
Besser kann es gar nicht kommen. Jedenfalls nicht für die Kritiker der Klimaschutzbewegung. Genauer: für die Kritiker der Methoden der "Letzten Generation". Zwei Klimakleber nehmen eine Auszeit vom Klimakleben im grauen, kalten Deutschland, fliegen mit dem Klimakiller Flugzeug in den sonnigen Urlaub, und alle Klimakleberkritiker denken "Hurra, ein gefundenes Fressen!"
Nach außen aber schreien sie "Pfui, welch schändliche Doppelmoral!" Die "Bild"-Zeitung zum Beispiel titelt in gewohnt virtuoser Unsachlichkeit "Klebe-Luisa lebt ihren Traum von der Weltreise ... und wir kommen nicht zur Arbeit".
Wann immer jemand in der öffentlichen Wahrnehmung Wasser predigt,
selbst aber Wein trinkt, setzt sich die Empörungsspirale in Gang
Abgesehen davon, dass Luisa und ihr Begleiter ("Bild" nennt sie das "junge Paar, das deutsche Autofahrer ausbremst") nicht, wie vielfach geschrieben, nach Bali geflogen sind, sondern an ein anderes Ziel in Südostasien ... abgesehen auch davon, dass die beiden nicht kurz mal zwei Wochen All-Inclusive-Strandurlaub machen, sondern dort nach eigener Aussage mehrere Monate verbringen ... und abgesehen schließlich davon, dass sich Luisa damit einen alten Traum erfüllt und der Rückflug nach eigenem Bekenntnis der letzte ihres Lebens sein soll: Das geht gar nicht, rügt die Volksseele, CO2 ist CO2, und wer uns schon dauernd mit dem Klima in den Ohren und auf den Autobahnen liegt, der möge doch gefälligst, wenn überhaupt, dann Urlaub in Lützerath oder in der Lüneburger Heide machen.
Der Fall wirft wieder einmal die uralte Frage auf: Müssen Menschen, die für gesellschaftliche Veränderungen kämpfen, moralisch immer und durchweg ohne Fehl und Tadel sein? Ein SPD-Kanzler im Brioni-Anzug, ein Linken-Abgeordneter im Porsche: Wann immer jemand in der öffentlichen Wahrnehmung Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt (und dann noch möglichst teuren, wie einst Peer Steinbrück), setzt sich die Empörungsspirale in Gang.
Der Imageschaden für die "Letzte Generation" nach dem Ostasien-Flug der beiden Aktivisten dürfte beträchtlich sein. Nicht auszudenken übrigens, was losgewesen wäre, hätte sich Luisa Neubauer von Fridays for Future einen solchen Lapsus erlaubt.
Der Standardspruch dazu passt immer: "Die wollen uns alles verbieten, aber sie selbst dürfen es." Nein, das wollen die nicht. Die "Letzte Generation" will uns weder die Autos wegnehmen, noch das Reisen verbieten, noch zu veganer Lebensweise verdonnern. Aber um das zu erfahren, müsste man sich mindestens die Mühe machen, mal deren Homepage zu besuchen. Dort gibt es - neben dem Vorschlag, einen "Gesellschaftsrat" einzuberufen, der Maßnahmen zur Rettung des Klimas entwickeln soll - nur zwei konkrete Forderungen: ein Tempolimit von 100 km/h und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.

Es ist ja nicht so, dass herausgekommen wäre, dass sich alle Aktivistinnen und Aktivisten in dicken SUVs zu den Orten ihrer Klebeaktionen chauffieren lassen und dass der Asphalt, auf den sie sich kleben, vorher mit Atomstrom vorgewärmt wird. Es haben sich zwei junge Leute einfach mal einen Traum erfüllt, was in ihrem Fall zwar nicht übermäßig geschickt war, aber ganz bestimmt kein Verrat an der guten Sache. Und dass sie dafür einem Gerichtstermin fernblieben, ist schlicht ihre Privatsache - die Folgen müssen sie dann halt in Kauf nehmen.
Wir billigen nicht alle Methoden der "Letzten Generation", finden es insgeheim aber ganz praktisch, dass die jungen Leute da nicht lockerlassen
Wissen wir nicht alle, dass es allerhöchste Zeit ist, den Ausstoß klimaschädlicher Gase drastisch zu reduzieren? Warum also freuen sich jetzt so viele, dass manche Klimaschützer gelegentlich auch mal Klimasünder sind? Ist nicht das die weitaus offensichtlichere Doppelmoral?
Und wer hat überhaupt das Recht, moralische Integrität, oder zumindest äußerliches Wohlverhalten, von den - vergleichsweise - wenigen zu fordern, die sich nicht mit den faulen Kompromissen zufriedengegen, die ihnen die Politik anbietet? Angesichts einer bestenfalls halbherzigen Bundesregierung (übrigens mit grüner Beteiligung, man kann das nicht oft genug betonen) und ewigen Finanzierungs- und Zuständigkeitsquerelen zwischen Bund, Ländern und Kommunen ist das tatkräftige Anmahnen von mehr Klimaengagement offensichtlich zur Privatsache geworden.

Irgendwie haben wir den Klimaschutz delegiert: Wir billigen vielleicht nicht alle Methoden der "Letzten Generation", finden es insgeheim aber schon ganz praktisch, dass die jungen Leute da nicht lockerlassen. Ist ja schließlich ihre Zukunft.
Wir wünschen uns seit jeher, dass Person und Mission möglichst deckungsgleich sind. Egal, ob Politiker, Aktivisten, Filmstars oder Künstler. Wen wir verehren, der oder die möge bitte makellos sein. Aber das klappt eben nicht immer. Das wäre schlicht eine unerträgliche Überforderung. Nicht umsonst gibt es den englischen Rat "Never meet your heroes" - lerne deine Helden möglichst nicht persönlich kennen. Die Liste der Beispiele ist sehr, sehr lang. Wenn überhaupt, dann stehen Luisa und ihr Begleiter darauf sehr, sehr weit unten.
Vor vielen Jahren hab ich unsere lokale Zeitung - damals war es noch eine Zeitung - noch sehr geschätzt.
Nun bin ich noch dabei, ich frage mich aber immer öfter - passt das überhaupt noch?
Globale Themen werden teils komplett unterschlagen, von Veitshöchheim wird dafür über Wochen immer wieder neu berichtet, und gleichzeitig liest man solche Klebekommentare.
Passt das wirklich noch?
die von Ihnen verharmlosten "Aktionen" sind nicht nur ein wenig harmloses Buhlen um Aufmerksamkeit.
Das ist glasklar Erpressung und Nötigung.
Der Zweck heiligt nicht die Mittel.
Diese Organisation sollte (sofern Klimaschutz wirklich deren Interesse ist) schleunigst ihre kriminellen Methoden sein lassen. Insbesondere, weil sie kontraproduktiv wirken. Zuspruch geht verloren.
Unser Rechts- und Wertesystem sieht andere Wege vor. Wenn die Regierung tatsächlich zu wenig tut (was ich nicht bestreite), steht doch der Weg der Klage offen. Außerdem kann man sich zusammentun, eine DEMOKRATISCHE Partei gründen und Politik aktiv gestalten, wenn man (auf ehrlichem Wege) eine Mehrheit hinter sich bringen kann.
Selbstjustiz darf aber keinen Platz haben.
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Dass die beiden "Aktivisten" (wer sagt den, dass nicht weit mehr noch viel öfter umher fliegen?) mit ihrem wenig durchdachten Tun die angeblichen Absichten derart untergraben, setzt der Story lediglich die Krone auf.
Warum "KLIMAaktivisten"?
Tut man dem Klima einen Gefallen, wenn man sich auf die Bundesstraße klebt? Spart das Emissionen?
NEIN !
Im Gegenteil. Es entsteht ein langer Stau, Hunderte oder Tausende PKW und LKW fahren lange Umwege. Zig Termine werden verpasst und es muss erneut gefahren werden, um sie nachzuholen.
Oder hilft es, wenn man am Flughafen München die Landebahn durch eine Klebeaktion blockiert?
NEIN !
Im Gegenteil. Ankommende Flugzeuge müssen umgeleitet werden oder kreisen, bis die Blockade behoben ist / andere Bahnen zum Landen eingerichtet sind.
All das vermehrt die THG Emissionen.
Wären die Protestler ein wenig klüger, kämen sie da wohl selbst drauf.
Die Beweggründe "auf Klimakrise aufmerksam machen" können die Protestler UND DER AUTOR nicht beweisen.
Evtl. haben jene nur Spaß am Adrenalinkick oder dem Auflehnen gegen das System, den Kapitalismus oder was auch immer.
Echt passend wäre "Klimasünder".
Oder neutral "Protestler", "Blockierende" oder sowas
Die "Aktivisten" bleiben ja immer schön anonym und müssen sich nirgends rechtfertigen.
Nun waren die beiden besagten "Aktivisten" halt so bl*d, ihren XXL Urlaub (oder doch nicht?) ausgerechnet so zu legen, dass sie ihren Gerichtstermin versäumten.
Sie ließen sich entschuldigen, mit dem Hinweis sie seien nach Thailand geflogen.
Für sich selbst betrachtet schon eine ziemliche Frechheit, sich so über das Gericht lustig zu machen, aber was will man von solchen Zeitgenossen schon erwarten?
Dass sich dann auch noch die Sprecherin schützend vor die beiden stellt und großspurig verkündet: "privat in den Urlaub zu fliegen, steht keinesfalls im Widerspruch zu den Leitlinien der "Letzten Generation"", wirft die Frage auf: Waren das bloß 2 Einzelfälle? Oder sind die in der "Letzten Generation" organisierten "Aktivisten" insgesamt recht reisefreudig?
Parallelen zu Greenpeace, die die Welt bereisten (für die Aktionen natürlich...) sind erkennbar.
Scheinheilig !!!
Und übrigens 2019 war Frau Neubauers Instagram Profil jedenfalls gepflastert mit Fotos von Fernreisen an Orte wie Australien, Indien, Tansania, Marokko und andere!
Pharisäer waren noch nie beliebt,
auch wenn sie von der veröffentlichten Meinung schon immer verehrt wurden!
Wer immer schön brav die CSU wählt, oder, wenn man das verantworten mag, die AfD, ist auf der sicheren Seite, kann CO2 absondern bis der Atem stockt und muß sich auch sonst um nix scheren.
Man hat ja die Richtigen gewählt und die wissen schon am besten, wie man sich den Pelz wäscht, ohne dabei nass zu werden.
Schon, dass mal jemand diese selbstgerechte Scheinmoral benennt.
Was hat das jetzt mit dem Artikel zu tun?
Es geht um das Verhalten selbsternannter Klimaschützer, die sich nicht an ihre eigenen Forderungen halten und nicht um die Wahl irgend einer Partei.
längst ist die Zeit gekommen, für die engagierte, jungen Menschen freundliche Worte zu haben und nicht nur Schmährufe. Persönlich finde ich das Ankleben etwas extrem, tut ja schon beim Gedanken weh, ansonsten bin ich voll bei der "letzten jungen Generation", würde sie gerne in "The Best Young Generation" um nennen. Weil sie aktiv und mich Nachdruck für eine gute Sache und unsere und ihre Zukunft eintreten. Warum sie nicht fliegen sollen? Wenn keine nützlichen Gegenargumente gefunden werden, geht es halt in die unterste Schublade. Bitte macht weiter so, Klebstoff ist nicht so gesund, liebe Grüße, Semona.