Guten Tag, Mirjam Herrmann. Ich schreibe Ihnen, weil Sie als Aktivistin der Klimaschutz-Protestgruppe "Letzte Generation" am 23. Oktober im Museum Barberini in Potsdam zusammen mit einem Mitstreiter Kartoffelbrei auf ein Gemälde von Claude Monet von 1890 geschüttet haben. Vorbild waren ähnliche Aktionen in London und Dresden.
Auf der Homepage Ihrer Gruppe bekennen Sie, Frau Herrmann, sich unter der Überschrift "Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?" zu dem Anschlag. Es heißt, Sie hätten vor Ort eine "flammende Rede gehalten". Zitat: "Menschen hungern, Menschen frieren, Menschen sterben. Wir sind in der Klimakatastrophe. Und alles, wovor ihr Angst habt, ist Tomatensuppe oder Kartoffelbrei an einem Gemälde. Wisst ihr, wovor ich Angst habe?"
Nein, nicht alles, wovor wir Angst haben, ist Tomatensuppe oder Kartoffelbrei an einem Gemälde. Sehr viele Menschen, die bislang mit Ihnen sympathisierten, haben, wie Sie, Angst vor den Folgen der Klimakatastrophe. Mir persönlich machen allerdings auch Menschen Angst, die unter vollkommen absurden Argumentationen Tomatensuppe oder Kartoffelbrei auf unersetzliche Gemälde schleudern. Ich halte das für unsinnig, gefährlich und der Sache nicht dienlich. Im Gegenteil.
Sie, Frau Herrmann, spielen genau den Leuten in die Karten, die Kunst für verzichtbar halten
Was soll denn bitte die Gegenüberstellung "Kunst oder Leben"? Ich jedenfalls möchte nicht in einer Welt ohne Kunst leben, sei sie klimatisch auch das reinste Paradies. Warum sollten wir eine Welt retten, in der es keine Kunst und Kreativität mehr gibt? Es geht nicht um "Kunst oder Leben". Das ist Quatsch. Und ein furchtbar alter Hut. Es offenbart vor allem eines: Sie haben offensichtlich keine Ahnung, was Kunst bedeutet.
Sie spielen genau den Leuten in die Karten, die Kunst für verzichtbar halten. Für einen Luxus in Zeiten von Wohlstand und Frieden. Dabei zeigt die Geschichte genau das Gegenteil: Gerade in größter Not haben Menschen immer wieder Trost in Kunst und Kultur gefunden. Legendär sind zum Beispiel die Theateraufführungen in den Trümmern des zerstörten Würzburg.
Inzwischen haben Sie, Frau Herrmann, auf Twitter mitgeteilt, Sie seien froh, dass das Bild nicht beschädigt worden sei. Sie hätten sich vorab vergewissert, dass es von einer Glasscheibe geschützt sei. Inzwischen ist bekannt: Die Glasscheibe allein hätte das Bild nicht gerettet. Die Restauratorin hatte zusätzlich und unüblicherweise eine Filzleiste eingebaut. Ein anderes Bild, ohne Glasscheibe, hat nur aus Zufall keine Kartoffelbrei-Spritzer abbekommen. Das Museum schätzt den Schaden der Attacke übrigens auf eine fünfstellige Summe, der Rahmen, so alt wie das Bild selbst, sei erheblich beschädigt worden. Also tun Sie bitte nicht so, als hätte keine Gefahr für die Gemälde bestanden.
Museumsleute werden ab jetzt in ständiger Angst vor neuen Anschlägen leben
"Die Aktion sollte einen Schock des Verlustes auslösen. Die Leute sollten spüren, wie es sich anfühlt, wenn ein Unikat verloren geht", schreiben Sie. Aha.
Und jetzt, da sie gespürt haben, wie sich Verlust anfühlt, ziehen sie alle gemeinsam los und retten das Klima? Ich bin ziemlich sicher, dass das so nicht funktionieren wird. Das Thema Klimakatastrophe ist ohnehin schon schwer zu vermitteln. Sie selbst beklagen, dass die Menschen es immer wieder ausblenden. Aber nun haben diese Menschen ein nächstes Feindbild: Leute, die Kunst zerstören im Namen einer guten Sache? Nein, danke!
Keine Frage, die Lage an der Klimafront ist dramatisch. Sie wird sich ohne drastische Einschnitte nicht bessern. Und diese drastischen Einschnitte werden nicht ohne erhebliche Konflikte zustande kommen. Insofern habe ich das Engagement der Klimaschutz-Bewegung – bislang – immer als wichtig und verdienstvoll angesehen. Aber diese Aktionen jetzt werden Ihrer Bewegung massiv Sympathien kosten.
Und vergessen wir nicht die Museumsleute: Sie werden in ständiger Angst vor neuen Anschlägen leben. Ist stelle mir das zermürbend vor. Würde mich übrigens nicht wundern, wenn jüngere Besucherinnen und Besucher ab jetzt unter Generalverdacht stehen. Die Museen werden erhebliche Ressourcen zum Schutze ihrer Schätze mobilisieren müssen. Die Kosten werden steigen, zusätzliches Personal wird zusätzliches CO2 produzieren. Klingt alles nicht sonderlich nachhaltig, oder?
Ich hoffe deshalb sehr, dass dieser Kartoffelbrei-Anschlag auf ein Kunstwerk der letzte der Gruppe "Letzte Generation" war, Frau Herrmann. Sie nehmen Kunstwerke und die Menschen, die sie beschützen, als Geiseln. Korrigieren Sie mich, aber ich kann mich an keine Geiselnahme erinnern, aus der Gutes entstanden wäre.
Mit besorgten Grüßen,
Mathias Wiedemann, Redakteur
Es sind Anschläge, terroristisch geprägte Orgien, von Egomanen inszeniert. Diese Art von Vandalismus wird leider nicht hart bestraft, weil er von der Politik scheinbar weitgehend geduldet wird. Dabei sind es Anschläge, die gegen uns alle gerichtet sind. Oder wer glaubt, dass in Zukunft ein Besuch im Museum in der bisherigen Art weiter möglich sein wird?
Ich sehe schon das "virtuelle" Museum vor mir, das nur noch online besucht werden kann. Letztlich leben die meisten Museen von privaten oder staatlichen Subventionen. Verstärkte Sicherungsmaßnahmen zahlt also der Steuerzahler, oder das Museum wird letztlich aus Sicherungs und Kostengründen geschlossen.
Der Staat sollte diese egomane Vandalen endlich als das bestrafen, was sie sind. Meinungsterroristen !
Aber Kartoffelbrei auf Bilder werfen? Auch wenn diese Menschen glauben, sich in den Dienst einer guten Sache zu stellen – es sind Extremisten, die Straftaten begehen.
Und damit machen sie es den Ignoranten noch leichter, die Augen zu verschließen … denn warum sollte man auf ein paar durchgeknallte Spinner hören, die Essen auf Kunst werfen?
Ein Bärendienst an der Sache, rücksichtslos, illegal und - sorry - verdammt dämlich …
Plus: Kartoffelbrei und Tomatensuppe sind Lebensmittel, die viele Menschen auf unserer Erde gerne erst mal hätten. Sie derart zu verschwenden zeugt für mich von Menschenverachtung und Ignoranz.
Letztendlich sind diese Aktionen inhaltlich vollkommen irrelevant. Es geht nur um die öffentliche Aufmerksamkeit, die damit erzeugt werden soll.
Aber keine der beim Beobachter hervorgerufenen Reaktionen führen zu dessen Umdenken in Bezug auf den Klimawandel … weil er keinen thematischen und/oder persönlichen Bezug herstellen kann …
Und damit sind diese Aktionen so nützlich wie ein Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt …
Und wie viele Fälle sind in der Menschheitsgeschichte dokumentiert, in denen jemand durch Kartoffelbrei dazu angeregt wurde ... ?
Empören wir uns also statt über den Eklat von Last Generation lieber über Großkonzerne wie die Verkäufer fossiler Energie, die Landwirtschaftsindustrie, die Pharmaindustrie, die Energiekonzerne die sich nicht auf EE umstellen wollen und bestimmte Kreise in den USA, die Europa in den Krieg mit Russland treiben, weil sie denken, dass sie zur Alleinherrschaft auf der Erde bestimmt seien.
Interessante Perspektiven auf das Weltgeschehen geben Sie da zum Besten. Lassen Sie mich raten: Die USA sind in Wirklichkeit die Bösen. Die armen Russen werden nämlich vom Westen bedroht, bedrängt und in ihrer Entwicklung behindert. Deswegen fallen sie in die Ukraine ein, morden, vergewaltigen und plündern. Terrorisieren die Zivilbevölkerung. Versuchen deren kulturelle Identität auszulöschen. Und das alles nur, weil die USA sie dazu permanent nötigt. Ist es so?
Ich finde in der Tat, dass die USA nach der Weltherrschaft streben (sie haben zB ca 800 milit. Stützpunkte rund um den Globus, Russland zB hat an die 20 nahe seiner Landesgrenzen), ein militärisch starkes Russland mit starken Verbindungen nach Europa und Asien gefährdet das Ziel der USA, oder sagen wir besser, bestimmter Kreise dort, die Weltherrschaft zu erringen.
Den USA ist es bis heute gelungen, mittels der Ukraine einen Keil zw Europa und Russland zu treiben, obwohl Deutsch und Frankreich lange und weniger auffällig genau das zu verhindern suchten. Deswegen danke an Altkanzlerin Merkel für die Rohstoffverflechtungen nach Russland, denn solange man Handel miteinander treibt, redet man noch miteinander.
Bestärken Sie unsere heutigen Kanzler lieber in seinem Schlingerkurs, denn das hält uns aus dem Konflikt heraus. Wenn der Krieg total eskaliert sind wir in unmittelbarer Nachbarschaft, die USA dagegen haben genug Abstand.
Dennoch darf man nicht hinnehmen dass Putin aus diesem rechtswidrigen Überfall irgendeinen Nutzen zieht. Dies würde ihn und andere Diktatoren nur zu weiteren Verbrechen ermutigen.
Frau Merkel hat viele Fehler gemacht. Die Abhängigkeit von Russland weiter zu erhöhen und wirksame Sanktionen nach der Annexion der Krim nicht nur zu verhindern waren die Größten.
Die Sanktionen, die sie gewählt hat, haben unserer Wirtschaft wesentlich mehr geschadet als der Russischen, so dass viele Deutsche den Nutzen und die Notwendigkeit der Sanktionen nicht sehen.
Handel treiben ist kein Zeichen von Frieden und Entspannung. Kriege werden auch um wirtschaftlichen Einfluss, Zugang zu Rohstoffen und Absatzmärkten geführt.
Unser aktueller Kanzler ist gerade dabei die Fehler von Schröder und Merkel nicht nur zu wiederholen, er will sie offensichtlich noch übertreffen.