Kaum ein Thema beschäftigt die Theilheimer mehr als der geplante Umbau der katholischen Kindertagesstätte St. Johannes. Schon seit Jahren laufen die Gespräche und Planungen, bis jetzt ist zumindest baulich aber noch nichts passiert.
Zur Vorgeschichte: Die Kindergartenfachaufsicht hatte bereits im Frühjahr 2015 sechs zusätzliche Plätze nur genehmigt, wenn zügig erweitert werde. Die Ratsmitglieder beschlossen das in der Gemeinderatssitzung im April 2015 einstimmig. Im März 2016 folgte der nächste, rechtlich notwendige Schritt: Der Gemeinderat bestätigte den Bedarf von 100 Kindergarten- und 36 Krippenplätzen. Im Dezember 2016 wurde das baurechtliche Verfahren auf den Weg gebracht.
Architekten überzeugten bei Ausschreibung
Nach der Bedarfsfeststellung 2016 und Gesprächen mit allen Beteiligten – Trägerverein, Personal, Kirchenverwaltung, Diözese, Kommune, Regierung und Fachaufsicht – wurde im März 2017 seitens des Bauträgers, der Diözese Würzburg, eine europaweite Ausschreibung eröffnet. Das Architekturbüro Brückner & Brückner (Würzburg) überzeugte dabei.
Am 5. Februar 2019 sollte im Gemeinderat eigentlich über die Baufreigabe entschieden werden, so dass der Bauantrag im Frühjahr hätte eingereicht werden können, doch der Tagesordnungspunkt wurde vertagt. Erst am vergangenen Donnerstag, 28. Februar, stand die Abstimmung über den Umbau und die Erweiterung wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Dort wurde dem Bauvorhaben zwar zugestimmt – doch der Umbau sorgte erneut für hitzige Diskussionen.
"Es wurden noch einmal Gespräche geführt", sagte Bürgermeister Hubert Henig (UWG-Fraktion). Für einige Gemeinderäte sei das aber nicht ausreichend gewesen. Für Kritik sorgte vor allem der sogenannte Treuhandvertrag. Die Kirchenstiftung hat der Gemeinde laut Bürgermeister mitgeteilt, dass sie die Bauüberwachung und -abwicklung nicht übernehmen könne. "Diese Aufgabe soll die Gemeinde übernehmen, dazu sind wir aber weder fachlich noch personell in der Lage", so Henig. Er habe deswegen mit Eibelstadt und Zell Kontakt aufgenommen, die ähnliche Projekte in die Wege geleitet haben. Dort gebe es solch einen Vertrag nicht.
"Wenn ein solcher Vertrag vorgelegt wird und er nicht passt, muss man eben neu verhandeln", meinte Bernd Endres (SPD). Laut Holger Seefried, Vorstand des St. Johannes-Zweigvereins, gab es Ende Januar Kontakt zwischen Kirchenverwaltung und Gemeinde, um über den Vertrag zu reden. "Die Antwort der Kirchenverwaltung war, dass sie auf Terminvorschläge für ein Gespräch wartet", so Seefried. Mehr wisse er dazu nicht.
"Der Bürgermeister sollte sich mit der Kirche in Verbindung setzen und es kam anscheinend keine Reaktion", sagte Bernhard Bell (CSU) verärgert. Dass der Bürgermeister seit Wochen mit anderen Gemeinden, aber nicht mit der Kirchenverwaltung über den Vertrag gesprochen habe, könne er nicht verstehen.
"Es ist nicht so, dass wir nichts getan haben", konterte Bürgermeister Henig. Beispielsweise habe er mit dem bischöflichen Ordinariat über den Vertrag geredet. "Aber das muss man doch mit der Kirchenstiftung besprechen", entgegnete Gemeinderat Bell. Das Gremium stimmte wegen der unklaren Zuständigkeiten einstimmig gegen den Treuhandvertrag. Marita Gläßel (SPD) forderte ausdrücklich, dass Gemeinde und Kirchenverwaltung nun unverzüglich darüber diskutieren sollten, wer bei dem Bauprojekt was macht.
Die Baukosten belaufen sich auf 4,3 Millionen Euro plus 28 Prozent Baunebenkosten. Die maximalen Kosten für die Kommune liegen bei 2,3 Millionen Euro. Sie setzen sich aus dem Anteil an den Baukosten und den Kosten für die Zwischenlösung der Betreuung während der Bauarbeiten (Container, Grundschule) zusammen.
Brief von Anliegern an Beteiligte
Über das Bauvorhaben in der jetzigen Planung ist nicht jeder Theilheimer glücklich. Bereits Mitte Februar haben sich fünf Theilheimer und Kita-Anlieger mit einem zweiseitigen Schreiben an den Bürgermeister, die Gemeinderäte und an den Vorsitzenden der Kirchenstiftung St. Johannes gewendet.
Auch Erwin Pfeuffer hat den Brief, der der Redaktion vorliegt, unterzeichnet. "So wie die Kita jetzt geplant ist, sind die Kinder die Verlierer", meinte er im Vorgespräch mit dieser Redaktion. Vor allem stört er sich an dem zu kleinen Außenbereich und den hohen Kosten am Bau. "Wenn 150 Kinder auf diesem kleinen Raum betreut werden, ist das kein Miteinander mehr", sagt er. Andere Gemeinden würden beweisen, dass modernere und kostengünstigere Methoden für einen Kita-Umbau möglich seien und verweist auf den Kindergarten-Neubau in Waldbrunn. In Theilheim hätte man laut Pfeuffer einen günstigeren Neubau hinter der Grundschule realisieren können, der zusätzlich zum Betrieb am alten Standort hätte betrieben werden können.
Die Beteiligten des Schreibens kritisieren zudem die Parkplatzsituation für den Bring- und Holverkehr. Den Brief hat Bürgermeister Henig in der Sitzung zwar vorgelesen, reagierte aber nur kurz auf die Kritik an der geringen Außenfläche. "Fakt ist, dass es nicht reicht", so der Bürgermeister. Durch einen möglichen Zuerwerb von anliegenden Grundstücken wolle man die Fläche mittelfristig vergrößern. Zudem erklärte man im Gemeinderat, die Spielplatzfläche der Grundschule mitzunutzen.
Den Tagespunkt rund um den Kita-Umbau beendete Gemeinderätin Karoline Wallrapp (CSU). Sie gab ihren Rücktritt bekannt und verließ den Sitzungssaal. "Ich habe über ein Jahr lang versucht, mich dafür stark zu machen und sehe leider, dass es nicht ankommt."