Kaum ist die Modernisierung des Heizkraftwerks (HWK) an der Friedensbrücke mit einem Investitionsvolumen von rund 48 Millionen Euro abgeschlossen, nehmen die Stadtwerke das nächste Projekt in Angriff: Das HWK bekommt einen modernen Leitstand, dafür müssen Büro-Arbeitsplätze in den Außenbereich verlagert werden. Der Entwurf erhielt die volle Zustimmung der städtischen Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA).
"Heizkraftwerk wächst weiter" lautet der Arbeitstitel des Vorhabens, das auch viel mit einem neuen Geschäftsfeld der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) zu tun hat. Der Leitstand des Heizkraftwerks, die sogenannte "Warte", wird umgestaltet und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. "Sie liegt seit Jahrzehnten ohne Tageslicht mitten drin im Kraftwerk", erläuterte Armin Lewetz, Leiter des Bereichs Energiegewinnung der WVV. Für den neuen Leitstand mit Tageslicht und ergonomischen Arbeitsplätzen müssen die bisherigen Büroräume im Kraftwerk weichen.
Auf dem Dach eines Lager- und Technikgebäudes entstehen rund 20 Büroarbeitsplätze
Die neuen Büroräume müssen zeitgemäß gestaltet sein, um die WVV zum attraktiven Arbeitgeber zu machen. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt das Kommunalunternehmen nicht nur für den Transformationsprozess Würzburgs zu einer klimaneutralen Stadt, sondern auch für den erfolgreichen Bereich "Virtuelles Kraftwerk".
Von Würzburg aus steuert die WVV mehr als 200 Regelkraftwerke in ganz Deutschland, mit denen die Schwankungen im Stromnetz, die naturgemäß durch Windkraft und Photovoltaik entstehen, ausgeglichen werden. "Dieses Geschäftsfeld wächst und es wird damit auch richtig Geld verdient. Es ist unser Beitrag zur Energiewende", betonte Lewetz.
Zusammen mit dem renommierten Würzburger Architekturbüro Brückner und Brückner hat die Heizkraftwerk GmbH eine Lösung gefunden: Auf dem Dach eines Lager- und Technikgebäudes zwischen Kraftwerk, Altem Hauptzollamt und Kulturspeicher auf der südöstlichen Seite des Oskar-Laredo-Platzes entstehen in einem neuen Geschoss in Holzbauweise rund 20 moderne Büroarbeitsplätze.
Architekt: Unglaublich spannende Aufgabe im Umfeld von Kulturspeicher und Hauptzollamt
Der trapezförmige Bau wurde 1908 als Nebengebäude des Hauptzollamts errichtet. Da auf dem Grundstück des HWK quasi jeder Quadratzentimeter für verschiedenste Nutzungen benötigt wird, sprach Architekt Christian Brückner von einer unglaublich spannenden Aufgabe im Umfeld von Kulturspeicher und Hauptzollamt, die beide unter Denkmalschutz stehen: "Wir legen etwas Neues mit einer anderen Sprache und einer anderen Materialität auf den Trapezbau drauf."
Der Neubau aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz soll durch Geothermie energieautark sein und zusätzlich ein begrüntes Dach mit Photovoltaik erhalten: "Es soll ein Musterprojekt für die Stadt werden", so Brückner weiter. Zusätzlich zu den Büros wird es auf der Seite des Oskar-Laredo-Platzes einen offenen und überdachten Besprechungsbereich mit bestem Blick auf die Hafentreppe und damit im Sommer auch auf die schwimmende Bühne des Hafensommers geben.
Von der KoSA gab es ausschließlich Lob für den Entwurf. Auch Stadtbaurat Benjamin Schneider sprach von einem "sehr vielversprechenden Lösungsansatz" und gab einen Ausblick auf weitere Projekte im Umfeld: In den kommenden beiden Jahren soll der Gebäudeteil des Alten Hauptzollamts an der Schlachthofkreuzung generalsaniert werden, dort entstehen 150 neue Arbeitsplätze für die Stadtverwaltung. Im Anschluss sollen die Stellplätze vom Oskar-Laredo-Platz auf die andere Seite des Hauptzollamts, also neben die Friedensbrücke, verlegt und der Platz vor dem Bockshorn und dem Kulturspeicher begrünt und aufgewertet werden.