Wie viel Feuerwehr braucht Würzburg? Mit dieser Frage leitete Würzburgs Kommunalreferent Wolfgang Kleiner die Vorstellung eines Gutachtens jüngst ein. Darin ging es um die Datengrundlage eines Feuerwehrbedarfsplans für die Stadt. Dieser soll zukünftig die Aufstellung und Ausstattung der Feuerwehren regeln.
100 Millionen Euro müssten demnach in den kommenden zehn Jahren in die Würzburger Feuerwehr investiert werden, fasst Kleiner zusammen. Der Großteil verteile sich dabei auf drei Projekte: 29 Millionen Euro für die Beschaffung neuer Fahrzeuge, 29,5 Millionen Euro für neue Hardware und eine Dacherweiterung der Integrierten Leitstelle und 26 Millionen Euro für eine neue Feuerwache.
Problembereich im Süden Würzburgs: Anfahrtszeiten der Feuerwehr zu lang
"Es besteht die zwingende Notwendigkeit einer zusätzlichen Wache der Berufsfeuerwehr im südlichen Stadtgebiet." Das betonte Sandro Langer, Gutachter von LÜLF Sicherheitsberatung, im Stadtratsausschuss.
Grundlage dafür ist eine Risikoanalyse für Würzburg, wonach das südliche Stadtgebiet, vor allem der Heuchelhof, ein Problembereich seien. Dort gebe es ein vergleichbares Gefahrenpotenzial wie in der Kernstadt. Ebenfalls gleich ist die vorgegebene Eintreffzeit, also die Zeit, die die Einsatzkräfte zum Einsatzort brauchen: 8,5 Minuten.
Eine Analyse der vergangenen Einsätze in Heidingsfeld, Heuchelhof und Rottenbauer ergab jedoch laut Gutachten, dass diese Zielsetzung meist nicht erreicht wurde. Hierbei wurden nur zeitkritische Einsätze, bei denen ein möglichst schnelles Anrücken nötig war, berücksichtigt. Selbst die zehn Minuten wurden demnach oftmals nicht erreicht. Daraus ergebe sich eben die Notwendigkeit für eine zweite Feuerwache im Süden Würzburgs.
Großer Sanierungsbedarf auch bei allen weiteren Feuerwehr-Standorten in Würzburg
Zusätzlich mahnte der Gutachter an, dass mittelfristig wohl auch ein Neubau der bestehenden Feuerwehrwache in der Hofstallstraße notwendig werde. Grundsätzlich sei keiner der 13 Standorte von Freiwilliger und Berufsfeuerwehr baulich im grünen Bereich. Zukünftig könne es außerdem sinnvoll sein, Standorte, vor allem die beiden im Dürrbachtal, zusammenzulegen.
Eine enge Zusammenarbeit werde es auch zwischen der alten und neuen Wache der Berufsfeuerwehr geben, sagte Langer. Beide würden in einem "Rendezvous"-Verfahren arbeiten, also in überlappenden Einsatzbereichen zusammenarbeiten. So könnten auch bestehende Stellen an den neuen Standort wechseln. Lediglich drei neue Stellen seien dadurch notwendig.
Feuerwehrleute arbeiten in Würzburg über dem maximalen Stundenlimit – Verstärkung gebraucht
Insgesamt sieht das Gutachten einen Bedarf von 29 zusätzlichen Vollzeit-Stellen bei der Würzburger Feuerwehr. 13 davon im Einsatz- und 16 im Führungsdienst. Bei Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf das eigentlich geltende Maximum von 48 Stunden wären es nochmals sieben Stellen. Wie Kommunalreferent Kleiner erklärt, gilt aktuell eine Vereinbarung von Stadt und Feuerwehr, wonach 52 Stunden pro Woche im Schichtdienst gearbeitet werden dürfe.
Ein weiterer großer Ausgabenpunkt kommt dem Gutachten zufolge beim Thema Fahrzeuge auf die Stadt Würzburg zu. Allein bei der Freiwilligen Feuerwehr sind demnach 13 der 23 Großfahrzeuge im kritischen Alter von 14 bis über 30 Jahren. Harald Rehmann, Leiter des Würzburger Amtes für Zivil- und Brandschutz, ergänzte, dass in den nächsten Jahren insgesamt rund 40 Fahrzeuge ersetzt werden müssten.
Das rund 300 Seiten starke Gutachten wird in der kommenden Stadtratssitzung am 26. September erneut vorgestellt und diskutiert. Es soll als Grundlage für den zu erstellenden Feuerwehrbedarfsplan dienen. Ziel der Verwaltung ist es, diesen im ersten Halbjahr 2025 ausgearbeitet und im Stadtrat beschlossen zu haben.
Eine sehr steile These Herr Roschlau ...
Die jährliche Zahl der Brandtoten lag in Deutschland in den letzten 10 Jahren unter 400, Tendenz sinkend. Natürlich ist jedes Brandopfer eines zu viel, aber wenn man in anderen Lebensbereichen eine derart ausufernde Vorsorge betreiben würde, dann bräuchten wir in jedem Stadtteil ein Notfallkrankenhaus und wir dürften nur noch mit maximal 50 km/h, drei Sicherheitsgurten und 10 Airbags Auto fahren.
Und der Alkoholkonsum müsste eingeschränkt oder verboten werden, denn laut dem Alkoholatlas 2022 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) starben in Deutschland im Jahr 2020 rund 14.200 Menschen an Krankheiten, die ausschließlich auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Es gibt also rund 35 mal soviel Alkoholtote wie Brandtote.
> und nun soll auch noch die Feuerwehr am besten schon vor dem Haus stehen, bevor es brennt.
Es scheint Ihnen (und auch den "gefällt mir"-Taggern) die Gesetzteslage nicht klar zu sein. Die Vorgabe lautet, daß die Einsatzkräfte innerhalb von 10 Minuten (bitte verbessern wenn ich ich das gerade unzutreffend im Kopf habe) am Einsatzort sein müssen.
Und nun sind Sie wieder dran ...
Der Stadtrat wird hoffentlich die schrittweise Umsetzung des Gutachtens beschließen und seiner Pflichtaufgabe nachkommen!
Bei einem Brand ist es vor allem wichtig, dass die Menschen alarmiert werden und sich und andere schnell retten können. Natürlich sind da Rauchmelder sehr wichtig. Aber auch Treppenhäuser (= Fluchtwege), die nicht mit Schuhen, Schränken und Blumentöpfen vollgestellt sind und Rettungswege in Wohnblocks, die auch mit den heutigen schweren Fahrzeugen befahrbar sind.
Aber was nützt eine schnelle Rettung, wenn dann die Fahrzeit zum nächsten Notfallkrankenhaus 30 Minuten beträgt? Wurden nicht auch in Würzburg schon Krankenhäuser geschlossen?
Die 100 Millionen sind viel Geld. Das sollte man dort einsetzen, wo es den größten Nutzen bringt.
Der gleiche Gutachter hat übrigens in auch Schweinfurt eine Aufstockung des Feuerwehrpersonals um satte 13 (!) Planstellen als notwendig diagnostiziert.
Würzburg investiert sie in ein Theater.