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Würzburg
Investitionsbedarf von 100 Millionen Euro: Warum Würzburg eine zweite Feuerwehr-Wache im Süden braucht
In welchem Zustand ist die Würzburger Feuerwehr? Wie müsste sie aufgestellt sein? Wie viel mehr Feuerwehrleute braucht es? Antworten gibt ein neues Gutachten.
Dutzende Fahrzeuge der Feuerwehr Würzburg sind veraltet und müssen in den kommenden Jahren ersetzt werden. Diese und weitere notwendigen Ausgaben gehen aus einem aktuellen Gutachten hervor.
Foto: Benjamin Brückner (Symbolbild) | Dutzende Fahrzeuge der Feuerwehr Würzburg sind veraltet und müssen in den kommenden Jahren ersetzt werden. Diese und weitere notwendigen Ausgaben gehen aus einem aktuellen Gutachten hervor.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 28.09.2024 02:35 Uhr

Wie viel Feuerwehr braucht Würzburg? Mit dieser Frage leitete Würzburgs Kommunalreferent Wolfgang Kleiner die Vorstellung eines Gutachtens jüngst ein. Darin ging es um die Datengrundlage eines Feuerwehrbedarfsplans für die Stadt. Dieser soll zukünftig die Aufstellung und Ausstattung der Feuerwehren regeln.

100 Millionen Euro müssten demnach in den kommenden zehn Jahren in die Würzburger Feuerwehr investiert werden, fasst Kleiner zusammen. Der Großteil verteile sich dabei auf drei Projekte: 29 Millionen Euro für die Beschaffung neuer Fahrzeuge, 29,5 Millionen Euro für neue Hardware und eine Dacherweiterung der Integrierten Leitstelle und 26 Millionen Euro für eine neue Feuerwache. 

Problembereich im Süden Würzburgs: Anfahrtszeiten der Feuerwehr zu lang

"Es besteht die zwingende Notwendigkeit einer zusätzlichen Wache der Berufsfeuerwehr im südlichen Stadtgebiet." Das betonte Sandro Langer, Gutachter von LÜLF Sicherheitsberatung, im Stadtratsausschuss.

Grundlage dafür ist eine Risikoanalyse für Würzburg, wonach das südliche Stadtgebiet, vor allem der Heuchelhof, ein Problembereich seien. Dort gebe es ein vergleichbares Gefahrenpotenzial wie in der Kernstadt. Ebenfalls gleich ist die vorgegebene Eintreffzeit, also die Zeit, die die Einsatzkräfte zum Einsatzort brauchen: 8,5 Minuten. 

Investitionsbedarf von 100 Millionen Euro: Warum Würzburg eine zweite Feuerwehr-Wache im Süden braucht

Eine Analyse der vergangenen Einsätze in Heidingsfeld, Heuchelhof und Rottenbauer ergab jedoch laut Gutachten, dass diese Zielsetzung meist nicht erreicht wurde. Hierbei wurden nur zeitkritische Einsätze, bei denen ein möglichst schnelles Anrücken nötig war, berücksichtigt. Selbst die zehn Minuten wurden demnach oftmals nicht erreicht. Daraus ergebe sich eben die Notwendigkeit für eine zweite Feuerwache im Süden Würzburgs.

Großer Sanierungsbedarf auch bei allen weiteren Feuerwehr-Standorten in Würzburg

Zusätzlich mahnte der Gutachter an, dass mittelfristig wohl auch ein Neubau der bestehenden Feuerwehrwache in der Hofstallstraße notwendig werde. Grundsätzlich sei keiner der 13 Standorte von Freiwilliger und Berufsfeuerwehr baulich im grünen Bereich. Zukünftig könne es außerdem sinnvoll sein, Standorte, vor allem die beiden im Dürrbachtal, zusammenzulegen.

Gerade in den Süden Würzburgs überschreitet die Anfahrtszeit der Feuerwehr häufig die vorgegebenen 8,5 Minuten. Hier ein Einsatz bei einem Wohnungsbrand 2022 in Heidingsfeld.
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | Gerade in den Süden Würzburgs überschreitet die Anfahrtszeit der Feuerwehr häufig die vorgegebenen 8,5 Minuten. Hier ein Einsatz bei einem Wohnungsbrand 2022 in Heidingsfeld.

Eine enge Zusammenarbeit werde es auch zwischen der alten und neuen Wache der Berufsfeuerwehr geben, sagte Langer. Beide würden in einem "Rendezvous"-Verfahren arbeiten, also in überlappenden Einsatzbereichen zusammenarbeiten. So könnten auch bestehende Stellen an den neuen Standort wechseln. Lediglich drei neue Stellen seien dadurch notwendig.

Feuerwehrleute arbeiten in Würzburg über dem maximalen Stundenlimit – Verstärkung gebraucht

Insgesamt sieht das Gutachten einen Bedarf von 29 zusätzlichen Vollzeit-Stellen bei der Würzburger Feuerwehr. 13 davon im Einsatz- und 16 im Führungsdienst. Bei Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf das eigentlich geltende Maximum von 48 Stunden wären es nochmals sieben Stellen. Wie Kommunalreferent Kleiner erklärt, gilt aktuell eine Vereinbarung von Stadt und Feuerwehr, wonach 52 Stunden pro Woche im Schichtdienst gearbeitet werden dürfe. 

Ein weiterer großer Ausgabenpunkt kommt dem Gutachten zufolge beim Thema Fahrzeuge auf die Stadt Würzburg zu. Allein bei der Freiwilligen Feuerwehr sind demnach 13 der 23 Großfahrzeuge im kritischen Alter von 14 bis über 30 Jahren. Harald Rehmann, Leiter des Würzburger Amtes für Zivil- und Brandschutz, ergänzte, dass in den nächsten Jahren insgesamt rund 40 Fahrzeuge ersetzt werden müssten.

Das rund 300 Seiten starke Gutachten wird in der kommenden Stadtratssitzung am 26. September erneut vorgestellt und diskutiert. Es soll als Grundlage für den zu erstellenden Feuerwehrbedarfsplan dienen. Ziel der Verwaltung ist es, diesen im ersten Halbjahr 2025 ausgearbeitet und im Stadtrat beschlossen zu haben.

 
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  • Günter Lutz
    Wieso gibt es eigentlich keine freiwillige Feuerwehr auf dem Heuchelhof? Am besten mit Drehleiter?
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  • Hans-Joachim Krämer
    Wie viele Drehleitern wollen Sie denn nach Würzburg stellen? Und wie wollen Sie sicherstellen das immer genug Leute zum Einsatz kommen?
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  • Emilie Krenner
    Es gibt in Bayern 326.000 Feuerwehrleute. Davon 315.000 bei der freiwilligen Feuerwehr. 7 Berufsfeuerwerhren gegenüber 7500 freiwilligen Wachen. Mit anderen Worten- in 99,9% werden von den Freiwilligen abgedeckt- und dabei für gut befunden. Rüstet Heidingsfeld, Sanderau, Rottenbauer, Reichenberg und Fuchsstadt ordentlich aus. Schon heute würden die roten Punkte auf der Karte verschwinden, würde man deren Anfahrt berücksichtigen.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Und wie viele Feuerwehrleute können bei einem Tagesalarm ausrücken und mit welchen Fahrzeugen? Hat einer eine Drehleiter? Einen Rüstwagen?
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  • Emilie Krenner
    Die Statistik dazu sollte es geben. Fakt ist- 99,9% von Bayern werden so abgedeckt und es funktioniert.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Oft genug fährt aber die Berufsfeuerwehr ins Umland um zu unterstützen. Gerade bei größeren Einsätzen. Und die wenigsten Gemeinden können eine Million für eine Drehleiter lockermachen. Dazu kommt das solche Fahrzeuge auch entsprechende Stellplätze brauchen. Günstiger als eine zweite Feuerwache wird das auch nicht.
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  • Heribert Mennig
    Wenn die "Experten" unter den Kommentatoren selbst einmal auf Feuerwehr bzw. Rettungsdienste angewiesen sind und diese für die Anfahrt zu lange brauchen, sind sie die ersten, die sich am meisten aufregen! Ebenso wie die, die sich über die lauten Martinshörner aufregen. Dass die Brandbekämpfung nur eine von vielen Aufgaben der Feuerwehr ist, hat sich offensichtlich bis zu denen noch nicht rumgesprochen!! Die Meckerei in Deutschland wird immer schlimmer.
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  • Alfred Holler
    !!!!!!
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  • Ralf Eberhardt
    Brandschutz hat Priorität 1! Allein die Frage ist, woher das Geld nehmen? Der Bund schafft dazu Sondervermögen. Kann das die Stadt nicht auch?
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  • Bernhard Roschlau
    Wenn man Rettungswege verbaut, wie z.B. mit der Straba- Haltestelle und dem nicht überfahrbaren Gleiskörper davor in der Stuttgarter Straße, und damit bei Berufsverkehr den Heuchelhof und Rottenbauer abschneidet, frage ich mich schon, was für Planer da am Werk waren. Denen sollten vielleicht die Kosten für die neue Feuerwache in Richtung gestellt werden.
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  • Dietmar Eberth
    Bauliche Maßnahmen dienen meistens der Sicherheit von ein- und aussteigenden Fahrgästen in den ÖPNV/Straba oder der Beruhigung und Sicherheit des Straßenverkehrs.
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  • Jo Schmitt
    > Wenn man Rettungswege verbaut, wie z.B. mit der Straba- Haltestelle und dem nicht überfahrbaren Gleiskörper davor in der Stuttgarter Straße

    Eine sehr steile These Herr Roschlau ...
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  • Emilie Krenner
    Wer die Stelle kennt kann Herrn Roschlau nur Recht geben. Seit der Verengung gibt es dort regelmäßig Stau den man vorher nicht kannte. Über 500 Meter das Bett der Straßenbahn auf der einen, den Wall der Eisenbahn auf der anderen Seite. Wenn da von hinten die Feuerwehr oder auch Rettungswagen kommt haben die Autos im täglichen Stau keine Chance zum Ausweichen, allein da verlieren die Kollegen mindestens 5 Minuten.
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  • Klaus Krug
    Bei Bau von Gebäuden wird mittlerweile ein gigantischer Aufwand für den Brandschutz betrieben und nun soll auch noch die Feuerwehr am besten schon vor dem Haus stehen, bevor es brennt.

    Die jährliche Zahl der Brandtoten lag in Deutschland in den letzten 10 Jahren unter 400, Tendenz sinkend. Natürlich ist jedes Brandopfer eines zu viel, aber wenn man in anderen Lebensbereichen eine derart ausufernde Vorsorge betreiben würde, dann bräuchten wir in jedem Stadtteil ein Notfallkrankenhaus und wir dürften nur noch mit maximal 50 km/h, drei Sicherheitsgurten und 10 Airbags Auto fahren.

    Und der Alkoholkonsum müsste eingeschränkt oder verboten werden, denn laut dem Alkoholatlas 2022 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) starben in Deutschland im Jahr 2020 rund 14.200 Menschen an Krankheiten, die ausschließlich auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Es gibt also rund 35 mal soviel Alkoholtote wie Brandtote.
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  • Jo Schmitt
    Sehr geehrter Herr Krug,

    > und nun soll auch noch die Feuerwehr am besten schon vor dem Haus stehen, bevor es brennt.

    Es scheint Ihnen (und auch den "gefällt mir"-Taggern) die Gesetzteslage nicht klar zu sein. Die Vorgabe lautet, daß die Einsatzkräfte innerhalb von 10 Minuten (bitte verbessern wenn ich ich das gerade unzutreffend im Kopf habe) am Einsatzort sein müssen.

    Und nun sind Sie wieder dran ...
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  • Georg Ries
    Herr Krug scheint vom baulichen Brandschutz betroffen zu sein. Seine Schreibe deutet darauf hin 👎🏼. Rauchmelder in Wohnungen sind aber auch sowas von unwichtig. Oder Rettungswege in Wohnblocks....
    Der Stadtrat wird hoffentlich die schrittweise Umsetzung des Gutachtens beschließen und seiner Pflichtaufgabe nachkommen!
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  • Klaus Krug
    Ja richtig Herr Ries, ich durfte über Jahrzehnte miterleben, wie die Anforderungen an den baulichen Brandschutz immer höher wurden. Der deutsche Perfektionismus treibt auch hier seine Blüten.

    Bei einem Brand ist es vor allem wichtig, dass die Menschen alarmiert werden und sich und andere schnell retten können. Natürlich sind da Rauchmelder sehr wichtig. Aber auch Treppenhäuser (= Fluchtwege), die nicht mit Schuhen, Schränken und Blumentöpfen vollgestellt sind und Rettungswege in Wohnblocks, die auch mit den heutigen schweren Fahrzeugen befahrbar sind.

    Aber was nützt eine schnelle Rettung, wenn dann die Fahrzeit zum nächsten Notfallkrankenhaus 30 Minuten beträgt? Wurden nicht auch in Würzburg schon Krankenhäuser geschlossen?

    Die 100 Millionen sind viel Geld. Das sollte man dort einsetzen, wo es den größten Nutzen bringt.

    Der gleiche Gutachter hat übrigens in auch Schweinfurt eine Aufstockung des Feuerwehrpersonals um satte 13 (!) Planstellen als notwendig diagnostiziert.
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  • Herbert Stapff
    "Die 100 Millionen sind viel Geld. Das sollte man dort einsetzen, wo es den größten Nutzen bringt."
    Würzburg investiert sie in ein Theater.
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  • Fabian König
    Frei nach "Godwins Gesetz" kommt jede, aber auch wirklich jede Diskussion im Forum auf das Mainfrankentheater. Es nervt.
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  • Herbert Stapff
    Das kann gar nicht genug nerven. Sonst wird diese unsinnige Riesenausgabe vergessen.
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