Wie auch in anderen Bereichen der Kulturbranche hat Corona auch für das Internationale Filmwochenende in den vergangenen Jahren für Veränderungen gesorgt. 2023 soll es jedoch wieder in gewohnter Form stattfinden. Vom 26. bis 29. Januar heißt es dann wieder "Film ab" im Central im Bürgerbräu ohne Sonderauflagen, ohne Verweilverbot und ohne heimisches Streaming.
Eine Veränderung gibt es jedoch: Die Filminitiative Würzburg, die jährlich das internationale Filmwochenende organisiert, wird seit Oktober 2022 von Werner Schmitt, Katharina Schulz und Florian Hoffmann angeführt. Sie lösten ihre Vorgängerin und Vorgänger Thomas Schulz, Viviane Bogumil und Christian Molik ab, die allesamt nicht mehr zur Wahl antraten und dabei vor allem die fehlende Unterstützung der Stadt Würzburg als Grund nennen.
Im Gespräch verraten Thomas Schulz, Werner Schmitt und Florian Hoffmann, was bei der Filminitiative gerade los ist und was sie der Stadt konkret vorwerfen.
Florian Hoffmann: Besser als in den letzten zwei Jahren. Ich bin Kabarettist, durfte eine Zeitlang nicht auf die Bühne, das war schon hart. Nun freue ich mich aber, dass ich wieder auftreten kann. Was besonders hart war, war dieser Eindruck, dass die Kulturbetriebe irrelevant sind. Doch jetzt noch darüber zu lamentieren ist blöd, deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich wieder spielen darf. Ich kann nämlich sonst nicht so viel (lacht).
Thomas Schulz: Ich bin Schulleiter und habe beruflich in den letzten beiden Jahren viel erlebt. Kinder haben massiv unter der Coronazeit gelitten und es wird Jahre dauern, bis wir diese Lücken wieder schließen werden - sowohl was den Lernstand, als auch die Folgen für die psychische Gesundheit angeht.
Schulz: Nachdem 2010 das Corso-Kino, in dem wir das Festival gespielt haben, zugemacht hat, und auch die Kooperation mit dem Cinemaxx nicht mehr lief, mussten wir das Festival irgendwie weiterleben lassen, und das hat sich als sehr schwierig herausgestellt. Das haben wir erst im Mozartgymnasium und anderen provisorischen Spielstätten versucht. Auch der Umzug aufs Bürgerbräu-Gelände war für uns ein riesiger organisatorischer Aufwand. Eigentlich sind wir als Vorstand der Filminitiative angetreten, um in erster Linie ein Programm zu machen. Doch in den letzten Jahren haben wir gemerkt, dass wir einen Partner brauchen, der uns im organisatorischen Bereich unterstützt. Denn das Central Kino ist eigentlich zu klein für ein Festival unserer Art, wir brauchen also zusätzliche Spielstätten wie das Siebold Museum, den Keller Z87 oder das VCC. Doch mit diesem Aufwand, provisorische Spielstätten zu generieren, das Ganze zu finanzieren, Sponsoren zu finden und ein großes Programm zu erstellen, sind wir immer stärker an unsere Kapazitätsgrenze gestoßen.
Schulz: Genau. Uns geht es vor allem um die organisatorische Unterstützung: Sei es der Kontakt zu Sponsoren oder die Organisation von zusätzlichen Spielstätten. Wir waren auch des Öfteren vor dem Kulturausschuss. Unser großes Ziel war es, dass die Stadt im Kulturamt eine Stelle schafft, die sich um logistische und organisatorische Aufgaben zum Festival kümmert, damit wir uns wieder auf unser Programm - und das ist Arbeit genug - konzentrieren können. Doch das hat nicht funktioniert, wir sind im Stadtrat mit knapper Mehrheit gescheitert. Der alte Vorstand, also ich, Viviane Bogumil und Christian Molik, wollten so nicht mehr weiterarbeiten. Wir sind ausgelaugt und andererseits froh, dass wir Nachfolger finden konnten. Unsere Filminitiative funktioniert sehr gut, Mitarbeiter sind da, aber wir hätten gerne das Festival in einem größeren Format mit externer Unterstützung hinbekommen.
Hoffmann: Früher bestand der Aufwand aus einem Anruf beim Corso-Kino, heute sieht das ganz anders aus. Es müssen Verhandlungen mit der Maschinenhalle gemacht werden, man muss mit dem Keller Z87 und dem VCC sprechen. Die Orga besteht aus Bedingungen klären oder provisorische Kinos bereitstellen, der Aufwand ist immens.
Schulz: Auch was Werbung angeht, ist in den letzten zehn Jahren so viel mehr Arbeit dazu gekommen. Hier hätten wir uns einfach mehr Unterstützung gewünscht.
Schulz: Kathrin Jacobs, die ehemalige Kulturamtsleiterin, war immer auf unserer Seite. Sie hat den Vorschlag der Stelle sogar gemacht. Doch im Endeffekt sind wir vor dem Stadtrat gescheitert. Es war haarscharf. Wir haben stattdessen Vorschläge bekommen, dass der Zuschuss erhöht wird, sodass wir selber jemanden einstellen können. Doch das hätte für uns ja wieder zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Werner Schmitt: Das ist so schade. Ich sehe ja, was in anderen Städten geht. Die bekommen Hallen, eine eigene Poststelle, Bürogebäude oder Spielstätten kostenlos zur Verfügung gestellt. In Würzburg wird nicht gesehen, dass die Stadt auch eine gewisse Verantwortung hat, Kulturbetriebe aufrechtzuerhalten. Die Hochkultur wie Mozartfest und Co. schon, doch die Nischen bleiben außen vor.
Hoffmann: Weil es trotzdem ein cooles Festival ist, das einfach Spaß macht! Ich fühle mich wohl mit meinem Verein. Wir suchen auch immer wieder nach Nachwuchs, denn je mehr Menschen wir sind, desto mehr können wir auch leisten. Also, falls es einen Sponsor oder andere Menschen gibt, die Lust haben, ehrenamtlich bei uns mitzumachen, können sie sich gerne bei uns melden.
Schmitt: Ich bin zum einen deshalb eingestiegen, weil ich meine Firma und mein Netzwerk habe. So kann ich mich auch mal aus meinem Betrieb herausnehmen, was andere Berufstätige nicht so einfach können. Und die hauptsächliche Arbeit, zum Beispiel mit den Spielstätten telefonieren, findet nun mal tagsüber statt, abends erreicht man viele Leute nicht mehr. Außerdem bin ich schon seit Längerem Sponsor des Festivals. Wir möchten die Menschen zudem nach Corona wieder von den Sofas holen. Das wird nochmal eine ganz schwierige Aufgabe.
Schulz: Das betrifft die Kinos stärker als das Festival. Netflix wurde jedoch auch bei uns immer mehr zum Diskussionsthema. Denn auch bei Streaminganbietern gibt es hervorragende Filme, vor allem Dokumentarfilme, die wir teilweise gerne beim Festival zeigen würden.
Hoffmann: Ganz generell gesagt, wird es insgesamt 42 Filme geben. Wir haben auch wieder alle Sparten vertreten, also Dokumentarfilm, Spielfilm, zwei Kurzfilmblöcke und auch die Stummfilm-Matinée wird es wieder gehen.
Schulz: Ein Filmtipp von mir heißt "Alle haten Johan" aus Norwegen, das ist eine ganz schräge Komödie. Gerade nach der Katastrophenphase von zwei Jahren haben wir uns überlegt, dass es ganz hilfreich wäre, die ein oder andere Komödie mehr im Programm zu haben. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Komödien sind das schwierigste Filmgenre für Filmemacherinnen und Filmemacher. Ein weiterer Tipp lautet "Girl Gang", die Langzeitdoku dreht sich um eine junge Influencerin aus Berlin, die von ihrem Vater extrem gepusht wird. Anfangs genießt sie noch den Hype um ihre Person, irgendwann schlägt dieser dann um in Belastungsphasen - ein unglaublich starker Film, ohne dabei den pädagogischen Zeigefinger zu erheben.
Schmitt: Ich kümmere mich um die Japan-Reihe als Special. Hier empfehle ich "Talking the pictures". Der Film spielt im Japan des frühen 20. Jahrhunderts und folgt den Abenteuern eines jungen Mannes, der ins Filmgeschäft einsteigen will als Erzähler für Stummfilme. Hier und da ergibt sich eine Gang-Geschichte, aber auch eine Liebesgeschichte. Nach dem Film kommt man aus dem Kino und hat eine heile Welt im Kopf, das ist schön!
Jedoch schon auch für ein Nischenpublikum..es hat sich durch ehrenamtliche Initiative entwickel und wurde von denen auch gestemmt.Das ist anerkennenswer . Wenn es aber nun nicht mehr genug gibt, die Zeit und Lust haben, sich dazu engagieren, dann ist das sehr schade, aber nicht die Aufgabe der Stadt da fester Stellen zu schaffen -gerade jetzt in schwierigen Zeiten, wo das Geld knapp ist und das Personal sowieso. Zuschüsse finde ich richtig und wichtig, aber nicht unbedingt personelle Ressourcen...
Möglicherweise ist dann dieses Model abgelaufen und es entsteht etwas Neues...
Kultur in WÜ kann und darf nicht nur Mozartfest und Stadttheater bedeuten.