Das Coronavirus, das für viele Menschen in der Region zuletzt fast kein Thema mehr war, ist weiter da - und stärker, als manche denken. Die Infektionszahlen gehen wieder nach oben, zum Teil deutlich. In Würzburg beispielsweise lag die Sieben-Tage-Inzidenz an diesem Dienstag bei 859,4, im Landkreis Würzburg bei 671,8. Der Landkreis Kitzingen verzeichnete eine Inzidenz von 815,7, der Landkreis Main-Spessart von 725,5. Was bedeutet die hohe Zahl an Neuinfektionen für Unterfranken und wie geht es weiter? Dr. Christian Pfeiffer, Allgemeinmediziner in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) und Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, antwortet auf die aktuellen Fragen.
Dr. Christian Pfeiffer: Wir haben hohe Fallzahlen. Und die, glaube ich, sind noch deutlich höher als angegeben, weil sich nicht mehr jeder testet und nur PCR-Tests in die Fallzahlen einbezogen werden. Wichtig waren immer Maßnahmen, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Hier sehe ich momentan kein Risiko.
Pfeiffer: Wir erleben momentan zwar eine Durchseuchung der Gesellschaft, aber das halte ich gar nicht für das Schlechteste. In den Praxen ist viel zu tun, aber es ist machbar. Ein deutlich größeres Problem wird der Herbst: Hier könnten zusätzlich zu Coronainfektionen noch Grippe und normale Erkältungen auf uns zukommen. Alle, die also jetzt eine Infektion durchmachen, werden wahrscheinlich im Herbst besser geschützt sein.
Pfeiffer: Das Risiko geht deutlich zurück. Vielleicht nicht die Gefahr der Ansteckung, aber eben die, dass man schwer erkrankt. Das ist bei allen anderen Erkältungsviren ähnlich. Je häufiger wir mit irgendetwas in Kontakt kommen, umso besser werden unsere Abwehrkräfte dagegen.
Pfeiffer: Ja, definitiv. Es gibt Virologen, die diese Haltung vertreten, dass alle geimpften und geboosterten Leute, die jetzt eine Infektion durchmachen, eigentlich einen recht guten Schutz besitzen. Mit jeder Infektion, die wir durchmachen, wird das Virus für denjenigen auch harmloser, weil unser Immunsystem die Infektion von Mal zu Mal erkennt und dazu lernt. Für alle, die nicht geimpft sind, stellt genau das ein Problem dar. Ungeimpfte, die jetzt eine erste Infektion durchmachen, werden trotzdem eine zweite, dritte oder vierte Infektion durchleben. Das Immunsystem der Geimpften hat das schon hinter sich.
Pfeiffer: Ich denke, dass wir irgendwann an den Punkt kommen und akzeptieren müssen, dass Corona einfach da ist, wie auch bei der Grippe. Dann haben wir auch keine Quarantäne mehr bei dieser Infektion, sondern sind einfach mal eine Woche krank. Wenn Sie vor Corona mit einer Erkältung krank waren, sind Sie auch eine Woche daheim geblieben. Ähnlich wird es bei Corona sein – es ist dann einfach ein zusätzliches Erkältungsvirus. Vorausgesetzt, das Virus mutiert nicht zu irgendeinem schwerst krankmachenden Virus, so wie die Mutationen, die wir ganz am Anfang hatten.
Pfeiffer: Wir haben eines aus dieser Pandemie gelernt: Wenn ich krank bin, dann setzte ich eine Maske auf. Nicht um mich, sondern um die Leute, mit denen ich Kontakt habe, zu schützen. Egal, ob es Corona oder eine normale Erkältung, ist. Wenn wir uns daran halten, stecken wir uns auch nicht mehr in unserem Großraumbüro gegenseitig mit einer Erkältung an. Wenn wir wiederum gesund sind, brauchen wir keine Maske.
Pfeiffer: Das kann ich nicht absehen. Je mehr Leute sich jetzt infizieren, desto niedriger könnten die Fallzahlen im Herbst ausfallen und diese dann weniger steigen. Andererseits sind wir natürlich der Gefahr ausgesetzt, dass das Ansteckungsrisiko dementsprechend höher ist, weil wir uns dann in Innenräumen aufhalten. Das sind zwei mögliche Szenarien.
Pfeiffer: Die Impfkommission empfiehlt die vierte Impfung für Menschen über 70 Jahren. Da ist ein Unterschied zwischen Politik und ärztlicher Empfehlung. Den Älteren rate ich durchaus zu einer vierten Impfung, weil bei ihnen das Immunsystem meist schwächer ist. Die Politik gibt es frei, dass auch Jüngere sich ein viertes Mal impfen lassen können. Eine medizinische Empfehlung existiert dazu jedoch nicht, und ich persönlich halte es im Sommer auch nicht für erforderlich. Im Winter sieht die Sache anders aus. Wenn im Herbst wirklich wieder die Zahlen nach oben gehen oder wir einen angepassten Impfstoff bekommen würden, dann ist wirklich zu überlegen, dass jeder eine vierte Impfung bekommt - und Ältere sogar eine Fünfte erhalten.
Pfeiffer: Wir dürfen die Grippe im Herbst nicht unterschätzen. Allergiker haben dieses Jahr schon stärker gelitten. Das kann man sicher auch ein wenig auf die Masken zurückführen, da die meisten nicht so viel Kontakt mit Allergenen hatten. In den letzten beiden Jahren hatten wir zudem kaum Kontakt mit anderen Erkältungs- oder Grippeviren. Da ist durchaus zu befürchten, dass unser Immunsystem anfälliger sein könnte. Deswegen empfehle ich jetzt schon, sich im Herbst gegen die Grippe impfen zu lassen. Ich persönlich rechne hier mit einem Anstieg der Infektionszahlen.
Pfeiffer: Wenn die Belastungen wieder ansteigen, bräuchten wir wieder Maßnahmen, die wir aktuell vermissen - wie zum Beispiel die telefonische Krankschreibung bei Atemwegsinfekten. Leute mussten dadurch nicht unbedingt die Praxis aufsuchen und wir konnten sie eine Woche lang krankschreiben. Wenn im Herbst alle mit Atemwegsinfekten in die Praxis kommen müssen – sei es bei Grippe, einer normalen Erkältung oder Corona – wird es uns eine Menge Arbeit machen und vor eine ziemliche Zerreißprobe stellen.
Pfeiffer: Vernünftig sein. Wenn ich krank bin, sollte ich Kontakte vermeiden und eine Maske aufsetzen. Wer also schlichtweg vernünftig reagiert, kann vieles gut regeln. Für den Herbst habe ich noch einen Appell: Bitte immer Verständnis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Praxis haben. Wir waren und sind mit unserer Arbeit oft am Limit. Klar, dass sowas auch zu Wartezeiten oder belegten Telefonen führen kann. Letztlich können wir in den Praxen auch nicht mehr als arbeiten.
Ich hatte seit 2 Jahren kaum Niesanfälle (leichte Pollenallergie) außer Haus. (Maske!)
Zwei meiner Freunde (geimpft, geboostert) waren vor 5 bzw. 3 Wochen an Covid erkrankt. Leichter Verlauf, nach einer Woche war wieder alles ok. Nur beide haben heute noch mit Nachwirkungen kämpfen, teilweise schlimmer als während der eigentlichen positiven Phase.
Für mich ergibt sich daraus nur ein Ziel:
ich will kein Covid und ich will auch niemanden damit anstecken!
...Risikogruppen von Alten, OP-Geschwächten oder chronisch Kranken von Dr. Pfeiffer sowie Long Covid nicht ausreichend berücksichtigt werden, hilft dieses Interview den Betroffenen überhaupt nicht!
Es kann auch keine Lösung sein -wie von einigen usern erwähnt- "Sich zuhause einigeln und niemanden mehr treffen". Ich gehe jedenfalls aus dem Haus
Wünsche mir -@Ernler22290809- auch keinen Lockdown, schütze mich aber aus den bisherigen Erkenntnissen mit Schutzmaßnahmen so gut wie möglich vor einer Infektion
Als Arzt (dazu noch Bezirksvorsitzender des bayr. Hausärzteverbandes!) sollte Herr Dr. Pfeiffer eigentlich nicht so eine Verharmlosung von Covid öffentlich äußern wie Zitat: "Wenn Sie vor Corona mit einer Erkältung krank waren, sind Sie auch eine Woche daheim geblieben. Ähnlich wird es bei Corona sein – es ist dann einfach ein zusätzliches Erkältungsvirus."
Hier werden Coronaleugner bestätigt die schon seit Beginn der Pandemie solche Argumente verbreitet haben!
Dass man das immernoch falsch abgespeichert hat, verstehe ich nicht.
Man liest, was man lesen möchte bzw überliest, was man nicht hören möchte.
Auch wird ganz klar ein Booster für Alte und chronisch Krankte empfohlen und nicht, dass man sich jetzt schnell infizieren sollte. Es geht darum was weniger kompliziert wäre: jetzt oder Herbst.
Leseverständnis ist offenbar nicht nur ein Problem der aktuellen Schüler.
"Die Impfung war schon immer dafür da um bedrohliche Verläufe zu verhindern! "
Auf der HP vom PEI stand bis zum 15.08.21 eine andere Aussage:
"COVID-19-Impfstoffe schützen vor Infektionen mit dem SARS-VoV-2 Virus."
Mich stört auch ungemein, dass die Medien - aber auch die Ärzte - anscheinend nur an die gesunden Menschen denken.
Es gibt aber noch eine ziemlich große Menge von Menschen mit chronischen und/oder akuten gesundheitlichen Problemen, die eine Corona-Infektion gerade so überhaupt gar nicht gebrauchen können. Auch wenn die aktuell grassierenden Varianten weit seltener tödlich verlaufen als die „früheren“, gibt es immer noch schwere Verläufe und Langzeitfolgen.
Für viele ist eine "Durchseuchung" schlicht und ergreifend ein steigendes Risiko ...
So schlimm scheint der Lockdown für Kinder nicht zu sein. Sehen Sie sich nur die diesjährigen geradezu hervorragenden Abiturnoten an, so viele Bestnoten hatten wir noch nie. Unter diesen Lernumständen hätte man eher schlechtes erwartet. Aber wo ein Lernwille ist da ist auch ein Weg dies zu tun. Genauso geht es mit allem was das Leben ausmacht. Wer leben will, der lebt auch. Selbst der der sich im Keller verkriecht hat ein für sich lebenswertes Leben gefunden. Es gab schon immer Stubenhocker und solche die nur draussen glücklich waren. Die sind es heute genauso wie vor 100 Jahren. Man muss es nur tun. Vorsicht und Angst sind zwei verschiedene Dinge. Ich kann durchaus vorsichtig sein ohne Angst zu haben aber ich kann mich vor Angst einlullen und in allem eine Bedrohung sehen. Genau so ist es mit Corona. Ich kann Angst haben es zu bekommen - ich kann aber auch leben und wenn ich es bekommen soll dann bekomme ich es. Egal ob draussen unter Menschen oder allein im Keller.