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Würzburg
Kirche in der Krise: Katholische Kirche meldet so viele Austritte in Unterfranken wie noch nie
Fast 360.000 Menschen in Deutschland verließen 2021 die Katholischen Kirche. Auch in Unterfranken erreicht die Zahl der Austritte einen neuen Höchststand.
Ein 'Exit'-Schild am Rande des Petersplatzes vor dem Petersdom. Die Zahl der Austritte in der katholischen Kirche ist 2021 massiv in die Höhe geschnellt - auch in Unterfranken. 
Foto: Britta Schultejans, dpa | Ein "Exit"-Schild am Rande des Petersplatzes vor dem Petersdom. Die Zahl der Austritte in der katholischen Kirche ist 2021 massiv in die Höhe geschnellt - auch in Unterfranken. 
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:20 Uhr

Sexueller Missbrauch, verpasste Reformen, mangelnde Transparenz. Die Liste der Probleme der Katholischen Kirche ist lang. Nun hat die Krise der Institution einen neuen Tiefpunkt erreicht: 359.338 Katholikinnen und Katholiken haben der Kirche im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt, teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Montag mit. Im Jahr 2020 lag die Zahl der Kirchenaustritte bei 221.390. Zugleich nimmt die Zahl der Eintritte weiter ab, die Entwicklung der vergangenen Jahre setzt sich damit fort.

Auch in Unterfranken bestätigt sich der bundesweite Trend. Nach Angaben der DBK haben 10.567 Personen im Bistum Würzburg im vergangenen Jahr die Kirche verlassen - deutlich mehr als im Vorjahr, als 7186 Austritte verzeichnet wurden. Weitere Zahlen aus dem Bistum Würzburg:  Im vergangenen Jahr gab es 5218  Taufen (2020: 3563) und 5164 Erstkommunion-Kinder (2020: 4772). Auch die Zahl der kirchlichen Hochzeiten stieg auf 782, nach 427 im ersten Corona-Jahr 2020. Dazu kamen im vergangenen Jahr 8975 Bestattungen (2020: 8532).

Insgesamt gibt es laut der Diözese Würzburg aktuell noch 689.537 Katholikinnen und Katholiken in Unterfranken. Bei 1.320.093 Einwohnern sind damit rund 52 Prozent aller Menschen in Unterfranken katholisch. Deutschlandweit zählte die Katholische Kirche zum 31. Dezember 2021 laut Bischofskonferenz 21.645.875 Mitglieder - damit sind rund 26 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik katholisch. 

Neben Austritten nehmen auch Wiederaufnahmen und Eintritte in Unterfranken zu

"Die Entwicklung der kirchlichen Statistik im Jahr 2021 schmerzt mich sehr angesichts der hohen Zahl von Austritten", wird Bischof Franz Jung in einer Pressemitteilung der Diözese zitiert. Doch sei das Ergebnis "nicht überraschend und erwartbar" gewesen, so Jung.

Etwas Trost dürfte die Entwicklung in der Region im Vergleich zum Rest des Landest spenden. Entgegen dem bundesweiten Trend stiegen im Bistum Würzburg die Zahlen der Wiederaufnahmen mit 103 Personen (2020: 102) und die der Neueintritte mit 29 Personen (2020: 23) leicht. Bundesweit hingegen sank die Zahl der Eintritte auf 1465 insgesamt (2020: 1578), die Zahl der Wiederaufnahmen auf 4116 (2020: 4358).

Kirche in der Krise: Katholische Kirche meldet so viele Austritte in Unterfranken wie noch nie

Bischof Franz Jung sei, so heißt es in der Pressemitteilung der Diözese Würzburg am Montag, ebenso wie viele Katholikinnen und Katholiken, verärgert und enttäuscht über "das problembeladene Bild, das die Kirche in Deutschland, im Vatikan und in der gesamten Welt" abgebe. Und: "Es darf niemanden verwundern, dass derzeit viele Menschen der Kirche das Vertrauen entziehen und auch unserem guten Tun die Zustimmung versagen." 

" Wir haben in unserer Kirche riesige Baustellen."
Franz Jung, Bischof von Würzburg

"Wir haben in unserer Kirche riesige Baustellen", so Bischof Jung. Dazu zähle vor allem die Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Aber auch beim Umgang mit den anvertrauten Finanzen und der von den Gläubigen zu Recht erwarteten Transparenz des kirchlichen Handelns müsse man besser werden.

Es sei wichtig, keine falschen Versprechungen zu machen: "Wir werden diese Fragen nicht in kurzer Zeit klären können", heißt es in der Pressemitteilung. Umso dankbarer sei der Bischof allen, die ihren Glauben in der Gemeinschaft der Kirche lebten und dort präsent seien, wo Menschen Hilfe suc­hen. "Danke, dass Sie all die Umbrüche und den Vertrauensverlust mit aushalten, notwendige Veränderungen mittragen und weiter Christen unter den Menschen sind."

Weitere Zahlen und Fakten zum Bistum Würzburg gibt es im Internet unter statistik.bistum-wuerzburg.de.

 
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  • G. W.
    Jeder Mensch sollte sich der Frage stellen:

    Bin ich Christ, oder bin ich katholisch?

    Und jeder Mensch kann sich entscheiden,
    aber Beides gleichzeitig sein zu wollen,
    das widerspräche den Lehren Jesu' Christi im Grundsatz.
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  • K. F.
    sehr viele anhänger, die protestierten, ja sogar unterschriftenlisten in der kirche des käppele starteten, bis dies dann der quardian seiner zeit unterbunden hat. letztes jahr muß wohl herr pater mb. verstorben sein, da er still und heimlich beerdigt wurde, hat man da in würzburg gar nichts mitbekommen, vielleicht auch besser so. das käppele hatte darauf hin einen riesen schwund an besuchern zu ertragen. was für die neuen padres dann auch nicht angenehm war. dies vielleicht mal zur aufklärung auch über einen gewissen schaumprediger pater mb (wen ich mit mb meine, weiß bestimmt jeder)
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  • K. F.
    was das schlimmere an der ganzen sache ist, da mißbrauchsskandale einfach nicht genug geandet werden und die jenigen, die mißbrauch betrieben haben auch nicht veröffentlicht werden. als vor ca. 15 jahren im käppele zu würzburg bekannt wurde, dass der hw. hochzeitsprediger mb. auch mit dergleichen zu tun hatte, in seiner vorherigen wirkungsstätte, kam mir auch das schlichte grauen. man muß sich schon fragen, da ja die damalige bistumsleitung von ihm gewusst hat, dass man solch einen man noch "befördert", da ja das käppele weit und breit einen großen ruf hatte. auch kamen die vielen tausend zuhörer bei ihm angeströmt, da viele keine ahnung von seiner vergangenheit hatten. als dann für ihn der tag der abrechnung mit seinem vorgesetzten kam, und er nochmals eine 2. chance in bad mergentheim bekommen sollte, sagte mb. wörtlich zu seinem mitbruder: "mit dem***********rede ich nichts und sein vorgesetzter bekam es natürlich mit. darauf hin folgte der rausschmiß. es gab dann aber auch noch
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  • K. F.
    da kommen sie nun die ausgetrennen u-boote wieder zum auftauchen. um ihre luft loszuwerden.
    ich kann auch z. t. verstehen, wenn man sich von der kirche trennt, da man mit der "obrigkeit" nicht mehr klar kommt. machen die es einen ehrlichen katholiken doch recht schwer, an das zu glauben, was sie predigen. hier müsste wieder mal ein jesus auftauchen, wie im tempel zu jerusalem und die hohenpriester mit der peitsche aus dem tempel jagen, die nicht nach seiner lehre leben. wasser predigen und wein trinken das geht in unseren tagen nicht mehr. wir leben nicht mehr in den 50 oder 60er jahren, wo noch jeder jawohl herr pfarrer, das stimmt herr pfarrer gesagt hat. es gibt aber genügend priester die ihr amt ehrlich meinen und verwalten und auch unter dieser kalten kirche zu leiden haben. im prinzip sehe ich das schlimme nicht wegen des kirchensteuern sparens beim austreten, sondern da viele frustriert der kirche den rücken kehren. teil 2 kommt in kürze, da meine zeichen nicht mehr ausreichen.
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  • G. M.
    Die Amtskirche unterscheidet sich sogar von Unternehmen mit schlimmer Unternehmenskultur. In einem solchen Unternehmen wären solche Führungsfiguren schon längst Ihrer Ämter enthoben worden. In der Amtskirche entrüsten sich staatlich und damit auch von den Ausgetretenen bezahlte Bischöfe ein bisschen, bittet um nicht Quartals- , nicht um Jahresgeduld, sondern um mindestens Dekadengeduld und vertuschen rigoros Missbrauch (Letztes Beispiel Studie aus dem Bistum Münster). Wenn es der Vertuschung dient, verwendet man dazu sogar Spendengelder, um Missbrauchstäter unter bischöflicher Zustimmung in andere Kontinente zu versetzen, damit sie der Staatsanwalt nicht erwischt und dort "weiterarbeiten" können. Den amtskirchlichen Augiasstall auszumisten, ist eine Herkulesaufgabe. Ein Kirchenaustritt ist da nur ein kleiner Beitrag.
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  • M. B.
    Man muss sich mal vorstellen wenn man heute aus der Katholischen Kirche austreten möchte,dass man dann einen Brief von "der" Kirche bekommt der einem Drohschreiben gleich kommt und man da Psychologisch unter Druck gesetzt wird. Nix kapiert und es ist nur eine Frage der Zeit bis sich die Katholische Kirche selbst abgeschafft hat.
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  • C. B.
    Kirchensteuer abschaffen dann gibts auch weniger Austritte.
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  • J. F.
    Säuglingstaufe abschaffen. Dann wäre das Übel an der Wurzel gepackt.
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  • N. T.
    Das Prekäre für die kath. Amtskirche ist aber, dass es sich bei den Austritten der Vorjahre vorwiegend um Leute handelte, die sich vom Glauben entfernt haben oder einfach Kirchensteuer sparen wollten. Die jetztigen Austritte betreffen aber auch viele, die im Glauben verwurzelt waren oder sind , in den Pfarreien aktiv waren und an der Amtskirche verzweifelt sind. Die Zahlen 2022 werden spannend.
    Es ist nicht gut, Berichte von Wölki, Voderholzer oder dem Protzbischof von Limburg mit neuer Karriere im Vatikan zu lesen und dabei ein ungutes Gefühl in der Seele zu haben. Wie war das, als Jesus die Tempel gereinigt hat ?
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  • D. P.
    Alte weiße Männer wollen, dass man ihnen die Stange hält. Nein, Danke!
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  • G. B.
    Meinen Sie das im wahrsten Sinne des Wortes?
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  • D. H.
    @Meinungsvertreter
    Die haben aber auch jede Menge alte schwarze Männer in ihrem Verein. Bitte die "weißen" nicht diskriminieren!
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  • D. P.
    Passen Sie mit solchen rassistischen Gleichstellungsversuchen bitte auf. Sowas geht schnell nach hinten los. Die katholische Kirche hat Jahrhunderte von der Sklaverei profitiert, hat sich erst im 19. Jahrhundert dagegen ausgesprochen und trotzdem gibt es bis heute beispielsweise keinen einzigen Afroamerikaner, der selig oder heilig gesprochen wurde. Man könnte den Eindruck bekommen, dass strukturelle Probleme die Aufarbeitung gewisser Themen effektiv verhindern. Immerhin haben wir seit 2020 den ersten afroamerikanischen Kardinal. Vor Gott sind alle gleich, in der katholischen Kirche ganz offensichtlich nicht. Und da haben wir noch nicht über Frauenrechte, Gleichstellung oder Kirchenrecht gesprochen. Meine Aussage trifft schon genau die Richtigen
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  • D. H.
    @Meinungsvertreter
    Ironie zu erkennen, ist eben nicht jedem gegeben. Kleine Rechtschreibhilfe: Der Ausdruck bezeichnet alte, weise Männer.
    Wird nicht nur von Ihnen gerne falsch geschrieben.
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  • D. P.
    Es heißt „alte weiße Männer“ - old white men - gemeint ist die Hautfarbe. Hintergrund für diesen Ausdruck ist White Supremacy, die vermeintliche Überlegenheit der Weißen und in ihrer Ideologie die Rechtfertigung für rassistische Unterdrückung in all ihren Facetten. Der Begriff selbst kommt aus Protestbewegungen. Mit Weisheit hat das nichts zu tun.
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  • D. H.
    @Meinungsvertreter
    Sorry, da lag ich falsch. Nehme meine Äußerung zurück. Danke für die Klarstellung.
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  • J. F.
    Bischof Jung ist also „verärgert und enttäuscht“ über "das problembeladene Bild, das die Kirche in Deutschland, im Vatikan und in der gesamten Welt" abgibt.
    Aha. Also „verärgert und enttäuscht“ nur über das Bild. Der heuchlerischen und moralisch bankrotten Institution selbst hält er aber die Stange.
    Der erste Schritt nützt wenig, wenn die Bereitschaft fehlt den zweiten Schritt zu tun.

    Also ich bin „froh und erleichtert“, dass immer Menschen in Deutschland Eins uns Eins zusammenzählen – und auch den zweiten Schritt tun.
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  • P. D.
    Für viele ehemals kirchliche Gläubige gab es zum Kirchenaustritt keine Alternative. Als Orientierung dient hier z. B. Karlheinz Deschner, Schriftsteller aus Haßfurt. Auf die Frage, ob eine "Gesundung" der Kirche möglich sei, schrieb er in seinem Buch "Oben ohne, Für einen götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt": "Das halte ich angesichts dieser zweitausendjährigen Geschichte für gänzlich ausgeschlossen. Und nicht nur für ausgeschlossen, ich halte es gar nicht für wünschenswert. Denn selbst wenn – ein utopischer Gedanke – die … Kirchen sich ... zu ethisch intakten Gemeinschaften entwickelten, so bliebe doch ihre Dogmatik, ihre Glaubensgrundlage, ein Gespinst aus Lug und Trug."
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  • R. B.
    Das Problem sitzt in Rom, die "Macher" dieses Vereins sind nicht an Reformen interessiert, im Gegenteil, sie halten an ihren Pfründen, Ritualen und insgeheim am alten Testament fest und leben, zumindest nah außen hin, die ursprüngliche Kirche. Die Verantwortlichen haben kein Interesse an Neuorientierung, sie wird allenfalls punktuell vorgegaukelt. Es ist schade für jene Menschen, für welche die Kirche Rückhalt und Gemeinschaft darstellt. Die seit vielen Jahren überfällige Reform ist ausgeblieben und die nimmer endenden Missbrauchsfälle werden die Kirche in Europa bedeutungslos machen. Die Mächtigen im Vatikan setzen ohnehin auf die Gläubigen in Südamerika, dort lassen sich viele Gläubige noch führen wie vor 200 Jahren. Papst Franziskus war eine Chance für Reformen, aber die Strippenzieher haben auch ihn weitesgehend ausgebremst, obgleich er mehr Reformen, insbesondere im Vatikan, angestoßen hat als alle seine Vorgänger.
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  • G. B.
    ....und immer noch zu viele Priester (auch und gerade jüngere Priester), die denken, es müsse so bleiben, wie es war.
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