Es hat lange gedauert, am Mittwochnachmittag stand dann nach der Landtagswahl auch das komplette Ergebnis der unterfränkischen Bezirkswahl fest. Somit ist klar, welche 23 Frauen und Männer – zehn von ihnen neu – in den kommenden fünf Jahren im Bezirkstag sitzen. Er gilt als "Sozialparlament", weil er vor allem soziale Aufgaben in der Region finanziert. Aber auch die Kultur wird vom Bezirk gefördert.
Zehn Direktmandate für die CSU, 13 Listenmandate für andere Parteien
Wie berichtet, legte die CSU um 2,7 Prozentpunkte zu und wurde mit 40,3 Prozent der Gesamtstimmen klar stärkste Kraft. Sie holte alle zehn Direktmandate. Die deutlichsten Zuwächse verbuchte die AfD mit einem Plus von 5,7 Punkten auf 15,3 Prozent, statt bisher zwei stellt die Rechtsaußen-Partei nun vier Bezirksräte. Freie Wähler (13,8 Prozent) und Grüne (12,8) sind jeweils mit drei, die SPD (10,0) mit zwei Bezirksräten und die FDP (2,9) mit einem Mandat vertreten.
Weil der CSU rechnerisch nach dem Gesamtstimmenergebnis eigentlich nur acht Sitze zustehen, bekommt sie zwei Überhangmandate. Im Gegenzug erhalten Grüne und AfD jeweils ein Ausgleichsmandat. Der neue Bezirkstag wächst damit von regulär 19 auf 23 Sitze.
Obwohl die Ergebnisse längst gemeldet waren und der zuständigen Regierung von Unterfranken vorlagen, mussten sich Parteien und Kandidaten bis Mittwochnachmittag gedulden. Grund: Der Regierungspräsident musste die Ergebnisse vor einer Veröffentlichung erst offiziell "billigen", so wollen es laut Regierung die formalen Vorgaben. Und dies brauchte seine Zeit.
Spannend war vor allem, wer sich neben den direkt gewählten CSU-Bezirksräten auf den jeweiligen Parteilisten nach vorne arbeiten und ein Mandat sichern konnte. Bei der rechten AfD hat dies Patrick Geßner vom Listenplatz sechs aus geschafft: Er holte im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld satte 17,9 Prozent der Erststimmen und landete dort hinter Landrat Thomas Habermann (41,3 Prozent) auf dem zweiten Platz. Habermann war erneut ein starkes Zugpferd für die CSU, er wurde mit 44.750 Gesamtstimmen auf Listenplatz zwei vorgewählt.
Nur Listenführer Stefan Funk, CSU-Fraktionschef im Bezirkstag und im Schweinfurter Stadtrat, war auf Platz eins mit 69.939 Stimmen stärker – obwohl er mit SPD-Landrat Florian Töpper (SPD) einen starken Konkurrenten im Stimmkreis hatte. Funk aber punktete – wie auch die Würzburger CSU-Sozialreferentin Hülya Düber auf CSU-Rang 3 – über die Zweitstimmen zusätzlich in anderen Stimmkreisen. Hier dürften die beiden vorderen Listenplätze und die regionale Bekanntheit geholfen haben. Die meisten Erststimmen heimste für die CSU Rosa Behon im Landkreis Würzburg ein.
Erstplatzierte auf den Listen waren im Vorteil
Was ein erster Listenplatz ausmachen kann, zeigt sich extrem bei der AfD: Hier kam Bernhard Sturn im Landkreis Kitzingen zwar "nur" auf 10.000 Erststimmen. Über die Zweitstimme erhielt er aber aus dem restlichen Unterfranken mehr als 54.000 Stimmen dazu – so viele wie kein anderer Kandidat bei der Bezirkswahl. Heißt: Besonders viele AfD-Wähler machten bei der Zweitstimme ihr Kreuz einfach beim Erstgenannten auf der Liste.
Bei den Grünen profitierte Listenführerin Bärbel Imhof von diesem Phänomen, bei den Freien Wählern die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und bei der SPD die langjährige frühere Kleinrinderfelder Bürgermeisterin Eva Maria Linsenbreder. Weil es bei den Bezirkswahlen keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, ist auch die FDP mit Arzt Florian Kuhl aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) wieder im Bezirkstag vertreten.
Und das sind alle 23 unterfränkischen Bezirksräte im Überblick (mit ihren Stimmkreisen):
Unabhängig davon gratuliere ich Frau Linsenbreder ganz herzlich zur Wiederwahl! Ich habe ihr meine Stimme aus Dankbarkeit gegeben und weil sie einen aufrechten Charakter mit klarem moralischen Kompass hat. Viel Erfolg ihr (und dem gesamten Bezirkstag) für die anstehende Wahlperiode!
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management