Ein Wandteil nach dem anderen schwebt am Ausleger eines mächtigen Baukrans exakt in die dafür vorgesehene Montageposition auf der betonierten Bodenplatte. Beeindruckend dabei ist die Genauigkeit, mit der sich die Teile aneinanderfügen. Aus vielen Einzelteilen soll ein modularer, möglichst vielfältig nutzbarer Baukörper entstehen, der aus fünf aneinander angeordneten wabenförmigen Räumen besteht. Innerhalb von nur zwei Wochen soll der Baukörper inklusive des späteren, extensiv begrünten Dachs fertig gestellt sein. Spätestens ab September nächsten Jahres wird Leben einziehen durch drei Kleinkindgruppen und zwei Regelgruppen eines neuen Kindergartens für die Kleinsten in Waldbrunn.
Komplett in Holzbauweise entsteht derzeit der dringend benötigte Neubau eines Kindergartens in Waldbrunn. Mit Zugang von der Pfarrer-Kempf-Straße ist das Areal zwischen Grundschule und Klosterhof erreichbar. Damit befindet sich der Neubau mit seinem zugehörigen Außenbereich mitten im Herzen des Ortes. Schon beim Entwurf galt das Hauptaugenmerk von Architekt Stephan Haas (Eibelstadt) dem Gedanken des voll im Trend liegenden ökologischen Bauens.
Jedes der fünf, um einen zentralen Trakt angeordnete, etwa 80 Quadratmeter große wabenförmigen Module mit begrünten Pultdächern wird über einen eigenen Sanitär- und Nassbereich verfügen. Weit in die Zukunft gedacht scheint sowohl die räumliche Gestaltung des gesamten Baukörpers, als auch dessen Standort. Durch die Nähe zur Grundschule kann die dortige Heizung zur Wärmeversorgung des Neubaus mitgenutzt werden. Und sollten die Kinderzahlen einmal nicht mehr für eine Vollbelegung durch den Kindergarten ausreichen, können einzelne der fünf Module unter Umständen auch als Klassenzimmer genutzt werden.
Egal bei welcher Nutzung, wird in den Räumen ein besonderes Raumklima herrschen. Dieses ergibt sich aus dem in kompletter Holzbauweise erstellten Gebäude mit 845 Quadratmeter Außen- und 915 Quadtratmeter Innenwände aus heimischem Nadelholz. Die Wände gleichen überdimensionalen Sperrholzplatten und sind in fünf Schichten jeweils gegen die Maserung verleimt. Dadurch ergibt sich eine außergewöhnliche Stabilität. "Die Entstehung des Gebäudekomplexes aus vielen Einzelteilen ist wie Lego für Erwachsene", umschreibt Bürgermeister Hans Fiederling (UBG) den Aufbau.
Bereits beim Wandaufbau in einer Zimmerei im Landkreis Würzburg wurden innenliegende Kanalschächte ausgespart. Darin werden vor Ort die Versorgungsleitungen eingezogen. Daran anschließend werden die Wand-Innenseiten ohne jegliche weitere Oberflächenbehandlung in ihrem natürlichen Zustand belassen. "Verunreinigungen können so mit Schmirgelpapier ganz einfach wieder beseitigt werden", erklärt Architekt Stephan Haas. Auf die Außenwände der fünf Module wird als Witterungsschutz eine vertikale Verkleidung aus Lärchenholz aufgebracht. Der zentrale Versorgungstrakt wird sich optisch durch von außen angebrachte Fassadenplatten von den Betreuungsräumen unterscheiden.
Bis die neuen Räume allerdings genutzt werden können, ist zur Betreuung der aktuell 154 Kinder weiterhin Improvisation gefragt. Neben dem Waldkindergarten und einem zur Überbrückung angemieteten Wohnhaus platzt der im Jahr 2012 generalsanierte St.-Norbertus-Kindergarten gerade aus allen Nähten. Nach dem Baubeginn für den Kindergarten-Neubau ist aber zumindest Land in Sicht. Als Betreiber des neuen Kindergartens hatte sich der Gemeinderat schon im April für die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Eisingen-Kist-Waldbrunn entschieden.