Die meisten Wunschzettel für Weihnachten sind schon längst geschrieben und auf einigen steht auch ein Haustier. Viele Kinder wünschen sich einen Hund, eine Katze oder einen Hamster. Die Freude an Heiligabend wäre sicher groß, aber würde sie auch bei allen Familienmitgliedern anhalten? Ein Experte und eine Expertin aus Würzburg erklären, wie Familien bei der Anschaffung eines Haustiers vorgehen können und was sie dabei unbedingt beachten sollten. Maxim Iochim ist Pressesprecher des Tierheims Würzburg, Margit Dittrich ist hauptamtlich mit tiergestützter Pädagogik in der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Würzburg beschäftigt.
Wer darf - wenn überhaupt - Tiere verschenken?
"Tiere sollen eigentlich gar kein Geschenk sein", sagt Maxim Iochim vom Tierheim Würzburg. Lebewesen verschenkt man einfach nicht, findet er. Rein rechtlich wäre es möglich, sagt die Pädagogin Margit Dittrich. Doch bei Kindern gibt es eine Besonderheit: Die Sorgeberechtigten hätten ein Veto-Recht, wenn ein Tier an Kinder verschenkt wird, so Dittrich. Sie persönlich würde kein Tier verschenken: "Es passt nicht in mein Bild von einem Tier als Familienmitglied – Familienmitglieder werden nicht verschenkt oder geschenkt."
Wenn Kinder sich ein Haustier wünschen, wie sollte die Familie das stattdessen angehen?
Wichtig ist: Die Verantwortung für das Tier liegt bei den Eltern. Zu sagen: "Wir als Familie schaffen uns das Tier an", ist für Iochim eine gute Lösung, wenn die Eltern das Tier auch zu 100 Prozent wollen. "Nur, weil das Kind ein Haustier haben möchte, sollte man sich nicht gleich eins anschaffen", sagt er.
Welche Tiere sind nicht geeignet für Kinder?
Der Klassiker, ein Hamster im Kinderzimmer: Davon raten beide Experten sehr stark ab. Denn die sind nachtaktiv. "Kinder wollen tagsüber mit dem Tier zu tun haben, und der Rhythmus vom Tier ist gestört, wenn die ganze Zeit eine Hand in den Käfig kommt", sagt Iochim. Dittrich empfiehlt Kleintiere wie Nager oder Kaninchen generell nicht. Die haben der Expertin zufolge eigentlich gar nicht so gern Menschenkontakt und mögen das Streicheln nicht so sehr. "Aber das ist das, was Kinder natürlich tun wollen", sagt Dittrich.
Welche Tiere sind für Kinder geeignet – und sind Tiere aus einem Tierheim für eine Familie geeignet?
"Es gibt auch Tierheim-Tiere, die sind super geeignet für Kinder", sagt Maxim Iochim. Das Tierheimpersonal berate die Familien dazu. Doch er schränkt so kurz vor den Feiertagen ein: "Wir haben zu Weihnachten ein besonderes Augenmerk und einen Vermittlungsstopp."
Er und Margit Dittrich empfehlen eher ungewöhnlichere Haustiere für Kinder: Für Iochim sind beispielsweise Ratten eine gute Wahl. "Das hört sich für manche nicht so toll an, aber Farbratten sind sehr intelligent. Mit denen kannst du viel machen, die werden auch richtig handzahm", sagt Iochim. Und der Vorteil: Sie sind tagsüber aktiv.
"Ich selbst rate eher zu Tieren, die auch eine gewisse Selbstständigkeit haben können", sagt Dittrich. Sie tendiere zu Hund oder Katze. Oder zu Hühnern: "Auch bei Hühnern muss man viel verstehen von der Haltung, aber Hühner sind wirklich lustig", sagt sie, und es gebe proaktiv ein Ei dazu. "Je kleiner die Kinder sind, desto mehr müssen die Eltern wissen, dass es ihr Tier ist und nicht das Tier des Kindes", sagt die Pädagogin.
Gibt es so etwas wie eine Checkliste oder Anhaltspunkte, ob ein Tier zur Familie passt?
Für Maxim Iochim steht die Beratung durch das Tierheim-Personal im Vordergrund. Dittrich schlägt durchaus auch erst einmal eine Internetrecherche vor. Dort gebe es viele Aufstellungen mit Vor- und Nachteilen verschiedener Tiere. Und: "Was ich wirklich empfehlen kann: Es gibt TVT-Merkblätter. Das ist die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz. Die bieten zusammengefasst sehr wesentliche Merkmale von Tieren."
Ab welchem Alter können Kinder sich wirklich um Tiere kümmern oder mit Tieren gut umgehen?
Mit zehn Jahren könnten sich Kinder teils schon sehr verantwortlich um Tiere kümmern, sagt die Pädagogin: "Wobei wir wirklich immer dagegen sprechen, dass Kinder die komplette Verantwortung für ein Tier haben." Auch Iochim empfiehlt etwa ab der dritten Klasse, dass Kinder ein bisschen Verantwortung übernehmen können.
Was wären denn Alternativen für Geschenke mit Tierbezug?
"Vielleicht einfach einen Gutschein über eine Mitgliedschaft im Tierheim", schlägt Iochim vor. Oder einen Zoofachgeschäft-Gutschein für die Erstausstattung zum Beispiel. "Man könnte Patenschaften für Tiere verschenken", zählt Dittrich auf – zu Tieren aus dem Tierschutz oder von einem Gnadenhof könne sich ein persönlicher Bezug entwickeln. Und in der Nachbarschaft lasse sich vielleicht die Urlaubsversorgung übernehmen, um ein Tier besser kennenzulernen.
Wie ist die Situation im Würzburger Tierheim?
Dank der Medien hätten viele verstanden, dass man kein Tier schenken soll, sagt Maxim Iochim vom Tierheim Würzburg. Nach Weihnachten kämen allerdings noch viele Kleintiere ins Tierheim. "So im Januar haben wir wirklich einen kleinen Kleintier-Boom", berichtet er aus Erfahrung. Kleintiere könnten einfach in Zoofach-Geschäften gekauft werden und seien leichter zu bekommen als eine Katze oder ein Hund. "Aber es ist schon viel besser geworden – noch nicht so, wie wir uns das wünschen, aber viel besser", so Iochim.