Durch Ukrainekrieg und Klimakrise ist das Thema Energie so wichtig wie nie. Der Würzburger WVV-Konzern versorgt 130.000 Haushalte der Region mit Strom und rund 35.000 mit Gas. Mit Geschäftsführer Thomas Schäfer haben wir über die Krise, die Preise und die Zukunft der Energieversorgung gesprochen.
Thomas Schäfer: Unsere Preise bilden sich im Rahmen einer mehrjährigen Beschaffung. Die aktuellen Kosten setzen sich aus den Einkaufspreisen in 2021 und 2022 zusammen. Diese Mischkalkulation führt aktuell zu steigenden Preisen für unsere Kunden, die aber immer noch niedriger sind als der heutige Börsenpreis.
Schäfer: Ab März bekommen private Haushalte 80 Prozent ihres Vorjahres-Verbrauchs zu einem gedeckelten Preis. Das heißt, die Bundesregierung zahlt der WVV die Differenz zwischen diesem und dem tatsächlichen Preis aus Steuermitteln. Beim Gas ist dieser Preis zwölf Cent, beim Strom 40 Cent pro Kilowattstunde. Das wirkt rückwirkend für die Monate Januar und Februar. Die jetzt geleisteten höheren Abschläge werden dann mit der Jahresabrechnung verrechnet. Wir erwarten, dass die Bundesregierung uns heuer 180 Millionen Euro zahlt, die normalerweise unsere Kundinnen und Kunden bezahlt hätten.
Schäfer: Solchen Kunden bieten wir Ratenzahlungen an. Es sind aber nur wenige Fälle, vielleicht zwei bis drei Prozent unserer 35.000 Gas- und 130.000 Stromkunden.
Schäfer: Diese fließen in die Preise der Zukunft ein. Aktuell beschaffen wir für die Lieferjahre 2024 und 2025. Aber auch dann werden die Preise höher sein als vor dem Ukrainekrieg.
Schäfer: Dass wir nicht in eine Notlage gekommen sind, obwohl wir im August unseren größten Gaslieferanten verloren haben, war eine gute Leistung vieler Beteiligter. Die Kohleverstromung wurde schnell wieder hochgefahren, Genehmigungsverfahren beschleunigt, es wurde viel Geld in die Hand genommen, um die Energieversorgung zu garantieren. Häufig wird thematisiert, was in diesem Land nicht geht. Es ist ein wichtiges Signal, wenn auch mal etwas gelingt, auf das man ein bisschen stolz sein darf.
Schäfer: Wir haben zum Beispiel im September schnell entschieden, für den Winter für eine halbe Million Euro eine Wasseraufbereitungs-Anlage zu mieten. Zu diesem Zeitpunkt war in Deutschland die Salzsäure ausgegangen, die wir brauchen, um Dampf für die Fernwärme herzustellen. Die Anlage hätte die Säure ersetzen können. Wir haben sie dann nicht gebraucht, weil Salzsäure bald wieder verfügbar wurde, aber das wusste damals niemand.
Schäfer: Es war für jeden eine neue Situation: Seit der Ölpreiskrise in den 70er Jahren war Energie immer verfügbar. Das hat einem schon an der einen oder anderen Stelle ins Grübeln gebracht. Aber dann wurde schnell klar, dass die Speicher gut gefüllt sind und die interne Vorbereitung gut läuft. Wirklich schlecht geschlafen habe ich nicht.
Schäfer: Wir merken schon, dass sowohl Großkunden effizienter mit Energie umgehen als auch Privatkunden sparen. Etwa 15 Prozent weniger Gas wurde in diesem - natürlich auch milden - Winter bislang verbraucht.
Schäfer: Ja. Dank unserem neuen Speicher können wir jetzt Wärme zwischenspeichern, um in den Zeiten, in denen wir keinen Strom brauchen, trotzdem Fernwärme zu liefern. Und umgekehrt haben wir im warmen Herbst, als man keine Fernwärme gebraucht hat, die Turbinen ganz ausgeschaltet und Strom nur im Müllheizkraftwerk erzeugt. Dafür haben wir auf der Deponie in Hopferstadt bei Ochsenfurt 8000 Tonnen Müll zwischengelagert.
Schäfer: Auf der einen Seiten haben wir in einigen Bereichen Mehrkosten, wie zum Beispiel 2,5 Millionen Euro jährliche Mehrkosten für Strom und Diesel für Straßenbahnen und Busse oder auch 700.000 Euro bei der Trinkwasserversorgung für den Strom der Pumpen. Auf der anderen Seite bekommen wir mehr Kunden, weil kleinere Energieversorger Pleite gegangen sind und unsere Umsätze mit Strom, Gas und Fernwärme wachsen. Dadurch und durch die wirtschaftliche Erholung nach Corona hat sich der Konzernumsatz von 660 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 1,2 Milliarden Euro 2022 verdoppelt. Der Gewinn wird die fünf Millionen Euro Verlust aus den beiden Corona-Jahren ausgleichen.
Schäfer: Etwa 70 Prozent. Davon etwa 80 Prozent mit dem Heizkraftwerk und 20 mit dem Müllheizkraftwerk.
Schäfer: Ein bisschen was haben wir schon. Zum einen über Bürgerbeteiligungsmodelle bei Photovoltaik, zum anderen besitzen wir durch die Beteiligung an einer Windkraft-Gesellschaft Anteile an 200 Windrädern. Wir halten es für sinnvoll, Windkraft an günstigen Standorten aufzubauen und durch die Investition in viele Windräder das Risiko breiter zu streuen als wenn man ein oder zwei eigene hätte. Aber alleine der Ausbau von Windkraft oder Photovoltaik bringt uns nicht weiter.
Schäfer: Wir brauchen mehr Leitungen und Speichermöglichkeiten. Es ist ja sinnvoll, mehr Windräder dort zu bauen, wo viel Wind weht. Aber dann braucht man auch die Möglichkeiten, den Strom dorthin zu bringen, wo man ihn braucht. Weil das momentan nicht möglich ist, müssen Windräder abgeschaltet, aber ihre Leistung trotzdem vergütet werden. 2021 hätte man in Deutschland Strom im Wert von 800 Millionen Euro mehr erzeugen können, wenn es dafür Leitungen oder Speicher gegeben hätte.
Schäfer: In Deutschland wird noch länger mit fossiler Energie Strom erzeugt werden. Ein kompletter Ersatz mit regenerativer Energie funktioniert nicht, solange wir damit keine Leistungssicherheit garantieren können. Wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, brauchen wir Kraftwerke wie unseres. Umso mehr, da im April alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden.
Schäfer: Die Turbinen im Heizkraftwerk werden in zehn bis 15 Jahren nicht nur mit Gas, sondern auch mit Biogas oder Wasserstoff angetrieben werden. Ein Teil der Wärme für das Fernwärmenetz, dessen geplanter weiterer Ausbau auch CO2 spart, wird zum Beispiel aus dem Abwasser gewonnen. Nach unserer Analyse kann man damit im Winter bis zu 15 Prozent der Fernwärme erzeugen. Zusätzliche Wärme wird aus Großwärmepumpen in der Dimension einer Turnhalle generiert. In Zukunft wird Energie nicht mehr mit einer Anlage erzeugt, sondern mit einem Mix verschiedener Anlagen.
Schäfer: Ja. Aber das ist auch kein Problem, wenn man Erdgas lediglich zur Deckung der Verbrauchsspitzen einsetzt. Nur bei tiefen Temperaturen im Winter einige Wochen die Turbinen im Heizkraftwerk mit Gas laufen zu lassen, stellt keine große Klimabelastung dar.
Meine Erfahrung: In der Region ist man als WVV - Kunde auch preislich immer gut aufgehoben!
Na dann hoffen wir mal das die Mischkalkulation der überbezahlten WVV Geschäftsführergehälter dann auch sinkt, wenn die Preisabzocke der Verbraucher auch wieder zurückgeht.