Seit rund einer Woche steht fest, dass Galeria Kaufhof in Würzburg am 31. August schließen soll. Wie hat sich die Stadt auf diese Situation vorbereitet? - Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Gespräch mit der Redaktion über Handlungen, Hoffnungen und Perspektiven.
Christian Schuchardt: Das ist schwer zu beantworten, weil es sich um eine private Immobilie handelt und sich Mieter und Vermieter einigen müssen. Würzburg ist ja ein äußerst rentabler Standort. Ob er erhalten wird, ergibt sich aus der Zukunftseinschätzung von Galeria Kaufhof und der Renditeerwartung des Vermieters. Ich würde es begrüßen, wenn sich Aiwanger auch für Würzburg wie für Augsburg engagiert.
Schuchardt: Ich werde Gespräche mit der Vermieterseite führen und auf eine auskömmliche Miete drängen. Es wäre doch für alle ein Gewinn, einen guten Mieter, der ein umsatzstarkes Warenhaus betreibt, zu halten – auch für die Beschäftigten und für die Stadt. Auch der Vermieter müsste einsehen, dass keiner sonst so viel Miete bezahlen kann. Auf diese Einsicht setze ich. Vielleicht lässt sich ja ein kleines Wunder erreichen.
Schuchardt: Würzburg würde der gut sortierte Vollsortimenter fehlen, der für den Handelsstandort sehr wichtig ist. Ein Leerstand in bester Einkaufslage wäre sicher kein gutes Signal.
Schuchardt: Wenn es so weit ist, werden wir überlegen, wie wir dieses Szenario verhindern können. Dann würden wir eine interfraktionelle Arbeitsgruppe bilden und uns Unterstützung von Experten aus Handel und Wirtschaft holen.
Schuchardt: Die Bürgermeister der Galeria-Standorte sprechen seit mehreren Jahren im Rahmen des Deutschen Städtetags immer wieder mit Insolvenzverwaltern und der Geschäftsführung von Galeria Kaufhof. Auch in den letzten Wochen habe ich an mehreren Konferenzen teilgenommen. Natürlich haben wir auch mit dem schlechtesten Fall gerechnet, aber es ist nicht möglich, dafür einen Plan in die Schublade zu legen. Auch, weil es nicht clever ist, mit dem Eigentümer über eine mögliche Nachnutzung zu sprechen, bevor über die Schließung endgültig entschieden wurde. Man kann sich im Vorfeld einiges überlegen, aber wenig handeln.
Schuchardt: Wir haben hier 9000 Quadratmeter in feinster Handelslage. Alleine der Substanzwert der Immobilie liegt mehreren 10 Millionen Euro. Eine genaue Bewertung habe ich nicht. Gehandelt werden solche Immobilien aber nach dem Ertragswert, der sich aus Höhe der Miete errechnet – und die ist bei uns deutlich höher als an vielen anderen Standorten.
Denn im Gegensatz zu anderen Filialen hat der Würzburger Kaufhof ja gute Umsätze erwirtschaftet und ordentlich Miete bezahlt. Der Kaufpreis würde sich daher an den Premium-Vergleichsmieten im Einzelhandel orientieren. Diese Mieten sind aber in jedem Falle höher als die Mieten, die üblicherweise für soziale oder kulturelle Nutzungen von der Stadt bezahlt werden. Ein Kaufpreis wäre also in einer Höhe, die man im Hinblick auf andere anstehende städtische Projekte kritisch hinterfragen muss.
Schuchardt: Jede andere Nutzung als Einzelhandel wäre nur die zweitbeste Wahl und würde einen strukturellen Eingriff in die Innenstadt bedeuten.
Immerhin hat das Gebäude zwei belichtbare Fassaden an der Maulhardgasse im Norden und an der Schönbornstrasse in Osten und ist gegenüber;- im Suedwesten ;- direkt a die Stadtbibliothek angebaut.
Bevor man den großflächigen innerstädtischen Einzelhandel als totes Pferd versucht , ins Ziel zu reiten sollte man die Chance solcher “mixed use” -Immobilien für eine lebendige Innenstadt begreifen .
Das Warenhaus im frühen 19. Jahrhundert kam auf , weil es eine belebte Innenstadt gab , nicht umgekehrt .
Im Zeitalter des Internethandels und einer älter werdenden Gesellschaft die es zurück in unsere Innenstädte treibt,
sollten Konzepte entwickelt werden , die mehr sind , als nur Zwischenlösungen .
https://www.br.de/nachrichten/bayern/neues-leben-fuer-ehemaliges-kaufhaus-drei-hoefe-eroeffnen,Tx6iqj5
Aber der Satz, man macht sich Gedanken, wie man das Kind aus dem Brunnen holt, ist so typisch, anstatt zu verhindern, daß es rein fällt.
Nur nicht zu weit denken, es reicht wenn die Situation eintritt.
Und sie wird eintreten. 😎