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Würzburg
Keine Schließung: Würzburger Kita Stift Haug bleibt mit 74 Plätzen erhalten, bekommt aber einen neuen Träger
Der Elisabethenheim e.V. muss die Trägerschaft für die Kita Stift Haug abgeben, die Johanniter übernehmen. Was die Gründe dafür sind und warum der aktuelle Träger enttäuscht ist.
Rund 70 Eltern und deren Kinder  protestieren Anfang Februar  in der Stadtratssitzung im Würzburger Rathaus gegen eine Schließung der Kita Stift Haug.
Foto: Patty Varasano | Rund 70 Eltern und deren Kinder protestieren Anfang Februar  in der Stadtratssitzung im Würzburger Rathaus gegen eine Schließung der Kita Stift Haug.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 03.04.2024 02:47 Uhr

Es war schon angekündigt worden, jetzt ist es offiziell: Die Kita Stift Haug bleibt erhalten, sowohl am bestehenden Standort als auch mit unveränderter Zahl an Betreuungsplätzen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg. Was neu ist und überrascht: Die Stadt Würzburg und die Kirchenstiftung haben sich auf einen neuen Träger geeinigt.

Der entsprechende Beschluss der Kirchenstiftung wurde am Dienstagabend dieser Woche gefasst und ging den Beteiligten am Mittwoch zu, so die Mitteilung. Die Johanniter, die bislang 17 Kindertagesstätten in Würzburg Stadt und Landkreis führen, werden zum kommenden Kindergartenjahr ab 1. September 2024 auch die Kita Stift Haug übernehmen.

Die Kita Stift Haug mit fast 80 Plätzen lief Gefahr geschlossen zu werden. Nun übernehmen die Johanniter.
Foto: Thomas Obermeier | Die Kita Stift Haug mit fast 80 Plätzen lief Gefahr geschlossen zu werden. Nun übernehmen die Johanniter.

Der geschäftsführende Vorstand des bisherigen Trägers Elisabethenheim-Würzburg e.V., Simon Kuttenkeuler, habe zuvor die Entscheidung des Kuratoriums bekannt gegeben, den Betrieb der Filiale Stift Haug am 31. August 2024 einzustellen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Ursprünglich sei geplant gewesen, Eltern und Medien nach Ostern gemeinsam zu informieren, sagt Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber auf Nachfrage dieser Redaktion.

Nun haben die Johanniter, die Kirchenstiftung und die Stadt Würzburg entschieden, die betroffenen Eltern Mitte April zu einem Elternabend einzuladen, bei dem sie direkt Antworten auf ihre Fragen erhalten. Wie Düber erläutert, werden alle Kinder, die bisher in der Einrichtung sind, auch weiterhin dort betreut werden können - mit einem neuen Betreuungsvertrag der Johanniter. Ob das Personal übernommen werden kann und unter welchen Konditionen, müssten der alte und neue Träger miteinander aushandeln. Offenheit sei ihr aber von Seiten der Johanniter signalisiert worden, so die Sozialreferentin. 

Anfang Februar wurden Kita-Eltern über eine eventuelle Schließung der Kita informiert

Zur Vorgeschichte: Anfang Februar war seitens des aktuellen Trägers  die Information an die Eltern und auch an diese Redaktion gegangen, "dass trotz intensiver Bemühungen des Trägers die Schließung zum Ende dieses Kindergartenjahres im August droht". Hintergrund war, dass die Kirchenstiftung aus wirtschaftlichen Gründen dem Träger Elisabethenheim e.V. den Nutzungsvertrag gekündigt hatte. Eine Vertragsverlängerung in Verbindung mit einer entsprechenden monatlichen Mietzahlung hatte die Kirchenstiftung zwar angeboten, Kuttenkeuler erklärte aber, dass der Trägerverein die zusätzlichen Kosten aus eigener Kraft nicht aufbringen könne.

Laut Kuttenkeuler hatte die Stadt eine finanzielle Unterstützung für die Mietzahlung erstmal abgelehnt. Daraufhin protestierten etwa 70 Eltern und Kinder Anfang Februar vor der Stadtratssitzung gegen eine befürchtete Schließung. 

Stadt enttäuscht über die Art und Weise der Kommunikation

Die Sicht der Stadt sah von Anfang an anders aus. Von dem Schreiben an die Eltern der Kita Stift Haug habe man erst durch Presseanfragen und Anrufen von besorgten Eltern erfahren, hatte die Sozialreferentin im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Lange Zeit lagen keine konkreten Zahlen vor, wie hoch das Defizit der Einrichtung eigentlich sei und wie hoch die Unterstützung durch die Stadt Würzburg sein müsste. Düber versicherte von Anfang an, dass es eine Lösung für die Familien geben werde, keines der Kinder solle am Ende ohne Kita-Platz dastehen. 

Protest vor der Stadtratssitzung. Nun ist die Erleichterung groß, dass die Kita erhalten werden kann, wenn auch mit einem anderen Träger. 
Foto: Patty Varasano | Protest vor der Stadtratssitzung. Nun ist die Erleichterung groß, dass die Kita erhalten werden kann, wenn auch mit einem anderen Träger. 

Sowohl Düber als auch der gesamte Stadtrat hatten sich enttäuscht über die Art und Weise der Kommunikation seitens des Trägers gezeigt. Kinder und Eltern seien als Mittel zum Zweck benutzt worden, hatte zum Beispiel Christiane Kerner (ÖDP) in den Raum geworfen.

Elisabethenheim-Vorstand Kuttenkeuler enttäuscht von der Entscheidung der Stadt

Enttäuscht zeigt sich nun auch Vorstand Kuttenkeuler – allerdings über die Entscheidung der Stadt: "Die Stadt hat intensiv unsere Zahlen und Kalkulationen bezüglich der Filiale Stift Haug überprüft. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass bei einer Mietzahlung die Einrichtung Stift Haug im hohen Maße defizitär wäre (...)", so Kuttenkeuler.

Leider sei von Seiten der Stadt trotz der zeitaufwendigen Überprüfung keinerlei Unterstützungsangebot gekommen: "Hierüber sind wir sehr enttäuscht. Wir waren von einer reellen finanziellen Hilfe ausgegangen und bedauern sehr, dass wir nach zehn Jahren unsere Filiale Kindergarten Stift Haug aufgeben müssen." Dass man sich auf einen neuen Träger gemeinsam geeinigt habe, empfindet Kuttenkeuler nicht so: "Wir hätten die Kita Stift Haug sehr gerne selbst weiterbetrieben." Sorge bereitet ihm nun, wie es für sein Personal weitergehe.

Kita-Eltern zeigen sich erleichtert 

Vom Sozialreferat heißt es, die Überlegung, nach einem neuen Träger zu suchen, sei nach einem Gespräch mit allen Parteien Ende Februar entstanden. Von Seiten des Elisabethenheim e.V. sei nach dem Treffen eine Frist bis zum 19. März für eine endgültige Lösung gesetzt worden. "Diese Frist hätte ich nicht einhalten können, da ich den Stadtrat in dieser Entscheidung nicht außen vor lassen kann", so Düber. Kuttenkeuler habe seinerseits signalisiert, er sei nicht böse, wenn ein anderer Träger gefunden würde. Daraufhin habe sie mit den Johannitern Kontakt aufgenommen. Die Johanniter erwarteten außer der regulären Förderung und der zusätzlichen kommunalen freiwilligen Förderung keinen weiteren Zuschuss, erklärt Düber auf Nachfrage.  

Ronny Frank vom Elternbeirat der Kita ist zunächst mal erleichtert, dass es mit der Kita tatsächlich weitergeht und die 74 Plätze erhalten bleiben. "Das ist das Wichtigste." Dennoch wünschten sich die Eltern natürlich, dass möglichst viele der Erzieherinnen und Erzieher mit übernommen würden, "weil unsere Kinder ja eine Bindung zu ihnen aufgebaut haben". Auch wenn er mit dem aktuellen Träger zufrieden ist, könne eine neue Trägerschaft auch neue Chancen mit sich bringen, so Frank.

 
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  • Michael Kreißig
    Jeder muss verlangen, was er verlangen muss, aber ich muss es nicht kaufen.
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  • Klaus B. Fiederling
    das ist mal ein positives Signal für die Kita in Stift Haug. Gut, dass die Kids ihren Platz behalten können. Frohe Ostern!
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  • Alfred Holler
    Hallo Klaus,
    schön, dass Du auch wieder mitspielst, würdest schon vermisst😏
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