet wurde.
Foto: Hannelore Grimm | Prägend in der Waldmannshöfer Geschichte war das 1660 in seiner heutigen Form errichtete Renaissanceschloss, in dem 1967 ein Feuerwehrmuseum eingerichtet wurde.

Zu den Besitzern des Dorfes gehörten im Lauf der Jahrhunderte die Schenken von Limpurg und die Familie von Hohenlohe-Brauneck. Seit dem 14. Jahrhundert war Waldmannshofen ein Rittergut der Truchsesse von Baldersheim, später herrschten die Herren von Rosenberg, die 1544 das Schloss erbauten, das für die Einwohnerschaft eine bedeutende Rolle spielte.

Wie in dem Vorgängerbau, dessen Ursprünge in der Staufzeit vermutet werden und der in Flammen aufging, hausten hier die "alten Rittersleut" und benutzten die Waldmannshöfer als billige Arbeitskräfte.

So waren zunächst die Herren von Hohenlohe-Brauneck Lehensherren und später die Truchsessen von Baldersheim, die über 100 Jahre in Waldmannshofen saßen und die Herrschaft ausübten. In einer Urkunde von 1372 räumt Hans Truchseß von Baldersheim seinem gnädigen Herrn Conrad von Hohenlohe-Brauneck "das Öffnungsrecht in seiner Behausung zu Waltmannshofen" ein.

Unter den Herren von Rosenberg, die mehr als 140 Jahre die Geschicke Waldmannshofens lenkten, war es Cuntz von Rosenberg (1520 - 1546), der sich durch verschiedene Gewalttaten gegen Angehörige des Schwäbischen Bundes einen zweifelhaften Ruhm erworben hat.

Schloss wurde im frühen 16. Jahrhundert geplündert und angezündet

Als im Juni des Jahres 1523 das Heer des Schwäbischen Bundes unter Jörg Truchseß von Waldburg mit auszog, um den Aufrührerischen das Handwerk zu legen, stand auf der Liste der Burgen und Schlösser, die "verbrannt" und "bis auf den Grund zerrissen" werden sollten, auch das Schloß Waldmannshofen. Cuntz von Rosenberg hatte das Schloss vorher geräumt und sich und die Seinen in Sicherheit gebracht.

Die Grabplatte in der Kirche erinnert an das ausgestorbene Geschlecht der Rosenberg, das 140 Jahre lang über die Geschicke des Dorfes geherrscht hat.
Foto: Hannelore Grimm | Die Grabplatte in der Kirche erinnert an das ausgestorbene Geschlecht der Rosenberg, das 140 Jahre lang über die Geschicke des Dorfes geherrscht hat.

Nach einer zeitgenössischen Chronik drangen die Bundestruppen in Waldmannshofen ein und haben, wie der damalige Chronist festhielt, "geplündert und gezündelt". Dabei verbrannte auch das Schloss.

Cuntz von Rosenberg wohnte in seinem Haus in Aub und begann mit dem Wiederaufbau seines Schlosses, das von seinem Sohn Lorenz (1546 - 1552) vollendet wurde.

Nachdem es aus dem Geschlecht Rosenberg keinen männlich Nachkommen gab, erlosch mit Albert Christof von Rosenberg der Mannesstamm. In der Kirche gibt eine Grabplatte mit umgestürztem Schild und Helm an, dass der "Wol Edel Gestreng Herr Albert Christof von Rosenberg, der letzte diess Geschlechts, Seines Alters 71 jahr, Anno 1632 den 11. Februar Abends zwischen 5 und 6 Uhr starb zu Windsheim". "Von uhralt Edlem Teutschen Stamm liegt hier Albert Christoff mit Nahm Vonn Rosenberg dem Frankhen Gschlecht, Nachdem derselb, wie ich zeug recht, sein Stamm und Gschlecht beschlossen hatt, daß seins Nams nichts mehr leben that, Sein Schild und Helm Drumb bey ihm hat."

Der Löwe trägt das Wappen der mächtigen Herrscherfamilie Hatzfeld, die das Waldmannshöfer Schloss mit Grundbesitz vor nahezu 140 Jahren an die Gemeinde verkauft hat.
Foto: Hannelore Grimm | Der Löwe trägt das Wappen der mächtigen Herrscherfamilie Hatzfeld, die das Waldmannshöfer Schloss mit Grundbesitz vor nahezu 140 Jahren an die Gemeinde verkauft hat.

Aus der Reihe der wechselnden Besitzer war es Hermann von Hatzfeld, dem der Ort zufiel und der 1660 das Schloss im Renaissancestil ausbauen und die Außenanlage gestalten ließ.

Als 1794 mit dem Tod von Friedrich Karl Franz Cajetan der Trachenberger Zweig des Hauses Hatzfeld erlosch, übernahm 1803 die Linie Wildenburg-Weisweiler Waldmannshofen, das dadurch vorübergehend wieder Herrschaftssitz wurde.

Jahrzehntelang war das Schloss dem Verfall preisgegeben

Nachdem die Waldmannshöfer Bürger Mitte des 19. Jahrhunderts die bisher dem Schlossgutpächter zu leistenden Abgaben und Dienste durch entsprechende Geldzahlungen abgelöst hatten, bot Fürst Alfred von Hatzfeld- Wildenburg 1886 sein Eigentum der Gemeinde zum Kauf an.

Die Gemeindeverwaltung erwarb für 270.000 Mark das Schloss mit dem Grundbesitz von etwa 115 Hektar Feld und 45 Hektar Wald und veräußerte den größten Teil davon wieder an einige Einwohner.

Das Schloss, von vielen als lästiges Anhängsel empfunden, blieb im Gemeindebesitz. Es diente als Gnadenwohnung und war jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben. Bis vor rund 70 Jahren die Gemeinde unter Bürgermeister Wilhelm Mann damit begonnen hat, mit großen finanziellen Anstrengungen und mithilfe von staatlichen Zuschüssen das Schloss zu sanieren. Seit 1967 befindet sich dort das Feuerwehrmuseum.

 
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