Dutzende von Eltern und Kita-Kindern aus Stift Haug haben sich im Foyer des Würzburger Rathauses versammelt, um vor der Stadtratssitzung am Donnerstag um 15 Uhr gegen eine eventuelle Schließung der Kita zu demonstrieren. Es geht um 74 Kita-Plätze, die dabei auf dem Spiel stünden. Am Mittwoch dieser Woche war seitens des Trägers der Kita Stift Haug, der Elisabethenheim e.V., die Information an Eltern und auch an diese Redaktion gegangen, "dass trotz intensiver Bemühungen des Trägers die Schließung zum Ende dieses Kindergartenjahres im August droht".
Hintergrund ist der, dass die Kirchenstiftung dem Träger den Nutzungsvertrag gekündigt hat. Eine Vertragsverlängerung bot die Stiftung in Verbindung mit einer entsprechenden monatlichen Mietzahlung zwar an, so Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheims, "diese enormen zusätzlichen Kosten können wir aber aus eigener Kraft nicht aufbringen und haben uns deshalb an die Stadt Würzburg gewandt – mit der Bitte um Unterstützung". Diese sei nach einigen Gesprächen abgelehnt worden, hatte sich Kuttenkeuler am Mittwoch im Gespräch mit der Redaktion enttäuscht gezeigt. Und dies, so der Vorstand, obwohl es eine kommunale Pflichtaufgabe sei, ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen.
Sozialreferentin sucht im Foyer das Gespräch mit den Eltern
"Stift Haug erhalten", "Rettet die Kita Stift Haug" oder "Kitaplätze dürfen nicht verloren gehen" - Eltern und auch die Kleinsten halten die bunten Plakate in die Höhe. Insgesamt circa 70 Personen sind zusammengekommen, um zu zeigen, wie wichtig dieses Thema ist: "Wir wollen mit unserem Protest Aufmerksamkeit erregen. Ich mache mir Sorgen, dass meine Kinder sonst bald keinen Betreuungsplatz mehr haben", sagt ein Vater, dessen zwei Kinder in der Kita Stift Haug betreut werden.
Sozialreferentin Hülya Düber und Monika Kraft, stellvertretende Fachbereichsleiterin Jugend und Familie bei der Stadt Würzburg, sind ebenfalls eine halbe Stunde vor der Stadtratssitzung vor Ort und suchen das Gespräch mit den Eltern. Düber begrüßt die protestierenden Eltern offiziell, versichert, dass es eine Lösung für die Familien geben werde, auch wenn sie nach derzeitigem Stand noch kein konkretes Angebot machen könne. "Ich kann als Mutter von zwei Kindern nachempfinden, wie Sie sich fühlen müssen", so die Sozialreferentin. Und: Es liege auch nicht in ihrem Interesse, dass Betreuungsplätze in Würzburg wegfielen.
Das wiederholt sie in der Stadtratssitzung, in der viele Familien mit ihren Kindern auf Einladung Dübers teilnehmen. Sie erklärt, dass sie sich bei ihrer Arbeit immer für mehr Kita-Plätze und die Vereinbarung von Beruf und Familie eingesetzt habe und, dass viel für Würzburg erreicht worden sei. Das werde auch in Zukunft so sein, und man werde Lösungen finden. Enttäuscht zeigt sie sich über das Verhalten des Trägers: Von dem Schreiben an die Eltern der Kita Stift Haug habe sie erst durch Presseanfragen und Anrufen von besorgten Eltern erfahren. Ihr lägen bis heute keine konkreten Zahlen vor, wie hoch das Defizit der Einrichtung eigentlich sei und wie hoch die Unterstützung durch die Stadt Würzburg sein müsste.
Stadt Würzburg im Dialog mit Kita-Trägern wegen Sonderförderung
"Dieses Vorgehen empfinde ich als befremdlich", sagt sie und schlüsselt die Historie des Falls für ihre Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat auf. In einem ersten Schreiben im April vergangenen Jahres habe der Geschäftsführende Vorstand des Elisabethenheim einen ersten Brief an OB Schuchardt verfasst, mit der Bitte um einen Defizitausgleich. Zu diesem Zeitpunkt, so Düber, sei die Stadt bereits im Dialog mit allen Kita-Trägern in der Stadt gewesen, um Möglichkeiten für eine zusätzliche freiwillige Leistung der Stadt an die Kitas zu finden.
Wie im November 2023 beschlossen, sei dafür Geld in den Haushalt 2024 eingestellt worden, so Düber. Die Rede ist dabei von 600.000 Euro für die Kommunale Sonderförderung. Am 29. Februar werde es eine Infoveranstaltung zum Thema geben, sagt die Sozialreferentin. Sie verstehe nicht, warum der Elisabethenheim e.V. diesen Termin nicht abgewartet habe. In der Vergangenheit habe man es immer geschafft, in schwierigen Situationen Lösungen zu finden. "Besonders betroffen macht mich in diesem Fall, dass Eltern und Kinder in Angst und Schrecken versetzt werden." Die nun öffentlich ausgetragene Diskussion trage auch nicht gerade zu einer guten Lösung bei.
Zustimmung und Lob für ihre Arbeit bekommt Düber in der Sitzung aus fast allen Fraktionen. Wolfang Roth, Fraktionsvorsitzender der CSU, äußert, er könne das Verhalten des Trägers gegenüber dem Partner Stadt nicht nachvollziehen. "Man sollte nachts um 23 Uhr keine Mails mehr abschicken", bezieht er sich ironisch darauf, dass die Mail an die Kita-Eltern wohl spät am Abend gesendet worden sei.
Auch Grünen-Stadträtin Silke Trost zeigt sich erschüttert über die Art und Weise, wie die Kommunikation seitens des Elisabethenheim e.V. abgelaufen sei. Da stelle sich die Frage, ob die Personalie im Vorstand wirklich mit der richtigen Person besetzt sei. Ähnliches ist auch von Seiten der FDP/Bürgerforum zu hören: Das Vorgehen sei grausam, so ein Vorsitzender müsse ausgewechselt werden. Christiane Kerner (ÖDP) äußert indes, dass Väter, Mütter und Kinder der Kita Stift Haug als Mittel zum Zweck benutzt worden seien.
Kirchenstiftung bezieht Stellung
Inzwischen hat auch die Kirchenstiftung Stellung genommen und bestätigt, dass sie den Überlassungsvertrag im Juli 2023 gekündigt hatte – mit dem Angebot zur Weiternutzung unter geänderten Vertragsbedingungen. Die Trägerschaft des Kindergartens sei erst 2014 an den Elisabethenheim Würzburg e.V. übergegangen – von 1976 bis 2014 sei die Kirchenstiftung Träger gewesen, erklärt Arno Bengel, Kirchenpfleger St. Johannes in Stift Haug. Die administrativen Aufgaben, wie etwa Personalführung und Buchhaltung, hätten in dieser Zeit ehrenamtliche Pfarreimitglieder erfüllt. Der Verwaltungsaufwand sei jedoch immer höher geworden. "Wir waren deshalb froh, die Trägerschaft abgeben zu können", so Bengel."
Die Kirchstiftung hätte hierfür eine Abfindungszahlung in niedriger sechsstelliger Höhe erhalten, unter anderem unter der Bedingung, die Kita-Räume mindestens zehn Jahre kostenfrei dem Elisabethenheim-Würzburg e.V. zur Nutzung zu überlassen. Damit hätte die Kirchstiftung den Verein mit 300.000 bis 500.000 Euro unterstützt. Die Pfarrei könne eine derart hohe Bezuschussung aber nicht weiter leisten. "Auch bei uns gehen Spenden, Kirchgeldzahlungen und Mitgliederzahlen stark zurück, sodass keine Einnahmen für eine derart hohe Unterstützung vorhanden sind."
Mit dem Elisabethenheim als Vertragspartner führe man seit einem Jahr Gespräche, so Bengel, "mit der Stadt Würzburg haben wir keine Gespräche geführt, das wurde vom Elisabethenheim gemacht". Bei den letzten Gesprächen Ende Januar hätte das Elisabethenheim nur "ein sehr unbefriedigendes Mietangebot" machen können. Man habe daraufhin mit dem Elisabethenheim der Stadt Würzburg die Situation mitgeteilt und um Verhandlungen gebeten, bisher aber keine Antwort erhalten.
Was die Höhe der Mietforderung angeht, bestätigt die Kirchenstiftung den Betrag von neun Euro pro Quadratmeter, betont aber, dass diese Forderung nicht fix und Gegenstand von Verhandlungen sei.
Herr Kuttenkeuler als Vorsitzender des Elisabethenheims (Träger und Vertragspartner der Eltern) hat seit dem Juni 2023 (8 Monate!) eine Kündigung auf dem Tisch?
Und informiert darüber weder den Elternbeirat (????) noch die Stadt Würzburg?
Und jetzt, wo es ernst wird, soll der der Stadtrat bzw. das Sozialamt ganz schnell das
Problem lösen?
Der Kitabeitrag den die Eltern bezahlen sollte doch alle Kosten beinhalten die anfallen.
Der Trägerverein hat seit 10 Jahren keine Mietkosten. War das den Eltern bekannt?
Hat der Vorstand nicht im April an den OB geschrieben?
Und kann man nicht alle paar Wochen hier lesen, dass Gemeinden im Landkreis Hunderttausende bis Millionen in Erweiterung, Renovierung oder Neubau von Kindergärten investieren.
Die Stadt spricht hier von einer Gießkanne mit 600.000 für alle.
Wenn die Stadt nicht reagiert, wenn es Probleme gibt, die Schuld dem Trägerverein zuzuschieben, ist eher dreist!
Den Gesprächstermin auf den letzten Drücker legen, ohne Rücksicht auf mögliche Kündigungsfristen des Personals und dann noch in der Stadtratssitzung Kritik üben, wenn die Verantwortlichen des Kindergartens die Flucht nach vorne ergreifen.
Grüsse von betroffen Großeltern.