So. Jetzt ist er also in Würzburg, hulapalut vor der Residenz. Volks-Rock'n'Roller Andreas Gabalier lässt's krachen. In der Krachledernen, eh klar. 16.000 Fans singen, klatschen, tanzen, toben und träumen mit dem Steirer.
Der aus seiner Naivität im Umgang mit politischer Stichelei ansatzweise gelernt zu haben scheint. Weil er zwei Stunden überwiegend und dank einer formidablen Rock-Kapelle auch überzeugend bei der Musi(k) bleibt und sich provokanten Unfug weitgehend spart. Sein Publikum scheint auch gar nichts anderes zu wollen.
Leute, die sich auskennen im Musikgeschäft, werden dem 38-Jährigen beigebracht haben, dass das tollpatschige Herumgehopse auf dem schmalen Grat der Kontroverse nichts bringt außer Stress im Netz, in Klatschspalten und im Feuilleton. Muss man allerdings Andreas Gabalier, der bisweilen den Blinker rechts gesetzt, auf dieser Seite jedoch nie überholt hat, echtes politisches Kalkül in die Haferlschuhe schieben, weil er beharrlich fesche Madln in Dirndl und kräftige Buam in Lederhos'n steckt? Er wurde sozialisiert in einer Welt, wo binäre Geschlechter-Identität und Heimatliebe das normalste der Welt sind.
Ein Gipfelkreuz ist nicht aus Papier gefaltet - dass Gabalier gerne ein eisernes besingt, ist per se nicht falsch. Höchstens missverständlich bei einem, der seine Haxen vor zwölf Jahren für ein Album-Cover ziemlich sinnfrei zu so etwas ähnlichem wie einem Hakenkreuz verrenkt hat.
Wenn Gablier beim Nürnberger Auftritt 2019 neben dem Reichsparteitagsgelände mit "jetzt hebt's alle den rechten Arm" zum kollektiven Gewinke animiert, ist das wohl nur bei ihm merkwürdig. Wer mit dem Feuer gespielt hat, dem drückt man erneut das Zündholz in die Hand.
Kritiker haben noch Zweifel am Imagewechsel Gabaliers
Dass Andreas Gabalier inzwischen, wenn auch nicht in Würzburg, beherzt gegen Homophobie und Rassismus ansingt ("Liebesleben"), nehmen ihm Kritiker noch nicht ab. Für sie ist er der hemdsärmelige Alpen-Charmeur mit Hang zum Sexismus.
Für ihn nicht: "Mein Mädchen ist eine sehr reife, studierte, fleißige Frau, hat drei Jobs und schreibt ihre Doktorarbeit in Jura. Gleichzeitig steht sie gern am Herd und macht mir Fleischpflanzerl, wenn ich nach Hause komme. Das finde ich schön.“ Warum auch nicht? Solange es "wurscht" ist, ob Mann oder Frau die "Küchli" formt.
Der "neue" Gabalier müht sich anerkennenswert, einen gereiften Mann auf die Bühne zu stellen, der selbstverständlich von Bergromantik ("Dahoam", "Auf der Alm") und liebeshungrigen Hupfern ins Heu ("Zuckerpuppen") singt – und sich in der medialen Wahrnehmung missverstanden fühlt. Um die 20 Songs, schlicht getextet. Schlichtheit, für die sich der Volks-Rock'n'Roller nicht schämen muss.
Sein Metier ist die Unterhaltung. Die Menschen vor dem Weltkulturerbe sind nicht nur, weil es nach dem nachmittäglichen Monster-Dusch trocken bleibt, glücklich - eines der größten Komplimente, die ein Künstler bekommen kann.
Womöglich, weil er lieb zu den Kleinsten ist, ein riesiges Herz zu haben scheint. Eine redselige Kindergarten-Antonia, die vorwitzig auf die Bühne kraxelt, lädt er samt Familie zum Fan-Fest 2024 nach München ein.
Für so einen netten Onkel steht bei "I sing a Lied für di" gar die Sitztribüne kollektiv auf. Okay, die findet Gabaliers Faible für Winnetou und Hawaiitoast – ganz kann er seine Marotten in Würzburg nicht bleiben lassen – ja auch klasse.
Ein Plädoyer für die politische Meinungsfreiheit
Angenehm: Andreas Gabalier mag nicht pausenlos blödeln. Er geleitet am Ende der mit nur zwei Schleifen knappen Extrarunde das Publikum besinnlich nach Hause: "Amoi seg' ma uns wieder", ein musikalisches Gedenken an Papa und Schwester, die sich in Folge von Depressionen das Leben genommen haben.
Zuvor goutiert er kantig Meinungsfreiheit jeglicher politischer Couleur ("A Meinung ham"): "Wie kann des sein, dass a poar Leut glauben zu wissen, wos a Land so wü. Is des der Sinne einer Demokratie? Dass ana wos sogt und die andern san stü. A Meinung ham, dahinter stehn. Den Weg vom Anfang zu Ende gehen. Wenn's sei muaß ganz allan, do oben stehn." Kann man falsch verstehen, muss man aber nicht.
ich bin 67 Jahre alt, ob der Herr Gabalier rechts denkt oder nicht dazu möchte ich mich nicht äußern, das weiß ich es schlichtweg nicht.
Aber ob die Frauen Dirndl und die Männer Lederhosen tragen, das finde ich lächerlich. Soll doch jeder leben wie er will und das meine ich auch so.
Aber mit unserer ganzen politischen Korrektheit und dem Gendern - das finde ich übertrieben. Wir haben auf der Welt doch ganz andere Probleme wie z. Bsp. die Verrohung und die Brutalität der Menschen, der Klimawandel usw.
Da kann man doch mal ein wenig Spaß haben, auch ohne nachzudenken und ein Haar in der Suppe zu suchen.
Ich gerne bin Frau, trage gerne Kleider und ich finde manche Männer sexy die Röcke tragen. Meine und jedem anderen seine Sexualität geht keinen was an, muss man das ständig thematisieren?
Also lassen Sie den Herrn Gabalier seine Besucher in Dirndl und Lederhosen stecken.
Elke Rieger
Das Konzert war richtig gut und man konnte den ganzen anderen*********auf der Welt und den Alltag einfach mal vergessen und ausgelassen ohne darauf achten zu müssen das man irgendwelche angeblichen Fehler macht.