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Würzburg
Kleiner CSU-Parteitag in Würzburg: Söder greift die Ampel an und erklärt, warum er Bayern sexy findet
Der Ukraine-Krieg ist keine gute Zeit für Parteienstreit. Oder doch? Markus Söder nutzte das CSU-Treffen, um die Bundesregierung scharf zu attackieren. Selbstkritik kam weniger vor.
Eine kämpferische Rede hielt Parteichef Markus Söder beim kleinen CSU-Parteitag am Samstag in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Eine kämpferische Rede hielt Parteichef Markus Söder beim kleinen CSU-Parteitag am Samstag in Würzburg.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:07 Uhr

Endlich mal wieder live. Darf ich der Parteifreundin die Hand schütteln, muss ich beim Smalltalk mit dem Kollegen im Foyer wirklich Maske tragen? Ein wenig herrschte noch Unsicherheit beim kleinen Parteitag der CSU im Würzburger Congress Centrum (CCW). Insgesamt aber dominierte die Erleichterung darüber, sich wieder in Präsenz zu treffen. "Und in die Augen zu sehen", wie es die Würzburgerin Christine Bötsch stellvertretend für die gut hundert Delegierten aus ganz Bayern formulierte.

Parteichef Markus Söder sprach gar von der "Freude, dass wir uns wieder haben". Und verband es mit dem Appell an die Basis, in die Bierzelte rauszugehen und den Menschen selbstbewusst zu erklären, wie "sexy" Bayern ist, welche Lebensqualität dieses Land – natürlich vor allem dank der CSU – im Vergleich zu anderen biete.

"Deutschland macht seit Wochen eine peinliche Figur."
Markus Söder, CSU-Vorsitzender

Mit seinem Aufruf zu Demut und Dankbarkeit war der Ministerpräsident am Ende seiner einstündigen Rede angelangt. Zuvor dominierten seine Ausführungen, wie erwartet, der Ukraine-Krieg und seine Folgen für Politik und Gesellschaft. Scharf griff Söder dabei die Ampel-Koalition in Berlin an, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Der Regierungschef drücke sich erkennbar davor, der deutschen Bevölkerung in diesen schwierigen Zeiten Orientierung zu geben. Sein zögerliches Verhalten sei "eines deutschen Kanzlers unwürdig". Mit Blick auf den koalitionsinternen Streit um Waffenlieferungen sagte Söder: "Deutschland macht seit Wochen eine peinliche Figur."

Persönlich griff der CSU-Chef auch Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) an. Sie sei in diesen Tagen "völlig überfordert". Auch die Grünen griff Söder an: "Gestern noch Ostermarschierer, fordern sie heute Militärparaden." Ein Anton Hofreiter sei kürzlich noch  "Dauergast im Eine-Welt-Laden" gewesen, mittlerweile spreche der Grünen-Abgeordnete wie der "Lobbyist eines Rüstungsunternehmens". Da werde sich zum Teil regelrecht "in einen Krieg hineingeredet".

Delegierte aus Unterfranken beklatschen die Rede des Ministerpräsidenten. Im Bild (von links): Stefan Funk, Paul Lehrieder, Christine Bötsch und Barbara Becker.
Foto: Silvia Gralla | Delegierte aus Unterfranken beklatschen die Rede des Ministerpräsidenten. Im Bild (von links): Stefan Funk, Paul Lehrieder, Christine Bötsch und Barbara Becker.

Söder attackierte auch den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD): Dieser sei "ein sturer, alter, skurriler Mann", dem das eigene Konto wichtiger sei als das Ansehen Deutschlands in der Welt. Er müsse nicht nur aus der SPD austreten, sondern auch seine Privilegien als Altkanzler zurückgeben, verlangte der bayerische Ministerpräsident.

Söder sieht CSU in der "Schnitzel-Etage" der Gesellschaft

Das bisherige Entlastungspaket der Bundesregierung wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs kritisierte Söder als unzureichend. Es wirke "überheblich", wenn Politikerinnen und Politiker der Ampel forderten, die Menschen müssten den Gürtel enger schnallen. Die CSU wolle jenen helfen, die Sorgen vor dem sozialen Abstieg hätten, "nicht der Avocado-, sondern der Schnitzel-Etage" der Gesellschaft.

Konkret forderte Söder Entlastungen auch für Rentner, Studierende und die mittelständische Wirtschaft. Die Steuern für Sprit, Strom und heimische Lebensmittel müssten gesenkt, die Pendlerpauschale erhöht werden.

Klar wandte sich Söder gegen einen sofortigen Stopp der Gaslieferungen aus Russland. Die CSU unterstütze alle Bemühungen, sich unabhängig von russischer Energie zu machen. Ein "Gas-Crash" aber hätte "brutale soziale und wirtschaftliche Verwerfungen" zur Folge. Der Ministerpräsident bekräftigte seinen Vorschlag, die Laufzeit der noch betriebenen Atomkraftwerke zu verlängern.

Gleichzeitig räumte er beim Ausbau erneuerbarer Energien Nachholbedarf ein. "Bayern ist Sonnenland", sagte er. Schon heute sorge der Freistaat für 25 Prozent des jährlichen Zubaus bei Photovoltaik in Deutschland. Man wolle hier Marktführer werden und "noch eine Schippe drauflegen".

Kein Wort zu CSU-Protesten gegen Stromtrassen

Die Staatsregierung wolle "keine ideologische Energiepolitik", deshalb habe man jetzt weitere Ausnahmen von der 10H-Regel für Windkraftanlagen beschlossen. Außerdem müsse der Stromleitungsbau forciert werden. Naturschützern, Grünen und Freien Wählern warf Söder hier eine "Doppelmoral" vor, wenn sie einerseits einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren forderten, gleichzeitig aber Proteste vor Ort unterstützten.

Dass es in Unterfranken CSU-Politikerinnen und Politiker sind, die vor Ort gegen Stromtrassen protestieren, sagte Söder nicht. Einen Widerspruch, den Delegierte aus der Region unter der Hand einräumten: "Hier müssen unsere Leute noch lernen wie die Grünen bei der Aufrüstung."

Gut hundert Delegierte aus ganz Bayern kamen zum kleinen CSU-Parteitag nach Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Gut hundert Delegierte aus ganz Bayern kamen zum kleinen CSU-Parteitag nach Würzburg.

Der kleine Parteitag verabschiedete nach Söders Rede einen Leitantrag, in dem sich die CSU  zur Solidarität mit der Ukraine, zu Waffenlieferungen "wie es unsere Nato-Partner auch tun", zu einer Stärkung der Bundeswehr durch das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen und einen Ausbau des Verteidigungshaushalts gemäß dem Zwei-Prozent-Ziel der Nato bekennt. Gleichzeitig gelte es die Bevölkerung in Deutschland vor den Folgen des Krieges zu schützen, durch eine "spürbare Energiepreisbremse" und eine Sicherung der Nahrungsmittelversorgung.

Die Lust der Delegierten, das Acht-Seiten-Papier zu diskutieren, war derweil begrenzt. Zeitweise war der Tagungssaal bei den Beratungen nicht mal zur Hälfte gefüllt. Zu groß war die Sehnsucht, sich im Foyer abseits der offiziellen Tagesordnung mal wieder live auszutauschen.

 
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  • kempf-margit@t-online.de
    Die Aussage des MP aus Bayern, Deutschland macht seit Wochen eine peinliche Figur ist nicht nur anmassend, nein sie ist einfach unter jeglichem Niveau! Herr Söder, der alles weiß, der alles kann und seine Meinung stündlich ändert, sollte sich erstmal selbst kritisieren, bevor er es mit anderen macht! Es wird langsam peinlich was hier geschieht. Sollten die Herrschaften in der großen Politik nicht mal versuchen zusammen zu arbeiten, gerade in der momentanen Situation. Aber nein, hier werden lieber die Parteibücher geschwenkt und jeden Tag erzählt wer was falsch macht. Diese Herrschaften sind einfach nicht tragbar oder sind sie nur unfähig, gescheite und faire Politik zu betreiben? Hier geht es nicht nur um Pöstchen, hier geht um Frieden und Sicherheit für Menschen, dass sollten die Politker endlich mal begreifen! Miteinander, viele von diesen Möchtegern-Politiker kennen dieses Wort wohl gar nicht! Und zu Herrn Söder, wenn man im Glaushaus sitzt, nicht mit Steinen werfen..!
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  • Ibo
    Sie verwenden dreimal den Begriff "Floristen". Meinen Sie "Foristen" ? Und steroetype Floskeln verwendet Herr Söder selbst reichlich.
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  • simonhard
    Natürlich...ist eh egal..
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  • simonhard
    Man sollte die Kommentarfunktion eines Artikels abschalten. Sobald der Name Söder bzw CSU fällt gehen bei den bekannten Floristen die Scheuklappen hoch. Dabei spielt es keine Rolle, dass Söder in seiner Einschätzung der SPD und der Grünen richtig liegt. Die stereotypen Floskeln nerven nur noch. Auf die im Artikel zitierten Aussagen wird kein Bezug mehr genommen. Das gleiche gilt natürlich auch für Beiträge über die Grünen und die SPD. Die CSU Basher, goutiert von der MP sind aber eindeutig in der Überzahl. Auch ist die Wortwahl einiger Floristen erschreckend und beleidigend. Meine abgelehnten Kommentare betreffend eines speziellen Floristen erreichen in der Summe die Dimension eines "Life Explorers". Kennt den noch jemand?
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  • Ibo
    Kommentar wurde doppelt abgegeben.
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  • Ibo
    Herr Söder wird froh sein, aktuell nicht Kanzler zu sein.
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  • mainpost@wegner.email
    Und wir dürfen auch darüber sehr froh sein.
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  • Na wie mans nimmt.
    Schlechter als der aktuelle Kanzler hätte er diesen Job vermutlich auch nicht gemacht.
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  • mainpost@wegner.email
    Ob Scholz einen guten oder schlechten Job als Bundeskanzler in der aktuellen gesamtpolitischen Lage gemacht hat, werden wir erst in der Retrospektive beurteilen können. Ein Vergleich Bundeskanzler Scholz gegen Bundeskanzler Söder bleibt uns leider oder glücklicherweise verwehrt. Zeit ist nun einmal linear... Aber unabhängig davon, ist mir ein vermeintlich zögerlicher BK im Moment lieber, als einer, der mit "Hurra auf ins Getümmel" regiert. Großpolitisch ist jetzt das Abwägen zwischen allen Optionen unter Berücksichtigung möglichst aller Konsequenzen und die Abstimmung mit dem Rest der Welt, insbesondere der NATO oberstes Gebot. Und dass hier intensiv verhandelt und analysiert wird, sieht mensch an der regen Reisetätigkeit im höchsten politischen Umfeld, namentlich der betroffenen Ministerinnen und Minister.
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  • mg2006@t-online.de
    Es wird höchste Zeit das dieser Mann endlich von der Politik-Bühne verschwindet, ist ja nicht mehr auszuhalten dieses Geschwätz.Man muss sich ja mittlerweile direkt schämen in Bayern zu wohnen und zu leben....Ich bin kein grünen Wähler,aber diese beiden Bundesminister/in machen einen guten Job!
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  • ToDietz@web.de
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  • Petsch06120702
    H. Söder, wenn Sie nur halb so gut wären wie die Minister Habeck und Baerbock , dann wäre es schon gut genug. Und ich bin wahrlich kein Grün Wähler. Aber Sie sind eine Wendehals und Populist seines gleichen.
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  • Arcus
    Dass die beiden GrünenMinister+innen Habeck und Baerbock einen guten Job machen, hat selbst der politische Gegner erkannt. Nicht so die Hinterwäldler der CSU. Wenn wir die beiden Grünen mit dem CSU Chaostrio Scheuer, Dobrindt, Bär & Co vergleichen, ist das was Habeck und Baerbock in kurzer Zeit geliefert haben, geradezu eine Glanzleistungen.
    Mittlerweile hat hoffentlich jeder Wähler erkannt, dass Söder ein Dampfplauderer ist und sich seine CSU vor Trägheit und Selbstverliebtheit kaum noch bewegt.
    Ich hab mir die Rede Söders auf Phoenix angeschaut. Ich sah bleierne müde Gesichter der Delegierten, die aus Höflichkeit klatschten und sich mühsam zu einem gequälten Lächeln durchrangen. Ganz wie auf einem Parteitag der verknöcherten Kommunistischen Partei Chinas. Wir in Bayern müssen uns endlich vom bleiernen, Schwarzen Filz der CSU befreien, damit wir wieder frisch durchatmen und neue Kraft entfalten können.
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  • simonhard
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  • Bezirksrat Gerhard Müller
    Söder hat noch nich kapiert, dass er bundesweit keine Rolle mehr spielt und in Bayern nur als Ankündigungsministerpräsident Luftblasen produziert. Die CSU hat sich überlebt - keine Gestaltungskraft mehr - jetzt sollten andere ran….
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  • Arcus
    Uneingeschränkte Zustimmung. Der bayrische Wähler muss sich vom Muff des CSU Dunstes befreien. Nur so kann Bayern zukunftsfähig gemacht werden.
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  • ropel
    "Spürbare Energiepreisbremse" ?? Herr Söder, Sie haben durch Ihre Blockadepolitik bei den Windrädern (10H-regel) den Windkraftausbau in Bayern zum erliegen gebracht. damit haben Sie einen wichtigen Baustein einer nachhaltigen, zuverlässigen und preiswerten energieversorgung leichtfertig verspielt. Bayern ist beim Gas zu 90% auf russ. Gasimporte angewiesen. damit finanzieren wir diesen Angriffskrieg mit, bei dem täglich Zivilisten getötet, Frauen und Mädchen vergewaltigt werden. Gleichzeitig wollen Sie bei uns keine Windräder haben aus "ästhetischen Gründen". wie ist das mit Ihrem "christlichen und sozialen" Gewissen zu vereinbaren ?
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  • Albatros
    Ach Gott Herr Söder, ich bin wahrlich kein Freund der Grünen, aber ich finde Frau Bärbock und Herr Habeck machen einen guten Job. Auch ist mir ein Kanzler lieber, der nicht so viel plappert wie Sie das tun. Sie sind ein Showman, ein sprachloser Schwätzer vor dem Herrn.
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  • Petsch06120702
    Herr Söder, was haben Sie bei Ihren Besuch bei Putin gemacht??
    Keinen Knicks, sondern ganz bestimmt die unrechte Annexion der Krim usw. angesprochen.
    Ein Populist wie es in Deutschland keinen zweiten gibt. Wer das CSU Parteibuch hat, bekommt automatisch den Fingerzeig auf andere beigebracht.
    Leider fallen mindestens immer noch weit über 30% der Bayern darauf herein.
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  • Meinungsvertreter
    Zum Glück ist Söder nicht in der Regierung. Frage mich, wer sein Gepolter fernab jeder Evidenz überhaupt noch erst nimmt.
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