zurück
Würzburg
Investor aus Schweden will die Würzburger va-Q-tec AG übernehmen: Was das für Aktionäre und Personal heißt
Der einstige Überflieger in Mainfrankens Wirtschaft ist zum Objekt der Begierde geworden: Ein Investor will groß bei va-Q-tec einsteigen. Ein spektakulärer Schritt.
Firmengründer Joachim Kuhn vor Kühlboxen von va-Q-tec: Das Würzburger Unternehmen steht vor einer Übernahme durch einen Investor.
Foto: Johannes Kiefer (Archivbild) | Firmengründer Joachim Kuhn vor Kühlboxen von va-Q-tec: Das Würzburger Unternehmen steht vor einer Übernahme durch einen Investor.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:18 Uhr

In der mainfränkischen Wirtschaft bahnt sich eine spektakuläre Firmen-Ehe an: Der schwedische Finanzinvestor EQT will die va-Q-tec AG übernehmen. Das geht aus einer ad-hoc-Pflichtmeldung des börsennotierten Würzburger Isolierspezialisten hervor. Demnach will EQT den Aktionärinnen und Aktionären von va-Q-tec 26 Euro pro Aktie zahlen.

Wenn die Übernahme in trockenen Tüchern ist, haben die etwa 600 Beschäftigten von va-Q-tec nach den Worten von Firmensprecher Felix Rau nichts zu befürchten. "Die Arbeitsplätze sind so sicher wie vorher – vielleicht sogar noch sicherer", sagte er am Montag gegenüber dieser Redaktion. Es sei eine Standortgarantie für die beiden deutschen Niederlassungen in Würzburg und im thüringischen Kölleda in Aussicht, so der Sprecher.

Wie EQT an die Mehrheit bei va-Q-tec kommen will

EQT will den Angaben zufolge 62,5 Prozent des Grundkapitals von va-Q-tec erwerben. 25,8 Prozent kämen vom bisherigen Mehrheitsaktionär, den Familien der Firmengründer Joachim Kuhn und Roland Caps. Sie haben der Mitteilung zufolge die Absicht, "den überwiegenden Teil" ihrer Aktien an EQT zu übertragen.

Den Rest zu jenen 62,5 Prozent Mehrheitsbeteiligung müssen sich die Schweden über die Namensaktien im Streubesitz holen. Diese Aktionärinnen und Aktionäre haben laut Rau jetzt aber "keinen Grund zum Aktionismus". Sie erhielten vielmehr wohl Mitte Januar Post von ihrer Bank mit Informationen zum Angebot von EQT.

Teil von va-Q-tec soll in neuen Betrieb übergehen

Am Montag stand noch die Zustimmung von va-Q-tec-Vorstand und -Aufsichtsrat zur Übernahme aus. Sie gilt als sicher. Am Montag wurde die Belegschaft informiert.

Wenn es zur Firmen-Ehe kommt, will EQT der Mitteilung zufolge einen Teil des Würzburger Unternehmens mit der ebenfalls auf Thermo-Container spezialisierten EQT-Tochterfirma Envirotainer zusammenführen. Diese neue Gesellschaft soll das Geschäft von va-Q-tec "langfristig weiterentwickeln".

Rau zufolge geht es dabei um einen Haupterwerb der Würzburger, den Verkauf und die Vermietung von Behältern für den Transport von temperatursensiblen Gütern wie Medikamente oder Impfstoffe. Envirotainer stellt solche Behälter bereits her. Der andere Teil von va-Q-tec, also unter anderem die Herstellung von Vakuum-Isolationspaneelen als Dämmmaterial zum Beispiel auf dem Bau, verbleibe bei den Würzburgern, so der Sprecher.

Firmenchef Joachim Kuhn "bleibt im Amt", sagte Rau mit Blick auf die anstehende Übernahme durch EQT. Das von Kuhn gegründete Unternehmen war 2001 aus dem Würzburger Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE) hervorgegangen.

Es folgte ein außergewöhnlicher Aufstieg, sodass va-Q-tec lange Zeit als Überflieger in der mainfränkischen Wirtschaft galt. Um neues Kapital für das schnelle Wachstum zu bekommen, gingen die Isolierspezialisten Ende September 2016 an die Frankfurter Börse – ein damals in der Region außergewöhnlicher Schritt.

In den Folgejahren trieb der wirtschaftliche Erfolg den Aktienkurs von va-Q-tec auf zeitweise deutlich über 40 Euro. 2022 rutschte er allerdings von 25 auf knapp unter 10 Euro ab. Kurz nachdem die ad-hoc-Meldung mit der geplanten Übernahme veröffentlicht wurde, sprang der Kurs schlagartig von knapp 18 auf etwa 25 Euro am Montag.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Dürrbachau
Jürgen Haug-Peichl
Aktionäre
Euro
Mainfranken
Post und Kurierdienste
Unternehmenssprecher
va-Q-tec AG
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • wolfgang.hess@gmail.com
    Mei, ist der Firnensprecher blauäugig. Oder sonstwie verblendet. Ein Finanzinvestor will/muss Finanzen einfahren. KnowHow wird abgezogen, Produktion in ein Billigland verschoben und die Inhaber des Finanzinvestors haben eine dicke Börse. Schade um das schöne va-q-tec aus Mainfranken.
    Die Aktien würde ich halten. Die neuen Eigentümer werden Dividende generieren (müssen).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • anne-winzenhoeler@t-online.de
    Welcher Betriebsrat oder Gewerkschaft vertritt hier die Interessen der Mitarbeitenden?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Völlig egal, da kann weder ein Betriebsrat noch eine Gewerkschaft Einfluss nehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • flyarcus@gmx.de
    ...dort gibt es keinen Betriebsrat, die Belegschaft wurde künstlich unter 500 gehalten, auch wenn hier was von 600 Beschäftigten steht
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jutta.noether@web.de
    Betriebsrat gibt's da keinen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • deweka
    "langfristig weiterentwickeln" bedeutet die Produktion in Billiglohnländer verlagern.

    Nach einem Technologietransfer ist dann auch die Entwicklung, und damit das Knowhow weg.

    Der Firmensitz wird in das Land mit den niedrigsten Steuern verlegt.

    Eine typische lose-lose-lose Situation.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eos123456
    Aufgrund der prekären Energieversorgungslage werden ohnehin weitere Firmen Arbeitsplätze in besser aufgestellte Länder verlagern.

    Wenn dann auch noch die Löhne, die Umweltauflagen und die Steuern "günstiger" sind, ist das eine win-win-win-Situation.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • familie.diener@gmx.net
    Das ist meistens der Anfang vom Ende und diese Bekundungen sind nicht mehr als
    Augenwischerei .
    Da wird jetzt noch einmal viel Geld mit der Übernahme verdient und in ein paar Jahren kommt
    wieder das Wehklagen über den bösen und mächtigen Investor.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Die Arbeitsplätze sind so sicher wie vorher – vielleicht sogar noch sicherer"
    Das sagen alle die ihre Firmen an Private Equity Investoren verkaufen.
    Wer will kann ja mal hier gucken welche Firmen in D von EQT gekauft wurden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/EQT_(Unternehmen)
    Viel Spass beim forschen wie sich diese Firmen unter der Regie von EQT entwickelt haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • herbert.zorn@web.de
    Was würden Sie für Klein-Klein-Aktionäre empfehlen?
    Soll man die paar Aktion an diesen Investor verkaufen oder doch behalten?
    Haben Sie ein paar Aktien von va-Q-tec? Wenn JA, was machen Sie?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • robert.erhard@gmx.de
    Nicht verkaufen! Halten!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wenn ich Aktien hätte würde ich sie verkaufen. Das Geschäft mit den technisch überlegenen va-Q-tec Containern geht an Envirotainer. Envirotainer gehört erst seit paar Monaten zu EQT,
    hat nur Kühlcontainer im Programm und bekommt jetzt das Premiumprodukt der lästigen Konkurrenz quasi geschenkt.
    https://www.wallstreet-online.de/nachricht/15577910-original-research-va-q-tec-ag-von-montega-ag-kaufen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten