Sexueller Missbrauch, verpasste Reformen, mangelnde Transparenz. Die Liste der Probleme der Katholischen Kirche ist lang. Nun hat die Krise der Institution einen neuen Tiefpunkt erreicht: 359.338 Katholikinnen und Katholiken haben der Kirche im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt, teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Montag mit. Im Jahr 2020 lag die Zahl der Kirchenaustritte bei 221.390. Zugleich nimmt die Zahl der Eintritte weiter ab, die Entwicklung der vergangenen Jahre setzt sich damit fort.
Auch in Unterfranken bestätigt sich der bundesweite Trend. Nach Angaben der DBK haben 10.567 Personen im Bistum Würzburg im vergangenen Jahr die Kirche verlassen - deutlich mehr als im Vorjahr, als 7186 Austritte verzeichnet wurden. Weitere Zahlen aus dem Bistum Würzburg: Im vergangenen Jahr gab es 5218 Taufen (2020: 3563) und 5164 Erstkommunion-Kinder (2020: 4772). Auch die Zahl der kirchlichen Hochzeiten stieg auf 782, nach 427 im ersten Corona-Jahr 2020. Dazu kamen im vergangenen Jahr 8975 Bestattungen (2020: 8532).
Insgesamt gibt es laut der Diözese Würzburg aktuell noch 689.537 Katholikinnen und Katholiken in Unterfranken. Bei 1.320.093 Einwohnern sind damit rund 52 Prozent aller Menschen in Unterfranken katholisch. Deutschlandweit zählte die Katholische Kirche zum 31. Dezember 2021 laut Bischofskonferenz 21.645.875 Mitglieder - damit sind rund 26 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik katholisch.
Neben Austritten nehmen auch Wiederaufnahmen und Eintritte in Unterfranken zu
"Die Entwicklung der kirchlichen Statistik im Jahr 2021 schmerzt mich sehr angesichts der hohen Zahl von Austritten", wird Bischof Franz Jung in einer Pressemitteilung der Diözese zitiert. Doch sei das Ergebnis "nicht überraschend und erwartbar" gewesen, so Jung.
Etwas Trost dürfte die Entwicklung in der Region im Vergleich zum Rest des Landest spenden. Entgegen dem bundesweiten Trend stiegen im Bistum Würzburg die Zahlen der Wiederaufnahmen mit 103 Personen (2020: 102) und die der Neueintritte mit 29 Personen (2020: 23) leicht. Bundesweit hingegen sank die Zahl der Eintritte auf 1465 insgesamt (2020: 1578), die Zahl der Wiederaufnahmen auf 4116 (2020: 4358).
Bischof Franz Jung sei, so heißt es in der Pressemitteilung der Diözese Würzburg am Montag, ebenso wie viele Katholikinnen und Katholiken, verärgert und enttäuscht über "das problembeladene Bild, das die Kirche in Deutschland, im Vatikan und in der gesamten Welt" abgebe. Und: "Es darf niemanden verwundern, dass derzeit viele Menschen der Kirche das Vertrauen entziehen und auch unserem guten Tun die Zustimmung versagen."
"Wir haben in unserer Kirche riesige Baustellen", so Bischof Jung. Dazu zähle vor allem die Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Aber auch beim Umgang mit den anvertrauten Finanzen und der von den Gläubigen zu Recht erwarteten Transparenz des kirchlichen Handelns müsse man besser werden.
Es sei wichtig, keine falschen Versprechungen zu machen: "Wir werden diese Fragen nicht in kurzer Zeit klären können", heißt es in der Pressemitteilung. Umso dankbarer sei der Bischof allen, die ihren Glauben in der Gemeinschaft der Kirche lebten und dort präsent seien, wo Menschen Hilfe suchen. "Danke, dass Sie all die Umbrüche und den Vertrauensverlust mit aushalten, notwendige Veränderungen mittragen und weiter Christen unter den Menschen sind."
Weitere Zahlen und Fakten zum Bistum Würzburg gibt es im Internet unter statistik.bistum-wuerzburg.de.
Bin ich Christ, oder bin ich katholisch?
Und jeder Mensch kann sich entscheiden,
aber Beides gleichzeitig sein zu wollen,
das widerspräche den Lehren Jesu' Christi im Grundsatz.
ich kann auch z. t. verstehen, wenn man sich von der kirche trennt, da man mit der "obrigkeit" nicht mehr klar kommt. machen die es einen ehrlichen katholiken doch recht schwer, an das zu glauben, was sie predigen. hier müsste wieder mal ein jesus auftauchen, wie im tempel zu jerusalem und die hohenpriester mit der peitsche aus dem tempel jagen, die nicht nach seiner lehre leben. wasser predigen und wein trinken das geht in unseren tagen nicht mehr. wir leben nicht mehr in den 50 oder 60er jahren, wo noch jeder jawohl herr pfarrer, das stimmt herr pfarrer gesagt hat. es gibt aber genügend priester die ihr amt ehrlich meinen und verwalten und auch unter dieser kalten kirche zu leiden haben. im prinzip sehe ich das schlimme nicht wegen des kirchensteuern sparens beim austreten, sondern da viele frustriert der kirche den rücken kehren. teil 2 kommt in kürze, da meine zeichen nicht mehr ausreichen.
Es ist nicht gut, Berichte von Wölki, Voderholzer oder dem Protzbischof von Limburg mit neuer Karriere im Vatikan zu lesen und dabei ein ungutes Gefühl in der Seele zu haben. Wie war das, als Jesus die Tempel gereinigt hat ?
Die haben aber auch jede Menge alte schwarze Männer in ihrem Verein. Bitte die "weißen" nicht diskriminieren!
Ironie zu erkennen, ist eben nicht jedem gegeben. Kleine Rechtschreibhilfe: Der Ausdruck bezeichnet alte, weise Männer.
Wird nicht nur von Ihnen gerne falsch geschrieben.
Sorry, da lag ich falsch. Nehme meine Äußerung zurück. Danke für die Klarstellung.
Aha. Also „verärgert und enttäuscht“ nur über das Bild. Der heuchlerischen und moralisch bankrotten Institution selbst hält er aber die Stange.
Der erste Schritt nützt wenig, wenn die Bereitschaft fehlt den zweiten Schritt zu tun.
Also ich bin „froh und erleichtert“, dass immer Menschen in Deutschland Eins uns Eins zusammenzählen – und auch den zweiten Schritt tun.