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Giebelstadt
Insolvente Bavaria Yachtbau ist gerettet
Der Verkauf der insolventen Bootswerft Bavaria in Giebelstadt ist besiegelt. Was jetzt mit den 550 Mitarbeitern passiert und wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll.
Die insolvente Bavaria Yachtbau GmbH in Giebelstadt ist verkauft, und die neuen Eigentümer wollen den Bootsbauer größer machen als je zuvor. Archivfoto: Thomas Obermeier
| Die insolvente Bavaria Yachtbau GmbH in Giebelstadt ist verkauft, und die neuen Eigentümer wollen den Bootsbauer größer machen als je zuvor. Archivfoto: Thomas Obermeier
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:00 Uhr

Die Zukunft der insolventen Bootswerft Bavaria Yachtbau in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) scheint gesichert. Wie Geschäftsführer Tobias Brinkmann am Samstag mitteilte, wird ein Eigenkapitalfond das Unternehmen im Wege der übertragenen Sanierung fortführen und auch sämtliche Anteile an der französischen Tochtergesellschaft Bavaria Catamarans S.A.S. erwerben.

Alle 550 Mitarbeiter von Bavaria Yachtbau in Giebelstadt sowie alle 250 Mitarbeiter von Bavaria Catamarans in Rochefort werden übernommen. Der neue Eigentümer wurde dabei von der in Berlin ansässigen Beratungsgesellschaft CMP Management-Partners vertreten, so Tobias Brinkmann weiter.

Kaufvertrag unterzeichnet

Ein entsprechender Kaufvertrag wurde am Samstag zwischen der Eigenverwaltung der Bavaria Yachtbau GmbH und CMP geschlossen und notariell beurkundet. Der Gläubigerausschuss hat seine Zustimmung nach Auskunft des Geschäftsführers ebenso erteilt wie der Sachwalter der Bavaria Yachtbau GmbH, Hubert Ampferl. Der Kauf soll nach der Freigabe durch das Bundeskartellamt – die in wenigen Wochen erwartet wird – vollzogen werden. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

„Wir sind von den weltweiten Marktpotenzialen der Bavaria überzeugt und werden das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln.“
Ralph Kudla, CMP Capital Management-Partners

CMP Capital Management-Partners ist eine deutsche Beteiligungsgesellschaft, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 auf die Übernahme von Unternehmen in Turnaround- und Umbruchsituationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert hat. Die Fonds der CMP Gruppe werden von der CMP Capital Management-Partner GmbH mit Sitz in Berlin beraten. Mit Beteiligung am Unternehmen übernehmen Mitarbeiter der CMP operative Managementverantwortung vor Ort. Im Falle von Bavaria wird der Restrukturierungsexperte und Partner der CMP, Ralph Kudla, die Geschäftsführung ergänzen.

Kai Brandes, Geschäftsführer von CMP Capital Management-Partners erklärt: „Wir sind von den weltweiten Marktpotenzialen der Bavaria überzeugt und werden das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln. Im Zentrum der Restrukturierungsmaßnahmen werden die Rückgewinnung von Marktanteilen sowie die Verbesserung der Produktionskosten stehen.“

Schwierige Suche nach einem Käufer

Im April hatte Bavaria Yachtbau aufgrund von Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Würzburg ordnete das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an und bestellte den Hamburger Sanierungsexperten Tobias Brinkmann zum Geschäftsführer. Seitdem war Brinkmann auf die Suche nach einem Käufer für das angeschlagene Unternehmen gegangen. 

Die Bavaria Yachtbau GmbH war 1978 in Giebelstadt gegründet worden und stieg bis Mitte vergangenen Jahrzehnts mit einer Jahresproduktion von mehr als 3000 Schiffen zum größten Hersteller von Segel- und Motorjachten in Europa auf. 2007, am Vorabend der weltweiten Finanzkrise, verkauften die Gründer das Unternehmen für geschätzt 1,2 Milliarden Euro an den amerikanischen Finanzinvestor Bain Capital. Durch die Finanzkrise in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, übernahmen die beiden US-Hedgefonds Oaktree und Anchorage 2009 die Anteile.

Aussichtsreicher Bieter abgesprungen

Nach der Insolvenz im April 2018 hatte sich Sanierer Tobias Brinkmann zunächst zuversichtlich gezeigt, schnell einen neuen Eigentümer für das renommierte Unternehmen zu finden und damit eine Zerschlagung abwenden zu können. Diese Hoffnung hatte sich zunächst nicht erfüllt. Im Juli sprach Brinkmann von aussichtsreichen Verhandlungen mit mehreren Bietern. Anlässlich einer Gläubigerversammlung am 17. August musste der Geschäftsführer allerdings mitteilen, dass der aussichtsreichste Interessent abgesprungen sei.

Nach Informationen dieser Redaktion hatte der von CMP vertretene Eigenkapitalfond erst kurz zuvor ebenfalls ein Angebot vorgelegt. Wie Vertreter der Investoren im Gespräch mit der Redaktion berichteten, stehe man in enger Kooperation mit einem italienischen Jacht-Hersteller, der über langjährige Erfahrung und weltweite Vertriebskontake verfügt. Gemeinsam mit ihm wolle man Bavaria Yachtbau am Standort Giebelstadt zu einem der weltweit führenden Bootsbauer aufbauen. Der Appell der Bieter richtete sich damals an die Mitarbeiter, dem Unternehmen trotz aller Unsicherheit weiterhin die Treue zu halten, um so einen übergangslosen Produktionsbetrieb nach der Übernahme zu ermöglichen.

„Dass Bavaria bis heute 220 Yachten bauen und ausliefern konnte, zeigt, wie sehr auf die Belegschaft Verlass ist.“
Tobias Brinkmann, Geschäftsführer und Sanierungsexperte

Dank an die Mitarbeiter

Aus Sicht des Sanierungsexperten Tobias Brinkmann sind die Voraussetzungen dafür erfüllt. „Bavaria ist ein herausragendes Unternehmen mit einer starken Marke, überzeugenden Produkten und engagierten Mitarbeitern“, erklärt er in seiner Pressemitteilung. „Wir freuen uns, mit CMP einen renommierten und erfahrenen Käufer gefunden zu haben, der das Unternehmen in die Zukunft führen wird.“

Sein Dank richtet sich an Mitarbeiter, Händler, Kunden und Lieferanten, die Bavaria während des Insolvenzverfahrens unterstützt haben. „Sie alle haben Bavaria Yachtbau im Verlauf des Insolvenzverfahrens unterstützt. Dass Bavaria vom Tag der Antragstellung bis heute, also in weniger als fünf Monaten, 220 Yachten bauen und ausliefern konnte, zeigt, wie sehr auf die Belegschaft Verlass ist“, so Brinkmann.

 
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