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Würzburg
Aufregung um Kita-Plätze in Würzburg: Steht die Kita Stift Haug mit fast 80 Plätzen vor dem Aus?
Die Kirchenstiftung hat den mietfreien Nutzungsvertrag der Kita-Immobilie gekündigt. Die Stadt lehnt eine finanzielle Unterstützung aktuell ab. Warum eine schnelle Lösung her muss.
Die Kita Stift Haug in Würzburg mit fast 80 Plätzen soll vermutlich geschlossen werden. Sie ist in der Heinestraße 5 untergebracht.
Foto: Thomas Obermeier | Die Kita Stift Haug in Würzburg mit fast 80 Plätzen soll vermutlich geschlossen werden. Sie ist in der Heinestraße 5 untergebracht.
Catharina Hettiger
 und  Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:45 Uhr

Droht der Kita Stift Haug, einer Filiale des Elisabethenheim Würzburg e.V., in der Heinestraße 5 das Aus? In einem Brief an die Eltern der Kindergartenkinder, der auch an diese Redaktion versandt wurde, berichtet Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheim, von der besorgniserregenden Situation. Trotz intensiver Bemühungen des Trägers drohe die Schließung zum Ende dieses Kindergartenjahres im August.

"Die Kirchenstiftung hat uns als Träger den Nutzungsvertrag gekündigt. Eine Vertragsverlängerung bietet die Stiftung nur in Verbindung mit einer entsprechenden monatlichen Mietzahlung an", so Kuttenkeuler. Bisher sei die Nutzung mietfrei gewesen, "diese enormen zusätzlichen Kosten können wir aus eigener Kraft nicht aufbringen und haben uns deshalb an die Stadt Würzburg gewandt – mit der Bitte um Unterstützung". 

Stadt Würzburg: Haben erst durch Anfragen von Schließung erfahren

Kuttenkeuler zeigt sich im Gespräch mit der Redaktion enttäuscht: Obwohl es eine kommunale Pflichtaufgabe sei, ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen, und Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, habe die Stadt Würzburg bisher eine finanzielle Unterstützung für die Mietzahlung abgelehnt. Der Trägerverein sehe sich daher gezwungen, den Filialbetrieb zum 31. August 2024 einzustellen, "sollte nicht doch noch ein Einlenken durch die Stadt Würzburg erfolgen". Insgesamt 74 Betreuungsplätze seien in Gefahr.

Die Stadt Würzburg äußert sich folgendermaßen: "Von dem Schreiben an die Eltern durch den Vorstand des ElisabethenHeim e.V., Herrn Simon Kuttenkeuler, hat die Stadt Würzburg erst durch Presseanfragen und Anrufen von besorgten Eltern erfahren", so die Antwort auf die Anfrage der Redaktion. Die Stadt Würzburg wolle, "wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit", auch für diese Situation den Eltern eine Lösung anbieten.

Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheim Würzburg e.V., hofft auf finanzielle Unterstützung der Kita Stift Haug seitens der Stadt Würzburg. Andernfalls drohe die Schließung. (Archivbild)
Foto: Johannes Kiefer | Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheim Würzburg e.V., hofft auf finanzielle Unterstützung der Kita Stift Haug seitens der Stadt Würzburg. Andernfalls drohe die Schließung. (Archivbild)

"Das Vorgehen des Trägers ist befremdlich und so weder mit der Stadt Würzburg noch mit dem Referat Katholische Kindertageseinrichtungen und Kinderhilfe des Diözesancaritasverbandes abgesprochen. Auch liegen der Stadt Würzburg bis heute keine konkreten Zahlen vor, wie hoch das Defizit der Einrichtung ist und wie hoch die Unterstützung durch die Stadt Würzburg sein soll", heißt es weiter aus dem Sozialreferat. Mehr Ausführungen zum Thema werde es im Rahmen der Stadtratssitzung am Donnerstag, 8. Februar, ab 15 Uhr von Sozialreferentin Hülya Düber geben. Interessierte können die Sitzung vor Ort oder per Livestream im Internet verfolgen.

Doch warum kann die Nutzung der Kita-Räumlichkeiten nicht weiter kostenfrei erfolgen? Eine entsprechende Anfrage der Redaktion an die Kirchenstiftung blieb bis Redaktionsschluss offen.

Eltern beunruhigt: Wie geht es weiter? 

Unter den Eltern der Kita-Kinder aus Stift Haug hat sich die Nachricht, dass ihre Kita eventuell schließen muss, wie ein Lauffeuer verbreitet. Der WhatsApp-Kanal laufe derzeit heiß, so Ronny Frank, Vater zweier Kinder, die die Einrichtung besuchen, und Vorsitzender des Elternbeirats. "Alle machen sich natürlich Sorgen, was passiert, falls die Kita wirklich schließen sollte", sagt er. Seine Frau und er seien beide berufstätig, die Großeltern lebten nicht in der Nähe. Bei den sowieso schon Hunderten von fehlenden Kitaplätzen in der Stadt, werde es vermutlich richtig schwer werden, einen Platz zu finden. Viele Eltern, so habe er signalisiert bekommen, seien sogar bereit, etwas mehr an Kita-Gebühren zu zahlen, um die Betreuungsplätze in Stift Haug zu erhalten, so Frank. Komplett könne man dies aber nicht auffangen.

Auch Alexander Wiesenegg, Vater dreier Kinder, die die Kita besuchen, ist beunruhigt. "Wir haben ein Dreivierteljahr gebraucht, um die Kita-Plätze zu bekommen", sagt er. Im Fall einer Schließung müsse zunächst einmal seine Frau zuhause bleiben, so Wiesenegg: "Keine Einrichtung in Würzburg kann von heute auf morgen drei Kinder aufnehmen." Auch Plätze in drei verschiedenen Einrichtungen würden seine Familie vor logistische Probleme stellen.

Neben den Konsequenzen, die eine mögliche Schließung der Kita für die betroffenen Familien haben würde, beschäftigt Wiesenegg auch die Lage der Erzieherinnen und Erzieher der Kita Stift Haug. Er befürchtet eine "massive Personalabwanderung" und, dass befristete Arbeitsverträge nicht verlängert würden. Angesichts der schwierigen Betreuungssituation von Kindern in Würzburg sei es "ein Armutszeugnis, dass Kirche und Stadt hier keine Einigung finden", findet Wiesenegg.

Protest vor der Stadtratssitzung am Donnerstag

Seitens der Elternschaft ist nun ein Protest am morgigen Donnerstag im Foyer des Rathauses geplant, informiert Ronny Frank. Vor der Stadtratssitzung, die um 15 Uhr beginnt, "wollen wir dort mit Plakaten protestieren und auf unsere prekäre Situation hinweisen", so der Elternbeiratsvorsitzende. Wie Kuttenkeuler im Telefongespräch mit der Redaktion mitteilte, sei die Kirchenstiftung wohl auch noch verhandlungsbereit, was die Höhe der Miete anginge. Zunächst sei ein Betrag von neun Euro pro Quadratmeter im Raum gestanden, bei einer Fläche von etwa 640 Quadratmetern. Das sei aber wohl nicht das letzte Wort.     

Leider, so der Geschäftsführende Vorstand, gehöre die Stadt Würzburg zu den wenigen bayerischen Städten, die den Betreuungseinrichtungen keinen (Anmerk.d.Red.: freiwilligen) defizitären Ausgleich gewähre. Das empfinde er als Skandal, "auch, wenn es rechtlich in Ordnung ist". Kritik übe er auch an einem Qualitätsbonus in Höhe von jährlich 10.000 Euro, den die Stadt ihren Kitas zahlen wolle: Der sei an zu viele Bedingungen geknüpft und vom Betrag her viel zu gering. "Damit könnten wir die Mietkosten auch nicht auffangen."   

Hoffnung auf eine Lösung noch nicht aufgegeben

Auf eine Terminanfrage bei der Stadt, um sich Anfang Februar nochmals zum Thema zu treffen, habe er keine Antwort erhalten: "Es ist höchste Eisenbahn, sonst gibt es irgendwann kein Zurück mehr", sagt Kuttenkeuler. Seine Hoffnung ist, dass es eine Lösung geben könnte, die sich auf mehrere Schultern verteile, so zum Beispiel auf Kirche, Stadt und Eltern. "Wenn nicht, müssen wir die Betreuungsplätze kündigen und versuchen einige Kinder in den Gruppen im Haupthaus unterzubringen".

 
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  • Norbert Tratz
    Die Frage ist, wie "mietfrei" zu verstehen ist. Zahlt der Träger "Liesele" Nebenkosten (Heizung, Strom, -Grundsteuer, Versicherungen und v.a. Modernisierungen) dann ist 9 Euro Kaltmiete schon für eine Kirche happig, wenn nicht, dann ist es angemessen, da sicher erhebliche Nebenkosten anfallen und die nicht dauerhaft von der Kirche zu finanzieren sind. MP: Bitte Fakten aufklären.
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  • Ralf Eberhardt
    Es geht um rund 6.000 Euro Miete, wenn ich richtig gerechnet habe. Und 9 Euro/Quadratmeter sind wohl nicht zu hoch, zumal in dieser Innenstadtlage. Ich hoffe, die Kinder und ihre Eltern bekommen eine Lösung! Wenngleich mir noch nicht ganz einleuchtet, warum die Kirche bisher keine Miete verlangt hat(te).
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  • Georg Ries
    zunächst wäre interessant, wie die Stadt bei vergleichbaren Fällen verfährt. Oder werden die Räumlichkeiten überall kostenlos zur Verfügung gestellt?
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  • Heribert Mennig
    Leider wird im Artikel nicht erwähnt, um welchen Betrag es überhaupt geht! Die Kirchenstiftung braucht halt Geld! Da sind denen die Kinder offensichtlich egal!
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  • Irmgard Engert
    Dublette.
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  • Jürgen Huller
    Den Seitenhieb gegen die Kirchenstiftung können Sie stecken lassen.

    Durch die vielen Kirchenaustritte wird eben das Geld knapp. Das ist eine der Konsequenzen. Auch diese Stiftungen sind letztendlich wirtschaftlich agierende Unternehmen. Wenn das Geld fehlt, muss eben gekürzt werden. Woher soll das Geld sonst kommen?

    Per Gesetz haben Eltern in Bayern Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze. Das ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen und Gemeinden. Die kirchlichen Träger tun das freiwillig, in vielen Fällen mit ehrenamtlichen Kräften. Damit entlasten sie die Kommunen enorm.

    Es ist und bleibt aber Pflicht der Kommunen. Wenn die Stadt also so eine Stiftung nicht unterstützen will, die eigentlich die Arbeit für sie macht, dann muss sie eben selbst dafür Sorge tragen.

    Schlecht für die Eltern, so bleibt nur eine mögliche Klage gegen die Stadt.
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  • Emilie Krenner
    Die Zuschüsse pro Kind und Personal sind für alle Kitas gleich. Die Elternbeitrage beim Elisabethenheim sind auch jetzt schon nicht ungewöhnlich niedrig. Andere Kitas schaffen es, damit Miete oder Investiotionskosten für ein eigenes Gebäude zu begleichen. Wo also ist das Geld bisher gelandet? 9€/qm für Innenstadtlage sind sicher keine unanständige Forderung, auch nicht von einer Kirchenverwaltung.
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  • Irmgard Engert
    Die meisten Kitas sind in eigenen Gebäuden untergebracht, zahlen also gar keine Miete!
    Die Kirchenstiftung von Stift Haug hat bisher auch keine Miete verlangt, weil sie wohl (da katholischer Träger) den Kiga als „ihren“ Kiga gesehen hat, für „unsere“ Kinder. In Zeiten knapper werdender Mittel ist es halt künftig so nicht mehr möglich , irgendwie muss das Gebäude ja finanziert werden - drum muss jetzt Miete verlangt werden (was eben in den allermeisten Kitas sonst so nicht der Fall ist, da ist der Träger auch der Eigentümer des Gebäudes).
    Und die Stadt weigert sich, ihren Verpflichtungen nachzukommen und ausreichend Plätze bereitzustellen.
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  • Georg Ries
    Kann ich mir fast nicht vorstellen. Der Freistaat Bayern zahlt an alle Gemeinden 100 € monatl. pro Kindergartenkind. Diese Beträge muss die Stadt bzw. Gemeinde an private Träger weiterleiten. Zusätzlich werden fast überall zwischen Kommunen und Betreibern von Kindergärten sogenannte "Defizitverträge" abgeschlossen. Die Kommune erstattet meist 90 % des übers Jahr aufgelaufenen Defizits. Zumindest war das noch vor kurzem so. Ein Mustervertrag wurde vom bay. Gemeindetag entwickelt.
    Falls sich die kirchlichen und freien Träger aus dem Kindergartenwesen zurückziehen, muß die Stadt bzw. Gemeinde selbst Kindergärten bauen und betreiben. Gemeinden sind oft froh, wenn sie nicht selbst Kindertagesstätten betreiben müssen. Das kommt teurer, als das Defizit zu bezuschussen....
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  • Irmgard Engert
    Ich würde sagen: Umgekehrt wird ein Schuh draus!
    Die Kirchenstiftung hat lange Zeit - weil ihr die Kinder eben nicht egal sind - das Gebäude kostenlos zur Verfügung gestellt!
    Jetzt werden die Mittel weniger, es fehlt am Geld - und die STADT, deren kommunale PFLICHTAUFGABE es ist, genügend Kindergartenplätze vorzuhalten, denn jedes Kind einen Anspruch auf eine entsprechende Betreuung, weigert sich, sich hier zu beteiligen! (wobei schon die Frage ist, ob 9,-- € sein müssen, das sind immerhin ca. 5.700€/Monat) Aber da fände sich - sie es im Artikel ja auch steht, sicher eine Lösung. Die STADT ist nur zu gar nichts bereit!
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  • Klaus Krug
    Die Stadt Würzburg muss doch erst einmal das Mainfrankentheater fertig sanieren. Da bleibt für solche lästigen kommunalen Pflichtaufgaben wie die Schaffung, Erhaltung und Finanzierung von Krippen- und Kita-Plätzen halt vorerst kein Geld über. Bitte bei Herrn Schuchhardt bedanken.
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  • Ilona Roppelt
    Ich glaube nicht, dass Herr Schuchardt das alleine ohne Gremium entscheiden darf. Wir haben einen Oberbürgermeister, keinen Diktator
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  • Walter Seubert
    Der Spielball der Mehrheit im Stadtrat ist
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