
Der tragische Tod von DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz sorgte am Mittwochmittag für ein jähes Ende der Tagung "Wie erinnern wir den 9. November", zu dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Zentralrat der Juden in Deutschland ins Schloss Bellevue geladen hatten.

Thema des Symposions am Sitz des Bundespräsidenten war die Frage nach dem angemessenen Gedenken am 9. November, dem wohl bedeutendsten – und dennoch so ambivalenten - Datum der deutschen Geschichte. Am 9. November 1918 endete das Deutsche Kaiserreich mit dem Ausrufen der Republik. In der Pogromnacht am 9. November 1938, als der Mob überall im Lande Synagogen plünderte und in Brand setzte, startete die industrielle Vernichtung von Millionen Jüdinnen und Juden in Deutschland und Europa. Am 9. November 1989 fiel in Berlin die Mauer, die deutsch-deutsche Teilung war überwunden.
Präsident Steinmeier hatte seine 15-minütige Begrüßungsrede in Anwesenheit von rund 150 Experteninnen und Experten aus Wissenschaft und Politik noch nicht beendet, da wurde Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, von einem Mitarbeiter des Bundespräsidialamts aus der ersten Reihe im Großen Saal herausgeführt. Warum, das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar.
Schusters Rede, die auf die von Steinmeier folgen sollte, fiel erst einmal aus. Die folgenden Referenten zogen ihre Vorträge vor. Gleichzeitig machte sich Unruhe im Saal breit. Was war passiert? Wenig später wurde auch der Bundespräsident selbst vor die Tür geleitet. Beobachtern wurde langsam klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Die Tagung lief zunächst gleichwohl weiter.

Gut 40 Minuten nach seinem Auszug kehrte Josef Schuster an der Seite Steinmeiers zurück in den Großen Saal. Wenig später holte der 68-Jährige seine Begrüßungsrede nach. An einen routinemäßigen Tagungsverlauf war aber nicht mehr zu denken. Eine Gesprächsrunde folgte noch, bevor der Bundespräsident erneut vors Publikum trat und die traurige Nachricht überbrachte, dass Werner Schulz (72), einer der renommierten Vertreter des demokratischen Widerstands in der DDR und späterer Grünen-Politiker, auf der Toilette zusammengebrochen und gestorben ist. Die Reanimationsversuche von Notarzt Josef Schuster seien vergeblich gewesen, berichtete Steinmeier dem sichtlich geschockten Publikum.
Der Bundespräsident bat die Zuhörerinnen und Zuhörer um eine Trauerminute und beendete dann die Tagung. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden. Josef Schuster war wenig später wieder auf dem Heimweg nach Würzburg, wo er am Abend beim Gedenken an die Pogromnacht vor 84 Jahren sprechen wollte.
Der 68-Jährigen, der über viele Jahre eine internistische Praxis in der Würzburger Innenstadt betrieb, ist noch immer als Notarzt im Einsatz. Regelmäßig übernimmt Schuster Bereitschaftsdienste beim Bayerischen Roten Kreuz.
das war sicher nicht einfach für ihn, aber ich vermute auch, es entspricht den Anforderungen, die er an sich selber stellt.
Und mein Beileid an die Angehörigen von Werner Schulz, dem es immerhin noch vergönnt war, die Freiheit wiederzuerlangen!
Zu so einem Anlass sind Gäste geladen die von sonstwo kommen und i.d.R. einen vollen Terminkalender haben. Die Gedenkfeier ist wahrscheinlich vor Monaten geplant worden.
Und ein Gedenken zum 09. November wird man schwerlich an irgend einem anderen Termin nachholen wollen. Wer so denkt, kann vermutlich den 9. November nicht in den richtigen geschichtlichen Zusammenhang bringen und sich auch nicht erschließen, warum der Vorsitzende des Zentralrates der dt. Juden dabei eine Rede hält. Wahrscheinlich wurde hier, wie so oft, der Artikel nur überflogen und der Anlass wieder mal gar nicht erfasst.
Sonst würde es wirklich nicht zusammen passen, erst weiter zu machen und dann doch abzubrechen.
Auch um mit dem eben erlebten klar zu kommen?
Deshalb finde ich richtig das er am Abend gesprochen hat.
Sonst könnte keine ÄrztIn und keine PflegerIn am eigenen Leben teilnehmen.