Hier und da erinnert die Innenministerkonferenz in Würzburg an einen Schulausflug. Statt am Kabinettstisch oder in sterilen Büros tagen die Politikerinnen und Politiker und ihre Delegationen drei Tage lang in lockerer Atmosphäre. Und das Ambiente stimmt auch: Trafen sich die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren beim letzten Mal noch im Euro-Park Rust, ist es diesmal für drei Tage Würzburg. Keine Achterbahn zwar, aber der Blick vom Tagungsort CCW auf die Festung, der hat ja auch was.
Es ist kurz nach 18 Uhr am Mittwochabend, gleich ist die offizielle Eröffnung. Smalltalk im Foyer ist angesagt. Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) freut sich, dass die "Kommunalminister" in der Stadt sind. "Kommunalverfassungen waren Thema meiner Doktorarbeit", sagt Nancy Faeser (SPD), die Bundesinnenministerin. Leider habe sie keine Zeit gehabt, die Dissertation zu vollenden. Joachim Herrmann (CSU), bayerischer Innenminister und Gastgeber der Tagung, antwortet, was alle Umstehenden denken. "Ist besser so. Heute muss man als Politiker doch froh sein, keinen Doktortitel zu haben." Großes Gelächter. Die Stimmung passt.
Minuten später dann hat sich das "Dreigestirn der Würzburger Rathaus-Spitze" (Herrmann) aufgestellt: Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat seine Stellvertreter Judith Jörg (CSU) und Martin Heilig (Grüne) an der Seite. Alle drei tragen stilecht ihre Amtsketten. Heilig ist übrigens der einzige Grüne im Saal. Innenministerin oder Innenminister, das ist in Deutschland ein Geschäft, das sich CDU/CSU und SPD aufteilen. Es gibt zwar längst einen grünen und sogar einen linken Ministerpräsidenten im Lande, aber ans Innenressort, da lassen die Schwarzen und Roten keinen ran.
Joachim Herrmann: "Würzburg ist eine herzliche, weltoffene Stadt"
In seiner Eröffnungsrede erinnert Joachim Herrmann, dass er auch vor einem Jahr in Würzburg war, als die Stadt mit der tödlichen Messerattacke bundesweit Schlagzeilen schrieb. Er erwähnt das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen, vergisst aber auch nicht das "couragierte Einschreiten" von Bürgerinnen und Bürgern zu würdigen, die mit ihrem Tun noch Schlimmeres verhindert hätten. Herrmann: "Würzburg ist eine herzliche, weltoffene Stadt."
Ein Kompliment, das Christian Schuchardt natürlich gerne hört. Er betrachte die Wahl des Tagungsorts durch den bayerischen Minister als Auszeichnung, sagt der OB. Deshalb dürften sich die Ministerinnen und Minister auch ins goldene Buch der Stadt eintragen - "neben Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, Willy Brandt - und Barbara Stamm".
Eine Einladung, der die Polit-Prominenz fröhlich nachkommt, zumal Schuchardt allen noch einen Bocksbeutel vom Bürgerspital überreicht. Blitzlichtgewitter.
Zum Abendessen teilt sich die Konferenz in die A- und die B-Gruppe
Den einen Minister oder die andere Ministerin kennt man aus den TV-Nachrichten, den Niedersachsen Boris Pistorius (SPD) zum Beispiel oder den - immer braun gebrannten - Thomas Strobl (CDU) aus Baden-Württemberg. Einzelne wie der Nordrhein-Westfale Herbert Reul (CDU) sind am ersten Abend noch gar nicht in Würzburg. Bilder vom Eintrag ins goldene Buch sind jedenfalls begehrt: Facebook und Instagram wollen bedient sein. Und die Familiengruppe auf WhatsApp vermutlich auch.
Zum ersten Abendessen teilt sich die Konferenz dann auf, in die A- und die B-Gruppe. A, das sind die Ministerinnen und Minister von der SPD; B, das sind die von CDU und CSU. Auch wenn sich die meisten aus der Runde seit Jahren kennen - und vielfach duzen: Ein paar Unterschiede sollen schon sein. Bundesinnenministerin Faeser fliegt derweil wieder nach Berlin. Donnerstagmorgen ist sie im Bundestag gefordert, danach geht's wieder zurück zu den Kolleginnen und Kollegen nach Würzburg.
Minister und Ministerinnen spazieren an diesem Donnerstag durch die Stadt
Das Programm, das Gastgeber Joachim Herrmann vorstellt, ist aber auch zu schön: Donnerstagnachmittag treffen sich alle, egal ob A- oder B-Minister, zum "Kamingespräch" in der Residenz. "Es heißt, in dieser Runde kommt inhaltlich am meisten raus", sagt einer, der schon länger im Stab dabei ist. Vom CCW zum fürstbischöflichen Schloss sollen die Gäste am Mittag zu Fuß gehen, kündigt Herrmann einen gemeinsamen Spaziergang an. Dass sie sich in Zweierreihen aufstellen und an den Händen halten sollen, sagt er nicht.
Gesellig wird es am Donnerstagabend: "Wir treffen uns dann im Untergrund", sagt Minister Herrmann. Und lacht. Der Hofkeller unter der Residenz ist das Ziel.
Sehr gut, damit beweisen die Herrschaften dass sie gut zu Fuß sind; besser jedenfalls, als unser sog. Umweltbürgermeister, der vom Rathaus zum Bürgerspital einen Protz-Pkw braucht.....
sei die Stadt mit "ihren VÜD" ?!
Wenn dazu gehört im Abholbereich eines Krankenhauses, dessen vorhandene Anfahrtszone
mit Baufahrzeugen verstellt ist, sodass man für eine kurze Zeitdauer auf einen Gehweg parken
muss ( 2 Min. Beobachtungszeit) und dann still und leise einen "VÜD-Schein" in Höhe von €uro 55.-- !! vorfindet, dann bleiben einen doch glatt diese netten Worte im Hals stecken.
Danke ....... Stadt Würzburg/VÜD !!
Würde mich mal interessieren, was dieser mehrtägige Ausflug für alle Innenminister unterm Strich kostet. Die werden ja wohl kaum im Ibis Hotel absteigen..