Bayern hält entgegen der kürzlich beschlossenen Bundesverordnung an der Testpflicht für vollständig geimpfte Besucher in Seniorenheimen fest. Wie zuvor Ministerpräsident Markus Söder machte auch Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) den "Schutz der besonders vulnerablen Gruppen" dafür geltend. Bei den Heimbetreibern stößt das Festhalten auf teils massive Kritik.
Alexander Schraml: Söders Begründung "völlig unverständlich"
Von einem "Tag der Erleichterung" hatte Alexander Schraml, 1.Vorsitzender des Bundesverbandes der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen, noch am Freitag gegenüber dem Deutschlandfunk gesprochen. Für Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und Personal kehre ein Stück weit Normalität ein. Dass man ihnen in Bayern nun diese Erleichterung vorenthält, kann der Jurist nicht nachvollziehen. Von der Lockerung profitieren könnten vor allem ältere Menschen, die bereits doppelt geimpft sind und regelmäßig ihre Partner im Heim besuchen.
Schraml ist auch Vorstandsmitglied der Kommunalen Altenhilfe Bayern und als Geschäftsführer selbst für sieben Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg verantwortlich. Für "völlig unverständlich " hält er Söders Begründung, wonach man mit einer "zweien Impfrunde" erst noch die Impfquote in den Heimen erhöhen müsse. "Die Pflegeheime sind mit dem Impfen durch", kontert Schraml. Außerdem könne man eine Mindest-Impfquote – Beispiel 90 Prozent – festlegen, "anstatt alle zu bestrafen. Würde man immer hundert Prozent verlangen, dann käme man niemals mehr zur Normalität."
Kopfschütteln auch in den Heimen selbst. Dort weiß man um den Aufwand für Angehörige, die regelmäßig zu Besuch kommen. Ein Würzburger Heimleiter vermutet ein "schlechtes Gewissen der Politik", denn sachlich sei die Testpflicht nicht mehr zu begründen.
AWO fordert "Schritte Richtung Normalität"
Deutliche Kritik kommt auch von der Arbeiterwohlfahrt (AWO), einem der größten Träger von Alten- und Pflegeheimen im Freistaat. Die AWO fordert vehement Lockerungen auch für vollständig geimpfte oder genesene Besucher in den Pflegeeinrichtungen. Die Testpflicht für sie müsse jetzt aufgehoben werden, zum Wohle der Bewohner. Der in eine Doppelspitze neu gewählte AWO-Landesvorsitzende Stefan Wolfshörndl, Bürgermeister von Gerbrunn (Lkr. Würzburg) sagt dazu: "Wieso sollen gerade in den Pflegeheimen geimpfte Besucher und Besucherinnen anders bewertet werden? Die wissenschaftliche Untersuchungen gelten hier doch auch!"
Bei der AWO hofft man, dass die Senioren in den Heimen wieder mehr Besuch von ihren Ehepartnern und Angehörigen bekommen. "Das wurde so vermisst", sagt Wolfshörndl. Als Heimbetreiber habe man auch eine ethische Verantwortung, wieder mehr Besuch – auch spontan und kurzfristig – für die Bewohnerinnen und Bewohner zu ermöglichen. Ziel müsse es sein, weiter große Schritte Richtung Normalität in den Einrichtungen zu machen.
Geimpfte sollten und müssen sich nach wie vor testen, sonst dauert es noch Jahre.
Wahrscheinlich fragt er: was macht Laschet - um dann „aus Prinzip“ das Gegenteil zu machen,
Wer darunter leidet, sind die Menschen.
Genau das wir doch ganz offen zugegeben. Man kann immer noch erkranken und man kann (unbemerkt!) Ungeimpfte anstecken. Warum Geimpfte unter dieser Prämisse Freiheiten bekommen wird wohl ein Rätsel bleiben. Es sei denn man beabsichtigt die Leute damit impffreudig zu stimmen. Aber ob dieser indirekte Impfzwang der richtige Weg ist?
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/121974/Studie-Biontech-Impfstoff-schuetzt-auch-vor-asymptomatischer-Infektion