Seit 59 Wochen steht sein "Ernährungskompass" in der Spiegel-Bestsellerliste, aktuell sogar auf Platz eins. Mit seinem Sachbuch hat der Rottendorfer Wissenschaftsjournalist Bas Kast eine Schneise der Erkenntnis durch den Dschungel unterschiedlichster Ernährungsstudien geschlagen, und das sozusagen im Selbstversuch. In Ochsenfurt war er nun zu einer Lesung mit anschließendem Menü zu Gast. Eingeladen dazu hatten der Stadtmarketingverein und die "Buchhandlung am Turm". Eine der Erkenntnisse, die Kast seinen Zuhörern mit auf den Weg gab: "Essen Sie das, was auch ihre Urgroßmutter noch als Essen erkannt hätte."
Als ihn mit Anfang 30 plötzlich ein Herzleiden überkam, begann Bas Kast an seiner Ernährungsweise zu zweifeln, in der Fastfood, Bier und Chips eine tragende Rolle gespielt hatten. Er beschäftigte sich mit gesunder Ernährung und stellte bald fest, dass es zu nahezu jeder Ernährungsstudie eine Gegenstudie gibt. "Es gibt mittlerweile so viele Studien, dass man damit alles beweisen kann", sagt Kast. "Ich könnte ihnen jetzt eine Anti-Brokkoli-Diät empfehlen."
Doch so schnell wollte Bas Kast nicht aufgeben. Die Sorge um die eigene Gesundheit, gepaart mit seinem wissenschaftlichen Interesse, hat ihn angetrieben, diesen vielen Studien auf den Grund zu gehen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an sich selber auszuprobieren. Eineinhalb Jahre hat er diese Studien gewälzt, dazu Meta-Studien, die die Ergebnisse von Einzelstudien zusammenfassen. Um daraus schließlich seine eigene Meta-Meta-Studie zu entwickeln, in die - da ist Kast ganz unbescheiden - die gesammelten Erkenntnisse aus fünf Jahrzehnten Ernährungsforschung Einzug gehalten haben. Die gesundheitlichen Probleme, wegen derer sich Kast des Themas angenommen hatte, seien übrigens nach kurzer Zeit vollends verschwunden gewesen.
Eiweißreiche Nahrung als Appetitzügler
Viele Statistiken und Grafiken bekamen die knapp 40 Gäste in der "Buchhandlung am Turm" zu Gesicht. Wie gut, dass die Lehren, die Bas Kast daraus ableitet, sehr viel einfacherer Natur sind. "Keine Angst vor Fett" lautet eine dieser goldenen Regeln, erst recht, wenn es in Form von fettreichem Fisch wie Lachs und Forelle oder reichhaltigen Pflanzenölen daherkommt. Eiweißreiche Nahrung in Form von Fleisch oder besser noch von Hülsenfrüchten macht lange satt und zügelt den Appetit auf Kohlenhydrate, und die sind, im Übermaß genossen, die wahren Dickmacher.
Von Vitaminpräparaten ohne medizinischen Anlass hält Kast wenig. "Mit Vitaminpräparaten sorgen sie höchstens für teuren Urin." Auch dem Vegan-Trend kann der Autor wenig abgewinnen. "Bier und Chips sind auch vegan." Mehr hingegen von langen Pausen zwischen den Mahlzeiten, dem sogenannten Intervall-Fasten. Gemüse sollte den Vorzug vor Fleisch haben. Und ganz oben auf seiner Empfehlungsliste als Schlankmacher stehen Joghurt, Kefir und andere Milchprodukte, nur auf irgendeine Weise fermentiert müsse die Milch sein.
Am allerwichtigsten aber: Der Genuss dürfe nicht zu kurz kommen. "Dogmen sind nicht mein Ding", sagt Kast. Seine neue Ernährungsweise empfinde er nicht als Verzicht, sondern als kulinarische Bereicherung. Einen Eindruck davon konnten die Teilnehmer im zweiten Teil des Abends gewinnen, als Küchenchefin Evelyn Preuß im Weinhaus Dehner aufkochte. Die Rezepte zum Dreigang-Menü aus Linsensalat, bei niedriger Temperatur gegarter Lachsforelle und Bananenmousse stammten aus dem Kochbuch, das Bas Kast ebenfalls geschrieben hat.
Ochsenfurt interessant machen
Den Erfolgsautor nach Ochsenfurt zu bringen, ist übrigens ein Verdienst von Julia Moutschka, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins. Beide kennen sich privat, wie Moutschka berichtete. Auch auf ein Honorar hat Bas Kast verzichtet. Der Erlös des Abends soll einem guten Zweck zugute kommen. Bürgermeister Peter Juks begrüßte die Veranstaltung. "Mit solchen Aktionen wollen wir die Menschen in Ochsenfurt zusammenbringen und Ochsenfurt nach außen interessant machen", meinte Juks eingangs des Abends.
Mehr über Bas Kast und seine Ernährungstipps:
Falsch! Zuviel Kalorien machen dick. Dem Körper ist es egal ob diese in Form von Protein, Fett oder Kohlenhydrate hinzugefügt werden.
Richtig ist, dass Kohlenhydrate den Insulin-/Cortisolspiegel beeinflussen und damit unter anderem auch das Hungergefühl.
Dass Kohlenhydrate aber die wahren "Dickmacher" sind, ist schlichtweg falsch.